Autor Thema: Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)  (Read 333198 times)

Amiga

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #375 am: 08.02.2019 10:44 »
"Wenn der Arbeitgeber so tut, als würde er (gut) bezahlen, dann tut der Arbeitnehmer so, als würde er arbeiten."

Der war gut!  ;D
Es heißt übrigens bald nicht mehr "Deutscher", sondern "maximal besteuerte und geduldete Altlast ohne Migrationshintergrund".

Wastelandwarrior

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #376 am: 08.02.2019 10:45 »
War das eigentlich schon immer so das die Tarifparteien miteinander reden und die Arbeitgeber scheinbar gar nichts produktives anbieten? Sieht ja danach aus das wir jetzt mindestens 2 Monate keinen neuen Tarifvertrag haben werden.
Da die Gewerkschaften nicht den Tarifvertrag sondern lediglich die "Entgelttabellen" , also Anlage B, C usw. gekündigt haben, ist die Annahme falsch. Die gekündigten Teile wirken im Übrigen nach. Strenggenommen besteht z.B. Streikverbot für die Durchsetzungen neuer Tätigkeitsmerkmale der EGO, weil diese nicht gekündigt ist.

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #377 am: 08.02.2019 11:24 »


Allerdings unterstütze ich kein System wo sich Unternehmer das Geld in die Tasche stecken und die Angestellten mit 5 Euro abgespeist werden.


Da hast du bestimmt auch noch ein Beispiel für uns. Die Unternehmer die ich kenne, reißen sich Tag für Tag den Arsch auf, damit ihre Angestellten auch morgen noch Arbeit haben und ihre Familien ernähren können.
Ich kenne beides (haufenweise): Unternehmer, die die Angestellten abspeisen und sich"Übergebühr" den Gewinn (schwarz) in die Tasche stecken und die den AN am Gewinn teilhaben lassen.

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #378 am: 08.02.2019 11:25 »
Sittenwidrig niedrige Löhne, die gerne zur Begründung des Mindestlohns angeführt werden, waren bereits vorher rechtswidrig - dazu bräuchte es den Mindestlohn nicht, das war durch den staatlichen Ordnungsrahmen für den Markt bereits gegeben und wurde auch durchgesetzt. Das Aufstocken subventioniert keinen gering entlohnten Arbeitsplatz, sondern denjenigen, dessen Arbeitskraft von so geringem Wert ist, daß er damit das soziokulturelle Existenzminimum nicht selbst sicherstellen kann.
Das Dumme ist ja, dass diejenigen, die Tätigkeiten ausüben, die einen so geringen Marktwert haben, eben durch Ihr Verhalten (die Arbeit für den geringen Lohn zumachen)  und der Unterstützung durch den Staat (in dem er aufstockt und den Lohn nicht zu 100% abzieht) es dem Unternehmer erlauben den Marktwert der Arbeitskraft gering zuhalten.

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #379 am: 08.02.2019 11:29 »
OK- ich kannte auch mal einen, der einen kannte, der widerum einen kannte- da haben Sie natürlich völlig Recht.
Und weil das so gut klappt, mußte gegen den ausdrücklichen Willen der Arbeitgeber der Mindestlohn eingeführt werden. Selbst die Privat-vor-Staat-Fraktion mußte einräumen, dass keine Wirtschaftlichkeit vorliegen kann, wenn Löhne von € 3,- in Vollzeit (so im Friseurhandwerk im Osten)angeboten werden und sich die Arbeitnehmer den Rest doch bitte vom Job-Center holen sollen.
Und was willst du uns damit sagen?
Ich übersetze es nochmal:
Dein Frage:
.... - aber warum sollten die Arbeitgeber mehr rausrücken, als unbedingt notwendig - etwa aus Einsicht, wie so mancher hier glaubt?
Meine Antwort: Ja aus Einsicht, denn es sind durchaus wirtschaftlichen Gründen, die den AG dazu bewegen, mehr als eine reine Reallohnsteigerung zu zahlen, weil er damit seine motivierten, bestens im Betrieb eingebundenen Arbeitnehmer bindet.
Wobei es eher eine philosophische Frage ist, ob er zuviel als nötig oder zuwenig als nötig rausgerückt hat.
Zuwenig ist erkennbar durch Fluktuation oder Leistungsverlust.
Zuviel durch fehlende Fluktuation oder zu hohe Personalkosten im Unternehmensvergleich.


