Autor Thema: Neue Besoldungsstruktur??  (Read 24902 times)

Casiopeia1981

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Neue Besoldungsstruktur??
« am: 07.01.2019 12:40 »
Heute hat Sts Mayer vom BMI auf der Jahrestagung des dbb eine Reform der Besoldungsstruktur angekündigt. Ist schon was davon bekannt?

was_guckst_du

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Gruß aus "Tief im Westen"

Meine Beiträge geben grundsätzlich meine persönliche Meinung zum Thema wieder und beinhalten keine Rechtsberatung. Meistens sind sie ernster Natur, manchmal aber auch nicht. Bei einer obskuren Einzelfallpersönlichkeit antworte ich auch aus therapeutischen Gründen

Karsten

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Antw:Neue Besoldungsstruktur??
« Antwort #2 am: 15.01.2019 11:22 »
Eine klare Absage erteilte Mayer allen Bestrebungen, Beamtinnen und Beamte in die gesetzliche Kranken- und Rentenversicherung einzubeziehen. Die Einbeziehung würde nicht zu Kosteneinsparungen führen. „Im Gegenteil: Die Personalausgaben des öffentlichen Dienstes würden allein aufgrund der notwendigen Anhebung der Besoldung um die Höhe der Sozialversicherungsbeiträge massiv steigen. Zudem decken die Leistungen der Beamtenversorgung auch die betriebliche Zusatzsicherung ab. Sollte die Beamtenversorgung in die Rente überführt werden, müssten diese zusätzlichen Leistungen auch weiterhin erbracht werden. Hinzu kommt: Aufgrund jahrzehntelanger Doppelstrukturen wäre die Systemumstellung höchst komplex und teuer.“

Wenn ich so etwas schon lese. Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die F**** halten! Entschuldigt bitte !
Aber gerade die Wahlfreiheit in der Krankenversicherung für die Beamten wäre ein großer Fortschritt.

Niemand sagt, dass die Variante des Hamburger Modells perfekt ist, indem der Arbeitgeber anstatt der Beihilfe den Arbeitgeberzuschuss zur gesetzlichen Krankenversicherung übernimmt. Der große finanzielle Vorteil für den Arbeitgeber liegt hierbei aber darin, dass er für die Kinder und Ehefrauen aller Beamten keine Beihilfe mehr zahlen muss und die Kosten kalkulierbarer sind, als eventuell eintretende Beihilfeansprüche.

Selbstverständlich wäre es auch möglich, dass Beihilfesystem zu belassen. Hierfür müsste man den gesetzlichen Krankenkassen einfach die 1989 verbotenen GKV 50% Beihilfeversicherungen wieder genehmigen. So würde ein fairer Wettbewerb zwischen PKV und GKV entstehen und ich behaupte der beamte ist mündig genug, dass bessere System für sich zu finden.

Zur Erinnerung: Bis in die 70er Jahre hinein war der gesetzliche Versicherungsschutz
auf fast alle Bevölkerungskreise schrittweise ausgedehnt. Sowohl Angestellte, Beamte als auch Selbständige konnten sich in der gesetzlichen Krankenversicherung versichern. Damals waren 90,3% der Bevölkerung in der GKV versichert und lediglich 7,6% in der PKV. Erst durch die Eingriffe des Gesetzgebers
1989 wurde im Gesundheitsreformgesetz eine Neuabgrenzung des gesetzlich und privat versicherten Personenkreises vorgenommen, um der PKV eine Koexistenz zu ermöglichen. So wurden mit dem GRG
neue Personenkreise der PKV zugeführt:

- Arbeiter mit Einkommen oberhalb der Versicherungspflichtgrenze (1990: 54.900 DM) konnten in die PKV
- Beamte und Selbständige mussten in die PKV
- Zudem wurde der Kinderbeitrag für freiwillig Versicherte in der GKV mit 130,00 DM eingeführt, was zu einen   sofortigen starken Anstieg der privatversicherten Kinder führte (1989: plus 12,9 Prozent).

Von 1976 bis 1989 wuch die PKV um satte 43%. Alleine im Jahr 1989 stieg die Zahl der Vollversicherungen um 530.000 Versicherte, davon 95% Beamte.


Inzwischen sinkt der Marktanteil der PKV wieder gen 1976, aber die Beamten müssen immer noch zwangsweise in eine PKV.
« Last Edit: 15.01.2019 11:29 von Karsten »


ReKo1808

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Antw:Neue Besoldungsstruktur??
« Antwort #4 am: 16.01.2019 09:39 »
Inzwischen sinkt der Marktanteil der PKV wieder gen 1976, aber die Beamten müssen immer noch zwangsweise in eine PKV.


Guten Morgen,

vielleicht versteh ich das falsch, aber du behauptest, dass alle Beamte zwangsläufig privat krankenversichert sein müssen.?

