Beschäftigte nach TVöD / TV-L / TV-H > TV-L
Tarifrunde 2019 - Diskussion (#2)
Amiga:
--- Zitat von: Arno-Nühm am 23.01.2019 10:43 ---Lies noch einmal meinen Beitrag... und vor allem, verstehe ihn richtig! Da steht nirgends Thüringer Wald!
--- End quote ---
Ich habe dich verstanden. Zum Lachen musst du in den Keller gehen ;).
Buccaneer:
Eine Tarifrunde kann und wird nie zur Zufriedenheit aller führen, schon allein, weil die Lebensumstände z.B. in Hamburg-City und Bremer Umland unterschiedlich (teuer) sind. Sie soll lediglich verhindern, dass die Unterschiede zur Privatwirtschaft allzu groß werden. Auch Arbeitsplatzsicherheit (und was dem öD noch alles zugeschrieben wird) trifft nicht überall zu. Und wenn ich jetzt schon mit meinem Lohnsäckel partout nicht auskomme, wird die Tarifrunde das nicht nennenswert ändern...
Dennoch ist das kein Freibrief dafür, den öD von der Lohnentwicklung noch weiter abzukoppeln. Wir werden uns also wieder auf die üblichen Rituale einstellen müssen, die anderweitig ja sehr schön beschrieben wurden: 1. Runde kein Ergebnis, 2.Runde ebenso, ein bißchen Streik für's gute Gewissen der Gewerkschaften, 3. Runde mit einer Annährung, vierte Runde mit einem Ergebnis, um welches "... hart gerungen wurde, welches die Grenze der Belastbarkeit darstellt, welches schmerzhafte Kompromisse erforderte,..."usw. usw.
Ein Blick über den atlantischen Teich zeigt, was es noch für Möglichkeiten im öD gibt...
JamesTee:
--- Zitat von: Amiga am 23.01.2019 09:50 ---Gibt es im öD eigentlich auch völlig normale Leute? Der Horizont ist bei vielen doch echt sehr begrenzt. Es geht nicht allen gleich gut, weil die Lebensverhältnisse eben nicht gleich sind. Es ist ja toll, dass es in der Lausitz Häuser für 90.000 € gibt, das heißt aber noch lange nicht, dass eines im Speckgürtel von Berlin genauso teuer ist. Da zahlt man gern das 5-fache.
--> Ist doch super! Speckgürtel … alles was man zum Leben braucht in greifbarer Nähe. Gute Öffi Anbindung... günstiges BVG Ticket vom Arbeitgeber. Keine Parkplatzmiete am Arbeitsort. Man ist schnell am Puls der Zeit, hat Zugang zu Museen und allem was man für die Belustigung braucht.
Wer nicht auf Häuser steht... Manche zahlen auch Miete --> auch gut, mehr Zeit für die Kinder und keine Reparaturen am Haus
haben Kinder --> auch nicht verkehrt im Speckgürtel … spart schon mal 300 EUR für Kitagebühren, da in Berlin kostenfrei. Die 300 EUR kannst du direkt in deinen Hauskredit stecken
müssen für einen Pflegeplatz von Angehörigen bezahlen --> perfekt! Direkt beim 450.000 EUR Neubau ein Zimmer mehr einplanen, Arbeitszeit verkürzen oder Heimarbeit beantragen und man kann seinen Angehörigen gleich im eigenen Heim pflegen... da kommen sicher monatlich auch ein paar Euro zusammen, die man wieder in den Hauskredit stecken kann
--- End quote ---
Verstehe den Unmut nicht. Warum wird da gemeckert?
TheITGuy:
Ich möchte als IT-Gruppenleiter (vorher 25 Jahr in pW und selbstständig mit eigener Firma) hier in Bezug auf die ganzen IT-Theorien mal einen Schwank aus der Praxis erzählen.
Natürlich wird bei IT-Fachkräften oft nur an die superduper Elite und nächstens Einsteins gedacht. Das ist aber tatsächlich nicht das Problem.
