Hallo,
ich bin Beamter auf Probe und würde normalerweise zum 01.10. zum Beamten auf Lebenszeit. Leider hatte ich bei meiner Behörde sehr viel Pech und habe eine Chefin, die mich absolut nicht ausstehen kann.
Kurzum: Ein guter Beurteilungsbeitrag, danach Referatswechsel in neues Referat, dort nach Hälfte der Probezeit schlechte Beurteilung, gegen die ich nicht vorgegangen bin, da ich so dumm war mich erpressen zu lassen ("Wenn Sie Widerspruch einlegen, sorge ich dafür, dass Sie hier nicht mehr glücklich werden"). Danach habe ich mich halb totgearbeitet und habe nun eine Bewertung erhalten, die sogar noch schlechter ist und zur Entlassung aus dem Beamtenverhältnis führen soll.
Die Beurteilung an sich hat ganz klassisch nur Kreuzchen. Auf Nachfrage bei meiner Chefin (unter Zeugen), warum die Kreuze so gesetzt wurden kamen Sätze wie:
"das ist ein allgemeiner Eindruck"
"das muss ich nicht begründen"
"ich habe davon doch keine Ahnung, sie sind einfach der Stelle nicht gewachsen"
oder sogar die Nennung von Vorgängen, die ich angeblich verfristet hätte, was ich sogar schriftlich widerlegen kann - somit also glatte Lügen.
Gegen diese Beurteilung (letzte Woche erhalten), werde ich nun Widerspruch einreichen und einen Anwalt, der mich vertritt, habe ich auch schon gefunden. Gleichzeitig breitet sich gerade in mir eine große Unsicherheit aus und es stellen sich mehrere Fragen:
1) Ich kann schriftlich sehr viele der gesetzten Bewertungen widerlegen. Beispiele: Herr XYZ verfristet oft Vorgänge, Gegenbeweis: Systemseitige Erfassung aller Vorgänge, damit alles widerlegbar, Herr XYZ arbeitet nicht wirtschaftlich, Gegenbeweis: Mehrere Vorschläge für mehr Wirtschaftlichkeit wurden umgesetzt, durch mich bisher Ersparnis von circa 1,5 Mio. EUR etc., Ich habe ein Dokument mit solchen Beweisen und Gegendarstellungen erstellt und es umfasst bereits jetzt 20 Seiten.
Frage: Wie argumentiere ich am Besten gegen simpel gesetzte Kreuzchen, zu denen sich die Beurteilerin nicht äußern will? "Das ist halt mein Eindruck" kann ja keine Begründung sein
2) Müsste nicht bei Zweifeln über die Beurteilung zunächst angeboten werden, die Probezeit zu verlängern? Ich habe keine silbernen Löffel geklaut o. ä., es gab nur eine Person in den letzten Jahren, die eine ähnliche Beurteilung hatte, und die war gerechtfertigt aufgrund grober Verstöße gegen Dienstpflichten. Ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen.
3) Wie gehe ich ansonsten nun vor? Terminiert sind bisher (jeweils mit Personalrat als Zeugen): Erörterung der Beurteilung von der Zweitbeurteilerin(die Erstprüferin konnte mir ja nicht sagen, warum die Kreuze so gesetzt werden). Anhörung zur Entlassung (die Personalabteilung weiß, dass ich gegen die Beurteilung vorgehen werde und will dennoch direkt die Entlassung? Das scheint mir seltsam). Ansonsten habe ich einen Rechtsschutzantrag über meine Gewerkschaft erhalten und somit wird der Widerspruch entsprechend juristisch von "Profis" geschrieben, die meine Argumente entsprechend verpacken. Bis jetzt wurde hier zumindest festgestellt, dass bei der Beurteilung ein Jahr meiner Probezeit vergessen wurde (nämlich das erste mir der guten Bewertung), die Stellenbeschreibung falsch war, inhaltliche Widersprüche bestehen und einige Bewertungskriterien nicht bewertbar sind (Innovationsfähigkeit....meiner einer Stelle als stark reglementierter Beamter im Ministerium). Dennoch habe ich Angst um meine Existenz - bisher war das Studium exzellent, beide Praktika sehr gut und das erste Jahr beim Dienstherren auch sehr gut. Auf einmal kommt es zu Erpressung einer einem Vorgesetzten, der Psychoterror fährt (ich bin nicht der Einzige im Referat, der Probleme mit ihr hat).
Für jedwede Anregungen bin ich angesichts der schweren Situation dankbar!