Das ist nämlich so nicht richtig. Ich wurde 2015 verbeamtet und mir bzw. uns stand es zum damaligen Zeitpunkt bereits frei, ob wir in die PKV oder freiwillig in die GKV gehen.

LG ReKo

Karsten

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Antw:Neue Besoldungsstruktur??
« Antwort #5 am: 16.01.2019 11:00 »
Inzwischen sinkt der Marktanteil der PKV wieder gen 1976, aber die Beamten müssen immer noch zwangsweise in eine PKV.


Guten Morgen,

vielleicht versteh ich das falsch, aber du behauptest, dass alle Beamte zwangsläufig privat krankenversichert sein müssen.?

Das ist nämlich so nicht richtig. Ich wurde 2015 verbeamtet und mir bzw. uns stand es zum damaligen Zeitpunkt bereits frei, ob wir in die PKV oder freiwillig in die GKV gehen.

LG ReKo

Es ist ein "indirekter" Zwang, weil dein Dienstherr im Falle der GKV Wahl dir keine Beihilfe oder auch den Arbeitgeberzuschuss gewährt hätte. Nur durch die Beihilfe ist eine PKV für Beamte im Vergleich zur GKV so günstig, weil die PKV über ihre Beihilfetarife nur 50 % des Risikos absichern muss. Die GKV kann diese 50% Restkostenversicherung nicht anbieten und der Beamte muss den Beitrag alleine in voller Höhe bezahlen.

Der Beamte hat zwar offiziell die Wahl, aber finanziell gesehen, bleibt ihm nur die PKV*.
___

*Ausnahme: Seit 01.08.2018 Hamburg - dort wird für die GKV der Arbeitgeberzuschuss geleistet, sprich der Beamte zahlt nur 50% des GKV Beitrages und hat wirklich die Wahl zwischen GKV und PKV. Die Bundeländer Berlin, Bremen, Brandenburg und Thüringen bereiten die Einführung des Hamburger Modells vor.


Beispielrechnung Hamburger Modell  :  Beamter 22 Jahre, Einstieg A9 Stufe 0 gehobener Dienst Bund:
Brutto: 2781.52 € monatlich

GKV (14,6%) = 406,10 €  (AG zZschuss 203,05 €) - der Beamte kann sich für 203,05 € in der GKV versichern.
Eine echte PKV Alternative, zumal in diesen 203,05 € eine Ehefrau und Kinder kostenlos mitversicherten werden könnten.

MoinMoin

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Antw:Neue Besoldungsstruktur??
« Antwort #6 am: 16.01.2019 11:52 »
Es gibt auch noch eine weitere Ausnahme, nämlich diejenigen, bei denen auch die GKV (aufgrund der Familienversicherung) günstiger ist als die PKV (A7 Beamter mit 3 Kinder und eine Ehefrau, die nicht arbeitet könnte so ein Kandidat sein, erst Recht wenn es da Krankheiten gibt die zusätzlich zu bezahlen wären).

Feidl

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Antw:Neue Besoldungsstruktur??
« Antwort #7 am: 16.01.2019 13:19 »
Trotzdem ist es falsch, zu behaupten, dass "Beamte zwangsläufig privat krankenversichert sein müssen". Solche Aussagen führen nur zu falschen Annahmen beim Rest der Bevölkerung und bei manch neuen Beamtenanwärter.

Vielleicht ist es besser zu sagen, beamte werden gedrängt, in die PKV zu gehen.

Karsten

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Antw:Neue Besoldungsstruktur??
« Antwort #8 am: 16.01.2019 14:54 »
Trotzdem ist es falsch, zu behaupten, dass "Beamte zwangsläufig privat krankenversichert sein müssen". Solche Aussagen führen nur zu falschen Annahmen beim Rest der Bevölkerung und bei manch neuen Beamtenanwärter.

Vielleicht ist es besser zu sagen, beamte werden gedrängt, in die PKV zu gehen.

Meiner Meinung nach werden Beamte hierzu nicht gedrängt, sondern für den Erhalt der Beihilfe (Bestandteil des Alimentationsprinzips) müssen sie eine Mitgliedschaft in einer PKV nachweisen.

MoinMoin

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Antw:Neue Besoldungsstruktur??
« Antwort #9 am: 16.01.2019 15:12 »
FAzit:
Beamten können es sich aussuchen 100% GKV zu zahlen oder
50% - 20% PKV Beitrag zu zahlen und  50% - 80% Kostenübernahme zu erhalten.
In der Regel ist für den Beamten die PKV die kostengünstigere Variante.

ReKo1808

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Antw:Neue Besoldungsstruktur??
« Antwort #10 am: 16.01.2019 15:22 »
Inzwischen sinkt der Marktanteil der PKV wieder gen 1976, aber die Beamten müssen immer noch zwangsweise in eine PKV.


