Autor Thema: Tarifrunde - Zukunft  (Read 59759 times)

Spid

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Antw:Tarifrunde - Zukunft
« Antwort #90 am: 25.11.2018 14:10 »
Möglich. Untauglich wird die im Artikel vorgenommene Umrechnung aber allein schon dadurch, daß Bruttozuwächse in den USA zu gänzlich anderen Nettozuwächsen führen als in Deutschland. Hinzu tritt, daß der Wechselkurs zur Übertragung schlicht ungeeignet ist. Ein mittels Ausgabenstruktur (nationaler Warenkorb) indexierter Kaufkraftvergleich wäre als einziges geeignet. Zeigt nur mal wieder, daß Journalisten zu dumm und zu ungebildet sind, um über wissenschaftliche Studien zu berichten.

JC83

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Antw:Tarifrunde - Zukunft
« Antwort #91 am: 25.11.2018 14:13 »
Möglich. Untauglich wird die im Artikel vorgenommene Umrechnung aber allein schon dadurch, daß Bruttozuwächse in den USA zu gänzlich anderen Nettozuwächsen führen als in Deutschland. Hinzu tritt, daß der Wechselkurs zur Übertragung schlicht ungeeignet ist. Ein mittels Ausgabenstruktur (nationaler Warenkorb) indexierter Kaufkraftvergleich wäre als einziges geeignet. Zeigt nur mal wieder, daß Journalisten zu dumm und zu ungebildet sind, um über wissenschaftliche Studien zu berichten.

In den USA ist es auch dank 401k-Programm eher realistisch, mittelfristig in den Ruhestand abzudanken, um von seinen Kapitalerträgen zu leben. In Deutschland ist ja bereits das Tagesgeldkonto riskant ^^ (auch wenn das nicht das Thema war)

Max

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Antw:Tarifrunde - Zukunft
« Antwort #92 am: 25.11.2018 14:38 »
Und was von Gehaltsvergleichen in Netto zu halten ist, wissen wir ja.
Dann ist es ja gut,  dass die Studie überhaupt keine Gehälter vergleicht.

Ausgangspunkt waren die genannten 60 k, die im Artikel aufgegriffen werden.
Formalien:
1. Gehalt != Einkommen.
2. Mann sollte beachten welcher Einkommensbegriff benutzt wurde.
3. Wie man dann auf die Idee kommt ein Dekade altes (Haushalts)Einkommen aus einem anderen System und in  Fremdwährung auf deutsche Gehälter umzumünzen erschließt sich mir nicht.

...in der Studie aber nicht vorkommen.

Aus ZON aus dem Jahre 2010(!):
"Die beiden Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman und Angus Deaton haben ein jährliches Einkommen von 75 000 Dollar, also umgerechnet etwa 64 000 Euro, als diese Grenze ausgemacht. Bis zu dieser Schwelle macht Geld ihnen zufolge glücklich. Alles, was darüber hinausgeht, hat keinen signifikanten Einfluss mehr auf die Zufriedenheit eines Menschen, da er sich an eine komfortable finanzielle Lage bereits gewöhnt hat und seinen Lebensstil mit jeder Gehaltserhöhung nur noch minimal anpasst."

Warum 8 Jahre alte "Erkenntnisse" im Jahre 2018, zumal mit den gleichen Zahlen, kolportiert werden, bleibt wohl Geheimnis des Autors.
Wie gesagt könntest du ja auch die Studie lesen, anstatt auf einem von der Bild-Zeitung inspirierten Zeitartikel rumzureiten.  Das zitierte Fazit des Zeitartikels  ist so verzerrt,  dass es in die Fake News Kategorie fällt.
Wenn eine Person erst 75000 verdient uns dann eine Erhöhung auf 90000, 120000, oder sogar 150000 erhielte,  wäre sie dann glücklicher?  Ich vermute Ja. Die Studie liefert zu solchen Dingen jedoch nachvollziehbarer Weise keine Infos.
Auch ist nachvollziehbar, dass sich Kurven für Stress, Traurigkeit und Glück relativ schnell Abflachen,  wenn man keine  Existenzängste hat  und finanziell im oberen Drittel mitschwimmt, denn Leben und Arbeit, egal in welcher Gehaltsklasse geht nunmal manchmal mit Problemen und Stress einher. 
Da finde ich den Indikator der beurteilten Lebenszufriedenheit zu sehr unter den Tisch gekehrt. Durch alle  Einkommensgruppen steigt dieser an ohne ein Zeichen einer echten Abflachung.

nichts_tun

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Antw:Tarifrunde - Zukunft
« Antwort #93 am: 25.11.2018 21:30 »
Zitat von: nichts_tun

 Und @JC83: es sind natürlich 60k brutto. ;)

Dass ab 60 k netto keine weiteren signifikanten Steigerungen des Glücks durch mehr Geld zustande kommen, ja.
Aber 60 k brutto? Da ist man noch lange entfernt von "richtig gut leben ohne Sorgen (in finanzieller Hinsicht)"

Meinerseits war das ironisch gemeint, daher der ";)" am Ende.

