Autor Thema: Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern  (Read 130544 times)

Warnstreik

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #555 am: 18.09.2025 10:53 »
Wenn du aber damit das Berufsbeamtentum mit dem Deal der Alimentation anstelle von Geld gegen Leistung in Gänze meinst, dann ist meine Aussage hinfällig.

Wie man das Geld nennt ist mir reichlich egal - mir geht es darum, dass ich nicht zwei Erwerbstätige mit einem Gehalt alimentieren muss. Die Familiensituation ist Privatsache, politische Stoßrichtungen werden vom Staat für alle gleichermaßen gefördert. (Elterngeld, Kindergeld, Mütterrente, Freibeträge...)

Vollender

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #556 am: 18.09.2025 11:01 »
Die Herausforderungen sind durchaus vielfältig. Bezahlbarer Wohnraum ist knapp. Nicht nur in Großstädten sondern auch teuren Regionen wie Heidelberg oder am Bodensee. Am Sozialsystem wird rumgeschraubt ohne echte Reformen. Die Babyboomer gehen in Rente. Das verschärft den Personalmangel. Keiner hat hier Bock, für eine EG13 die Nachfolge von unserem Chef anzutreten.

Das Kernproblem ist für mich in Zukunft wirtschaftlich betrachtet aber ein ganz anderes:

Unser Papiergeld im völlig am Arsch. Frankreichs Schulden als Beispiel (zweitgrößte Volkswirtschaft) im Euroraum sind nicht nur hoch, sondern strukturell und politisch kaum kontrollierbar. Die Kombination aus wirtschaftlicher Schwäche, politischer Instabilität und Reformunfähigkeit macht das Land zum potenziellen Auslöser einer echten Eurokrise. T2, das Zahlungsverkehrssystem der EZB zeigt massive Schräglage. Es gibt eine krasse Umverteilung von Zentralbankgeld innerhalb der Eurozone – und das ist kein harmloser Buchungsposten mehr. Deutschland hatte im März ein positives Saldo von 1,069 Billionen €, Spanien als Beispiel ein negatives Saldo von 444 Mrd. €. Neben systemischen Risiken könnte Vermögen aus Südeuropa verstärkt nach Deutschland fließen – was Immobilienpreise und Inflation weiter antreiben würde. Und Debatten nach gemeinsamer Haftung noch lauter werden. Wer hilft dann aber Deutschland, wenn es selbst ins Straucheln gerät?

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #557 am: 18.09.2025 11:35 »
Wenn du aber damit das Berufsbeamtentum mit dem Deal der Alimentation anstelle von Geld gegen Leistung in Gänze meinst, dann ist meine Aussage hinfällig.

Wie man das Geld nennt ist mir reichlich egal - mir geht es darum, dass ich nicht zwei Erwerbstätige mit einem Gehalt alimentieren muss. Die Familiensituation ist Privatsache, politische Stoßrichtungen werden vom Staat für alle gleichermaßen gefördert. (Elterngeld, Kindergeld, Mütterrente, Freibeträge...)
Dann scheinst du das Konzept des Berufsbeamtentums nicht zu kennen.
Das Konzept war mal, dass man den Deal eingeht, dass der Beamten sich lebenslang seinem Dienstherren hingibt und Treue schwört und stets für ihn bereitsteht und im Gegenzug der Dienstherr ihn und seine Familie lebenslang bezahlt (alimentiert).
Mal in Kurzform und umgangssprachlich.

Wenn du also gegen dieses Konzept bist und es sollen nur noch Angestellte hoheitliche Aufgaben übernehmen, dann ist es eine Lösung. Und der Polizist fällt dann ganz normal unters Tarif -und Arbeitsrecht etc.

Faunus

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #558 am: 18.09.2025 12:25 »
Naja, mal salopp geschrieben: als das Beamtentum sich etablierte, durften Frauen noch nicht wählen oder ohne Einverständnis des Ehemanns/Vaters auch nicht arbeiten. Zeiten ändern sich - auch für das Beamtentum!

Manchmal frage ich mich "was muss eigentlich in diesem Land nicht reformiert werden"!
 

