Autor Thema: Unglücklich im öffentlichen Dienst  (Read 14973 times)

ka93

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Antw:Unglücklich im öffentlichen Dienst
« Antwort #15 am: 24.03.2019 15:46 »
Hallo,

vielen Dank erstmal für eure vielen Antworten. Bin von der Resonanz ganz überwältigt.

Ich werde wahrscheinlich, wie es einige von euch vorgeschlagen haben, wirklich nur noch Dienst nach Vorschrift machen. Bis jetzt kann ich das noch nicht so ganz mit meinem Gewissen vereinbaren.

Die Möglichkeit der Überlastungsanzeige ist interessant. Leider glaube ich, dass sich nicht alle Teamkollegen daran beteiligen würden, da diese sich immer so verhalten, wie der Wind grad weht. Die meisten Kollegen sehen dies aber ähnlich wie ich.

Wie ist denn euer Betreuungsschlüssel in der SB?
Vielleicht seid ihr tatsächlich sehr langsam (nicht böse gemeint).
Das weiß ich leider nicht. Wir dachten eigentlich, der liegt bei uns bei 120-135. Da uns jetzt aber eröffnet wurde, dass wir "überbesetzt" sind, wird das wohl nicht zutreffen. Sind aber auch ein Spezialteam mit komplexeren Fällen, daher die "geringe" Anzahl. Das Bearbeiten der Fälle benötigt aber bei uns auch einfach viel mehr Zeit.

Oder der Schlüssel passt nicht und richtig sich nach  High-Performer oder skruppelose SB
Wenn ich mir in anderen Foren angucke, wie die LE behandelt werden. Nur wenige EGV VA sind auf den LE zugeschnitten. Da sieht man echt, dass das Personal entweder keine Ahnung von Verwaltungs/Sozialrecht hat oder einfach nur zuviel arbeitet anfällt oder was ich denke beides zutrifft. Diese Missstände werden dann gnandenlos auf den Rücken der LE ausgetragen. Kein Wunder das mindestens 40 Prozent der Klagen erfolgreich sind. Da kann aus meiner Sicht die Qualität in einem JC nicht sehr hoch sein.
Deshalb mein Tipp, lasse dich nicht verheizen und sehe zu das du woanders unterkommst. Das was in den JC abgeht hat mittlerweile mit Menschlichkeit absolut nichts mehr zu tun. Das hat man ja auch schon in der ein oder anderen Reportage gesehen oder von der Dame aus Hamburg, die menschlich arbeiten wollte, aber danach versetzt wurde.

Ich gebe dir vollkommen recht. Was in den Jobcentern abgeht, ist unmenschlich. Schon alleine die Tatsache, dass komplett in der Materie ungebildete Menschen reingeschmissen werden und diese Arbeit dann erledigen sollen zeigt, wie wenig Wert auf eine ordentliche Arbeitsweise gelegt wird. Fehler werden hier bewusst provoziert. Habe auch schon gehört, dass in anderen Teams bewusst Post gelöscht wird in der Hoffnung, dass dem Kunden das nicht auffällt. Hauptsache die Statistik stimmt. Typisch BA halt... Ich werde mich wohl die nächsten Tage nach neuen Stellen umsehen. Würde wie gesagt am liebsten im ÖD bleiben. Aber ohne eine Ausbildung oder ein Studium im Bereich Verwaltung wird es wohl schwer.

Zu den Überstunden wollte ich noch loswerden: mein TL sagt mir bis jetzt nicht, dass ich welche machen soll. Ich fühle mich nur bei der nicht schaffbaren Arbeit inzwischen fast schon dazu gezwungen.

Ich glaube das Wichtigste wurde schon gesagt.

Nur zur Ergänzung: wir kommen auch mit der Arbeit nicht hinterher, aber nach 30 Jahren im öD stumpft man schon ab und macht Dienst nach Vorschrift. Und es liegen noch Anträge von Berechtigten von Mai und Juni 2017 rum. Na ja...

Das ist interessant. Macht euch da denn irgendeiner Druck oder wird das so hingenommen?

BAT

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Antw:Unglücklich im öffentlichen Dienst
« Antwort #16 am: 24.03.2019 19:46 »
Hallo ka93:

Wir haben an die 1000 unbearbeitete Anträge und der Berg wird kaum weniger. Es geht um Unterhaltsvorschuss und jeder von uns Heranziehern hat so etwa 600 bis 700 Kinder, für die Unterhalt durchgesetzt werden muss.

