Autor Thema: Tarifrunde 2019 - Diskussion  (Read 365983 times)

Gartenilse

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #1035 am: 13.01.2019 18:01 »

Und dann bin ich auch einerseits auch voll bei dir: TB Lehrer sind die, die am meisten gearscht wurden im TV-L System über die letzten Jahre und auch verdammt wie Sklaven vom AG behandelt wurden.
Leider hört man ja aber eben solche Geschichten auch bei den anderen TBler, dort allerdings ist es halt (idR) das fehlende Wissen oder Willen sich korrekt bezahlen zu lassen.

Mir persönlich ist allerdings unverständlich wie die Gewerkschaften so etwas zulassen konnten und warum Lehrer, zumindest in den Bundesländer wo die TB Lehrer eine kritische Masse gegenüber den Beamten haben, nicht eine Besserstellung erstreikten. (Sachsen >90% vorweg, aber NRW hat ja auch wohl ~20%).

Tja, uns am meisten angears... (jedenfalls in Sachsen) die Seiteneinsteiger. Beispiel: Seiteneinsteiger Berufsschule, Lernfelder Metalltechnik, Technisches Zeichnen etc., Die Anforderungen genau wie an alle Lehrkräfte, die Tätigkeit genau dasselbe. Nach der berufsbegleitenden Qualifizierung gibt es 2 Gehaltsstufen weniger als für die anderen, bei haargenau derselben Tätigkeit... "Sie sind ja nur Ein-Fach-Lehrer". Komisch, warum unterrichtet derjenige dann aber genauso 3 Fächer wie die KollegInnen? Hm, da muss ich mal kurz überlegen, sollte man im TV-L nicht eigentlich nach Tätigkeit bezahlt werden und nicht nach dem "richtigen" Studienfach? Komisch....


Amiga

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #1036 am: 13.01.2019 20:48 »
@Gartenilse:

Lehrer sein ist mehr als nur den Lernstoff auswendig zu können. Keineswegs sind alle Lehrer immer top fit, aber mehr als ein Quereinsteigern sollten sie schon drauf haben - zumindest im Schnitt. Wenn es dem Quereinsteiger zu wenig Geld ist, zwingt ihn niemand das zu tun. Die Leibeigenschaft ist vor langer Zeit abgeschafft; sogar in Sachsen.

Lehrerbashing ist mir persönlich zu billig, nicht nur bei der Bezahlung. Jeder kann das werden, wenn er meint, sich dazu berufen zu fühlen. Ich möchte mit den ganzen pseudointellektuellen Prinzessinnen und Prinzen nichts zu haben. Das reicht mir schon auf der Arbeit, wenn sie eigentlich reif und alt genug sein sollten - aber nicht sind.
Es heißt übrigens bald nicht mehr "Deutscher", sondern "maximal besteuerte und geduldete Altlast ohne Migrationshintergrund".

nichts_tun

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« Antwort #1037 am: 13.01.2019 20:52 »
@Gartenilse: Solche Regelungen sind nichts ungewöhnliches. So ist in § 1 Abs. 4 der Vorbemerkung der Anlage A zum TV-L bestimmt, dass jemand, der eine bestimmte Ausbildung nicht erfüllt, die einem Tätigkeitsmerkmal zugrunde liegt, dieser Beschäftigte eine Entgeltgruppe niedriger eingruppiert ist. Mithin sind nicht nur Lehrer von solchen Regelungen betroffen. Insofern ist daran nichts "komisch".

Und ja, es macht einen Unterschied, ob ich ein Lehramtsstudium durchlaufen habe oder ob ich als Seiteneinsteiger in den Lehrerberuf eintrete.

Spid

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #1038 am: 13.01.2019 21:14 »
Und auch Abweichungen von dieser Regelung mit deutlich niedrigerer Eingruppierung sind im TV-L (und auch im TVÖD) durchaus auch bei anderen Berufsgruppen vorgesehen, z.B. in Teil II Abschnitte 20.4 und 20.6 EGO.

Icke

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« Antwort #1039 am: 14.01.2019 00:05 »
@Gartenilse: Solche Regelungen sind nichts ungewöhnliches. So ist in § 1 Abs. 4 der Vorbemerkung der Anlage A zum TV-L bestimmt, dass jemand, der eine bestimmte Ausbildung nicht erfüllt, die einem Tätigkeitsmerkmal zugrunde liegt, dieser Beschäftigte eine Entgeltgruppe niedriger eingruppiert ist. Mithin sind nicht nur Lehrer von solchen Regelungen betroffen. Insofern ist daran nichts "komisch".

