Autor Thema: Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)  (Read 333173 times)

Schmitti

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #255 am: 04.02.2019 12:29 »
Wenn wir als Kommune Erzieher- u.ä. Stellen ausschreiben, können wir uns vor Bewerbungen, also qualifizierten Bewerbungen, nicht retten.
Wo liegt ihr? Und könnt ihr den Bewerbern, die ihr ablehnen müsst, mal bitte unsere Adresse nennen? ;-)
Denn hier (Region Bonn/Süd-NRW) sieht es aus wie von Spid beschrieben. Man kann froh sein über jede Erzieherin, die nicht zu den Privaten/v.a. Betriebskindergärten abhaut, und über jede kommunale Stelle, die gerade irgendwie besetzt werden kann. Und in den regionalen Wochenzeitungen hier findet man auch regelmäßg z.B. Stellenanzeigen für Kitas in Mainz, was ja nun schon eine Entfernung darstellt. Dort scheint man auch solche Probleme zu haben.

Spid

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #256 am: 04.02.2019 12:32 »
Der Fluch der (annähernden) Vollbeschäftigung hier - unsere Haushaltshilfe erhält ein deutlich höheres Stundenentgelt als die Erzieherinnen im kommunalen Kindergarten, für weniger ist kein brauchbares Personal zu bekommen.

Suntzu

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #257 am: 04.02.2019 12:38 »
Zitat
GEW-Verhandlungsführer Daniel Merbitz zeigte sich nach dem Verhandlungsauftakt enttäuscht von der mangelnden Bereitschaft der Arbeitgeber, dem Fachkräftemangel durch ein attraktives Angebot entgegenzuwirken: „Alle Bundesländer suchen händeringend Lehrer*innen und Erzieher*innen. Die können sie aber nur gewinnen, wenn die Arbeitsbedingungen konkurrenzfähig sind. Deshalb sollten die Arbeitgeber sich die üblichen Rituale sparen und in der nächsten Verhandlungsrunde ein Angebot vorlegen. Damit würden sie zeigen: Gute Arbeit und gute Bildung sind uns etwas wert!“
Die Argumentation verstehe ich nicht, vielleicht kann mich hier ja einer aufklären.
In welcher Arbeitsmarkt Konkurrenzsituation befindet sich eigentlich der öD bei Lehrern und Erziehern.
Privatschulen und Kindergärten? Es das relevant am Arbeitsmarkt?

Je mehr private Einrichtungen es gibt desto mehr können die Geschäftsführer, Holdings, Investoren etc. ihre Sicht der Dinge und Anliegen unseren Kindern vermitteln. Stichwort Geschichtsverdrehung, alt. Fakten. Wer will da was gegen sagen, wenn das Monopol bei den privaten liegt?

Oder stell dich ein auf Nestlé Briefkopf bei der nächsten Wasserrechnung. Privatisierung Autobahnen etc.

Ob das alles gut ist für uns Bürger und Demokratie?

was_guckst_du

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #258 am: 04.02.2019 12:40 »
unsere Haushaltshilfe erhält ein deutlich höheres Stundenentgelt als die Erzieherinnen im kommunalen Kindergarten, für weniger ist kein brauchbares Personal zu bekommen.

...wahrscheinlich wegen der notwendigen "Erschwerniszulage" ;D
Gruß aus "Tief im Westen"

Meine Beiträge geben grundsätzlich meine persönliche Meinung zum Thema wieder und beinhalten keine Rechtsberatung. Meistens sind sie ernster Natur, manchmal aber auch nicht. Bei einer obskuren Einzelfallpersönlichkeit antworte ich auch aus therapeutischen Gründen

nichts_tun

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #259 am: 04.02.2019 12:41 »
Der Fluch der (annähernden) Vollbeschäftigung hier - unsere Haushaltshilfe erhält ein deutlich höheres Stundenentgelt als die Erzieherinnen im kommunalen Kindergarten, für weniger ist kein brauchbares Personal zu bekommen.

Wir hatten kürzlich hier eine EG 11-Stelle extern ausgeschrieben -  Personal- und Organisationsmanagement.

Knapp 30 Bewerbungen sind darauf eingegangen (durchaus qualifizierte). Also bei uns ist der Fachkräftemangel tatsächlich noch nicht in größeren Ausmaßen zu spüren (mal abgesehen von Ingienieuren, IT-Leuten oder Ärzten).

