Autor Thema: Tarifrunde 2019 - Diskussion  (Read 365967 times)

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #855 am: 08.01.2019 18:00 »
Ich verstehe einige hier nicht. Hier schreiben einige das alles so toll ist und jegliche Forderung überzogen ist.
Es wird mit Einkommensstatistiken umhergeworfen und zeitgleich Äpfel mit Birnen verglichen.

Deutschland hat ca. 25 % seiner Beschäftigten im Niedriglohnsektor angesiedelt. Das verwässert den Lohnvergleich.
Ich habe den Durchschnittslohn aufgeführt um zu zeigen, wo man sich mit welchen Gehalt befindet.
Zitat
Ein sinnvoller Lohnvergleich ist nur gegeben wenn dieser berufsbezogen ist. Und da sehen die Vergleiche mal ganz anders aus.
Auch darauf bin ich eingegangen und leider verdienen in gewissen Bereichen des TVxx die Menschen in der pW weniger als im öD, hier hat man also auch keine starken Argumente.
Zitat
Zudem befindet sich der Arbeitgeber, welcher unter TV L einstellt eben in Konkurrenz zu TVV, TVöd, IG Metall, Außertarif. Und der Marktanteil an Attraktivität ist schrumpfend. Das sollten auch einige Mal hier akzeptieren.
Ja bin ich bei dir, allerdings IG Metall trifft es eher nur sehr eingeschränkt, wenn man wirkliche einen berufsbezogen Lohnvergleich machen will. Mir fallen nicht viele Bereiche ein, wo TVx in direkter Konkurrenz zur IGM steht.
Und wenn ich jetzt realen Vergleichen daher komme, wie z.B. dass Menschen in vergleichbarer Position wie ich 20-50T€ mehr bekommen in der pW oder das befreundete Fachinformatiker (bzw. angelernte) zwischen 60-80T€ bekommen, dann ist das für die TV Verhandlung auch nicht relevant.

Fakt ist aber, des es für Fachkräfte im öD derzeit monetär recht unattraktiv zugeht und TV-L eh der Billiglohnsektor im öD ist. Das sind eher Argumente.

wap

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #856 am: 08.01.2019 18:07 »
6% auf 12 Monate ist ein schlechter Scherz... eben "the same procedure as every year"!
Wenn sie diese Forderung auch mal durchsetzen würden, wäre ich einverstanden, aber so!? Ich weiß nicht...

Nur mal nebenbei als Info:
Bis 2020 (also die nächsten 2 Jahre um die es in den Tarifverhandlungen gehen wird) habe ich aktuell 8,3% Rückstand auf den TVÖD, da sind die 6% - die mit 100%iger Sicherheit nicht mal über 24 Monate erreicht werden, der absolute Hohn!

So viel zur "Wertschätzung" der Landesbeschäftigten!


Da stimme ich voll und ganz zu. Warum wird nur so wenig gefordert? Und dann werden noch große Reden geschwungen man will "konkurrenzfähig" bleiben. Mit dieser Forderung wohl eher nicht. Das ist doch ein Wiederspruch in sich.
Es muss doch ein Ergebnis erzielt werden das mal weit über dem des TVÖD liegt um zumindest wieder gleichauf zu liegen. Die Entgelttabellen unterscheiden sich doch jetzt schon um rund 100,- Euro. Zusätzlich dann noch eine Inflationsbereinigung von rund 2%  und endlich die Verbesserungen in der Entgeltordnung durchsetzen wie sie bereits im TVÖD vorhanden sind.
Dann könnte man mal von einer Verbesserung reden. Alles darunter ist doch nur das übliche Geplänkel.

Aber wie will man das erreichen wenn man schon auf Knien angerutscht kommt und nur nach ein paar Groschen bettelt. In anderen Bereichen wird schon höher abgeschlossen als wir mit unserer Forderung einsteigen. Von den 6% bleiben doch wieder nur 2,x auf 12 Monate übrig.