Das Problem ist, dass ALLE Arbeitsbereiche, die in einer IT-Landschaft gebraucht werden signifikant in der Wirtschaft besser bezahlt werden. Da ist es egal, ob man den Benutzerservice, den Rechenzentrums-Admin oder den spezielisierten Data Analyist sucht. Jede Gruppe bekommt, in ihrem eigenen Niveau, außerhalb des öD mehr Geld. Und dann auch noch deutliche bessere Arbeitsbedingungen, den ein wirklich attraktiver Arbeitgeber ist der öD in vielen Bereichen auch nicht.
Wir haben einen Rechenzentrums-Admin gesucht: E11. Zwei Jahre, drei Ausschreibungsrunde (0 Bewerber bei der ersten, weniger als 10 bei 2. und 3.) und der gewünschte Kandidat ist nicht nur mit Stufe 4, sondern auch noch IT-Fachkräfezulage eingestellt worden.
Ende des Jahres haben wir Leute für den Helpdesk und 1st Level gesucht (E9b) -> 30 Bewerber, 1 einer war nur einladbar. Die Verhandlungen laufen noch.
Bei der Suche nach einem Programmierer (nichts besonderes, Java im Tagesgeschäft) war eine Bewerbung dabei, der hat mehr Geld als unser Präsident aufgerufen. Im Telefongespräch sagte eh, dass er bei weniger Geld sich verschlechtern würde, woraufhin ich ihm sagte, dass der Bewerbung im öD dann gar nichts erst probieren soll, die Zeit kann er sich und der Behörde sparen.
Die Stelle ist immer noch unbesetzt.
Gleichzeitig steigen aber die Anforderungen: Mehr, schneller, besser verfügbar und Sicherheits-Themen sind in den letzten Jahr auch explodiert. Alle Reden von "Digitalisierung", aber niemand ahnt, was das tatsächlich meint.
Und externe Dienstleister finden wir auch nicht. Die haben selber Personalprobleme und nehmen dann lieber Kunden, die gutes Geld zahlen. Ausschreibungen zu IT-Themen werde da teilweise nicht mal mehr beantwortet.
(Kleine Anmerkung am Rand: Ich bin beim Bund, d.h. ich weiß, dass hier im TVÖD noch mehr Geld als bei den Ländern ist. Meine Kollegen in den Ländern haben mein vollstes Mitleid!)
JamesTee:
--- Zitat von: TheITGuy am 23.01.2019 11:57 ---Das Problem ist, dass ALLE Arbeitsbereiche, die in einer IT-Landschaft gebraucht werden signifikant in der Wirtschaft besser bezahlt werden. Da ist es egal, ob man den Benutzerservice, den Rechenzentrums-Admin oder den spezielisierten Data Analyist sucht. Jede Gruppe bekommt, in ihrem eigenen Niveau, außerhalb des öD mehr Geld. Und dann auch noch deutliche bessere Arbeitsbedingungen, den ein wirklich attraktiver Arbeitgeber ist der öD in vielen Bereichen auch nicht.
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Ich habe da andere Erfahrungen. Große Unternehmen wie VW, Siemens, Thyssenkrupp stellen fast keine IT-Mitarbeiter direkt ein. Alles nur über Zeitarbeit und Personalvermittlung. Hier werden ganze Rechenzentren outgesourced. --> Gut für die Aktionäre
Die Leute in der Personalvermittlung sind die jenigen, mit dem geringen Gehalt und den unattraktiven Arbeitsbedingungen. Wenn du Glück hast, fängst du da mit 2000 Brutto im IT-Support an. Hast natürlich nicht den Siemens-Tarifvertrag.
Von welchen attraktiven Bedingungen sprichst du?
- den Dienstwagen um ganz Deutschland abzuklappern, 1500km pro Woche?
- den Arbeitsdruck, jede Minute für ein Projekt abzurechnen?
- die erwarteten Überstunden?
- jeden Tag bei jedem Kunden an einem anderen Arbeitsplatz zu sitzen?
Wenn ihr keine passenden Bewerber findet, könnten doch auch die Anforderungen zu hoch sein? Warum nicht selber Personal ausbilden?
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