Autor Thema: Tarifrunde 2019 - Diskussion  (Read 365977 times)

Bastel

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #1170 am: 16.01.2019 12:41 »
Erhöhung der Jahressonderzahlung, niedrigere VBL Beiträge, Kürzung der Stufenlaufzeiten wären alles Maßnahmen die keine Auswirkung auf die Besoldung hätten... Wo ein Wille, da ein Weg...

Lars73

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #1171 am: 16.01.2019 12:44 »
@Bastel
Diese würden durchaus Einfluss haben auf das verfassungskonforme Besoldungsniveau für Beamte.
Es sind lediglich Dinge die man nicht einfach 1:1 umsetzen kann.

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #1172 am: 16.01.2019 13:09 »
Wie wäre es damit:
Wochenarbeitszeit um 1-2 Stunden kürzen.
Das kostet fast kein Geld, weil die Menschen ja trotzdem die gleiche Arbeit leisten werden (müssen) ist aber schön als Großartige % Punkte Gehaltssteigerung für die Gewerkschaft umzurechen.
Und dort wo mal mehr gearbeitet werden muss, da kann man ja die Überstunden auszahlen.

Buccaneer

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #1173 am: 16.01.2019 13:21 »
Erhöhung der Jahressonderzahlung, niedrigere VBL Beiträge, Kürzung der Stufenlaufzeiten wären alles Maßnahmen die keine Auswirkung auf die Besoldung hätten...
...Freibier, Groupies,...

Buccaneer

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #1174 am: 16.01.2019 13:24 »
Wie wäre es damit:
Wochenarbeitszeit um 1-2 Stunden kürzen.
...gab es doch schon!! Zuerst (statt Gehaltserhöhung) von 40 auf 38,5 Std., in der übernächsten Runde (als Kompensation für die Gehaltserhöhung) wieder auf 40 zurück...und natürlich die -01,% für die Pensionsrücklage nicht vergessen, die damals ebenso abgezogen wurde...
« Last Edit: 16.01.2019 13:27 von Buccaneer »

Finanzer

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #1175 am: 16.01.2019 13:41 »
...gab es doch schon!! Zuerst (statt Gehaltserhöhung) von 40 auf 38,5 Std., in der übernächsten Runde (als Kompensation für die Gehaltserhöhung) wieder auf 40 zurück...und natürlich die -01,% für die Pensionsrücklage nicht vergessen, die damals ebenso abgezogen wurde...
Dazu Beispiel Hessen: Statt Lohnerhöhung Senkung auf 38,5 Stunden.... um dann ohne Lohnausgleich auf 42 Stunden hochzugehen. Zum Glück war das vor meiner Zeit, wenn man es nicht besser kennt sind 42 Stunden (inzwischen 41) noch auszuhalten.

@MoinMoin: Die von den Gerichten ausgearbeiteten Punkte klingen auf dem Papier gut, müssen aber trotzdem erst langwierig eingeklagt werden. Bei uns Hessen ist das gefühlt erstmal im Sande verlaufen, zumindest gab es da schon lange keine Neuigkeiten.
Eine wie auch immer geartete Automatik wäre da besser.

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #1176 am: 16.01.2019 15:23 »
Wie wäre es damit:
Wochenarbeitszeit um 1-2 Stunden kürzen.
...gab es doch schon!!
Zur Info: Wir befinden hier im Bereich TV-L.

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #1177 am: 16.01.2019 15:28 »
Eine wie auch immer geartete Automatik wäre da besser.
Die nicht greift, wenn z.B. die Inflation 2% ist, die TBler 3% mehr bekommen, die Beamten aber eben nur 2%  und das 5x hintereinander, dann wird wieder das Einklagen notwendig.
Und ja, wenn auch die TBler nach den gleichen Grundsätzen ein Steigerung  erhalten wird ein Schuh draus.
Wobei die Bruttogehälter trotzdem unterschiedlich stark (prozentual) steigen müssten, damit die Nettosteigerung einigermaßen im Gleichklang ist (solange wir dieses Steuersystem etc. habe).

Buccaneer

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #1178 am: 16.01.2019 16:18 »
Zur Info: Wir befinden hier im Bereich TV-L.
[/quote]
Ist ja richtig, aber wie wir auf den letzten 79 Seiten gelernt haben, hängen die Beamten ja doch irgendwo mit drin. Der TVL-Abschluß wurde damals ja eben gerade nicht auf die Beamten übertragen, weil bei ersterem ja schon 38,5 std. galten...

