Autor Thema: Probleme mit Chef  (Read 16717 times)

Homunculus

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Probleme mit Chef
« am: 18.02.2019 10:10 »
Liebe Mitforisten,

ich leiste gerade meine Probezeit (Beamter) in einer Bundesbehörde ab und nähere mich unaufhaltsam dem Ende und der Verbeamtung auf Lebenszeit.

Leider habe ich ein Problem mit meiner Führungskraft - diese hat mich nämlich leider auf dem Kieker. Es handelt sich bei meinem Referat um einen Bereich, wo ich bei weitem der jüngste bin. Die Ebene Referatsleitung/Referenten haben eine geschlossene Einheit oder regelrecht Clique gebildet und ich verbleibe als einziger Sachbearbeiter. Meine Arbeitsweise würde ich als sehr schnell, zielgerichtet und lösungsorientiert betrachten - leider sieht das mein Chef allerdings ganz anders. Damit ihr eine bessere Vorstellung habt, möchte ich euch ein paar Beispiele nennen:

- mein Chef will bei jedem Vorgang im cc. stehen. Dies habe ich, bis auf ein oder zwei Ausnahmen auch immer getan. Als ich es jetzt bei einem Vorgang vergessen habe, wurde ich direkt gerügt a la "wiederholt beteiligen Sie mich nicht bei Ihrer Arbeit, dringendst muss ich Ihnen raten, Ihre Arbeitsweise zu ändern, Ihr Kommunikationsverhalten ist verbesserungswürdig". In meinen Augen ist das absolut absurd, vor allem vor dem Hintergrund, dass mein Chef mich selbst auch oft genug bei für mich relevanten Vorgängen im cc vergisst und das auch bei anderen Kollegen nicht gerügt wird.

- vor 2 Wochen habe ich bei einer Mail nach außen im Betreff vergessen, das Kürzel für den Begriff "Weiterleitung" zu löschen. Auch hier erhielt ich direkt eine persönliche E-Mail, dass ich mein Arbeitsverhalten dringend ändern müsse.

- bei einer kleineren Aufgabe hatte ich nur sehr wenig Zeit (4 Tage). Die Aufgabe erhielt ich nach einer zweiwöchigen Krankheitsphase, weshalb mein E-Mail Postfach auch dementsprechend voll war. Während der viertägigen Frist ist leider auch noch mein Partner sehr schwer erkrankt und ich musste mir einen Tag freinehmen, um die Begleitung zum Krankenhaus zu gewährleisten und ging dann am nächsten Tag sogar mit Fieber auf Arbeit. Die entsprechende Aufgabe habe ich rechtzeitig erledigt, aber eine kleinere Formulierung vergessen. Hier kam ebenfalls wieder direkt die Rüge, dass ich ein schlechtes Zeitmanagement habe, Vorgänge immer zu spät abgebe und mir genügend Zeit nehmen soll, um die Aufgaben in der erforderliche Qualität zu erledigen.

Das sind wie gesagt nur kleine Beispiele. Allerdings bin ich mittlerweile absolut nervös - ich kann über Monate perfekt arbeiten und erhalte kein Lob (andere Mitarbeiter hingegen schon), werde teilweise von Vorgängen ausgeschlossen und werde für jedwede Kleinigkeit schriftlich kritisiert, als wäre ich ein furchtbarer Mitarbeiter. Angesichts der kommenden Beurteilung, die für mich jobentscheidend ist, habe ich mittlerweile bei jeder Aufgabe furchtbare Panik, auch nur den kleinsten Fehler zu machen, weiß allerdings nicht, wie ich die Situation auflösen kann. Ich sehe nicht ein, dass ich trotz überdurchschnittlich guter Arbeit, Ehrgeiz, Fleiß etc. um eine mittelmäßige bis schlechte Beurteilung kämpfen soll. Beim Personalrat war ich schon und dieser wäre auch bereit, am Beurteilungsgespräch teilzunehmen. Mir wurde allerdings von verschiedenen Stellen im Haus von der Einbeziehung des Personalrats abgeraten, da man damit wohl stigmatisch in Zukunft als Störenfried benachteiligt werde.

Wie Würdet Ihr in dieser Situation vorgehen?