Und ja, es macht einen Unterschied, ob ich ein Lehramtsstudium durchlaufen habe oder ob ich als Seiteneinsteiger in den Lehrerberuf eintrete.

Andererseits passt das ja nicht zu dem hier oft vorgebrachten Argument, dass TB keinerlei Bildungsvoraussetzungen mitbringen müssen, und dennoch von E1 bis E15 eingruppiert werden können.

Spid

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« Antwort #1040 am: 14.01.2019 01:10 »
Inwiefern?

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #1041 am: 14.01.2019 06:43 »
@Gartenilse: Solche Regelungen sind nichts ungewöhnliches. So ist in § 1 Abs. 4 der Vorbemerkung der Anlage A zum TV-L bestimmt, dass jemand, der eine bestimmte Ausbildung nicht erfüllt, die einem Tätigkeitsmerkmal zugrunde liegt, dieser Beschäftigte eine Entgeltgruppe niedriger eingruppiert ist. Mithin sind nicht nur Lehrer von solchen Regelungen betroffen. Insofern ist daran nichts "komisch".

Und ja, es macht einen Unterschied, ob ich ein Lehramtsstudium durchlaufen habe oder ob ich als Seiteneinsteiger in den Lehrerberuf eintrete.

Andererseits passt das ja nicht zu dem hier oft vorgebrachten Argument, dass TB keinerlei Bildungsvoraussetzungen mitbringen müssen, und dennoch von E1 bis E15 eingruppiert werden können.
Da scheinst du was nicht zu verstehen. Wenn du dich auf eine E15 Stelle bewirbst und die Stelle erhältst, aber keinerlei Ausbildung hast, dann bekommst du halt die Entlohnung der E14.
Soweit das tarifliche.
Das es wenige Menschen in der Personalverwaltungen gibt, die so etwas machen würden und dass es ebenso wenige Menschen gibt, die ohne Ausbildung dieses Jobangebot erhalten würden ist komplett außerhalb der tariflichen Regelungen und natürlich erlebte Realität.
Anstelle E14/E15 kann man beliebige andere EGs einsetzte, an denen eine nicht tariflich existierende, aber leider gelebte Bildungsvoraussetzungshürde steht.

MoinMoin

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« Antwort #1042 am: 14.01.2019 06:49 »
DA zeigt sich mal wieder, dass die Gewerkschaften ein schlechtes Marketing haben und/oder obsolet sind.

Wenn dem so wäre; warum beschweren sich - nicht nur in diessem Forum - landauf landab vorallem Nichtorganiserte darüber, dass die Gewerkschaften nicht "genug machen" ?  Aber vielleicht kann man ja diese Menschen auf den "Herrn" verweisen, fall sie sich auch nicht durch die Arbeitgeber vertreten sehen.
Weil die Gewerkschaften ein schlechtes Marketing haben und offenbar ein Zielgruppe (schlecht bezahlte Lehrer) nicht erreichen und offensichtlich es nicht vermögen diese lukrative Zielgruppe als Kunden zu gewinnen, haben sie mEn leider ein schlechtes Marketing. Und wenn ich dann auch noch höre, dass diese Gewerkschaften einen inneren Zielkonflikt unterliegen (so wie Lothar57 es darlegte TB Lehrer und Beamten Lehrer gleichzeitig vertreten) dann könnte ich auf den Gedanken kommen, dass diese aktuell dort auftretenen Gewerkschaften obsolet sind,da sie in sich zerrissen sind.

Das mit (oder durch?) Gewerkschaften auch großartiges Geschieht bzw. was als "Errungenschaft" der Gewerkschaften zu erleben ist und mir zeigt, dass sie dann doch eine Daseins Berechtigung haben, ist allerdings die Einführung von Ausbildungsentgelt für viele med. Ausbildungen (MTA etc.). Da hat die Gewerkschaft mal "Stärke" gezeigt.

TonyBox

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #1043 am: 14.01.2019 08:32 »
wenn man sich die Tabelle http://oeffentlicher-dienst.info/tv-l/tr/2019/
ansieht, wird sich doch bei den aktuellen Verhandlungen nicht viel Tun...

Verdi ist hier viel zu lasch...

immer drei Runden nie Streik nur ein einziges Mal eine Schlichtung in den letzten Jahren. Ist doch klar das die AG-Seite denkt Sie könne alles machen.

Wenn man dann wieder hört, oh die Steuereinnahmen werden in den nächsten Jahren nicht mehr so Sprudeln. Auch wenn diese Sprudeln ist bisher doch noch nie ein richtig gutes Ergebnis für die TVL-Gemeinschaft gekommen, oder?  Immer nur so um die Inflation mehr nicht... Effektiv zahlen wir nur drauf.

