Autor Thema: Welche "Forderungen" im Vorstellungsgespräch?  (Read 4528 times)

Jamara

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Hi,

zugegeben, der Titel ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Ich würde aber gern mal ein paar Erfahrungen hören und hoffe, ihr lest auch einen längeren Beitrag, der nicht unbedingt rechtliche Fragestellungen beinhaltet.

Ich bin jetzt seit 5 Jahren im Landesdienst, eingruppiert in eine E10, mittlerweile Stufe 4. Bei meiner aktuellen Dienststelle gibt es absolut keine Entwicklungsmöglichkeiten, wird es auch nie geben. Ich bin die einzige in meiner Funktion hier. Nach den 5 Jahren bin ich langsam an einem Punkt, an dem ich mich langweile. Ich kann meine Arbeit im Schlaf, habe keine Herausforderung und bin allmählich unzufrieden.

Nun lebe ich hier ziemlich in der Pampa. Dafür sind es nur 10 Minuten zur Dienststelle. Aber es gibt hier auch keine anderen Dienststellen des Landes. Ich habe mich nun auf eine Stelle bei einer obersten Dienstbehörde beworben, die Stellenausschreibung hätte meinen Namen dort stehen haben können  ;D Es passt wie die Faust aufs Auge sozusagen. Kurzum, ich hatte bereits einen Tag später die Einladung zum Gespräch. Übrigens eine E12 Stelle.

In der Bewerbung habe ich schon angegeben, das ich Teilzeit arbeiten möchte (das Kind ist 4  ;)), das scheint schon mal kein Problem zu sein. Die Art der Tätigkeit verlangt oftmals einen ganztägigen Einsatz. Das  kommt mir prinzipiell sogar zugute, die Dienststelle ist nämlich 80 Kilometer entfernt. Ich habe mich schon eingelesen und weiß, das ein sehr großer Teil der Mitarbeiter Telearbeit macht (mehr als 50%).

Wie kommt es an, wenn man schon im Vorstellungsgespräch auf die Telearbeit zu sprechen kommt? Ich würde gerne 2-3 volle Tage vor Ort arbeiten und 0,5 -1,5 Tage in Telearbeit. Somit hätte ich nur an 2-3 Tagen die lange Fahrt. In der Zeit wäre die Kinderbetreuung natürlich sichergestellt (Insgesamt geht es um 28-30 Stunden)

Ich weiß, dass hier bei den oberen Behörden erheblicher Personalmangel herrscht. Ich bin aber eigentlich relativ zurückhaltend und habe Schwierigkeiten damit, sofort mit Forderungen ins Haus zu fallen. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich aktuell an einer ziemlich unflexiblen und kleinen Dienststelle bin. Hier wird die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht gerade groß geschrieben  :-[

Gebt mir doch mal Input?

D-x

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Antw:Welche "Forderungen" im Vorstellungsgespräch?
« Antwort #1 am: 14.01.2019 10:01 »
Behörden ticken verschieden. Ich kenne Arbeitgeber, die Telearbeit stark befürworten, fördern und aktiv bewerben, auch bereits in Stellenausschreibungen. Wenn das der Fall ist, und Du schon herausgefunden hast, dass das bei der fraglichen Behörde auch stark gelebt wird, und Du fachlich und persönlich überzeugst, halte ich es gerade in Hinsicht auf den weiten Arbeitsweg für nicht unwahrscheinlich, dass Dir das ermöglicht wird, wenn auch möglicherweise erst nach Einarbeitung oder Probezeit.
Auch wenn Du das vermutlich eh nicht so meintest, als Forderung würde ich es wohl nicht formulieren. Eine Nachfrage und Erläuterung Deiner Beweggründe zum Ende eines hoffentlich positiven Gesprächs scheint aber angebracht.

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Antw:Welche "Forderungen" im Vorstellungsgespräch?
« Antwort #2 am: 14.01.2019 10:04 »
Ich finde die Aussagen von Jamara durchaus legitim! Wenn sich ein AG dem gegenüber völlig verschließt, wäre er wohl auch nicht der richtige Arbeitgeber.

Ich würde mal in die Stellenausschreibung schauen, manchmal ham die ja solche Floskeln wie Vereinbarkeit von Familie und Beruf... Wäre ja ne gute Vorlage.

MoinMoin

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Antw:Welche "Forderungen" im Vorstellungsgespräch?
« Antwort #3 am: 14.01.2019 10:09 »

Bei uns würde eine größere Teilzeit allerdings bei Posten die mit häufigen und/oder mehrtägigen Dienstreisen verbunden ist, als schwierig angesehen, da dadurch sehr viele Ausgleichstage anfallen, so dass die restlichen (inHouse) Arbeiten darunter leiden.

Im Gespräch würde ich natürlich auch ansprechen, wie und ob Telearbeit gesehen wird, wie das für den speziellen Posten gesehen wird.

Lars73

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Antw:Welche "Forderungen" im Vorstellungsgespräch?
« Antwort #4 am: 14.01.2019 10:24 »
Das Thema mobile Arbeit (bei uns ist Telearbeit in eine Voraussetzungsfreie mobile Arbeit übergegangen) wird bei uns meist sogar von der Arbeitgeberseite angesprochen. Teilzeit ebenfalls.

