Autor Thema: Frage als ÖD-Laie: Unterschiede große/kleine Kommunen?  (Read 5432 times)

RsQ

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Ich bin - als öD-Laie, mal abgesehen von der verbeamteten-Ehefrau ;) - gerade dabei, mich auf interessante Stellen in der Region zu bewerben. Mitunter ist dabei in den Ausschreibungen nicht die EG angegeben (dass das eine Unsitte ist, wurde hier schon wiederholt im Forum diskutiert).

Ein anderer interessanter Aspekt: Welchen Unterschied macht es, ob es eine große oder eine kleine Kommune ist? Spielt das in die Stellenbewertung mit rein? Oder geht es ausschließlich um die Tätigkeitsmerkmale?
Bei einigen Beiträgen klang an, dass kleinere Kommunen u.U. weniger zahlen als größere. Was wäre da die Erklärung?

Spid

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Tätigkeitsmerkmale enthalten u.a. Merkmale aus dem Bereich Verantwortung. Größere Kommune -> mehr Betroffene -> mehr Verantwortung

MrRossi

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Dazu unter Umständen die niedrigeren Zeitanteile der höherwertigen Tätigkeiten.
Es geht oft auch mehr in die Breite, dafür weniger Tief.

RsQ

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Das klingt beides schlüssig - vielen Dank!

Gibt es "Maßstäbe" oder Erfahrungswerte dafür, in welchen "Größen-Bereichen" (orientiert an der Einwohnerzahl?) sich die Verantwortung üblicherweise ändert bzw. ändern kann?

Schmitti

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Ein Punkt, den man im Vergleich große/kleine Kommunalverwaltung oftmals feststellen kann, ist ein spürbar anderer Umfang der Zuständigkeiten. Ganz grob: Je kleiner eine Kommune, desto umfassender der Tätigkeitsbereich, da einige Arbeitsabläufe viel seltener anfallen.
Meine Frau ist in einer kleineren Kommune im Personalamt, und macht dort mit zwei Kollegen so ziemlich alles was rund ums Personal anfällt. Alle paar Tage liegt auch mal ein Reisekostenantrag auf dem Tisch. Vorher war sie in einer Großstadt im Personalamt eingesetzt, und hatte dort fließbandähnlich nur die Reisekosten der Mitarbeiter mit Anfangsbuchstaben A-M zu bearbeiten.
Beides war bzw. ist in der gleichen Entgeltgruppe. Ob das mehr der Verantwortung, oder doch auch der im öD mitunter vorherrschenden Fantasie bei der Stellenbewertung/Einstufung zu tun hat sei mal dahingestellt, aber es ist ein Punkt den man sich überlegen sollte: Will man ein eher breitgefächtertes Aufgabengebiet mit eher oberflächlichen Kenntnissen beackern, bieten sich eher kleine Verwaltungen an, will man dagegen in kleinen Teilbereichen mit eher hohen Detailkenntnissen arbeiten geht man in große Verwaltungen.

RsQ

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Will man ein eher breitgefächtertes Aufgabengebiet mit eher oberflächlichen Kenntnissen beackern, bieten sich eher kleine Verwaltungen an, will man dagegen in kleinen Teilbereichen mit eher hohen Detailkenntnissen arbeiten geht man in große Verwaltungen.
Also ich hätte gern Ersteres mit der EG von Zweiterem.  8)

nordbeamter

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Moin,

die Orga.-Strukturen sind in den Kommunen sehr unterschiedlich. Somit auch die Führungsstrukturen unterhalb der Bürgermeister/Stadträte.

Man kann nicht pauschal sagen zu Beispiel im Ordnungsamt hat eine Leitung die A 13 mit soviel Personal. Gerade in kleineren Kommunen bis um die 30.000 Einwohner seht das unterschiedlich. Da können Ämter in einem Fachbereich zusammengezogen sein, wo andere 2 Fachbereiche daraus machen. Vieles hängt auch davon, wie die Kommunen und Landkreise bei den freiwilligen Aufgaben eine Aufteilung haben. Es gibt zum Beispiel Landkreise die eine zentrale Vergabestelle eingerichtet haben, die auch die Vergaben für die Kommunen machen.