Iunius

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #1179 am: 16.01.2019 21:09 »
Ich hatte die fragliche Ehre an solchen Verhandlungen im Hintergrund Gewerkschaftsseitig teilnehmen zu dürfen. Und auch wenn Sie glauben da würde nicht über die Beamtenbesoldung verhandelt ist diese dennoch in der Verhandlungsmasse vorhanden. Zitat (etwas frei da schon 2 Jahre her):

"Wenn wir den Angestellten mehr geben wird das nicht auf die Beamten übertragbar sein und Ihre Forderung wird genau das auslösen; können Sie das ihren verbeamteten Mitgliedern vermitteln?"
"Mit einigen Schwierigkeiten ja, aber für die GEW dürfte das Existenzbedrohend werden."

Tadaaa :)


MoinMoin

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #1180 am: 17.01.2019 07:46 »
Was ja zeigt, dilettantisch die Gewerkschaft ist und sich selber schwach macht.
Eine kurze klare Antwort nach dem Motto:
1.) Der Gesetzgeber sitzt hier nicht mit am Tisch
2.) Der Gesetzgeber muss für sich selber entscheiden, was er macht. Da kann ich als Gewerkschaft für die Beamten ihm zur gegeben Zeit ins gewissen reden, nachdem ich meine Arbeit als Gewerkschaft für die Tarifbeschäftigten meine Arbeit erledigt habe, schön eins nach dem anderen.
3.) Sollte der Gesetzgeber die vom BVerG vorgegebenen Verpflichtungen nicht nachkommen wird man klagen müssen.

Stattdessen Selbstkastration. Es wundert mich immer wieder, wieso sich da die Lehrer so lange haben verarschen lassen.

Garfield

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #1181 am: 17.01.2019 08:19 »
Montag geht es endlich voran im Drehbuch Tarifrunde.
Die AG Seite wird die Forderungen zurückweisen.
Verdi wird verkünden, dass der AG gar kein Angebot vorgelegt hat, dass man weit auseinander sei und dass man zu Streiks bereit ist.

Am 06.02 geht es dann weiter, da wird man verkünden, dass die AG Seite weiterhin kein Angebot vorgelegt hat und zu den Warnstreiks aufrufen und ein paar Wochen so tun als ob man Lärm macht, bis dann am 01.03 die überraschende Einigung verkündet wird. 

The same procedure as every year, James.

TV-Ler

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #1182 am: 17.01.2019 08:29 »
Was ja zeigt, dilettantisch die Gewerkschaft ist und sich selber schwach macht.
Eine kurze klare Antwort nach dem Motto:
1.) Der Gesetzgeber sitzt hier nicht mit am Tisch
2.) Der Gesetzgeber muss für sich selber entscheiden, was er macht. Da kann ich als Gewerkschaft für die Beamten ihm zur gegeben Zeit ins gewissen reden, nachdem ich meine Arbeit als Gewerkschaft für die Tarifbeschäftigten meine Arbeit erledigt habe, schön eins nach dem anderen.
3.) Sollte der Gesetzgeber die vom BVerG vorgegebenen Verpflichtungen nicht nachkommen wird man klagen müssen.

Stattdessen Selbstkastration. Es wundert mich immer wieder, wieso sich da die Lehrer so lange haben verarschen lassen.
Überlegen wir mal, wie es dann weitergehen würde:
TdL: Nun wie auch immer, wir lehnen alle eure Forderungen ab!
Gewerkschaften: Dann gehen wir von Warnstreiks zu Vollstreiks über!
TdL: Bitte sehr ...

Gewerkschaften streiken also. Streikteilnahme erwartbar eher bescheiden, da hilft auch alles hochjubeln und faseln über tolle Streikbeteiligung nichts.
Der Arbeitgeberseite geht es hingegen weitgehend am *rsch vorbei ...
... diejenigen, die teilgenommen haben fühlen sich allerdings großartig, mächtig und zu weiteren Großtaten bereit (was völlig menschlich und verständlich ist).

Dann setzt man sich wieder zusammen und siehe da, die TdL ist weiterhin nicht sehr beeindruckt von der Macht und Herrlichkeit der Gewerkschaften, ist aber großzügigerweise nun bereit ein erstes, überaus schäbiges Angebot zu machen.

Nachdem der Vollstreik Hoffnungen geschürt hat und die Basis sich stark fühlt (siehe oben), bricht Empörung aus und das Verlangen, es der TdL mal so richtig zu zeigen!

In Funktionärskreisen bricht hingegen blanke Panik aus, da man dort um die wahren bescheidenen Zahlen weiß und vor allem weiß, das die Streikgeldkasse nicht unendlich ist ...
Man erinnert sich mit Grausen an 1993 zurück, als unter Monika Wulf-Mathies die damalige ÖTV auf genau diese Weise auf das Böseste auf die Fresse gefallen ist und am Ende (nachdem es noch über ein Schlichtungsverfahren ging) mit einem wirklichen Drecksabschluss einen gigantischen Mitgliederschwund ausgelöst hat ...