Soweit es in der Ausschreibung oder Selbstdarstellung der Behörde entsprechende Hinweise gibt kann man es ganz unbesorgt ansprechen. Auch die reine Kenntnis, dass Telearbeit dort normal ist spricht dafür.

Eventuell wird man erwarten, dass Telearbeit erst nach der Einarbeitung starten kann.

Man muss es ja auch nicht zu fordernd ansprechen (kann man aber insbesondere dann wenn es zwingende Bedingungen ist).
Die Zahl der Stunden die für dich möglich sind dürften von der Frage Telearbeit beeinflusst werden. Schon deshalb ein Thema was anzusprechen ist.

80 km ist für eine Dauerbelastung schon grenzwertig. Hängt natürlich auch von der Frage ob ÖPNV oder Auto ab und ob Staugefahr, durch Stadt etc. Täglich zumindest nichts was man langfristig machen sollte. Schon deshalb sollte man klären was da möglich ist,

Jamara

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Antw:Welche "Forderungen" im Vorstellungsgespräch?
« Antwort #5 am: 14.01.2019 11:24 »
In der Ausschreibung wird die Vereinbarkeit von Beruf und Familie deutlich benannt (Teilzeitmöglichkeiten und alternative Arbeitsmodelle), sonst hätte ich mich dort auch nicht beworben.

Ich überlege natürlich auch wegen der Entfernung, ich bin im Studium einige Jahre pendelt. ÖPNV ist nicht möglich, die Fahrt dauert durch mehrfaches Umsteigen einfach zu lange. Ich würde zum größten Teil Landstraße fahren (Autobahn ist Dauerbaustelle), dauert etwas mehr als eine Stunde.

Organisator

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Antw:Welche "Forderungen" im Vorstellungsgespräch?
« Antwort #6 am: 14.01.2019 11:32 »
na dann - wenns in der Ausschreibung steht im Gespräch anfragen, welche Möglichkeiten es da so gibt.
Und nach deinen Wünschen gefragt - nach kurzer Einarbeitungszeit gerne 1-2 Tage in der Woche.
Spätestens dann merkst Du, wie die Einstellung zum Homeoffice da so ist und ob das der passende Arbeitgeber für dich ist.

Kleiner Hinweis am Rande: Telearbeit ist nicht gleich mobiles Arbeiten. Telearbeit hat Voraussetzungen, die auch von Dir zu erfüllen sind (soziale Kriterien, Bereitstellung eines passenden Raums, Erfüllung der Arbeitsstättenrichtlinien, grundsätzliche Anwesenheit am Heim-Arbeitsplatz). Die Einrichtung eines Telearbeitsplatzes kann je nach Kapazität und Budget des Arbeitgebers etwas dauern. Mobiles Arbeiten bedeutet nur (je nach Ausgestaltung) Laptop schnappen und gut.

MoinMoin

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Antw:Welche "Forderungen" im Vorstellungsgespräch?
« Antwort #7 am: 14.01.2019 11:56 »
Kleiner Hinweis am Rande: Telearbeit ist nicht gleich mobiles Arbeiten. Telearbeit hat Voraussetzungen, die auch von Dir zu erfüllen sind (soziale Kriterien, Bereitstellung eines passenden Raums, Erfüllung der Arbeitsstättenrichtlinien, grundsätzliche Anwesenheit am Heim-Arbeitsplatz). Die Einrichtung eines Telearbeitsplatzes kann je nach Kapazität und Budget des Arbeitgebers etwas dauern. Mobiles Arbeiten bedeutet nur (je nach Ausgestaltung) Laptop schnappen und gut.
Stimmt: Auch Dinge wie wg. Datenschutz verschließbare Schränke etc.....

Es soll sogar Arbeitgeber geben, die eine Telearbeitsplatz nur gestatten, wenn die (externe) Unterbringung der Kinder sichergestellt ist.  :-\
Sprich keine Telearbeit nachmittags, wenn die Kinder zu hause sind........ :o

Jamara

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Antw:Welche "Forderungen" im Vorstellungsgespräch?
« Antwort #8 am: 14.01.2019 12:00 »
Kleiner Hinweis am Rande: Telearbeit ist nicht gleich mobiles Arbeiten. Telearbeit hat Voraussetzungen, die auch von Dir zu erfüllen sind (soziale Kriterien, Bereitstellung eines passenden Raums, Erfüllung der Arbeitsstättenrichtlinien, grundsätzliche Anwesenheit am Heim-Arbeitsplatz). Die Einrichtung eines Telearbeitsplatzes kann je nach Kapazität und Budget des Arbeitgebers etwas dauern. Mobiles Arbeiten bedeutet nur (je nach Ausgestaltung) Laptop schnappen und gut.
Stimmt: Auch Dinge wie wg. Datenschutz verschließbare Schränke etc.....

Es soll sogar Arbeitgeber geben, die eine Telearbeitsplatz nur gestatten, wenn die (externe) Unterbringung der Kinder sichergestellt ist.  :-\
Sprich keine Telearbeit nachmittags, wenn die Kinder zu hause sind........ :o

Grundsätzlich finde ich das gar nicht verkehrt. Je nach Alter des  Kindes ist arbeiten auch schwierig (bei meiner 4-jährigen könnte ich vermutlich maximal eine halbe Stunde am Stück arbeiten  ;D)
Wir haben aber den Kindergarten von 7:30 - 16:00 Uhr, insofern wäre das gut abgedeckt.