Fakt ist: Es gibt Arbeitgeber, die ohne gewerkschaftlichen Druck, mehr als eine Reallohnerhöhung freiwillig rausrücken.
Du behauptest, das gäbe es nicht, so zumindest interpretiere ich deine Aussage.

Und jetzt mal on the Top:
Es gibt sogar Unternehmer, die aus dem privaten Unternehmensgewinn bei Verkauf des Unternehmens den ehemaligen Mitarbeitern etwas schenken, im 4-5stelligen € Bereich! (Auch hier habe ich mehrere mir bekannte Einzelfälle in meinem privatem Umfeld).
Da kann man wirklich fragen: Warum machen die sie so etwas?
Dafür habe ich nur metaphysische Antworten, wie Karmareinwaschung, Sozialismus Gedanke, ....

So etwas dürfte es nach deiner Lesart ja nicht geben!

Aber zurück zum Thema:
Im öD gibt es so etwas wie Leistungsgerechte Zahlung nicht, da das Tarifsystem es erschwert und die TdL es sich selber "verbietet"  und die Verantwortlichen nicht für ihr Handeln im Bereich Personalwirtschaft verantwortlich sind.
Und bis dort jemand merkt das der Laden personell heruntergewirtschaftes ist vergehen Dekaden.

MrRossi

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #380 am: 08.02.2019 11:41 »


Aber zurück zum Thema:
Im öD gibt es so etwas wie Leistungsgerechte Zahlung nicht, da das Tarifsystem es erschwert und die TdL es sich selber "verbietet"  und die Verantwortlichen nicht für ihr Handeln im Bereich Personalwirtschaft verantwortlich sind.
Und bis dort jemand merkt das der Laden personell heruntergewirtschaftes ist vergehen Dekaden.

Nicht das Tarifsystem erschwert es........

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #381 am: 08.02.2019 12:02 »
Nicht das Tarifsystem erschwert es........
Natürlich nicht wirklich, da ja ein AG jederzeit aus der TdL austreten könnte oder aber die TdL den Mitgliedern es erlauben würde nach belieben übertariflich zu zahlen.
Wenn man jedoch im Hinterkopf hat, dass die AG Seite nur sklavisch nach Tarifsystem handeln darf (jaja, selbstauferlegt), dann erschwert das Tarifsystem es durch seine einschränkenden Reglungen.

Amiga

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #382 am: 08.02.2019 12:05 »
Das Dumme ist ja, dass diejenigen, die Tätigkeiten ausüben, die einen so geringen Marktwert haben, eben durch Ihr Verhalten (die Arbeit für den geringen Lohn zumachen)  und der Unterstützung durch den Staat (in dem er aufstockt und den Lohn nicht zu 100% abzieht) es dem Unternehmer erlauben den Marktwert der Arbeitskraft gering zuhalten.

Ja das sehe ich ebenso. Der Steuerzahler unterstützt indirekt solche Machenschaften, weil der Staat hier meiner Meinung nach zu sozial ist. Ich bin keineswegs für die Abschaffung des Sozialstaates, aber die Option der Aufstockung sollte verboten werden. Wenn die Arbeit nicht fürs Leben reicht, stimmt etwas mit der Entgeltung nicht.

Ich kenne einen Friseur aus Berlin Charlottenburg, der fährt seinen Porsche Cayenne gern spazieren. Die Angestellten verdienen jetzt knapp über Mindestlohn, früher weniger. Auch wenn manche hier schon wieder Blödsinn interpretieren: Von mir aus kann der Inhaber 10 solche Autos fahren und 10x in den Urlaub fliegen. Aber von meinem Steuergeld möchte ich das nicht finanzieren.
Es heißt übrigens bald nicht mehr "Deutscher", sondern "maximal besteuerte und geduldete Altlast ohne Migrationshintergrund".