Möglich. Untauglich wird die im Artikel vorgenommene Umrechnung aber allein schon dadurch, daß Bruttozuwächse in den USA zu gänzlich anderen Nettozuwächsen führen als in Deutschland. Hinzu tritt, daß der Wechselkurs zur Übertragung schlicht ungeeignet ist. Ein mittels Ausgabenstruktur (nationaler Warenkorb) indexierter Kaufkraftvergleich wäre als einziges geeignet. Zeigt nur mal wieder, daß Journalisten zu dumm und zu ungebildet sind, um über wissenschaftliche Studien zu berichten.

Jetzt greifst du zu weit. In der Studie wurde der abnehmende Grenznutzen bei Steigerungen des Netto-Einkommens untersucht (welches ja auch nicht nur aus Gehaltszahlungen bestehen kann). Daher ist es irrelevant, dass in Deutschland bei Bruttozuwächsen andere Nettozuwächse zu erwarten wären.
Dass ein indexierter Kaufkraftvergleich aussagekräftiger wäre, da stimme ich dir zu.

Spid

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Antw:Tarifrunde - Zukunft
« Antwort #94 am: 25.11.2018 21:42 »
Es wurde der Zusammenhang zwischen „gross income“ (Bruttoeinkommen) und den Variablen „emotional well-being“ und „life evaluation“ untersucht.

Max

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Antw:Tarifrunde - Zukunft
« Antwort #95 am: 26.11.2018 00:22 »
Jetzt greifst du zu weit. In der Studie wurde der abnehmende Grenznutzen bei Steigerungen des Netto-Einkommens untersucht (welches ja auch nicht nur aus Gehaltszahlungen bestehen kann). Daher ist es irrelevant, dass in Deutschland bei Bruttozuwächsen andere Nettozuwächse zu erwarten wären.
Dass ein indexierter Kaufkraftvergleich aussagekräftiger wäre, da stimme ich dir zu.
Lesen wir alle verschiedene Studien? 
Es geht meinem Verständnis nach um das Haushaltseinkommen.
Welcher abnehmende Grenznutzen wurde denn Bitte untersucht? 
« Last Edit: 26.11.2018 00:29 von Max »

Controller

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Antw:Tarifrunde - Zukunft
« Antwort #96 am: 26.11.2018 14:34 »
Na ja, der Wert eines "Haushaltseinkommens" schwankt je nach Größe des Haushalts und der Wert des "Big-Mac-Index" hat auch nur solange Wert, wie der Preis eines Big-Macs auf die Menge des Verzehrs Einfluss hat. Es ist meiner Meinung nach überhaupt nicht möglich, solche Studien international vergleichbar zu machen, alleine wegen der kulturellen und strukturellen Unterschiede. Allein die Erwartungen an die öffentliche Daseinsvorsorge ist in allen Völkern auch unterschiedlich. Das Deutsche Empfinden; die Erwartung, dass jemand sich zu kümmern hat, wenn man Hilfe braucht, ist da ziemlich extrem. Für die meisten Menschen auf der Welt ist "der Staat" jemand, vor dem man sich in Acht nehmen muss und von dem ansonsten nichts zu erwarten hat.

Es gibt durchaus staatliche Leistungen, die ohne größere Probleme privatisiert werden könnten. Immerhin gibt es ja Privatschulen, die eigentlich auch recht erfolgreich sind. Eine Fahrschule, eine Hauptuntersuchung und eine KFZ-Versicherung sind für den Betrieb eines Autos auch gesetzlich vorgeschrieben, ohne dass die Öffentliche Hand Einrichtungen dafür betreibt. Dadurch sind beispielsweise die Versicherungsprämien ja auch noch bezahlbar geblieben.
In einer immer vielfältiger werdenden Gesellschaft kann die staatliche Einheitslösung immer nur hinterherhinken. Man kann doch alles sozial gerecht und vernünftig abstecken, ohne dass die Nation in Dummheit und Analphabetismus abdriftet.

Kaiser80

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Antw:Tarifrunde - Zukunft
« Antwort #97 am: 26.11.2018 14:50 »

In einer immer vielfältiger werdenden Gesellschaft kann die staatliche Einheitslösung immer nur hinterherhinken. Man kann doch alles sozial gerecht und vernünftig abstecken, ohne dass die Nation in Dummheit und Analphabetismus abdriftet.

Bin ich dabei. Staat/Politik gibt den Rahmen und die Regeln vor, den Rest können "wir" selber, schneller und besser!

JC83

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Antw:Tarifrunde - Zukunft
« Antwort #98 am: 27.11.2018 09:19 »
Es gibt durchaus staatliche Leistungen, die ohne größere Probleme privatisiert werden könnten. Immerhin gibt es ja Privatschulen, die eigentlich auch recht erfolgreich sind.

Sie sind erfolgreich. Und kosten.