Spid

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Antw:Probleme mit Chef
« Antwort #1 am: 18.02.2019 10:19 »
Nun, ich würde mir die Ratschläge meines Vorgesetzten zu Herzen nehmen, endlich seinen Anweisungen Folge leisten und die notwendige Sorgfalt bei der Erledigung von Aufgaben an den Tag legen, wenn ich krank wäre, würde ich zu Hause bleiben, weil arbeitsunfähig erkrankte Menschen üblicherweise unterdurchschnittliche Arbeit abliefern, und dem Vorgesetzten mitteilen, daß er die Aufgabe wegen Krankheit einem anderen geben müsse - und mich ansonsten zusammenreißen, denn Belastbarkeit dürfte doch wohl hoffentlich ein Beurteilungskriterium sein und wenn Du bei normaler Kritik und leichtem Druck dem Zusammenbruch nahe bist, halte ich das für recht bedenklich.

Homunculus

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Antw:Probleme mit Chef
« Antwort #2 am: 18.02.2019 10:29 »
Danke für deine Antwort Spid.

Was ich ggf. schlecht ausgedrückt habe ist, dass die Kritik unberechtigt und überzogen ist. Ich mache während der Arbeit quasi keinerlei Fehler. Kommt es dennoch einmal zu einem kleinen Versehen, wird mir dies aber in vollkommen überzogener Manier entgegengeschleudert, obwohl 99 Prozent meiner Arbeit einwandfrei sind UND die selben Fehler bei sich selbst nicht gesehen werden.

Bei Krankheit zuhause bleiben ist natürlich logisch, im vorliegenden Fall bin ich aber erst im Laufe des Tages krank geworden und war dann im Endeffekt doch 11 Stunden auf Arbeit.

Mir geht es also nicht darum, meine Fehler zu verbessern, sondern um den Umgang mit der entsprechenden Führungskraft, die in meinen Augen einfach grob unfair bewertet.

Hinsichtlich der Belastbarkeit schildere ich nur Existenzängste - von Zusammenbrechen habe ich nichts erzählt. Belastbarkeit ist absolut gegeben, als einziger Sachbearbeiter in einem sehr speziellen Bereich bin ich das auch gewohnt.

MoinMoin

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Antw:Probleme mit Chef
« Antwort #3 am: 18.02.2019 10:32 »
Weiterhin würde ich diese Kritik an deiner Tätigkeit objektivieren,dokumentieren und wenn es nachweislich ein Fehlverhalten des Vorgesetzten gibt, diese im Rahmen eines Feedbackgespräches thematisieren oder den PR einschalten.
Anhand der von dir beschriebene Beispiele kann ich derzeit nichts dergleichen erkennen. Das Menschen andere Menschen unterschiedlich behandeln liegt in der Natur des Menschen. Wenn Vorgesetzte das machen, dann ist das sicherlich eine Minderleistung, aber in dem beschriebenen Umfang, absolute Normalität und ich kann da noch keine Dramatik erkennen.
Und wenn man sich gegenseitig nicht "grün" ist, dann steht es einen ja immer frei sich ein anderes Umfeld zu suchen.

EDIT:
Existenzängste? Warum? Angst nicht verbeamtet zu werden?
Und wenn man während der AZ Krank wird, kann man auch nach Hause gehen.
Grob unfair, deiner Meinung nach,ich sehe da derzeit nur einen pedantischen Chef, der einen Neuen "hart" ran nimmt.
Wenn er dir eine schlechte (ungerechtfertigte) Beurteilung gibt, dann kannst du ja dagegen Klagen, in sofern du Nachweise gesammelt hast, dass er Falsch beurteilt.
« Last Edit: 18.02.2019 10:40 von MoinMoin »

Amiga

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Antw:Probleme mit Chef
« Antwort #4 am: 18.02.2019 11:19 »
Von permanentem carbon copy würde ich schon allein aus Datenschutzgründen abraten. Dein Chef ist wahrscheinlich einfach pedantisch und hat zu Hause nichts zu melden. Dennoch würde ich dem auch keinen Grund liefern, gegen dich zu feuern. Mach das was er möchte, weise ihn aber darauf hin, dass ein permanentes CC nicht von der DSGVO gedeckt sein dürfte und melde das auch dem PR.

Melden macht frei. Wenn weiterhin darauf bestanden wird, kann es dir egal sein.
Es heißt übrigens bald nicht mehr "Deutscher", sondern "maximal besteuerte und geduldete Altlast ohne Migrationshintergrund".

Lars73

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Antw:Probleme mit Chef
« Antwort #5 am: 18.02.2019 11:21 »
Gegen welche Datenschutzregelung soll das vom Chef gewünschte CC denn konkret verstoßen? Er selbst ist offensichtlich einverstanden. Der externe Empfänger wird in der Regel damit rechnen müssen, dass seine Vorgänge auch an zuständige Vorgesetzte gehen. Da wird es wenig Sachverhalte geben wo diese Einbindung des Chefs nicht zulässig ist.


