Autor Thema: Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)  (Read 333173 times)

Germanmann

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #1020 am: 03.03.2019 00:49 »
Zitat
Die Jahressonderzahlungen werden 2019 an die Beträge im Tarifbereich West angeglichen und bleiben dann für vier Jahre unverändert.

Die JSZ sollte für alle 4 Jahre lang eingefroren werden  Oder nur in Osten?

Alitalia

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #1021 am: 03.03.2019 00:51 »
Bedeutet die Laufzeit das beim nächsten Mal die Verhandlung mit dem TVÖD zusammen fällt?

Nein, TVöD geht bis 31.08.2020.

Was heißt eigentlich die JSZ einfrieren? Was muss man darunter verstehen? Die Lohnerhöhungen vom normalen Gehalt finden hier keine Berücksichtigung?

Klar sind die Belastungen eines Landeshaushalts durch Gehaltszahlungen prozentual viel gravierender. Wir haben aber auch ganz andere Aufgabenbereiche und somit ganz andere Ausgaben. Man könnte aber auch einfach sagen die Beamten bekommen eine geringere Erhöhung bzw. anstatt der 71,75% maximaler Versorgungsbezüge nur noch 50%, den Rest müssen sie privat vorsorgen, so wie jeder Angestellte auch. Besoldungsfortzahlung nach 6 Wochen nur in verminderter Höhe, es gäbe so viele Sparmöglichkeiten aber dieser heilige Grahl wird nie angegriffen werden.
 
Erst wenn keiner mehr in den Ämtern sitzt wird man wenn überhaupt aufwachen. Dann wird besser bezahlt werden müssen bzw. man muss halt wieder ungelernte einstellen. Die Alternative wären Beamte, da kommt die böse Rechnung halt eben erst später. In einigen Ämtern ist das schon gängig, man hofft so tatsächlich den Abgang gegenüber Azubis zu reduzieren.

TZSteinbock

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #1022 am: 03.03.2019 00:56 »
Bedeutet die Laufzeit das beim nächsten Mal die Verhandlung mit dem TVÖD zusammen fällt?

Nein, TVöD geht bis 31.08.2020.

Was heißt eigentlich die JSZ einfrieren? Was muss man darunter verstehen? Die Lohnerhöhungen vom normalen Gehalt finden hier keine Berücksichtigung?

Klar sind die Belastungen eines Landeshaushalts durch Gehaltszahlungen prozentual viel gravierender. Wir haben aber auch ganz andere Aufgabenbereiche und somit ganz andere Ausgaben. Man könnte aber auch einfach sagen die Beamten bekommen eine geringere Erhöhung bzw. anstatt der 71,75% maximaler Versorgungsbezüge nur noch 50%, den Rest müssen sie privat vorsorgen, so wie jeder Angestellte auch. Besoldungsfortzahlung nach 6 Wochen nur in verminderter Höhe, es gäbe so viele Sparmöglichkeiten aber dieser heilige Grahl wird nie angegriffen werden.
 
Erst wenn keiner mehr in den Ämtern sitzt wird man wenn überhaupt aufwachen. Dann wird besser bezahlt werden müssen bzw. man muss halt wieder ungelernte einstellen. Die Alternative wären Beamte, da kommt die böse Rechnung halt eben erst später. In einigen Ämtern ist das schon gängig, man hofft so tatsächlich den Abgang gegenüber Azubis zu reduzieren.

Eine geringere Erhoehung fuer die Beamten... das hatten wir alles schon ... bis es das Bundesverfassungsgericht unterbunden hat.... und saftige Nachzahlungen folgten....

Und dann gibt es fuer die Angestellten im Oeffentlichen Dienst die Zusatzversorgung, so dass die Rente oberhalb der 50% liegen duerfte... zu versteuern nach Ertragsanteil ... und nicht voll wie bei den Beamten....

wossen

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #1023 am: 03.03.2019 01:03 »
Kann man ganz einfach umgehen, indem man z.B. das Hauptaugenmerk auf Strukturverbesserungen im TV-L legt...(und dort z.B. Sachen einführt, die bei Beamten seit jeher selbstverständlich sind - wie stufengleiche Höhergruppierung).