Nur wie stellen wir dann sicher, dass die Arbeiter- bzw.- Hartz-IV-Kinder Ali, Aische, sowie Kevin-Danilo ebenfalls diese Schulen besuchen und sich entsprechend entwickeln können wie die Regierungsrat-Tochter Anna-Sophie?

Dienstbeflissen

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Antw:Tarifrunde - Zukunft
« Antwort #99 am: 27.11.2018 09:54 »
Aktuell greift ja ein ordoliberaler, mit einiger Aussicht auf Erfolg, nach der Macht. Mal sehen, wo die Reise hingeht..

Spid

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Antw:Tarifrunde - Zukunft
« Antwort #100 am: 27.11.2018 10:00 »
Es gibt durchaus staatliche Leistungen, die ohne größere Probleme privatisiert werden könnten. Immerhin gibt es ja Privatschulen, die eigentlich auch recht erfolgreich sind.

Sie sind erfolgreich. Und kosten.

Nur wie stellen wir dann sicher, dass die Arbeiter- bzw.- Hartz-IV-Kinder Ali, Aische, sowie Kevin-Danilo ebenfalls diese Schulen besuchen und sich entsprechend entwickeln können wie die Regierungsrat-Tochter Anna-Sophie?

Indem wir sie zwingen... oder geht es um die Finanzierung? Wo ein Markt ist, entwickelt sich eine Lösung.

Kaiser80

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Antw:Tarifrunde - Zukunft
« Antwort #101 am: 27.11.2018 10:07 »

Nur wie stellen wir dann sicher, dass die Arbeiter- bzw.- Hartz-IV-Kinder Ali, Aische, sowie Kevin-Danilo ebenfalls diese Schulen besuchen und sich entsprechend entwickeln können wie die Regierungsrat-Tochter Anna-Sophie?

Übernahme der Sachkosten, Grundeinkommen, Rechtsanspruch auf Schulplatz in y-Km Umkreis, Losverfahren etc.
Da gibt's doch Möglichkeiten und Ideen ohne Ende. Welche die Beste wäre vermag ich nicht zu beurteilen. Dafür gibt es klügere Menschen als mich, die solche Konzepte ausarbeiten und in Recht umsetzen.
In einer sich ständig verändernden Welt und Gesellschaft muss man aber auch bereit sein 'Staat' und seine Aufgaben mal (radikal) anders zu denken. Was dann bei rauskommt ist was anderes...

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Antw:Tarifrunde - Zukunft
« Antwort #102 am: 27.11.2018 10:17 »

Nur wie stellen wir dann sicher, dass die Arbeiter- bzw.- Hartz-IV-Kinder Ali, Aische, sowie Kevin-Danilo ebenfalls diese Schulen besuchen und sich entsprechend entwickeln können wie die Regierungsrat-Tochter Anna-Sophie?

Übernahme der Sachkosten, Grundeinkommen, Rechtsanspruch auf Schulplatz in y-Km Umkreis, Losverfahren etc.
Da gibt's doch Möglichkeiten und Ideen ohne Ende. Welche die Beste wäre vermag ich nicht zu beurteilen. Dafür gibt es klügere Menschen als mich, die solche Konzepte ausarbeiten und in Recht umsetzen.
In einer sich ständig verändernden Welt und Gesellschaft muss man aber auch bereit sein 'Staat' und seine Aufgaben mal (radikal) anders zu denken. Was dann bei rauskommt ist was anderes...

Auch wenn ich davon überzeugt bin, dass der Staat so ziemlich alles schlechter kann als der Markt, würde es einem alles regelnden Markt an Legitimation fehlen, mit der Folge von Unruhen usw.

Da verteile ich lieber etwas mehr um und habe gleichfalls die Gewissheit nicht gleich von der nächsten Mistgabel, eines dahin darbenden Bauern, aufgespießt zu werden.

Spid

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Antw:Tarifrunde - Zukunft
« Antwort #103 am: 27.11.2018 10:22 »
Welches Legitimationsdefizit sollte das sein?

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Antw:Tarifrunde - Zukunft
« Antwort #104 am: 27.11.2018 10:37 »
Welches Legitimationsdefizit sollte das sein?

Die Akteure resp. Entscheider am Markt sind im wesentlichen große Kapital/Fondsgesellschaften.
Deren Eigentümer sind nicht gewählt und besitzen folglich auch keine Legitimation. Schlimmer, deren Marktmacht resultiert meist aus geerbten Vermögen.

Der Spielraum der gewählten Volksvertreter hingegen würde auf ein Minimum beschränkt, mit der Folge, dass auch gleich der Großteil der Verantwortung für das politische Handeln abgegeben werden kann. Bei illegalem Wirtschaften gegen den Staat (kommt vor), hätte der dieser in der Folge kaum Mittel um sich wirksam zu wehren.

Kann mir nicht vorstellen, dass dies eine Merheit der Gesellschaft so will oder hinnimmt.