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #857 am: 08.01.2019 18:07 »
Naja hier gehts aber um Angestellte und die 100 Finanzierung mag funktionieren als Beamter, aber keine 111 % mehr, evtl. als Beamter doch, aber nicht als Angestellter.
Jain, solche Finanzierung wird wohl eher nur für Vermietungsobjekte realisierbar (auch für Angestellte, hier hatte ich vor ca. 2 Jahren mein letztes Angebot mit Vollfinanzierung erhalten).
Zitat
Die Miete sollte nach "Faustformel" nicht über 30% des Haushaltseinkommen (Netto) liegen. Leider nicht für jeden realisierbar.
Ja, vollkommen richtig. Leider wird überall billiger einfacher Wohnraum kaputt saniert oder abgerissen.

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #858 am: 08.01.2019 18:14 »
Da stimme ich voll und ganz zu. Warum wird nur so wenig gefordert?
Wenn am Ende 5% auf 12 Monate raus kommt, dann ok. In den letzten 10 Verhandlungen haben die Gewerkschaften es nur einmal geschafft, mehr als 50% der Forderung durchzusetzen: 2012 TVöD   Forderung +6,5%  Ergebnis +3,5%. Sonst immer wesentlich weniger als 50%.

wap

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #859 am: 08.01.2019 18:17 »
Hallo,

habe mir die letzten Seiten durchgelesenund möchte mal wieder zur Tarifrunde 2019 kommen.

In anderen Bereichen wurde es freigestellt, ob "Lohnerhöhung" oder "mehr Urlaub".

Diese Option vermisse ich bei uns...

Ich könnte mir durchaus vorstellen auf die obligatorischen 2 Jahre mit je 2,xx% zu verzichten wenn es z.B. 5-10 Tage mehr Urlaub geben würde...


Damit schießt du dir aber nur ein Eigentor denn die Arbeit bleibt an den meisten Arbeitsplätzen die gleiche. Eine Stellenmehrung um dann deine höheren Fehlzeiten aufzufangen wird es mit Sicherheit nicht geben. Im Endeffekt musst du dir die freien Tage dann durch Arbeitsverdichtung selbst erarbeiten.
Dann doch lieber eine Erhöhung der Entgelte. Wer mehr Freizeit braucht, der kann doch meist problemlos Stunden reduzieren und in Teilzeit gehen. 
« Last Edit: 08.01.2019 18:24 von wap »

wap

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #860 am: 08.01.2019 18:23 »
Da stimme ich voll und ganz zu. Warum wird nur so wenig gefordert?
Wenn am Ende 5% auf 12 Monate raus kommt, dann ok. In den letzten 10 Verhandlungen haben die Gewerkschaften es nur einmal geschafft, mehr als 50% der Forderung durchzusetzen: 2012 TVöD   Forderung +6,5%  Ergebnis +3,5%. Sonst immer wesentlich weniger als 50%.


Da sehe ich eher schwarz. Ich denke es wird noch weitaus schlechter ausfallen da ja noch Verbesserungen in der Entgeltordnung gefordert sind.

Hierzu passend ein Zitat von Verdi:
"Die Arbeitgeber werden es sich nicht nehmen lassen, auch über die Mehrkosten der erzielten Verbesserungen in der Entgeltordnung zu verhandeln – ein Faktor der sich auf die Entgelterhöhungen auswirken würde."

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #861 am: 08.01.2019 18:26 »
Dann doch lieber eine Erhöhung der Entgelte. Wer mehr Freizeit braucht, denn kann doch meist problemlos Stunden reduzieren und in Teilzeit gehen.
Und dann gilt folgendes nicht mehr?
Damit schießt du dir aber nur ein Eigentor denn die Arbeit bleibt an den meisten Arbeitsplätzen die gleiche. Eine Stellenmehrung um dann deine höheren Fehlzeiten aufzufangen wird es mit Sicherheit nicht geben. Im Endeffekt musst du dir die freien Tage dann quasi durch Arbeitsverdichtung selbst erarbeiten.
Das funktioniert doch beides immer nur, wenn man auch die Eier in der Hose hat, Dinge liegen zu lassen.

wap

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #862 am: 08.01.2019 18:42 »
Dann doch lieber eine Erhöhung der Entgelte. Wer mehr Freizeit braucht, denn kann doch meist problemlos Stunden reduzieren und in Teilzeit gehen.
Und dann gilt folgendes nicht mehr?
Damit schießt du dir aber nur ein Eigentor denn die Arbeit bleibt an den meisten Arbeitsplätzen die gleiche. Eine Stellenmehrung um dann deine höheren Fehlzeiten aufzufangen wird es mit Sicherheit nicht geben. Im Endeffekt musst du dir die freien Tage dann quasi durch Arbeitsverdichtung selbst erarbeiten.
Das funktioniert doch beides immer nur, wenn man auch die Eier in der Hose hat, Dinge liegen zu lassen.