Aber das ist nicht gewollt...

Da der Schwerpunkt auch dieses Tarifabschlusses auf direkte Gehaltserhöhungen liegt, wird auch dieser Abschluss die Schere zwischen Tarifbeschäftigten und Beamten im Nettobereich weiter öffnen...(v.a. in den oberen Entgeltgruppen)

TZSteinbock

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #1024 am: 03.03.2019 01:06 »
Kann man ganz einfach umgehen, indem man z.B. das Hauptaugenmerk auf Strukturverbesserungen im TV-L legt...(und dort z.B. Sachen einführt, die bei Beamten seit jeher selbstverständlich sind - wie stufengleiche Höhergruppierung).

Aber das ist nicht gewollt...

Ganz so einfach ist es leider nicht... Die Kriterien des Bundesverfassungsgerichtes zur verfassungskonformen Beamtenbesoldung erwarten eine Uebertragung im Volumen (wirkungs- und inhaltsgleich) ... nicht nur linear...

Gajus

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #1025 am: 03.03.2019 01:08 »
Ganz ehrlich, warum sollten Angestellte den Beamten gleichgesetzt werden? Im Schuldienst geht man z.T. einige Hürden , die man als Angestellter nicht zwingend gehen muss-Stichwort Referendariat. Miese Bezahlung, rund um die Uhr Stress...steht ja jedem frei dies auch zu tun- schafft jedoch nicht jeder.

Ich fühle mich z.T. ein wenig verschaukelt, wenn ich sehe, dass untere Lohngruppen prozentual immer stärker profitieren, als höher qualifizierte Lohngruppen. Irgendwo muss das Verhältnis da auch noch stimmen.

Mögen die unteren Tarifgruppen sicher anders sehen, aber irgendwann ist die Spanne dann nicht mehr akzeptabel.

wossen

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #1026 am: 03.03.2019 01:09 »
@tz-Steinbock:Inwiefern wurden denn eigentlich die Verschlechterungen beim Übergang vom BAT auf den TV-L bzw. Tvöd auf den Beamtenbereich übertragen? (von der Vbl-'Reform' will ich gar nicht erst anfangen). Okay, rhetorische Frage...

@Gajus: Viele Angestellte im Schuldienst haben das Referendariat absolviert - übrigens mit dem Resultat, dass sie monetär kaum bessergestellt sind als jene ohne Referendariat (Lebenseinkommensbilanz wird bei manchem sogar eher negativ sein)

Jene ohne Referendariat erfreuen sich übrigens durchaus Besserstellungen durch die Tarifparteien in letzter Zeit - nuja, da ist ja mancher dabei, der doch noch das 2. Staatsexamen nachholt und dann Beamter wird (da wird sich dann drum 'gekümmert' - wahrend die Dauerhaft-Nichtbeamten mit 2. Stex. als hoffnungslose Fälle eigentlich völlig ignoriert werden und zudem noch alle Nachteile des Beamtendaseins zu tragen haben, wegen der unzähligen Verweise im TB-Lehrerbereich auf das Beamtenrecht )
« Last Edit: 03.03.2019 01:20 von wossen »

Alitalia

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #1027 am: 03.03.2019 01:20 »
Für Beamte werden halt meist nur die positiven Punkte mitgenommen. Gut die JSZ gibt es nicht für sie.
Dennoch gibt es nach wie vor oft den Quark, dass Beamte einfach mal eine Gruppe höher besoldet werden als die Angestellten.

Die VBL zahlt der Arbeitgeber übrigens nicht alleine, jeder Angestellte muss da selbst ordentlich mit einzahlen, seit der letzten Tarifrunde übrigens mehr. Und selbst damit wird man nicht annähernd auf die Versorgung eines Beamten gelangen. Bei Angestellten lohnt sich ein goldener Handschlag halt nicht und wird deshalb auch nicht durchgeführt.