MoinMoin

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Antw:Probleme mit Chef
« Antwort #6 am: 18.02.2019 11:43 »
Und außerdem kann man das Emailprogramm entsprechend einrichten, dass alles was rausgeht automatisch in cc zum Cheffe geht, wenn er damit glücklich ist, so what.
wenn er nichts besseres zu tun hat, so what.

Amiga

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Antw:Probleme mit Chef
« Antwort #7 am: 18.02.2019 12:01 »
Gegen welche Datenschutzregelung soll das vom Chef gewünschte CC denn konkret verstoßen?

Woher soll ich das wissen? Bin ich in die jeweiligen Arbeitsvorgänge eingebunden?

Der Informationsaustausch mit dem PR ist vertraulich zu behandeln. Das geht den Chef nichts an. PUNKT! Ist das E-Mail-Konto für die private Nutzung explizit ausgeschlossen? Nein? Dann darf der Chef da nicht einmal reinsehen, egal was der will. Man schreibt E-Mails mit anderen Kollegen? Geht den Chef auch nichts an.

Die unerlaubte Veröffentlichung einer für einen eingeschränkten überschaubaren Personenkreis bestimmten E-Mail stellt eine Beeinträchtigung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts des Absenders dar. Ein Außenstehender muss im Gegenteil gerade nicht damit rechnen, dass sein Wort veröffentlicht wird. Es ist unerheblich was Graf Koks von PillePalleChef will.

Aber ich sehe die Schwierigkeit hierin. Ich würde es ganz offiziell melden, was der Chef will. Danach ist es sein Bier.
Es heißt übrigens bald nicht mehr "Deutscher", sondern "maximal besteuerte und geduldete Altlast ohne Migrationshintergrund".

MoinMoin

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Antw:Probleme mit Chef
« Antwort #8 am: 18.02.2019 13:06 »
Ich denke das ein pauschales CC an den Chef, bei allen Ausgangsmails, durchaus mit der DSGVO gedeckt ist, sofern es sich eben um ein reines betriebliches Emailkoto ohne private Nutzung handelt (und davon möchte ich doch stark ausgehen).

was_guckst_du

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Antw:Probleme mit Chef
« Antwort #9 am: 18.02.2019 13:09 »
...ich habe zu Themen wie "ich werde gemobt" oder "der Chef hat mich auf dem Kieker" bzw. "nur bei mir ist das so und bei den Anderen nicht" ein sehr ambivalentes Verhältnis...

...auch hier gilt: jede Seite hat zwei Medaillien...

...wer nur die eine Seite kennt, kann sich weder ein Urteil bilden noch einen Ratschlag erteilen...
Gruß aus "Tief im Westen"

Meine Beiträge geben grundsätzlich meine persönliche Meinung zum Thema wieder und beinhalten keine Rechtsberatung. Meistens sind sie ernster Natur, manchmal aber auch nicht. Bei einer obskuren Einzelfallpersönlichkeit antworte ich auch aus therapeutischen Gründen

Amiga

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Antw:Probleme mit Chef
« Antwort #10 am: 18.02.2019 15:08 »
Ich denke das ein pauschales CC an den Chef, bei allen Ausgangsmails, durchaus mit der DSGVO gedeckt ist, sofern es sich eben um ein reines betriebliches Emailkoto ohne private Nutzung handelt (und davon möchte ich doch stark ausgehen).

Da selbst die E-Mail-Adressen unter die DSGVO fallen, ist das ein Verstoß diese zu veröffentlichen. Außerdem darf sich der selbst ernannte Chef keinen Zugriff auf E-Mails laut TKG verschaffen. Anders sieht es aus, wenn der AG eine offizielle Anweisung erteilt und vielleicht eine Dienstanweisung hierfür erstellt wird. Ich kann noch einmal nur eindringlich warnen, dass einfach abzutun. Ich würde hier den PR, den Datenschutzbeauftragten informieren und den "Chef" diesmal gleich ins "cc" setzen.

Aber es stimmt schon. Man muss beide Seiten hören, um sich eine abschließende Meinung zu bilden, was hier erfahrungsgemäß nicht möglich ist.
Es heißt übrigens bald nicht mehr "Deutscher", sondern "maximal besteuerte und geduldete Altlast ohne Migrationshintergrund".

Texter

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Antw:Probleme mit Chef
« Antwort #11 am: 18.02.2019 15:13 »
Der Chef wird sich bedanken. Es gibt übrigens auch "BCC".