Wenn eine Stelle auf Teilzeit reduziert wird, kann die frei werdende Zeit in Summe zumindest wieder neu besetzt werden. Bei mehr Urlaub bleibt es eine Vollzeitstelle.


MoinMoin

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #863 am: 08.01.2019 18:54 »
Da sehe ich eher schwarz. Ich denke es wird noch weitaus schlechter ausfallen da ja noch Verbesserungen in der Entgeltordnung gefordert sind.
Ja, so wird es kommen. Aber ein Stärkung der Attraktivität des öD durch EGO Änderung wäre notwendig.
Aber hier mal wieder ein Beispiel für die Unendliche Dummheit der Personalverwaltungen:
https://www.hamburg.de/hamburggoesdigital/senioritprojektmanager/
Zitat
Ihre Aufgaben

Leitung von IT-Projekten sowie Mitarbeit in Großprojekten:

    Begleitung der Umsetzung auf Basis fundierter Analysen
    Erarbeitung von Strategien sowie Projektinitiierung und Projektsteuerung
    Planung, Budgetierung, Controlling und Reporting
    Verantwortung für das Erfolgs-, Krisen- und Risikomanagement
    Berichterstattung an Führungs- und Steuerungsgremien sowie Eskalation
    Konzeption und Durchführung von Workshops und Schulungen

Ihr Profil

Erforderlich
    abgeschlossenes Hochschulstudium (Master oder gleichwertig) der Informatik, der Wirtschafts-, Verwaltungs- oder Sozialwissenschaften oder vertiefte Kenntnisse und Praxis im IT-Projektmanagement auf Basis einer vergleichbaren Studienfachrichtung
Vorteilhaft

    mehrjährige Praxis in der IT-Beratung bzw. im IT-Management
    Führungserfahrung in der (Teil-)Projektleitung, idealerweise im Kontext der lateralen Führung
    Erfahrung mit komplexen Projektstrukturen, gemischten Entwicklungsteams und in der Koordination von Stakeholdern
    Kenntnisse in der Analyse und Optimierung von Geschäftsprozessen
    Erfahrung in der Anforderungserhebung und Aufwandsschätzung
    idealerweise Zertifizierung nach GPM, PRINCE2, PMI o. Ä.
    gutes Englisch

Angebot
Bezahlung nach EGr. 14 TV-L mit einem Jahreseinkommen zwischen 49.100 € und 57.700 € je nach Berufserfahrung
Die sagen offen und frei heraus, dass sie jemanden als SENIOR Projektmanager inkl. PM Zertifikaten (also jemanden mit mehrjähriger BE) suchen und dann deckeln sie das (konkurrenzlose) Entgelt auch noch von vornherein auf die Pflichtbezahlung der einschlägigen Berufserfahrung :-\ :-\ :-\
Und lassen gedanklich keine kann Regelungen der des Tarifvertrages zu.

An Dummheit nicht zu übertreffen!
 Der zweite Witz ist, dass diverse Freunde von mir, die solche Zertifikate haben und diese Tätigkeiten seit Jahren erfolgreich ausüben, von diesen Personaler höchstwahrscheinlich dann auch noch in der EG13 runter gedrückt würden (oder erst gar nicht eingestellen) da sie kein Studium haben und als sonstiger schon gleich gar nicht anzusehen sind.
Gut das diese Menschen nicht auf den Gedanken kommen werden, sich dort zu bewerben, da sie schon über dem Gehaltsäquivalent von EG14S6 als Entlohnung erhalten (plus Handy und Dienstwagen natürlich).


Kopf schüttel......Kopf schüttel......Kopf schüttel......