Kaiser80

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #383 am: 08.02.2019 12:09 »
Der Steuerzahler unterstützt indirekt solche Machenschaften...

"Unterstützung" setzte Freiwilligkeit voraus... Kaum ein Steuerzahler unterstützt (irgendwelche) Machenschaften.

Spid

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #384 am: 08.02.2019 12:12 »
Das Dumme ist ja, dass diejenigen, die Tätigkeiten ausüben, die einen so geringen Marktwert haben, eben durch Ihr Verhalten (die Arbeit für den geringen Lohn zumachen)  und der Unterstützung durch den Staat (in dem er aufstockt und den Lohn nicht zu 100% abzieht) es dem Unternehmer erlauben den Marktwert der Arbeitskraft gering zuhalten.

Ja das sehe ich ebenso. Der Steuerzahler unterstützt indirekt solche Machenschaften, weil der Staat hier meiner Meinung nach zu sozial ist. Ich bin keineswegs für die Abschaffung des Sozialstaates, aber die Option der Aufstockung sollte verboten werden. Wenn die Arbeit nicht fürs Leben reicht, stimmt etwas mit der Entgeltung nicht.

Ich kenne einen Friseur aus Berlin Charlottenburg, der fährt seinen Porsche Cayenne gern spazieren. Die Angestellten verdienen jetzt knapp über Mindestlohn, früher weniger. Auch wenn manche hier schon wieder Blödsinn interpretieren: Von mir aus kann der Inhaber 10 solche Autos fahren und 10x in den Urlaub fliegen. Aber von meinem Steuergeld möchte ich das nicht finanzieren.

Das Subventionsobjekt ist doch ganz klar der Geringverdiener. Fiele die Subvention (staatliche Sicherung des soziokulturellen Existenzminimums) fort, würde ja der gering bezahlte Job nicht wegfallen, sondern der Geringverdiener hätte entweder mehrere davon oder würde verhungern.

Keeper83

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #385 am: 08.02.2019 12:17 »
Das Dumme ist ja, dass diejenigen, die Tätigkeiten ausüben, die einen so geringen Marktwert haben, eben durch Ihr Verhalten (die Arbeit für den geringen Lohn zumachen)  und der Unterstützung durch den Staat (in dem er aufstockt und den Lohn nicht zu 100% abzieht) es dem Unternehmer erlauben den Marktwert der Arbeitskraft gering zuhalten.

Ja das sehe ich ebenso. Der Steuerzahler unterstützt indirekt solche Machenschaften, weil der Staat hier meiner Meinung nach zu sozial ist. Ich bin keineswegs für die Abschaffung des Sozialstaates, aber die Option der Aufstockung sollte verboten werden. Wenn die Arbeit nicht fürs Leben reicht, stimmt etwas mit der Entgeltung nicht.

Ich kenne einen Friseur aus Berlin Charlottenburg, der fährt seinen Porsche Cayenne gern spazieren. Die Angestellten verdienen jetzt knapp über Mindestlohn, früher weniger. Auch wenn manche hier schon wieder Blödsinn interpretieren: Von mir aus kann der Inhaber 10 solche Autos fahren und 10x in den Urlaub fliegen. Aber von meinem Steuergeld möchte ich das nicht finanzieren.

Den Lease oder finanziere ich auch ohne Probleme. Mit angemeldetem Gewerbe noch einfacher. Gehört dann halt eben der Bank. Das sagt aber mal gar nichts über die wirtschaftliche Situation dieses Friseurbetriebs aus.