Man arbeitet oft verschiedene Themengebiete ab, wo es in Großkommunen Fachabteilungen gibt. Meiner Erfahrung nach hat man bei gleicher Bezahlung mehr Fachverantwortung durch die unterschiedlichen Themen und dafür weniger Personalverantwortung in Bezug auf die Mitarbeiteranzahl in kleineren Kommunen. Sitzungsdienste in Bezug auf Fachvertretung müssen mit abgedeckt werden. Dieses man kann nur manche Themen an der Oberfläche abarbeiten, obwohl es mehr in die Tiefe gehen müsste ist belastend. Die gesetzlichen Vorgaben sind komplexer geworden, man das alles nicht mehr so einfach abfangen und die tiefere Fachkenntnisse...

Man erkennt aber derzeit einen Trend, dass gerade die kleineren Kommunen auch ein Problem haben ihre Führungskräfte-Stellen zu besetzen. Die Spannbreite an unterschiedlichem Fachwissen, Verantwortung gegenüber den politischen Gremien, viele Abendtermine, dazu Personalverantwortung - bei Fachkräftemangel, am besten wohnt man noch in dem Ort und fast jederzeit für den Bürgermeister ansprechbar..... das bei einer Bezahlung A11/A12 für Stellen die Unterhalb der ersten Führungsebene angesiedelt sind. Oft kommen da nur eine Handvoll Bewerbungen rein. Klar der Mehrwert an Gehalt in Bezug auf die beschriebenen Arbeitssituation überlegt man durchaus ob dann nicht lieber auf dem Sachbearbeiterposten  mit der A10 ohne diesen Stress sitzen bleibt.

Die Garde der Beamten die für ihre kleine Kommune "leben" - stirbt aus. Dies passt nicht mehr zu dem heutigen Ansatz und Wunsch an Work-Life-Balance. Die kleineren Kommunen werden auf Dauer auch den Fachkräftmangel, fehlende Führungskräfte nur  ausgleichen, wenn man interkommunal die Aufgaben erledigt. Dann kommt die Arbeitssituation näher an die der größeren Kommunen mit den Möglichkeiten mehr sein Fachgebiet ausschließlich abzuarbeiten, Homeoffice und Teilzeitmodelle.




nordbeamter

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Ein Punkt, den man im Vergleich große/kleine Kommunalverwaltung oftmals feststellen kann, ist ein spürbar anderer Umfang der Zuständigkeiten. Ganz grob: Je kleiner eine Kommune, desto umfassender der Tätigkeitsbereich, da einige Arbeitsabläufe viel seltener anfallen.
Meine Frau ist in einer kleineren Kommune im Personalamt, und macht dort mit zwei Kollegen so ziemlich alles was rund ums Personal anfällt. Alle paar Tage liegt auch mal ein Reisekostenantrag auf dem Tisch. Vorher war sie in einer Großstadt im Personalamt eingesetzt, und hatte dort fließbandähnlich nur die Reisekosten der Mitarbeiter mit Anfangsbuchstaben A-M zu bearbeiten.
Beides war bzw. ist in der gleichen Entgeltgruppe. Ob das mehr der Verantwortung, oder doch auch der im öD mitunter vorherrschenden Fantasie bei der Stellenbewertung/Einstufung zu tun hat sei mal dahingestellt, aber es ist ein Punkt den man sich überlegen sollte: Will man ein eher breitgefächtertes Aufgabengebiet mit eher oberflächlichen Kenntnissen beackern, bieten sich eher kleine Verwaltungen an, will man dagegen in kleinen Teilbereichen mit eher hohen Detailkenntnissen arbeiten geht man in große Verwaltungen.

..genauso ist es. Das Problem ist, dass die Spezialfälle zwar in der Menge dann trotzdem auf den Tisch gekommen und gelöst werden müssen.....was dann wegen der fehlenden Routine schwierig wird und hohe autodidaktische Arbeitsweise bedeutet....