Man überlegt fieberhaft, wie man den Geist wieder in die Flasche zurückbekommt?

Schließlich haben die Vertreter der TdL ein Einsehen, machen ein etwas besseres Angebot (welches im Volumen selbstverständlich genau dem entspricht, was im Vorfeld von den Finanzministern der Länder ohnehin eingeplant wurde) und erlösen somit die unglücklichen Gewerkschaftsfunktionäre. Schließlich haben die TdLer keinen großen Bock auf die "Verhandlungen" und wollen zu einem baldigen Ende kommen.

Daraufhin schalten die Gewerkschaftler erleichtert in den üblichen Modus des maßlosen Hochjubelns des Ergebnisses.

Alle durchschauen es, viele sagen sich "Na gut, ist nicht toll aber für mich ok. Ich glaube auch nicht, das weitere Streiks noch mehr bringen würden", andere sind hingegen wütend und treten umgehend aus der Gewerkschaft aus. Wieder andere schlafen noch eine Nacht drüber und beschließen für sich, nie wieder einem Streikaufruf zu folgen, bleiben aber Mitglied um der Sache willen.

Damit dieses Szenario einmal anders ablaufen kann, braucht es sicher andere Funktionäre. Nur setzen andere Funktionäre auch eine andere Mitgliedschaft voraus, die solche Funktionäre nicht ewig auf kleinster Flamme schalten und walten lässt ...

... trotz allem Meckerns und Schimpfens scheint die Not also noch nicht so groß, als das man sich mehr als üblich zu bewegen bereit ist.


Kaiser80

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #1183 am: 17.01.2019 08:46 »
Sehr schön geschrieben

Lothar57

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Gewerkschaft zwischen Baum und Borke
« Antwort #1184 am: 17.01.2019 14:09 »
Die Gewerkschaften, insbesondere die GEW, stecken da zwischen dem sprichtwörtlichen Baum und der Borke. Sie müssen die Interessen von TBs und Beamten gleichermaßen vertreten, obwohl deren Anliegen teilweise divergent sind. Gemeinsam ist vor allem der Bedarf nach einer allgemeinen Erhöhung der Bezüge bzw. Entgelte. Diese werden nach Abschluss der Tarifverhandlungen durch beide Parteien auch deutlich in den Vordergrund gestellt. Eine Verbesserung der Entgeltordnung für Lehrer oder eine Angleichung der Nettoeinkünfte hilft zwar den TBs, belastet aber den Haushalt auch der Beamten und verringert dadurch den allgemeinen Zugewinn. Besonders problematisch wird es, wenn die Beamten innerhalb einer  Gewerkschaft obendrein noch die Mehrheit darstellen. Wie leider auch dieses Forum zeigt, ist es mit der Soldiratät immer etwas schwierig.
So kommt es zu einer gewaltigen Schieflage, in der die TB-Lehrer gleichzeitig alle Nachteile des Beamtendaseins und die der Tarifbeschäftigung auf sich nehmen müssen. Hier eine Auswahl:
1. Verbot der Höhergruppierung über zwei Gruppen - analog zum Verbot der Sprungbeförderung bei Beamten.
2. Mehrmonatige Probezeit nach Übernahme einer Funktionsstellen bis es zur Höhergruppierung kommt, analog zur Probezeit bei Beamten.
3. Keine stufengleiche Höhergruppierung mit teils deutlichen Gehaltseinbußen (im Vergleich zur stufengleichen Höhergruppierung), im Gegensatz zur stufengleichen Beförderung bei Beamten.
4. TBs erhalten Rente, die sich - vereinfacht gesagt - an der Summe der Einkünfte während der Lebensarbeitszeit orientiert. Eine Höhergruppierung im letzten Jahrzehnt der Berufstätigkeit wird so nur noch wenig rentenwirksam - und schon gar nicht, wenn nicht stufengleich höhergruppiert wird. Die Pension der Beamten richtet sich dagegen nach der letzten Gehaltsgruppe, wenn seit der letzten Beförderung eine, wenige Jahre dauernde Frist vergangen ist.
5. ... und natürlich last not least und nur am Rande: TBs zahlen Sozialversicherungsbeiträge.

Das soll kein Beamten-Bashing sein. Ich kann gönnen. Es zeigt aber zum einen die ungleiche Behandlung gleichartig eingesetzter und qualifizierter Fachkräfte durch den selben Arbeitgeber, zum anderen aber auch die Krux der Gewerkschaften.
« Last Edit: 17.01.2019 14:25 von Lothar57 »
Ceterum censeo paralleltabellum esse einzufuehrendam.