Autor Thema: Technisches Personal  (Read 14488 times)

Spid

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Antw:Technisches Personal
« Antwort #15 am: 14.08.2019 10:32 »
Ich dachte bislang immer, daß die AG die AN bezahlen - und nicht umgekehrt.

TV-Ler

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Antw:Technisches Personal
« Antwort #16 am: 14.08.2019 10:33 »
Vieles was von einigen AN gewollt ist kann und darf nicht umgesetzt werden.

Ist es nicht paradox dass die AN mehr bezahlen wollen, als der Tarifvertrag vorsieht?
Normalerweise sollte es doch genau andersrum sein. AN jammern über den ach so überzogenen Tarifvertrag und über die böse Gewerkschaft die völlig maßlose Forderungen stellt.
Da dem nicht so ist, folgere ich hieraus dass die Gewerkschaft, mal wieder, keinen guten Tarifvertrag abgeschlossen hat.

Bei Gewährung von außertariflichen Zulagen kann der AN ernsthaft Probleme bekommen. So können z.B. auch verschiedene Förderungen nicht mehr gewährt werden.
Natürlich führt die Gewährung von Zulagen auch zu einer Unzufriedenheit der restlichen Belegschaft und es erfolgt eine Flut an Anträgen.

Ein relativ einfacher Schritt wäre ja die Jahressonderzahlung anzugleichen und für alle EG´s einheitlich auf 100% zu erhöhen.
Dies hätte den Vorteil dass Höhergruppierungen auch tatsächliche Höhergruppierungen sind und nicht über die niedrigere Jahressonderzahlung wieder minimiert werden.
Würde auch zu einer Motivation führen.

Klassisches Beispiel:
Laut Tabelle beträgt der monatliche Unterschied zwischen E12/ 5 und E13/5:            121,43 €
Unter Berücksichtigung der Jahressonderzahlung beträgt der monatliche Unterschied: 42,42 €

Ist das wirklich sinnvoll und motivierend für letztendlich 42,42 € brutto/ Monat mehr Verantwortung zu übernehmen?
Aus welchem Grunde kürzt du Arbeitgeber mit "AN" ab?

JahrhundertwerkTVÖD

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Antw:Technisches Personal
« Antwort #17 am: 14.08.2019 10:45 »
Vieles was von einigen AN gewollt ist kann und darf nicht umgesetzt werden.

Ist es nicht paradox dass die AN mehr bezahlen wollen, als der Tarifvertrag vorsieht?
Normalerweise sollte es doch genau andersrum sein. AN jammern über den ach so überzogenen Tarifvertrag und über die böse Gewerkschaft die völlig maßlose Forderungen stellt.
Da dem nicht so ist, folgere ich hieraus dass die Gewerkschaft, mal wieder, keinen guten Tarifvertrag abgeschlossen hat.

Bei Gewährung von außertariflichen Zulagen kann der AN ernsthaft Probleme bekommen. So können z.B. auch verschiedene Förderungen nicht mehr gewährt werden.
Natürlich führt die Gewährung von Zulagen auch zu einer Unzufriedenheit der restlichen Belegschaft und es erfolgt eine Flut an Anträgen.

Ein relativ einfacher Schritt wäre ja die Jahressonderzahlung anzugleichen und für alle EG´s einheitlich auf 100% zu erhöhen.
Dies hätte den Vorteil dass Höhergruppierungen auch tatsächliche Höhergruppierungen sind und nicht über die niedrigere Jahressonderzahlung wieder minimiert werden.
Würde auch zu einer Motivation führen.

Klassisches Beispiel:
Laut Tabelle beträgt der monatliche Unterschied zwischen E12/ 5 und E13/5:            121,43 €
Unter Berücksichtigung der Jahressonderzahlung beträgt der monatliche Unterschied: 42,42 €

Ist das wirklich sinnvoll und motivierend für letztendlich 42,42 € brutto/ Monat mehr Verantwortung zu übernehmen?
Aus welchem Grunde kürzt du Arbeitgeber mit "AN" ab?

Weil ich halt nicht unfehlbar bin :-)

Ich kann es aber auch anders darstellen.
Ich wollte testen ob jemand aufpasst :-)

Gemeindefuzzi

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Antw:Technisches Personal
« Antwort #18 am: 14.08.2019 10:46 »
Ich denke, dass sich das mit der mauen Bewerberlage bald erledigt hat, wenn erst genug Firmen ihre Mitarbeiter auf Kurzarbeit setzen, abbauen oder in Tochtergesellschaften abschieben. Kapitalismus läuft halt zyklisch und gerade bei einem Wirtschaftsabschwung drängen auch Flexible und Hochqualifizierte in die Sicherheit des Öffentlichen Dienstes; so war es doch immer.

Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall und manch ein Jungingenieur, der jetzt noch sein Vorstellungsgespräch bei der Mitteilung des künftigen Entgelts lachend verlässt, wird das noch bitterlich bereuen.


Und weil die Tarifparteien GENAU SO gedacht haben, und das schon über mehrere Tarifrunden, haben wir jetzt die Probleme!

Die Ingenieure fehlen ja auch "draußen".

Selbst wenn der von vielen beschworene Abschwung kommt, werden die Unternehmen erst einmal auffüllen, statt zu entlassen.

Ich halte es bei einem solchen Szenario durchaus für möglich, dass wir wieder Elektriker, Schlosser und Schreiner auf einem akzeptablen Niveau bekommen, aber bei Ingenieuren, egal welche Fachrichtung werden wir uns weiterhin SEHR strecken müssen.


"Unser Laden" ist z.B. total überaltert, das gesamte Bauhofpersonal inklusive der Ing. wird in den kommenden fünf Jahren neu besetzt werden müssen.

Im Rathaus sieht es nicht besser aus, wobei wir da ein paar Azubis und Anwärter haben die gerade ausgelernt haben. Aber Verwaltungsstellen können wir immer noch recht zügig und meist sogar Qualifiziert nachbesetzen.

Allerdings gehen bei uns in den nächsten fünf Jahren auch vier Abteilungsleiter A12/A13 und unser Nachwuchs ist noch nicht so weit. Mal sehen, ob das dann auch noch einfach ist....
In den Nachbarkommunen sieht es nicht viel besser aus.


WasDennNun

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Antw:Technisches Personal
« Antwort #19 am: 14.08.2019 12:18 »
Ist das wirklich sinnvoll und motivierend für letztendlich 42,42 € brutto/ Monat mehr Verantwortung zu übernehmen?
Wie kommst du darauf, dass ein EG13er mehr Verantwortung übernehmen muss als ein EG12er?

Spid

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Antw:Technisches Personal
« Antwort #20 am: 14.08.2019 12:21 »
Weil sich das z.B. in Teil A Abschnitt II Ziff. 2 und 3 unmittelbar aus dem Tätigkeitsmerkmal ergibt?

Bastel

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Antw:Technisches Personal
« Antwort #21 am: 14.08.2019 12:34 »
Ich denke, dass sich das mit der mauen Bewerberlage bald erledigt hat, wenn erst genug Firmen ihre Mitarbeiter auf Kurzarbeit setzen, abbauen oder in Tochtergesellschaften abschieben. Kapitalismus läuft halt zyklisch und gerade bei einem Wirtschaftsabschwung drängen auch Flexible und Hochqualifizierte in die Sicherheit des Öffentlichen Dienstes; so war es doch immer.

Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall und manch ein Jungingenieur, der jetzt noch sein Vorstellungsgespräch bei der Mitteilung des künftigen Entgelts lachend verlässt, wird das noch bitterlich bereuen.

Das gilt meiner Meinung nach höchstens für klassische Maschinenbau oder Projekt/verfahrensingenieure. Kommunen und Länder suchen aber meist Bauingenieure. Hier sehe ich aufgrund der Nachfrage die nächsten Jahre keine Entspannung.

RisingSun

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Antw:Technisches Personal
« Antwort #22 am: 14.08.2019 13:21 »
Ich denke, dass im öffentlichen Dienst viele technische Ausbildungen (auch Studium) es ein wenig schwer haben.
Ingenieure sind bei uns keine angestellt. Wir haben hier ein paar Handwerksmeister, die einen TVÖD-Traifvertrag mit E8 abgelehnt haben und hier als Honorar-Fachkraft arbeiten, weil sie dann deutlich mehr verdienen.
Wenn man die E8 mit einer Industrie vergleicht (z.B. IGM-Tarif), dann ist es tatsächliche eine Lachnummer. Die einzigen alten Meister, die hier richtig angestellt sind, wurden vor 30Jahren mit dem alten Tarifvertrag angestellt.