Schmitti

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Also ich hätte gern Ersteres mit der EG von Zweiterem.  8)
Dann sollte die einzige Bewerbung in Richtung ÖD die bleiben, die du deiner verbeamteten Frau gegeben hast  ;)

...am besten wohnt man noch in dem Ort und fast jederzeit für den Bürgermeister ansprechbar.....
Dazu kann man eigentlich festhalten: In der Kommune zu arbeiten, in der man auch wohnt, ist in kleinen Kommunen nie eine gute Idee. Du gehst zur Kneipe/zum Sportverein/Gassi mit dem Hund, und triffst sie alle: Den Bürger, der gerade mit dem Bauamt um Ausbaubeiträge streitet. Den, der gestern ein Knöllchen bekommen hat. Den, der sich über die Kommunalpolitik ausmeckern will - oder noch schlimmer, sich dort selbst engagiert.
Und dann ist es eigentlich egal, was dein eigentliches Aufgabengebiet ist: Du bist (mit)schuld. Du musst erklären, du sollst ändern. Und am besten dem Nachbarn seinen neuen Personalausweis oder Briefwahlunterlagen noch eben schnell nach Feierabend vorbeibringen. ::)
Wer noch in den Rathäuschen der kleinen Kommunen arbeiten will: Gerne, viel Spaß, aber bloß nicht am Wohnort anfangen.

RsQ

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Wer noch in den Rathäuschen der kleinen Kommunen arbeiten will: Gerne, viel Spaß, aber bloß nicht am Wohnort anfangen.
Dann mache ich ja (meinerseits) alles richtig: Es sind ~45 km Entfernung. Hier findet mich keiner.  8) Aber erstmal müsste ich den Job ja kriegen ...

nordbeamter

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Antw:Frage als ÖD-Laie: Unterschiede große/kleine Kommunen?
« Antwort #10 am: 27.03.2019 12:22 »
[
Wer noch in den Rathäuschen der kleinen Kommunen arbeiten will: Gerne, viel Spaß, aber bloß nicht am Wohnort anfangen.


...genau deshalb habe ich auch einen Abstand von 15 km...

RsQ

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Antw:Frage als ÖD-Laie: Unterschiede große/kleine Kommunen?
« Antwort #11 am: 27.03.2019 12:54 »
Ach ja:

Wer noch in den Rathäuschen der kleinen Kommunen arbeiten will

Sind dort die Chancen als Bewerber prinzipiell besser als in Großstädten? Je kleiner, desto besser? Und je weiter von der Großstadt weg, ebenso?

nordbeamter

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Antw:Frage als ÖD-Laie: Unterschiede große/kleine Kommunen?
« Antwort #12 am: 27.03.2019 13:21 »

Die Bewerberlage kommt meiner Meinung nach auch auf die Region und das Aufgabengebiet an. Technische Berufe ist eh in den Rathäusern fast Mangelware. Ordnungsamt, Sozialamt sind unbeliebte Stellen - viel Publikum mit schlechterer Bezahlung als auf der Premiumetage(Hauptamt/Personalamt/Finanzen).

Kommunen im näheren Umfeld von Großstädten können bei gleicher Bezahlung mit einer Fahrzeitverkürzung punkten. Man spart den Arbeitsweg in die Großstadt.
Die richtigen tiefen Landkommunen haben es da schwerer dann Leute zu finden.


Feidl

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Antw:Frage als ÖD-Laie: Unterschiede große/kleine Kommunen?
« Antwort #13 am: 27.03.2019 13:39 »
Sind dort die Chancen als Bewerber prinzipiell besser als in Großstädten? Je kleiner, desto besser? Und je weiter von der Großstadt weg, ebenso?
Je weiter weg von den Großstädten, desto weniger Bewerber. Kann ich defintiv bestätigen, auch in Regionen, die wirtschaftlich gut da stehen, aber halt ländlich sind.