Feidl

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #386 am: 08.02.2019 12:23 »
Ich bin auch gegen jegliche Eingriffe mit planwirtschaftlichen Mitteln. Wo das hinführt, wissen wir alle. Aber ich würde auch knallhart die Aufstockoption streichen, so dass die Leute sich solche Jobs erst gar nicht suchen.
Der Steuerzahler unterstützt indirekt solche Machenschaften, weil der Staat hier meiner Meinung nach zu sozial ist. Ich bin keineswegs für die Abschaffung des Sozialstaates, aber die Option der Aufstockung sollte verboten werden. Wenn die Arbeit nicht fürs Leben reicht, stimmt etwas mit der Entgeltung nicht.
Und noch heute mit Mindestlohn müssen Leute aufstocken, weil knapp 1600 brutto nicht reichen, um eine (größere) Familie zu ernähren. Und schon vor dem Mindestlohn waren es vor allem Familien, die aufgestockt haben und teilsweise Anspruch von über 2000€ hatten und haben. Nur weil jemand aufstocken muss, heißt es eben nicht, dass der Arbeitsgeber zu wenig zahlt, sondern das es für den AN mit seiner privaten familiären Situation nicht ausreichend ist.
Ohne Aufstockmöglichkeit würden viele niedrigqualifizierte Alleinverdiener einer Familie nie einen (ausreichend bezahlten) Job finden.


« Last Edit: 08.02.2019 12:25 von Feidl »

Landsknecht

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #387 am: 08.02.2019 12:44 »
.. und dann eventuell lieber mit Hartz IV genau soviel in der Tasche haben, da sind mir die Aufstocker schon lieber. Es müsste halt weniger davon geben.

Amiga

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #388 am: 08.02.2019 12:55 »
Den Lease oder finanziere ich auch ohne Probleme. Mit angemeldetem Gewerbe noch einfacher. Gehört dann halt eben der Bank. Das sagt aber mal gar nichts über die wirtschaftliche Situation dieses Friseurbetriebs aus.

Wie ich bereits oben schrieb: ...sein Porsche...

Der ist nicht nur Besitzer sondern auch Eigentümer.

Und noch heute mit Mindestlohn müssen Leute aufstocken, weil knapp 1600 brutto nicht reichen, um eine (größere) Familie zu ernähren. Und schon vor dem Mindestlohn waren es vor allem Familien, die aufgestockt haben und teilsweise Anspruch von über 2000€ hatten und haben. Nur weil jemand aufstocken muss, heißt es eben nicht, dass der Arbeitsgeber zu wenig zahlt, sondern das es für den AN mit seiner privaten familiären Situation nicht ausreichend ist.
Ohne Aufstockmöglichkeit würden viele niedrigqualifizierte Alleinverdiener einer Familie nie einen (ausreichend bezahlten) Job finden.

Das ist mir bewusst und gefällt mir ebenso wenig wie vielen anderen auch. Ich bin aber eben der Meinung, dass die Löhne so künstlich niedrig gehalten werden, da die Aufstockung so bereits vom jeweiligen Arbeitgeber eingerechnet wird.

Sicherlich ist es prinzipiell besser, wenn jemand arbeiten geht, als nur die Hand aufzuhalten. Und seien wir ehrlich: Solche Jobs werden niemals geeignet sein, sich ein Leben in Luxus zu leisten. Aber ich habe da eine Allergie, dass dafür Steuermittel verschwendet werden. Diese ganze Politik stinkt zum Himmel und niemand muss sich wundern, dass die "etablierten" Parteien weniger Stimmen abbekommen bei künftigen Wahlen.

Und ja, das macht der Steuerzahler indirekt freiwillig lieber @Kaiser80. Denn die Mehrheit wählt dieses Fallobst und merkt nicht, dass er mit daran Schuld hat. Das ist jetzt aber nicht nur auf dieses eine Thema beschränkt. Wir geben so viel Geld für Schwachsinn aus und haben an anderer Stelle nichts mehr übrig.

Dazu passend: In den Nachrichten gerade kam eben etwas vom warmen Pullitag in NRW. Ich dachte Spid spinnt rum und der hat seinen Klebstoff geschnüffelt. Was läuft hier eigentlich noch alles falsch?
« Last Edit: 08.02.2019 13:03 von Amiga »
Es heißt übrigens bald nicht mehr "Deutscher", sondern "maximal besteuerte und geduldete Altlast ohne Migrationshintergrund".

marco.berlin

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Antw:Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
« Antwort #389 am: 08.02.2019 14:39 »

Sehe ich das richtig:  In Berlin gibt es nur Landesbedienstete und Landesbeamten.


In Berlin fallen unter den TVÖD die Schwimmbäder, BSR, einige Krankenhäuser und die Wasserbetriebe.