Ich kann nur aus der IT-Sicht sprechen. Meine Stelle ist mit E8 bewertet (niedriger ging es nicht mehr), obwohl ich in der freien Wirtschaft locker 30% mehr Gehalt für diese Tätigkeiten bekommen würde. Nebenher versuche ich, meinen akademischen Abschluss zu erreichen. Man sagte mir aber schon, dass ich dann max. E12 erreichen könnte mit dem akademischen Abschluss, was ich doch ein wenig komisch finde. Eine Kommune weiter werden Fachinformatiker problemlos mit E10/11 angestellt. Von einer Bekanntin dort habe ich auch gehört, dass dort ein Fachinformatiker sogar eine E13-Stelle besetzt.
Es liegt immer im Ermessen des Arbeitgebers. Mittlerweile fühlt sich der ÖD nicht anders als die freie Wirtschaft an. Sparen, Sparen und Sparen! Ich warte nur darauf, dass meine Kommune auch mal merkt, dass gute Fachkräfte nicht vom Himmel fallen. Sobald ich ein akzeptables Angebot habe, bleibe ich hier auch nicht länger, weil es einfach nur eine Ausbeute ist.

WasDennNun

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Antw:Technisches Personal
« Antwort #23 am: 14.08.2019 14:34 »
Man sagte mir aber schon, dass ich dann max. E12 erreichen könnte mit dem akademischen Abschluss, was ich doch ein wenig komisch finde.
Zurecht, weil falsch.
Zitat
Eine Kommune weiter werden Fachinformatiker problemlos mit E10/11 angestellt. Von einer Bekanntin dort habe ich auch gehört, dass dort ein Fachinformatiker sogar eine E13-Stelle besetzt.
Zurecht, wenn der FI die entsprechenden Tätigkeiten übertragen bekommt.

Unfassbar einmal mehr, was sich da abspielt. Hast du schon mal überprüft, was deine auszuübenden Tätigkeiten sind und ob sich das mit deinen ausgeübten deckt?

Addams

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Antw:Technisches Personal
« Antwort #24 am: 14.08.2019 15:11 »
Bei uns werden die Leute mit IT-Ausbildung (Fachinformatiker Systemintegration) maximal nach E8 vergütet, weil die Voraussetzungen für die E9a und somit weitere darüber hinausgehende Entgeltgruppen als nicht erfüllt betrachtet werden. Es wird argumentiert, dass schlicht sämtliche Tätigkeiten in der EDV auf Ausbildungswissen beruhen, selbst komplexere Fachanwendungen, Datenbank- und Serversysteme. Um die Voraussetzungen für die E9a zu erfüllen, müssen Fachkenntnisse aus anderen, IT-fremden Disziplinen (als Beispiel wurde die kaufmännische Ebene genannt) vorgewiesen werden.

WasDennNun

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Antw:Technisches Personal
« Antwort #25 am: 14.08.2019 15:51 »
Es wird argumentiert, dass schlicht sämtliche Tätigkeiten in der EDV auf Ausbildungswissen beruhen, selbst komplexere Fachanwendungen, Datenbank- und Serversysteme. Um die Voraussetzungen für die E9a zu erfüllen, müssen Fachkenntnisse aus anderen, IT-fremden Disziplinen (als Beispiel wurde die kaufmännische Ebene genannt) vorgewiesen werden.
das ist also deren interpretation von  "zusätzliche" respektive "umfassende" Fachkenntnisse.

Vielleicht hilft denen ja diese Lektüre:
https://www.bva.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Behoerden/Beratung/Eingruppierung/Eingruppierung/2018_Definitionen_u_Kommentier_Teil_III.pdf?__blob=publicationFile&v=5

Zitat
Erforderlich sind somit Fachkenntnisse, die über die in einer „einschlägig
abgeschlossenen Berufsausbildung“ erworbenen Fachkenntnisse hinausgehen und für
die erfolgreiche Erledigung der übertragenen Aufgaben erforderlich sind.
Diese „zusätzlichen Fachkenntnisse“ können sich auf ein weiteres IT-Gebiet beziehen,
welches zusätzlich zur Ausbildung für die auszuübende Tätigkeit erforderlich ist. Diese
zusätzlichen Fachkenntnisse können z.B. durch eine qualifizierte Weiterbildung oder
auf einem anderen Wege erworben sein. Hier kann es sich auch um fachspezifische
Kenntnisse (z.B. aus der IT-Organisation) oder zusätzliche Fachkenntnisse (z.B. auf
dem Gebiet der IT-Sicherheit, welche nicht durch die Ausbildungsinhalte abgedeckt
werden) handeln. Verwaltungsmäßige und / oder allgemeine organisatorische
Kenntnisse sind nicht als „zusätzliche Fachkenntnisse“ anzusehen, da die damit
verbundenen Tätigkeiten keinen IT-Bezug aufweisen und daher als gesonderte
Arbeitsvorgänge zu fassen sind. Dies wird durch Satz 6 der Vorbemerkungen zu
Teil III Abschnitt 24 untermauert, der bestimmte Aufgaben mit Verwaltungsbezug
von der Anwendung des Spezialteils ausschließt.