Formell ist der Druck nicht so hoch, da sich das UVG in vielen Fällen mit SGB II verrechnet, von daher ist es den Antragstellern nicht so wichtig. Aber die Unterhaltspflichtigen werden - meiner Meinung nach zu recht - immer pampiger, wenn diese für Jahre rückwirken herangezogen werden. Das schlaucht natürlich auch. Die Vorgehensweise der Vorgesetzten ist dennoch nicht nachvollziehbar. Dienstaufsichtsbeschwerden werden abgebügelt, Widersprüche liegen gelassen. Ich kann nur mit dem Kopf schütteln.

ABER: ich habe zumindest die Option relativ schnell zu wechseln, z. B. in das Bauamt (allerdings lohnt es sich finanziell nicht von E9c auf E10:-)) - aber dennoch ist das immer eine Option. Das ist bei Euch wohl anders, denn Jobcenter ist Jobcenter.

Kryne

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Antw:Unglücklich im öffentlichen Dienst
« Antwort #17 am: 25.03.2019 08:43 »
Also ich bin nun seit ein paar Jahren im ÖD und anfangs habe ich mir noch um alles einen Kopf gemacht und mich abgerackert, während manche Kollegen teilweise 4 Wochen am Stück im Krankenstand waren und es keinen interessiert hat.

Ich wurde dann aber ganz schnell gelassener und habe "gelernt", dass dann eben Arbeit liegen bleibt. Mein Vorgesetzter weiß das einiges liegen bleibt und er hat es entsprechend dem nächst höheren Vorgesetzten gemeldet, welcher es wiederrum dem Bürgermeister auch so mitgeteilt hat. Interessieren tut es niemanden. Maßnahmen werden keine getroffen. Ich arbeite also ganz normal weiter, während sich manche Dinge einfach stapeln. Da darf man sich gar nicht verrückt machen ;)

Hauptsache die Politik klopft sich regelmäßig auf die Schulter, wenn es mal wieder geschafft wird eine Stelle zu streichen und Personalkosten zu sparen :D

Kat

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Antw:Unglücklich im öffentlichen Dienst
« Antwort #18 am: 25.03.2019 10:33 »
Die Vorgesetzten sind im Jobcenter das geringste Problem. Wenn man Anträge nicht bearbeitet, stehen die Kunden im Büro, die auf die Gelder dringend angewiesen sind. Die leben davon.  Habe selbst 10 Jahre im Jobcenter gearbeitet und weiß, daß die Kollegen das nicht auf dem Rücken der Kunden austragen können und wollen. Ein (mit Recht) meckernder und  wütender Kunde macht im Endeffekt mehr Arbeit und Stress als die eigentliche Arbeit.

MoinMoin

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Antw:Unglücklich im öffentlichen Dienst
« Antwort #19 am: 25.03.2019 10:49 »
Die Vorgesetzten sind im Jobcenter das geringste Problem. Wenn man Anträge nicht bearbeitet, stehen die Kunden im Büro, die auf die Gelder dringend angewiesen sind. Die leben davon.  Habe selbst 10 Jahre im Jobcenter gearbeitet und weiß, daß die Kollegen das nicht auf dem Rücken der Kunden austragen können und wollen. Ein (mit Recht) meckernder und  wütender Kunde macht im Endeffekt mehr Arbeit und Stress als die eigentliche Arbeit.
Tja, da bleibt einem ja quasi nur noch die Lösung, durchwinken und ungeprüft bewilligen.

Wäre interessant, was für den Staat billiger wäre: Gut geschultes und bezahltes Personal, welches die von der Politik verursachte Aufgaben bewältigen kann.
Oder ungerechtfertigte / ungeprüfte Auszahlungen welches den Staat unsummen kostet.

Kat

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Antw:Unglücklich im öffentlichen Dienst
« Antwort #20 am: 25.03.2019 10:52 »
Na ja. gerade die BA stellt ja jeden ein, der nicht bei 3 auf dem Baum ist. Gerne auch mal Friseurinnen und andere völlig fachfremde Personen. Selbst erlebt. Mein Landkreis bestand immer auf Verwaltungsausbildung, bei der BA wurde alles genommen, für mehr Geld als was die Angestellten vom Landkreis kriegen.