Autor Thema: Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)  (Read 333172 times)

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #360 am: 07.02.2019 15:09 »
...deinem Arbeitgeber steht es aber völlig frei, seinen Beschäftigten Zuschüsse zu gewähren oder gar ein Jobrad komplett zu finanzieren etc...nur macht das im öD kein AG, weil das ja zusätzliches Geld kostet.
und er ansosnten dann auch noch aus der TdL fliegt .....Sprich selbstgemachtes Arbeitgeber "leid"

daseinsvorsorge

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #361 am: 07.02.2019 21:00 »
Ich glaube nicht, ich weiß, dass es solche Arbeitgeber gibt.
Meine bessere Hälfte hat so einen. Private Wirtschaftlicherkonzern.
Keine Lohnerhöhung in den letzten 18 Jahren die nicht zu einer Reallohnsteigerung geführt hat.
Jährlich schwankende Bonuszahlungen (zusätzlich zum fixum 13. Gehalt) zwischen 0,5 und 4 Monatsgehälter.

Alles ohne Gewerkschaft und Streiks.
(sie arbeitet in der Buchhaltung ...)

Die Antwort, warum der AG es macht? Sag du es mir!

OK- ich kannte auch mal einen, der einen kannte, der widerum einen kannte- da haben Sie natürlich völlig Recht.
Und weil das so gut klappt, mußte gegen den ausdrücklichen Willen der Arbeitgeber der Mindestlohn eingeführt werden. Selbst die Privat-vor-Staat-Fraktion mußte einräumen, dass keine Wirtschaftlichkeit vorliegen kann, wenn Löhne von € 3,- in Vollzeit (so im Friseurhandwerk im Osten)angeboten werden und sich die Arbeitnehmer den Rest doch bitte vom Job-Center holen sollen.

Spid

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #362 am: 07.02.2019 21:15 »
Der Mindestlohn mußte nicht eingeführt werden. Er ist eingeführt worden. Das ist ein wesentlicher Unterschied.

Amiga

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #363 am: 07.02.2019 21:29 »
Der Mindestlohn mußte nicht eingeführt werden. Er ist eingeführt worden. Das ist ein wesentlicher Unterschied.

Ich bin der Meinung, dass jeder von seiner Arbeit wenigstens "leben" muss. Der Mindeslohn hat sich zumindest in einigen Bereichen positiv ausgewirkt. Allerdings ist es ein Armutszeugnis, dass es erst soweit kommen musste, so dass mit planwirtschaftlichen bzw. kommunistischen Mitteln die Kohlen aus dem Feuer geholt werden konnten.

Diese Perversität des Systems hat das alles erst verursacht und die Prostitution der Arbeitnehmer hat ihren Anteil daran. Der Steuerzahler hat diesen Mist auch noch durch ALG II zum Aufstocken finanziert und ermöglicht. Das ist das eigentlich Schlimme.
Es heißt übrigens bald nicht mehr "Deutscher", sondern "maximal besteuerte und geduldete Altlast ohne Migrationshintergrund".

Spid

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #364 am: 07.02.2019 21:34 »
Arbeit ist das wert, was ein anderer dafür zu bezahlen bereit ist - ob er davon leben kann, hat keine Auswirkungen auf den Wert.

Amiga

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #365 am: 07.02.2019 21:41 »
Stimmt. Das trifft auf fast alles zu. Ähnlich wie der nichtssagende imaginäre Wert einer Immobilie. Denn eine Immobilie ist das Wert, was ein anderer bereit ist zu bezahlen, wenn ich diese verkaufen muss.

Allerdings unterstütze ich kein System wo sich Unternehmer das Geld in die Tasche stecken und die Angestellten mit 5 Euro abgespeist werden. So ein Haarschnitt kostet in Berlin trotzdem eine Stange Geld. Aber du hast recht, mir ist es das auch nicht wert.

Ich bin auch gegen jegliche Eingriffe mit planwirtschaftlichen Mitteln. Wo das hinführt, wissen wir alle. Aber ich würde auch knallhart die Aufstockoption streichen, so dass die Leute sich solche Jobs erst gar nicht suchen. Leider müssen die sich aber prostituieren, weil es sonst Ärger gibt. Mein Gott ich klinge schon wie ein Grüner mit einem bedingungslosen Grundeinkommen (was ich ebenfalls nicht unterstütze).
Es heißt übrigens bald nicht mehr "Deutscher", sondern "maximal besteuerte und geduldete Altlast ohne Migrationshintergrund".

allesok

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #366 am: 07.02.2019 22:36 »
"Für eine unterschiedliche Bezahlung gibt es gute Gründe. Die Länder haben mehr als doppelt so viele Beschäftigte wie Bund und Kommunen zusammen." Guter Mann. SPD!