Bei den "normalen" Beamten gibt es nur den Vorbereitungsdienst und der ist zumindest im 1. LG 2 EA kürzer als bei vergleichbaren Angestellten. Lehrer sind ja seit jeher etwas besonderes ;-)

Bei den Entscheidungen der Gerichte muss man immer bedenken, dass diese ja selbst auch besoldet werden^^

TZSteinbock

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #1028 am: 03.03.2019 01:26 »
@tz-Steinbock:Inwiefern wurden denn eigentlich die Verschlechterungen beim Übergang vom BAT auf den TV-L bzw. Tvöd auf den Beamtenbereich übertragen? (von der Vbl-'Reform' will ich gar nicht erst anfangen). Okay, rhetorische Frage...


Offensichtlich so sehr und uebertrieben, dass das Bundesverfassungsgericht allein in Sachsen 2 mal korrigierend eingreifen musste....

TZSteinbock

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #1029 am: 03.03.2019 01:31 »

Bei den Entscheidungen der Gerichte muss man immer bedenken, dass diese ja selbst auch besoldet werden^^

Sicher, nur das hier Bundesbeamte entscheiden und Regelungen fuer Landesbeamte erwirken... der Bund als Arbeitgeber selber hat sich noch kein Besoldungsurteil "erarbeitet"...

Gajus

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #1030 am: 03.03.2019 01:35 »
Klar, gibt es auch die Angestellten im Schuldienst, die das 2. Staatsexamen haben-diese werden aber in der Regel auch noch verbeamtet, bzw. gibt es das in einigen Bundesländern jetzt quasi nicht mehr. Aber ja- wer ein gutes 2. Staatsexamen macht, sollte auch verbeamtet werden. Möchte er/sie das nicht (weil es eben auch Nachteile mit sich bringt), so ist es die eigene Entscheidung. Die Anpassung darf nicht zu Lasten der Beamten gehen.

Wie schon erwähnt wurde, muss ich nach Studium und Ref noch viele viele Jahre arbeiten, um Angestellte einzuholen, die in den unteren Tarifgruppen direkt nach der Schule mit einer Ausbildung begonnen haben. Ich finde einfach, dass  sich diese Unterschiede in den Qualifikationen spürbar auf dem Gehaltszettel bemerkbar machen müssen.

Als Beispiel: ich habe Mathe auf Lehramt studiert. Meine Schwester Mathe auf Diplom, Freunde von mir ebenso. Zu 95% die gleichen Anforderungen und dazu hab ich das Red absolviert. Im der freien Wirtschaft verdienen die sich zum Teil ne goldene Nase und ich eben nicht- war meine Entscheidung, aber ich sehe es nicht als fair an, dass die Gehaltssteigerungen der "niedriger" Qualifizierten (niedrigere Tarifgruppen) immer auf Kosten der höheren Tarifgruppen gehen (sollen). Da stimmt das Verhältnis irgendwann nicht mehr.

Alitalia

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #1031 am: 03.03.2019 01:42 »
aber ich sehe es nicht als fair an, dass die Gehaltssteigerungen der "niedriger" Qualifizierten (niedrigere Tarifgruppen) immer auf Kosten der höheren Tarifgruppen gehen (sollen). Da stimmt das Verhältnis irgendwann nicht mehr.

Beispiel E5 S6 vs. E9 S6 macht "nur" 500€ Netto, dabei macht der E5er nur Zuarbeiten und der E9er hat ggf. schon Führungsverantwortung. Das passt einfach nicht zusammen. Diese "Sozialkomponente" werden wir wohl nie loswerden.


Bei den Entscheidungen der Gerichte muss man immer bedenken, dass diese ja selbst auch besoldet werden^^

Sicher, nur das hier Bundesbeamte entscheiden und Regelungen fuer Landesbeamte erwirken... der Bund als Arbeitgeber selber hat sich noch kein Besoldungsurteil "erarbeitet"...