Spid

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #260 am: 04.02.2019 12:50 »
Zitat
GEW-Verhandlungsführer Daniel Merbitz zeigte sich nach dem Verhandlungsauftakt enttäuscht von der mangelnden Bereitschaft der Arbeitgeber, dem Fachkräftemangel durch ein attraktives Angebot entgegenzuwirken: „Alle Bundesländer suchen händeringend Lehrer*innen und Erzieher*innen. Die können sie aber nur gewinnen, wenn die Arbeitsbedingungen konkurrenzfähig sind. Deshalb sollten die Arbeitgeber sich die üblichen Rituale sparen und in der nächsten Verhandlungsrunde ein Angebot vorlegen. Damit würden sie zeigen: Gute Arbeit und gute Bildung sind uns etwas wert!“
Die Argumentation verstehe ich nicht, vielleicht kann mich hier ja einer aufklären.
In welcher Arbeitsmarkt Konkurrenzsituation befindet sich eigentlich der öD bei Lehrern und Erziehern.
Privatschulen und Kindergärten? Es das relevant am Arbeitsmarkt?

Je mehr private Einrichtungen es gibt desto mehr können die Geschäftsführer, Holdings, Investoren etc. ihre Sicht der Dinge und Anliegen unseren Kindern vermitteln. Stichwort Geschichtsverdrehung, alt. Fakten. Wer will da was gegen sagen, wenn das Monopol bei den privaten liegt?

Oder stell dich ein auf Nestlé Briefkopf bei der nächsten Wasserrechnung. Privatisierung Autobahnen etc.

Ob das alles gut ist für uns Bürger und Demokratie?

Und inwiefern ist staatliche Gendergaga- und Gleicheitsindoktrination da irgendwie vorteilhafter? Warum sollte ich den nach Einkommen festgelegten Höchstbeitragssatz zahlen, um dafür die gleiche bescheidene Leistung zu bekommen, wie Menschen, die wesentlich weniger Beiträge zahlen? Da zahle ich lieber mehr, weiß, daß das Geld meinem Kind zugute kommt und bestimme als Kunde die Leistung, für die ich zahlen möchte.

was_guckst_du

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #261 am: 04.02.2019 12:55 »
...ich finde es gesellschaftspolitisch überhaupt für sehr fragwürdig, dass überhaupt Beiträge dafür zu zahlen sind, wenn der Staat es sich auf der anderen Seite z.B. leisten kann, Kerosin für Privatflugzeuge steuerlich zu subventionieren...
Gruß aus "Tief im Westen"

Meine Beiträge geben grundsätzlich meine persönliche Meinung zum Thema wieder und beinhalten keine Rechtsberatung. Meistens sind sie ernster Natur, manchmal aber auch nicht. Bei einer obskuren Einzelfallpersönlichkeit antworte ich auch aus therapeutischen Gründen

Der Kanzler

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #262 am: 04.02.2019 13:03 »
Zitat
...ich finde es gesellschaftspolitisch überhaupt für sehr fragwürdig, dass überhaupt Beiträge dafür zu zahlen sind, wenn der Staat es sich auf der anderen Seite z.B. leisten kann, Kerosin für Privatflugzeuge steuerlich zu subventionieren...

Da stimme ich dir vollkommen zu!!!

nichts_tun

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #263 am: 04.02.2019 13:06 »
Und inwiefern ist staatliche Gendergaga- und Gleicheitsindoktrination da irgendwie vorteilhafter?

Aus meiner Sicht gibt's es da keine "Indoktrination", sondern ich halte es durchaus nicht für verkehrt, wenn Kinder pluralistische Sichtweisen vermittelt bekommen, in welchem Umfang und in welcher Art, ist streitbar. Grundsätzlich finde ich es allersdings nicht verkehrt.

Übrigens besteht natürlich auch die Gefahr, dass der Staat negativ Einfluss auf die Kinder nimmt, man denke nur an die NS-Zeit oder die DDR.

Warum sollte ich den nach Einkommen festgelegten Höchstbeitragssatz zahlen, um dafür die gleiche bescheidene Leistung zu bekommen, wie Menschen, die wesentlich weniger Beiträge zahlen? Da zahle ich lieber mehr, weiß, daß das Geld meinem Kind zugute kommt und bestimme als Kunde die Leistung, für die ich zahlen möchte.

Nachvollziehbare Sichtweise. Grundsätzlich halte ich jedoch die soziale Durchmischung der verschiedenen Milieus nicht für verkehrt. Daher sollten die Kita-Beiträge sollten auf ein Minimum gesenkt werden, das würde  ich begrüßen.