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #559 am: 18.09.2025 12:28 »
Zu den Beamten mal etwas anders: Hier besteht tatsächlich mittelbar ein "Anspruch" auf eine bezahlte (bzw. alimentierte) Hausfrau (oder auch Hausmann). Dieser leitet sich daraus ab, dass ein Beamter (eigentlich!) keinen Anspruch auf individualisierte Soziallleistungen wie zum Beispiel aufstockendes Bürgergeld hat. Entsprechend muss das Netto nach Abzug der PKV mindestens 15% über dem Niveau einer gleichstarken Bedarfsgemeinschft im Bürgergeld liegen - und zwar völlig unabhängig davon, wie viele Mäuler insgesamt in so einer Familie zu stopfen sind.

Spannend ist hier, inwieweit eine solche Versorgung eines Ehepartners (und der ersten beiden Kinder) über den Grundsold oder Zulagen zu realisieren ist. Ebenso steht die Frage im Raum, ob solche Zulagen bei Erwerbstätigkeit des Partners auch einbehalten werden können.

Nebenan gibt's dazu einen Faden mit 1200 Seiten - am Ende entscheidet das BVerfG - ist spannend ;)

PeterMuellerchen

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #560 am: 18.09.2025 13:53 »
Naja, mal salopp geschrieben: als das Beamtentum sich etablierte, durften Frauen noch nicht wählen oder ohne Einverständnis des Ehemanns/Vaters auch nicht arbeiten. Zeiten ändern sich - auch für das Beamtentum!

Manchmal frage ich mich "was muss eigentlich in diesem Land nicht reformiert werden"!
Du kannst sowas aber nicht von heute auf Morgen "reformieren". Heute das Beamtentum abschaffen und alle sind Angestellte? Besonders geil für die Leute die zeitnah in Rente gehen und keinerlei Rentenansprüche haben aber Pension gibts ja nichtmehr. Dazu würden viele kündigen wenn sie keine Beamten mehr sind. Das muss langsam erfolgen und das tut es ja. Früher waren bei  uns alle verbeamtet, heute ist es nur noch ein ganz kleiner Teil und in erster Linie die "alten". Neue Beamte kommen kaum noch nach, alles nurnoch Angestellte. Neulich wurden bei gut 3000 Mitarbeitern 5 neue Beamtenstellen gesucht und vergeben.

Man kann auch die Rente nicht von heute auf morgen reformieren. Die aktuellen Renter haben Dekadenlang eingezahlt und denen plötzlich was zu streichen geht nicht. Den jetzt arbeitenden einfach mehr Geld aus der Tausche zu ziehen geht aber auch nicht. Auch hier muss das langsam erfolgen.

Dazu denkt die Politik nur von 12 bis Mittag. Die investiert doch heute kein Geld wenns sich nicht bis spätestens zur nächsten Wahl schon auszahlt. Und gestartete Reformen der Vorgängerregierung wirft die Folgeregierung auch gerne mal übern Haufen.

Vollender

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #561 am: 18.09.2025 14:00 »
Können die Fragen zu Beamten und Beamtentum mit Schwerpunkt im betreffenden Bereich diskutiert werden? Hier sollte es vornehmlich um Belange zum TV-L und der Angestelten gehen. Problematisch genug, dass bei den Tarifverhandlungen immer auch die Thematik Übertragung der Ergebnisse mitschwingt, was optimale Ergebnisse für die Angestellten sicherlich hinreichend ausbremst.

Warnstreik

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #562 am: 18.09.2025 14:07 »
Naja, mal salopp geschrieben: als das Beamtentum sich etablierte, durften Frauen noch nicht wählen oder ohne Einverständnis des Ehemanns/Vaters auch nicht arbeiten. Zeiten ändern sich - auch für das Beamtentum!

Manchmal frage ich mich "was muss eigentlich in diesem Land nicht reformiert werden"!
Du kannst sowas aber nicht von heute auf Morgen "reformieren". Heute das Beamtentum abschaffen und alle sind Angestellte? Besonders geil für die Leute die zeitnah in Rente gehen und keinerlei Rentenansprüche haben aber Pension gibts ja nichtmehr. Dazu würden viele kündigen wenn sie keine Beamten mehr sind. Das muss langsam erfolgen und das tut es ja. Früher waren bei  uns alle verbeamtet, heute ist es nur noch ein ganz kleiner Teil und in erster Linie die "alten". Neue Beamte kommen kaum noch nach, alles nurnoch Angestellte. Neulich wurden bei gut 3000 Mitarbeitern 5 neue Beamtenstellen gesucht und vergeben.