Ist mir schon klar, Beamte untereinander stellen den anderen aber kein Bein.
Würden sie solche "Kürzungen" durchgehen lassen hätte das zudem Signalwirkung für den Bund und somit für sie selbst. Gut Richter sind ja nochmal unter den Beamten eine Extraklasse.

wossen

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« Antwort #1032 am: 03.03.2019 01:43 »
@Gajus: Es gibt einen ganzen Haufen Lehrer mit 2. Staatsexamen, die nicht verbeamtet sind und das auch nicht mehr werden (primär wegen Alter, aber auch Gesundheit)

In NRW wurde z.B. einige Zeit nur bis zum 35. Lebensjahr verbeamtet, in den neuen Bundesländern gar nicht (in Sachsen z.B. erst seit diesem Jahr - alle bis 42. Wer älter ist, bleibt TB).

Berlin verbeamtet Lehrer als nunmehr einziges Bundesland nicht mehr, als Kompensation werden voll ausgebildete Lehrer gleich bei Anstellung in die höchste Erfahrungsstufe eingruppiert (in allen anderen Bundesländern haben tarifbeschäftigte Lehrer keinerlei 'Extra-Kompensation', okay in Sachsen jetzt eine quasi symbolische. Hat da halt Staub aufgewirbelt, dass der Berufsanfänger urplötzlich netto mehr verdienen kann als der Direktor. Aber der Berufsanfänger als Beamter ist ja nicht vergleichbar mit einem tarifbeschäftigten Direktor...von daher: rechtlich alles superkorrekt)

@alitalia: Nicht nur Richter sind übrigens Beamte, sondern auch die Rechtsprofessoren usw. Eigentlich ist ja auch jeder, der in diesem Staat etwas zu sagen hat, verbeamtet oder ist zumindest nicht in einer Sozialversicherung (oder hat halt großzügige Sondersysteme wie die Öffentlich-Rechtlichen Anstalten)
« Last Edit: 03.03.2019 01:59 von wossen »

stephi

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #1033 am: 03.03.2019 01:46 »
Die Vertreter der Tarifparteien lesen hier mit. Sobald hier im Topic eine Übereinstimmung und Akzeptanz zu einem möglichen Abschluss "diskutiert" wird, wird dies als Einigung übernommen.

Warum kein Angebot der AG vorliegt? Hier hat noch keiner im Interesse der AG geschrieben...

Unter dem TVÖD-Ergebnis bekommt von mir gar nichts eine Akzeptanz. Mindestens eine 3 vor dem Komma im ersten Jahr muss sein!

Bist du in einer Gewerkschaft? Ich nämlich schon. Falls du recht behalten solltest, werde ich eben mit den Füßen abstimmen und Verdi verlassen. Es gibt nicht wenige, die so denken wie ich. Zumindest in unserer Belegschaft.
Sehe ich nicht so. Abschluss ist so auch noch ok, nicht super klar, aber in Ordnung. Mit diesem Ergebnis kannst du keine Urabstimmung etc. rechtfertigen.

Also ich mag mich mit meinen Berechnungen täuschen, aber unter Berücksichtigung der Laufzeit (33 Monate nicht wie bei TVÖD 30 Monate) liegt der Abschluss unter dem TVÖD Ergebnis.

Da hat sich aber jemand Mühe gegeben. Fein gemacht. Meine Antwort steht oben, man müsste sich nur mal die Mühe geben und genau lesen.

TZSteinbock

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« Antwort #1034 am: 03.03.2019 01:52 »
Es gibt einen ganzen Haufen Lehrer mit 2. Staatsexamen, die nicht verbeamtet sind und das auch nicht mehr werden (primär wegen Alter, aber auch Gesundheit)

In NRW wurde z.B. einige Zeit nur bis zum 35. Lebensjahr verbeamtet, in den neuen Bundesländern gar nicht (in Sachsen z.B. erst seit diesem Jahr - alle bis 42. Wer älter ist, bleibt TB)

Ja, die angestellten Lehrer sind vergleichsweise schlechter gestellt, deshalb sollten alle Tabellenwerte ab E9 kuenftig ueberproportional erhoeht bzw. gespreizt werden. E9 pauschal+100 bis E15 pauschal+600, dann braucht sich Politik auch nicht mehr in Beamte fluechten, wenn es richtig eng wird...