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #264 am: 04.02.2019 13:16 »
Es gibt genausowenig den ÖD wie es die freie Wirtschaft gibt. Beides hat unzählige Facetten, zwei davon sind TV-L und TVÖD.
Grundsätzlich richtig, in diesem Kontext aber falsch, da ich von einem kokretem Berufsfeld und deren Bezahlung in dieser Diskussion ausging. Und da gibt es nur den TV-L oder den TVöD, wo niedergeschriben steht was zu zahlen ist (von mir als den öD abgekürzt dargestellt) Sorry wenn das nicht deutlich genug herausgekommen ist.
Zitat
Wir sind ein Dienstleister für kirchliche Rechtsträger und zahlen angelehnt an den TV-L, im Kita-Bereich aber mit einer abgewandelten, höheren Entgelttabelle. Ergänzend dazu arbeiten wir mit Zulagen.
Ok, also "pW", die marktwirtschaftlich handeln können und die sich vom TV-L lösen können, ohne eine TdL Kündigung zu riskieren.

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #265 am: 04.02.2019 13:19 »
Wer will da was gegen sagen, wenn das Monopol bei den privaten liegt?
Bei den privaten und Monopol ? Das ist ja ein Widerspruch. Wenn es viele private gibt, dann gibt es doch eben kein Monopol.

Wenn es nur den einen privaten Anbieter gäbe, dann bin ich bei dir.

Modulator

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #266 am: 04.02.2019 14:15 »
Auf Grund sinkender Steuereinahmen, werden jetzt schon die Rotstifte beim Bund platziert:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/schwarze-null-wo-finanzminister-olaf-scholz-nun-sparen-will-a-1251444.html

Das Finanzministerium will zudem keine sogenannten Personalverstärkungsmittel mehr veranschlagen. Das bedeutet, dass Tariferhöhungen bei der Besoldung von Beamten und Angestellten des Bundes aus den vorhandenen Mitteln finanziert werden müssen und keine neuen Stellen in Bundesinstitutionen mehr geschaffen werden. "Die Personalausgaben werden auf dem Niveau des geltenden Finanzplans eingefroren", heißt es in der Vorlage.

Ich glaube zwar, dass der Spiegel da etwas zwischen Stellenzahl und Tariferhöhung durcheinander bringt aber wie schon gesagt wurde:
"Die fetten Jahre sind wohl vorbei."
« Last Edit: 04.02.2019 14:18 von Modulator »

ktown

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #267 am: 04.02.2019 14:51 »
Welche fetten Jahre? ;D

Kaiser80

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #268 am: 04.02.2019 15:15 »
Wo liegt ihr? Und könnt ihr den Bewerbern, die ihr ablehnen müsst, mal bitte unsere Adresse nennen? ;-)
Denn hier (Region Bonn/Süd-NRW) sieht es aus wie von Spid beschrieben. Man kann froh sein über jede Erzieherin, die nicht zu den Privaten/v.a. Betriebskindergärten abhaut, und über jede kommunale Stelle, die gerade irgendwie besetzt werden kann.

Wir liegen gar nicht so weit entfernt von euch, ich verorte euch mal in der Meckenheimer/Rheinbacher Ecke?

Scheint wohl ne reginale Besonderheit bei uns zu sein. Um den nächsten Betriebskindergarten zu finden, müsste man Schätzungsweise an die 30km (einfach) fahren. Macht ja keiner für das vermutlich weniger Mehr an Kohle. Ist ja nun mal so, der Großteil (bei uns) in den erzieherischen Berufen ist weiblich, Ehepartner, Mutter und sozial wie örtlich "verwurzelt". Gleichbedeutend mit: keine örtliche Flexibilität, Teilzeit, Zuverdiener in der Familie. Das kann ich für 75-90% unserer Erziehrinnen behaupten.

Wir hatten im Dezember 12 Bewerebungen+4 alte Initiativbewerbungen für 19,75Std/Woche für ne S8. Keine Bewerberin wohnte mehr als 20km entfernt! Das witzigste: 7 davon aus dem schönen Elternbeitragsfreiem RLP!

Aber wenn der TV-L eben nicht mit dem Markt mithalten kann oder will, dann ist das Unvermögen oder Unwillen.




MoinMoin

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #269 am: 04.02.2019 15:30 »
Aber wenn der TV-L eben nicht mit dem Markt mithalten kann oder will, dann ist das Unvermögen oder Unwillen.
Ich würde es mal so umformulieren:
Wenn die TdL und ver.di den TV-L weiterhin nur als bundesweite Gleichmacherei (was Lohnhöhe und was Bedarf an einzelnen Berufsgruppen angeht) betreibt und die Öffnungen für regionale und/oder Berufsgruppen Unterschiede nicht vereinfacht werden, respektive das bisserl was es dort im TV-L gibt, nicht stärker genutzt wird, dann ist es Unvermögen oder Unwissenheit oder Beamte.