JahrhundertwerkTVÖD

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Antw:Technisches Personal
« Antwort #26 am: 14.08.2019 18:00 »
Weil sich das z.B. in Teil A Abschnitt II Ziff. 2 und 3 unmittelbar aus dem Tätigkeitsmerkmal ergibt?

👍 Hätte ich nicht besser Schreiben können.

Es scheint sich ja langsam eine interessante Diskussion zu entwickeln. Dafür schon mal Danke!
Wie erwartet scheint das Problem existent zu sein.

Stellt sich nun die Frage nach realistischen Lösungen.

BAT

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Antw:Technisches Personal
« Antwort #27 am: 14.08.2019 18:15 »
Ein Tarifvertrag wird von seiten der AN - Vertretung nicht in der Sache ausgehandelt, sondern ist an den Interessen der Gewerkschaftsmitglieder angelehnt.

Solange wird es schwierig bleiben. Bei der Struktur der Mitglieder wird es an den AG liegen, bessere Lösungen für Fachpersonal im Rahmen der Tarifverhandlungen zu finden.

JahrhundertwerkTVÖD

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Antw:Technisches Personal
« Antwort #28 am: 14.08.2019 19:31 »
Ein Tarifvertrag wird von seiten der AN - Vertretung nicht in der Sache ausgehandelt, sondern ist an den Interessen der Gewerkschaftsmitglieder angelehnt.

Solange wird es schwierig bleiben. Bei der Struktur der Mitglieder wird es an den AG liegen, bessere Lösungen für Fachpersonal im Rahmen der Tarifverhandlungen zu finden.


Blöde Frage:
Was nutzt dann die Gewerkschaft,  wenn der AG  bessere Konditionen bietet, als die Gewerkschaft fordert?
Da läuft doch etwas falsch.
Sollte die Gewerkschaft nicht die Interessen aller Beschäftigten im öffentlichen Dienst vertreten?
Wenn dem nicht so ist und immer nur für die unteren Gruppen verhandelt wird, ist es keine Gewerkschaft für alle Beschäftigte.
« Last Edit: 14.08.2019 19:38 von JahrhundertwerkTVÖD »

RisingSun

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Antw:Technisches Personal
« Antwort #29 am: 14.08.2019 19:43 »
@WasDennNun

Man sagte mir aber schon, dass ich dann max. E12 erreichen könnte mit dem akademischen Abschluss, was ich doch ein wenig komisch finde.
Zurecht, weil falsch.
Zitat
Eine Kommune weiter werden Fachinformatiker problemlos mit E10/11 angestellt. Von einer Bekanntin dort habe ich auch gehört, dass dort ein Fachinformatiker sogar eine E13-Stelle besetzt.
Zurecht, wenn der FI die entsprechenden Tätigkeiten übertragen bekommt.

Unfassbar einmal mehr, was sich da abspielt. Hast du schon mal überprüft, was deine auszuübenden Tätigkeiten sind und ob sich das mit deinen ausgeübten deckt?

Laut meinem Vorgesetzten wäre meine Tätigkeit min E10. Er selbst hat E11 (ohne akademischen Abschluss) und das auch nur mit Glück bekommen, weil die alte Geschäftsleitung damit einverstanden war. Die neue Geschäftsleitung lehnt es ab. Kein Akademiker = Kein Recht über E8 zu kommen. Die Aufgaben umfassen sämtliche IT-Bereiche (Server,  Netzwerk, Administration, Programmierung, Support, Projektplanung, Beschaffung, Beratung usw).
Mit E8 mache ich alle Bereiche bis auf die Programmierung, da es in diesem Fall um interne Programme handelt, die spätestens in zwei Jahren aus dem Verkehr gezogen werden.
Für mich ist aktuell nicht sonderlich attraktiv, dauerhaft bei diesem AG zu bleiben. Bei jeder Neueinstellung wird gespart, was für mich nicht akzeptabel ist.