Guten Morgen,

vielleicht versteh ich das falsch, aber du behauptest, dass alle Beamte zwangsläufig privat krankenversichert sein müssen.?

Das ist nämlich so nicht richtig. Ich wurde 2015 verbeamtet und mir bzw. uns stand es zum damaligen Zeitpunkt bereits frei, ob wir in die PKV oder freiwillig in die GKV gehen.

LG ReKo

Es ist ein "indirekter" Zwang, weil dein Dienstherr im Falle der GKV Wahl dir keine Beihilfe oder auch den Arbeitgeberzuschuss gewährt hätte. Nur durch die Beihilfe ist eine PKV für Beamte im Vergleich zur GKV so günstig, weil die PKV über ihre Beihilfetarife nur 50 % des Risikos absichern muss. Die GKV kann diese 50% Restkostenversicherung nicht anbieten und der Beamte muss den Beitrag alleine in voller Höhe bezahlen.

Der Beamte hat zwar offiziell die Wahl, aber finanziell gesehen, bleibt ihm nur die PKV*.
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*Ausnahme: Seit 01.08.2018 Hamburg - dort wird für die GKV der Arbeitgeberzuschuss geleistet, sprich der Beamte zahlt nur 50% des GKV Beitrages und hat wirklich die Wahl zwischen GKV und PKV. Die Bundeländer Berlin, Bremen, Brandenburg und Thüringen bereiten die Einführung des Hamburger Modells vor.


Beispielrechnung Hamburger Modell  :  Beamter 22 Jahre, Einstieg A9 Stufe 0 gehobener Dienst Bund:
Brutto: 2781.52 € monatlich

GKV (14,6%) = 406,10 €  (AG zZschuss 203,05 €) - der Beamte kann sich für 203,05 € in der GKV versichern.
Eine echte PKV Alternative, zumal in diesen 203,05 € eine Ehefrau und Kinder kostenlos mitversicherten werden könnten.

Okay, da stimme ich natürlich zu. Dann habe ich das falsch verstanden ;)

Yasper

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Antw:Neue Besoldungsstruktur??
« Antwort #11 am: 31.01.2019 09:54 »

Wasserkopp

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Antw:Neue Besoldungsstruktur??
« Antwort #12 am: 31.01.2019 11:20 »
Gibt es nähere Informationen dazu? Mich würden die Details bzw. der ganze Referentenentwurf interessieren.
Wie soll der Familienzuschlag neu geregelt werden?

Vll. bin ich aktuell etwas fantasielos, aber ich kann mir nicht vorstellen was da geplant wird - außer andere Geldbeträge.

Update:
Grade noch weitere Informationen dazu gefunden:
https://www.behoerden-spiegel.de/2019/01/07/neue-strukturen-mehr-geld-aber-gleiche-arbeitszeit/
https://www.bbw.dbb.de/aktuelles/news/geplante-bundesbesoldungsreform-die-ueberraschende-botschaft-der-tagung/
« Last Edit: 31.01.2019 11:44 von Wasserkopp »

yamato

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Antw:Neue Besoldungsstruktur??
« Antwort #13 am: 01.02.2019 06:41 »
Klingt alles ganz interessant und mindestens in Teilen auch sinnvoll.
Für mich als einfacher SB im nichttechnischen Bereich in den Nirvanastufen des gehobenen Dienstes (A10/A11)wird sich aber weder zum Positiven noch zum Negativen hin was ändern.
Mir ist das ganz recht, ich bin zufrieden mit dem Erreichten, aber für jüngere Kräfte in diesen Bereichen fehlen dann vielleicht auch Anreize sich weiter richtig reinzuhängen und nicht nur Dienst nach Vorschrift zu machen.

Yasper

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Antw:Neue Besoldungsstruktur??
« Antwort #14 am: 04.02.2019 08:16 »
Klingt so als ob die Modernisierung der Besoldungsstruktur ausgebremst würde:

https://www.tagesspiegel.de/politik/finanzminister-fuer-die-finanzplanung-fehlen-scholz-fast-25-milliarden-euro/23944338.html

"Bei einem Treffen mit Vertretern der anderen Bundesministerien in der vergangenen Woche habe es laut Teilnehmern eine eindringliche Warnung vor Mehrausgaben gegeben - auch weil die Regierung zuletzt ihren Beamten-Apparat drastisch aufgebläht habe.


Die Personalausgaben der Bundesregierung steigen demnach von 2016 bis 2020 von 31 auf mehr als 35 Milliarden Euro. Sie sollten nun „eingefroren“ werden. Zudem solle es kein weiteres Geld mehr für den Digitalpakt Schule geben. "