Man kann auch die Rente nicht von heute auf morgen reformieren. Die aktuellen Renter haben Dekadenlang eingezahlt und denen plötzlich was zu streichen geht nicht. Den jetzt arbeitenden einfach mehr Geld aus der Tausche zu ziehen geht aber auch nicht. Auch hier muss das langsam erfolgen.

Dazu denkt die Politik nur von 12 bis Mittag. Die investiert doch heute kein Geld wenns sich nicht bis spätestens zur nächsten Wahl schon auszahlt. Und gestartete Reformen der Vorgängerregierung wirft die Folgeregierung auch gerne mal übern Haufen.

Es geht vieles, man muss es nur wollen. Natürlich muss man bestehende Ansprüche berücksichtigen, aber man muss auch anfangen. Und auch darf und muss es härten geben...

@Faunus
Genau das ist mein Punkt.

Man könnte z.B. für die Berechnung einer Amtsangemessenen Alimentierung das deutsche Medianeinkommen zum durchschnittliuchen Beschäftigungsgrad hinzurechnen. Ich glaube es gibt auch Bundesländer, die das so machen. Gerne kann man dann allen ein wenig mehr geben.
Ich kann doch nicht diskutieren, wie ich die Beschäftigungsquote von Frauen erhöhen kann und gleichzeitig Hausfrauen gezielt mitfinanzieren.

Im Übrigen ist das ganze Treuegesülze eh makulatur. Beamte sind nicht gefangen im Beamtentum und können dieses Verhältnis einseitig beenden. Wie oft eine erzwungene Abordnung oder Versetzung passiert darf man auch fragen. Und streiken muss auch niemand - die Erhöhungen gibt es frei Haus.

Warnstreik

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #563 am: 18.09.2025 14:08 »
Können die Fragen zu Beamten und Beamtentum mit Schwerpunkt im betreffenden Bereich diskutiert werden? Hier sollte es vornehmlich um Belange zum TV-L und der Angestelten gehen. Problematisch genug, dass bei den Tarifverhandlungen immer auch die Thematik Übertragung der Ergebnisse mitschwingt, was optimale Ergebnisse für die Angestellten sicherlich hinreichend ausbremst.

Stimmt, sorry!

Genau so muss es sein: das Beamtentum sollte keinerlei Auswirkungen auf Tarifverhandlungen haben. Das müssen die Tarifgemeinschaften aber auch so sehen.

Organisator

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #564 am: 18.09.2025 14:18 »
Wie oft eine erzwungene Abordnung oder Versetzung passiert darf man auch fragen.
Z.B. Im Bereich Bundeswehr oder Bundespolizei regelmäßig.

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #565 am: 18.09.2025 14:20 »
Können die Fragen zu Beamten und Beamtentum mit Schwerpunkt im betreffenden Bereich diskutiert werden? Hier sollte es vornehmlich um Belange zum TV-L und der Angestelten gehen. Problematisch genug, dass bei den Tarifverhandlungen immer auch die Thematik Übertragung der Ergebnisse mitschwingt, was optimale Ergebnisse für die Angestellten sicherlich hinreichend ausbremst.

Stimmt, sorry!

Genau so muss es sein: das Beamtentum sollte keinerlei Auswirkungen auf Tarifverhandlungen haben. Das müssen die Tarifgemeinschaften aber auch so sehen.

Die Verquickung ist aber rezent noch real - und im Bereich der Länder findet man nun auch das Gros der Beamtenschar.

Vollender

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #566 am: 18.09.2025 14:30 »
Sicherlich. Aber nicht unbedingt von Vorteil für die Angestellten imTV-L, oder? Ich sehe dadurch insbesondere die Angestellten benachteiligt. Sie sollen streiken und der Kuchen ist zugleich klar begrenzt.