Auch wenn ich das sehe wie Lehrer bezahlt werden mit E11 nie Festeinstellungen immer nur Inselbeschäftigungen. Bitte nicht falsch verstehen, aber mir tut diese Berufsgruppe schon teilweise Leid. Sie machen erst ein langes Studium und bekommen als Dank noch nicht einmal eine Arbeit mit festem, geregelten Einkommen.

Meine Prognose 2-2,3% für 2019 und noch mal für 2020. Dann aber nur mit Goodwill und mit sinkender Zukunftsprognose  8)

Bitte VERDI mal STREIKEN und mal richtig Dampf in den Kessel bringen. Man kann auch mal die Streikkassen belasten nicht immer solche solala Verhandlungen abliefern.




Finanzer

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« Antwort #1044 am: 14.01.2019 09:48 »
@Tonybox: Grundsätzlich nichts dagegen einzuwenden, aber dann müsste man gezielt Streiks so organisieren das es auch den richtigen Leuten weh tut.
Ich finde die Idee sehr sympathisch die Rechenzentren zu bestreiken, zumindest die Hessischen Finanzämter wären dann nach ein paar Tagen lahmgelegt.

Die Frage ist, ob die Streikkasse überhaupt sooo voll ist...

daseinsvorsorge

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« Antwort #1045 am: 14.01.2019 09:53 »

Verdi ist hier viel zu lasch...

Bitte VERDI mal STREIKEN und mal richtig Dampf in den Kessel bringen. Man kann auch mal die Streikkassen belasten nicht immer solche solala Verhandlungen abliefern.

Wer soll denn ernsthaft streiken, wenn so wenige organisiert sind ?

daseinsvorsorge

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« Antwort #1046 am: 14.01.2019 09:54 »
@Tonybox: Grundsätzlich nichts dagegen einzuwenden, aber dann müsste man gezielt Streiks so organisieren das es auch den richtigen Leuten weh tut.
Ich finde die Idee sehr sympathisch die Rechenzentren zu bestreiken, zumindest die Hessischen Finanzämter wären dann nach ein paar Tagen lahmgelegt.

Die Frage ist, ob die Streikkasse überhaupt sooo voll ist...

Die einzige Frage ist, sind die Beschäftigten dort bereit zu streiken ...

Modulator

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« Antwort #1047 am: 14.01.2019 09:55 »
Ein Grund für die schlechten Abschlüsse liegt bekannterweise in der nicht vorhandenen Lobby, die der ÖD in der Öffentlichkeit hat. Für die sind wir nur unproduktive Kostenfaktoren, die den ganzen Tag nichts arbeiten und sich einen faulen Lenz machen. Das dies schon lange nicht mehr so ist und früher vielleicht mal wirklich so war, kann man viel erzählen. Klischees müssen nun einmal gepflegt werden.

Wenn Verdi nach den Verhandlungen wieder mal die Prozente addiert und von einem Lohnplus über 4,x% berichtet, geht meist unter, dass dies auf 2 Jahre verteilt wird und gerade mal die Inflation ausgleicht - bestenfalls.

Es hört sich  bei der eigenen  Klienten einfach besser an, ist aber in der Öffentlichkeit kontraproduktiv.



MoinMoin

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« Antwort #1048 am: 14.01.2019 09:59 »
@Tonybox: Grundsätzlich nichts dagegen einzuwenden, aber dann müsste man gezielt Streiks so organisieren das es auch den richtigen Leuten weh tut.
Ich finde die Idee sehr sympathisch die Rechenzentren zu bestreiken, zumindest die Hessischen Finanzämter wären dann nach ein paar Tagen lahmgelegt.
Ja, zielgerichtet sollten Streiks schon sein, aber dass die Rechenzentren so schnell lahm zu legen sind, bezweifel ich arg.
a) weil es dort auch erstaunlich viele Beamte gibt
b) wenn ein Rechenzentrum nach 5 Tage nicht mehr läuft, weil die Menschen fehlen, dann stimmt was mit der Konzeption der Systeme nicht.
c) ich glaube, dass es nicht erlaubt ist, die Systeme für den Streik in einem nicht funktionierenden Zustand zu bringen.

Und wg. Streikkasse: Ich bin nicht mehr Einzahler und würde aber natürlich trotzdem meine Freizeit für die sogenannte Folklore-Veranstaltung einbringen. Sofern die Ziele für die ich auf die Strasse gehen soll stimmen.  ::)

MoinMoin

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« Antwort #1049 am: 14.01.2019 10:00 »
Es hört sich  bei der eigenen  Klienten einfach besser an, ist aber in der Öffentlichkeit kontraproduktiv.
Hihi da sind wir wieder beim Marketing (duck weg)