Wenn der Chef die Ausgangspost lesen will, dann liest er sie. So oder so.

Amiga

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Antw:Probleme mit Chef
« Antwort #12 am: 18.02.2019 15:23 »
Der Chef wird sich bedanken. Es gibt übrigens auch "BCC".

Wenn der Chef die Ausgangspost lesen will, dann liest er sie. So oder so.

Der soll sich auch bedanken, weil man ihn auf einen Missstand hinweist, ohne dass er dafür geradestehen muss im Nachhinein. Weiterhin hilft ein blind carbon copy nicht weiter, weil es dennoch nicht erlaubt ist meiner Meinung nach. Ich lass mich gern eines Besseren belehren, bin da aber zuversichtlich.
Es heißt übrigens bald nicht mehr "Deutscher", sondern "maximal besteuerte und geduldete Altlast ohne Migrationshintergrund".

Lars73

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Antw:Probleme mit Chef
« Antwort #13 am: 18.02.2019 16:04 »
Wenn man an eine Institution (Behörde/Ministerium) schreibt ist damit grundsätzlich eine Einwilligung zur Nutzung der E-Mail Adresse etc. verwenden um die Antwort zu ermöglichen. Ein Sachbearbeiter darf in der Regel nur im Rahmen der Übertragenen Aufgaben agieren. Der Referatsleiter könnte einen umfassenden Schlusszeichnungsvorbehalt einlegen oder auch eben über alle Vorgänge informiert zu werden. Wobei ja sogar fraglich ist ob die Vorgänge tatsächlich beim Sachbearbeiter eingehen oder im Referatspostfach oder ggf. beim Referatsleiter.

Eine Veröffentlichung der E-Mail Adresse stellt der geschildetere Sacuverhalt nicht da. Natürlich darf man nicht einfach diverse Personen in CC haben die nichts mit dem Vorgang zu tun haben.

Das persönliche Kommunikation mit dem PR etc. nicht unter die Anweisung fallen ist auch klar.

Zur eigentlichen Frage.
Grundsätzlich kann man den Personalrat ansprechen und mit denen dann auch klären ob und wie diese agieren. Es kann ja auch schon sinnvoll sein mal zu analysieren wie die Situation von einem Dritten (der die Behörde kennt) interpretiert wird. Daneben bieten viele Bundeseinrichtungen auch Sozialberatung etc. an. Auch das ist eine gute Chance die Situation neutral zu analysieren.

Tagelöhner

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Antw:Probleme mit Chef
« Antwort #14 am: 18.02.2019 16:50 »
Lass Dich nicht unterkriegen, ich kenne diesen Vorgesetztentyp sehr gut. Bei ihm genießen diejenigen Kollegen ein hohes Ansehen, die ständig bei ihm vorsprechen und ihm das Gefühl vermitteln, was für ein erfolgreicher und angesehener Chef er doch ist. Zum Dank wird dann gerne großzügig über Minderleistung und andere Verfehlungen hinweg gesehen, und um diese Charakter-/Führungsschwäche anderweitig zu kompensieren, werden andere Mitarbeiter drangsaliert. Allein die Tatsache, dass er grundsätzlich in Kopie in den E-Mail-Verkehr einbezogen sein will. Normalerweise winkt da jeder vernünftige Vorgesetzte irgendwann ab und setzt Prioritäten, da er ansonsten gnadenlos absäuft.

Bei so einem Vorgesetzten hat man grundsätzlich schlechte Karten, wenn man einfach nur seine Arbeit zuverlässig und sorgfältig erledigt, da dessen Wahrnehmung oft derartig verzerrt ist, dass es nur noch hilft sich ein dickes Fell wachsen zu lassen, sich nicht angreifbar zu machen und ihn konsequent mit Ignoranz zu strafen oder die Dienststelle zu verlassen.

Wärst du Tarifbeschäftigter und damit nicht den Zwängen des Beamtensystems ausgesetzt, würde ich Dir allein für Deine geistige Gesundheit empfehlen, ihn z. B. in Besprechungen mit seinen Verfehlungen/Entscheidungen und deren Konsequenzen zu konfrontieren. Dies natürlich immer sachlich, vor neutralen Zeugen und am besten direkt fürs Protokoll. Ich kann auch empfehlen, ständig Problemfälle, die eine zügige Entscheidung erfordern, an ihn heranzutragen. Irgendwann wächst es dem Chef dann gerne mal über den Kopf und er erreicht die vielleicht nötige Erdung um wieder halbwegs zur Normalität zurückzufinden.

« Last Edit: 18.02.2019 17:12 von Tagelöhner »