Iunius

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #864 am: 08.01.2019 21:07 »
Iuiniussisui, ich habe einen bachelor of Arts in Business Administration mit entsprechendem Rechtsanteil. Ich kann also auch in die freie Wirtschaft gehen, wo ich im übrigen auch ein Arbeitsangebot habe. Mir tut es nur so leid für den öffentlichen Dienst. Früher galt dieser mal als attraktiv. Lang ists wohl her.
Abschließend: Nein das können Sie nicht, und auch beurteilen können sie das nicht da ihr Bachelorabschluss der Ausbildung eines besseren Sekretärs entspricht. Ich korrigiere diesen Misst zuweilen (ich muss, nicht meine Entscheidung)

... egal, zurück zur Idee des Topics :)


Denn: weniger Arbeit bei dem Mangel an Fachkräften wird nicht passieren. Dann lieber eine ordentliche Erhöhung. Jeder von Ihnen welcher sich in einer Gewerkschaft befindet sollte dort durchblicken lassen, dass er eben diese verlassen würde, wenn der Abschluss wieder deutlich unter der Forderung liegt. Vielleicht hilfts?
und jetzt kommt spid :D


daseinsvorsorge

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #865 am: 08.01.2019 21:21 »
Jeder von Ihnen welcher sich in einer Gewerkschaft befindet sollte dort durchblicken lassen, dass er eben diese verlassen würde, wenn der Abschluss wieder deutlich unter der Forderung liegt. Vielleicht hilfts?
und jetzt kommt spid :D

... und was wird dann für alle Beschäftigten besser ?

Spid

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #866 am: 08.01.2019 21:40 »
Zumindest die Ex-Gewerkschaftler gönnen sich damit 1 Prozentpunkt Erhöhung mehr.

marco.berlin

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« Antwort #867 am: 08.01.2019 21:48 »
Ich war einige Jahre in der Gewerkschaft und habe durchaus meinen Unmut, auch wenn eben nur einige Jahre Mitglied, durchblicken lassen. Hat es jemanden interessiert? Nein, hat es nicht. Gab es Fragen warum die Mitgliedschaft beendet werden sollte? Nein, gab es nicht.

Es ist doch eben immer und hier mehrfach geschrieben, das gleiche Bild. Gleiche Forderungen, gleicher Verhandlungsfahrplan, nahezu gleicher Abschluss und wieder zwei Jahre, wo man nichts von der Gewerkschaft hört. Keine sichtbaren Versuche der Mitgliederwerbung. Macht ja auch keinen Sinn, wenn man nichts vorzuweisen hat. Es hat damals aus Sicht der Arbeitgeber wunderbar funktioniert die Aufspaltung in die verschiedenen Tarifverträge und wir AN sind faktisch unorganisiert. Die einmal angeklungene Tariffähigkeit ist durchaus zu hinterfragen, aber warum sollte das der Arbeitgeber tun. Funktioniert doch alles. Abschlüsse sind so, dass sie den AG nicht schmerzen und ver.di freut sich sich auch jedesmal nen Loch in den Bauch ob des „guten“ Abschlusses.

Also bleibt alles wie es ist... Auch wir AN ärgern uns, wechseln aber auch nicht den AG...   

daseinsvorsorge

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion
« Antwort #868 am: 08.01.2019 22:00 »
Also bleibt alles wie es ist... Auch wir AN ärgern uns, wechseln aber auch nicht den AG...

...und kritisieren auch nicht die öffentlichen Arbeitgeber für ihre offensichtliche Verweigerungshaltung zu höheren Gehältern- bessere Beschäftigte kann sich kein Arbeitgeber wünschen

Max

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« Antwort #869 am: 08.01.2019 22:28 »
Also bleibt alles wie es ist... Auch wir AN ärgern uns, wechseln aber auch nicht den AG...

...und kritisieren auch nicht die öffentlichen Arbeitgeber für ihre offensichtliche Verweigerungshaltung zu höheren Gehältern- bessere Beschäftigte kann sich kein Arbeitgeber wünschen
Vielleicht ist die Mehrheit der AN auch jetzt schon mehr als ausreichend bezahlt und hält deswegen die Füße still?