Sehe ich das richtig:  In Berlin gibt es nur Landesbedienstete und Landesbeamten.

Nach m.M. hat er die im kommunalen Bereich wenig Ahnung .

In den Flächenländern erhalten die Angestellten im öff. Dienst Gehalt nach Tarifvertrag Bund/Kommunen.

Die Beamten in den Kommunen erhalten aber ihr Gehalt nach den Bestimmungen der Länder. Somit erhalten auch Beschäftigte bei den Kommunen weniger Geld.

Ich verstehe die Aussagen nicht. Auch nicht, dass jetzt der SPD Finanzminister sagt, die Einnahmen brechen ein.
« Last Edit: 07.02.2019 22:44 von allesok »

Spid

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #367 am: 08.02.2019 05:15 »
Stimmt. Das trifft auf fast alles zu. Ähnlich wie der nichtssagende imaginäre Wert einer Immobilie. Denn eine Immobilie ist das Wert, was ein anderer bereit ist zu bezahlen, wenn ich diese verkaufen muss.

Allerdings unterstütze ich kein System wo sich Unternehmer das Geld in die Tasche stecken und die Angestellten mit 5 Euro abgespeist werden. So ein Haarschnitt kostet in Berlin trotzdem eine Stange Geld. Aber du hast recht, mir ist es das auch nicht wert.

Ich bin auch gegen jegliche Eingriffe mit planwirtschaftlichen Mitteln. Wo das hinführt, wissen wir alle. Aber ich würde auch knallhart die Aufstockoption streichen, so dass die Leute sich solche Jobs erst gar nicht suchen. Leider müssen die sich aber prostituieren, weil es sonst Ärger gibt. Mein Gott ich klinge schon wie ein Grüner mit einem bedingungslosen Grundeinkommen (was ich ebenfalls nicht unterstütze).

Sittenwidrig niedrige Löhne, die gerne zur Begründung des Mindestlohns angeführt werden, waren bereits vorher rechtswidrig - dazu bräuchte es den Mindestlohn nicht, das war durch den staatlichen Ordnungsrahmen für den Markt bereits gegeben und wurde auch durchgesetzt. Das Aufstocken subventioniert keinen gering entlohnten Arbeitsplatz, sondern denjenigen, dessen Arbeitskraft von so geringem Wert ist, daß er damit das soziokulturelle Existenzminimum nicht selbst sicherstellen kann. Der Mindestlohn - jetzt wo es ihn nunmal überflüssigerweise gibt - dürfte aber eine gute Orientierungshilfe für die E1 sein. Was wen nicht einfachste Tätigkeiten sollte denn damit entgolten werden. Mit entsprechenden Abständen folgen dann E2-4, dann hat man für qualifizierte Tätigkeiten wieder mehr Luft im
Verhandlungsvolumen.

Keeper83

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #368 am: 08.02.2019 09:09 »


Allerdings unterstütze ich kein System wo sich Unternehmer das Geld in die Tasche stecken und die Angestellten mit 5 Euro abgespeist werden.


Da hast du bestimmt auch noch ein Beispiel für uns. Die Unternehmer die ich kenne, reißen sich Tag für Tag den Arsch auf, damit ihre Angestellten auch morgen noch Arbeit haben und ihre Familien ernähren können. Die Wahrnehmung des Unternehmertums in Deutschland ist mittlerweile ganz schön verquer wie ich finde. Wenn jemand sein ganzes Leben seinem Unternehmen widmet ,20, 50 oder 100 Arbeitsplätze geschaffen und über Jahrzehnte gehalten hat und er am Ende tatsächlich 1-2 Millionen auf dem Konto hat und vier Mietshäuser besitzt, dann ist das so! Es steht jedem frei den gleichen Weg einzuschlagen!
Und wenn jetzt wieder das Beispiel der DAX Konzerne und ihrer Vorstände kommt bin ich der Meinung, dass ein Konzern der für einfachste Tätigkeiten bei einer 35 Stunden Woche 20 Euro Stundenlohn plus Zulagen bezahlt, der zahlt halt seinen Vorständen auch 7-stellige Gehälter aus. Auch hier steht es jedem frei einen solchen Posten anzustreben. 

Amiga

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #369 am: 08.02.2019 09:50 »
Da hast du bestimmt auch noch ein Beispiel für uns.

Siehe oben.
Es heißt übrigens bald nicht mehr "Deutscher", sondern "maximal besteuerte und geduldete Altlast ohne Migrationshintergrund".

Pädi07

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #370 am: 08.02.2019 10:06 »
Für mich weisen all die Meldungen zu den bisherigen Verhandnungen darauf hin, dass einige Berufsgruppen (Lehrer, Krankenpflege, IT) längs überfällige Verbesserungen in der Entgeltordnung oder der Tabellenwerte erhalten, diese Verbesserungen aber auf Kosten der allgemeinen Erhöhung gehen (Schlagwort Gegenfinanzierung).
Ich gehöre keiner der 3 oben genannten Berufsgruppen an, unterstütze aber die nötigen Verbesserungen in diesen Bereichen. Ein Problem ist aber: warum muss das gegenfinanziert werden? Derzeit sind doch die Töpfe voll und man kann einfach mal diese nötigen Verbesserungen umsetzen und GLEICHZEITIG für alle anderen Angestellten der Länder auch etwas tun, um zumindest den vielbesungenen Abstand zum TvöD und der Wirtschaft zumindest ein wenig zu verringern (keiner rechnet ja ernsthaft mit einer Angleichung). Was bitte spricht gegen so etwas wie "3,0% für alle (die erste 3 vor dem Komma seit vielen vielen Jahren) und zusätzlich Verbesserungen für bestimmte Berufgruppen"? Ich verstehe es einfach nicht...

Wastelandwarrior

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #371 am: 08.02.2019 10:14 »
Verdi: "Diese Maxime der Kostenneutralität ist für Bsirske in No-Go. Als Beispiel nannte er die notwendigen Attraktivitätssteigerungen in der Pflege. In der jetzigen Tarifrunde der Länder verhandelt ver.di unter anderem für die Beschäftigten der Unikliniken. Die TdL-Vertreter*innen wollen entsprechende finanzielle Verbesserungen für diese Beschäftigtengruppe auf das Volumen eines möglichen Lohnabschlusses anrechnen.

Dabei hat der Gesetzgeber sogar festgelegt, dass Kosten, die durch Tarifsteigerungen in der Pflege entstehen, refinanziert werden. Es könne nicht sein, sagte Bsirske auch mit Blick auf andere Berufsgruppen, dass Engpassbereiche aufgewertet werden und dafür andere Länderbeschäftigte keine Lohnsteigerungen erhalten sollen."

Ja, und Geld wächst auf Bäumen und Strom kommt aus der Steckdose. Die "Refinanzierung" erfolgt über Steuern oder Krankenkassenbeiträge. In jedem Fall also auch von allen anderen Beschäftigten außerhalb der Pflege. Deshalb muss man hier auch gesamtwirtschaftlich fair bleiben.

Und zur Anrechnung der Verbesserungen in der EGO auf die lineare Forderung: da das zur Verfügung stehende Budget für eine Erhöhung feststeht (hier hilft ein Blick in die von den Haushaltsgesetzgebern in die Landeshaushalte eingepreisten Lohnkostensteigerungen 2019/2020), muss NATÜRLICH alles, was etwas kostet, von diesem Budget abgezogen werden. Wie sonst ?

Arno-Nühm

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #372 am: 08.02.2019 10:30 »
Mir fällt zu den ganzen Kasperletheater - sprich Tarifverhandlungen - nur folgendes ein:

"Wenn der Arbeitgeber so tut, als würde er (gut) bezahlen, dann tut der Arbeitnehmer so, als würde er arbeiten."

 ;)

Doso

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #373 am: 08.02.2019 10:37 »
War das eigentlich schon immer so das die Tarifparteien miteinander reden und die Arbeitgeber scheinbar gar nichts produktives anbieten? Sieht ja danach aus das wir jetzt mindestens 2 Monate keinen neuen Tarifvertrag haben werden.

Bastel

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #374 am: 08.02.2019 10:40 »
Im ÖD nichts neues.