Autor Thema: Schwierige Kollegen  (Read 29528 times)

Bürohengst

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Schwierige Kollegen
« am: 08.11.2019 16:23 »
Hallo,

vielleicht geht es dem ein oder anderen ja auch so:
Durch den leergefegten Bewerbermarkt in vielen Bereichen war unsere Personalabteilung gezwungen, Kompromisse einzugehen, die sie vor 10 Jahren noch nicht eingegangen wäre (fachlich als auch menschlich). Manche Neuen wurden sogar entgegen bestehender Bedenken im Gremium eingestellt. Das ist für mich alles noch nachvollziehbar, es geht anderen Personalabteilungen ja nicht anders.
Inzwischen fangen diese Kompromisse aber an, voll auf das Betriebsklima und die Arbeitsmotivation der dienstälteren Kollegen durchzuschlagen. Der eine neue Kollege (Quereinsteiger aus der Industrie) verquatscht sich selbst bei Standardfällen endlos am Telefon und pflegt dabei einen Slang, wie ich ihn vielleicht irgendwo in einer Schlachterei oder in der Kfz-Werkstatt erwarten würde. Dabei fallen nicht selten Kraftausdrücke. Weil er seine Arbeit so natürlich kaum schafft, geht er oft erst nach 18 Uhr nachhause und sammelt endlos Überstunden, die er dann auf Kosten anderer Kollegen, die ihre Arbeit regulär schaffen, abbummeln möchte.
Die andere Kollegin hat überhaupt kein Problem damit, ihren von daheim mitgebrachten Zwiebel-Knoblauch-Schafskäse-Nudelsalat in der Mikrowelle an der Arbeit aufzuwärmen und den ganzen Flur und alle angrenzenden Büros damit aromatisch zu beglücken (Küchentür schließen bringt hier kaum was). Zudem kriegt sie es nicht hin, Türen leise zu öffnen und zu schließen. Noch dazu plagt sie bereits seit etlichen Wochen ein trockener Reizhusten, dem sie im Büro inzwischen schamlos freien Lauf lässt.
Eine andere Neue nießt dermaßen laut und herzhaft, dass man es selbst im hinterletzten Büro noch hört. Zudem arbeitet sie ziemlich egoistisch (aus 5 Eingangs-Faxen sucht sie ihres raus und lässt den Rest liegen...).
Eine andere Dame hat zugegebenermaßen nicht das einfachste Aufgabenfeld zugeteilt bekommen. Ihren Frust darüber lässt sie inzwischen täglich ab, teilweise muss sich das "Opfer" von Kollege 30 Minuten lang Schimpftiraden anhören, dass sie nur mit Idioten zu tun hat, was nun schon alles wieder falsch läuft usw.
Die Probezeit ist in allen Fällen bereits passé, alle sind unbefristet.

Uns, die Dienstälteren, stört das alles inzwischen sehr. Früher hatte die Perso echt ein gutes Händchen, aber seit 3-4 Jahren geht es bergab. Leider ist außer mir und einer Teilzeitkollegin kaum jemand da, der sich vorstellen kann, zum Rundumschlag auszuholen. Es sind inzwischen einfach zu viele Pflegefälle an Bord, die hier die Stimmung nach unten ziehen und das Büroklima belasten. Das man sich "irgendwie" von 3-4 Leuten wieder trennt, ist leider unrealistisch, dafür ist der Arbeitsanfall derzeit zu groß und neues Fachpersonal wächst bekanntlich nicht auf den Bäumen. Der nächste Vorgesetzte weiss inzwischen bescheid, sieht aber keine andere Möglichkeit, auf die Schnelle etwas zu verändern bzw. spielt es herunter (sitzt selber auf einem anderen Stockwerk und ist viel auswärts unterwegs). Es gab mal von ihm einen Appell, der nur ein paar Tage was gebracht hat, bevor alle betreffenden Personen in ihre alte Muster zurückfielen.
Meine Teilzeitkollegin hat zudem Angst, dass sie geschnitten wird oder als Querulantin dasteht, wenn sie sich mit mir zusammen über 3-4 Leute gleichzeitig beschwert. Sie geht halt am Dienstagmittag in ihr persönliches Wochenende und dann "aus den Augen, aus dem Sinn".

Auf der einen Seite hätte ich mittlerweile gute Lust zu kündigen, auf der anderen Seite habe ich bisher immer gerne hier gearbeitet und will mich eigentlich nicht durch so etwas vertreiben lassen. Aber ich muss halt auch keine 3 Jahre mehr bis zur Rente arbeiten, sondern 30... bin hin- und hergerissen.

Mich würden eure Gedanken und Erfahrungen hierzu interessieren.

Tagelöhner

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Antw:Schwierige Kollegen
« Antwort #1 am: 08.11.2019 17:35 »
Der Öffentliche Dienst hat nicht ohne Grund auch das Image, als Auffangbecken für Lowperformer und für Arbeitskräfte, die in der freien Wirtschaft nicht lange überleben würden, zu dienen.

Meine Empfehlung: Nicht zu arg reinsteigern und sich einen Spaß daraus machen. Schon ist man täglich von Comedyfiguren umgeben und kann herzlich darüber lachen. Der Job ist nicht alles im Leben, sondern kann auch mal Mittel zum Zweck sein.

KaterS

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Antw:Schwierige Kollegen
« Antwort #2 am: 08.11.2019 20:10 »
Bürohengst. Locker bleiben und nicht zu viel darüber nachdenken.

Mir geht es ähnlich wie Ihnen. Als Dienstältere wundere ich mich über das Niveau der Personen, die hier einen Arbeitsplatz finden. Offenbar ist der Arbeitsmarkt mittlerweile so leer gefegt, dass jeder, der in der Lage ist, einigermaßen seinen Namen schreiben zu können, eine Anstellung findet.

Anfangs habe ich mir noch Gedanken darüber gemacht, was für Schriftstücke unsere Behörde verlassen. Mittlerweile ist mir das egal. Sollen doch bitte die jeweiligen Vorgesetzten tätig werden. Was machen schon ein paar Rechtschreibfehler. Hauptsache der Adressat versteht oder erahnt was gemeint ist ;-)

Meine KollegInnen und ich halten uns zurück. Das spart nerven und in 5-6 Jahren sind wir alle in Pension.


Brownyy

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Antw:Schwierige Kollegen
« Antwort #3 am: 08.11.2019 23:03 »
Dank unserer Bildungspolitik kommt da noch einiges auf uns zu. Wenn Absolventen (Auszubildende und Studenten!) es nicht mehr schaffen einen korrekten Satz zu verfassen, der einer Behörde würdig ist, sagt das einiges. Von der Generation der Millenials werden wir noch einiges hören. Herrlich. Eine Generation voller dümmlicher Tyrannen.

Bürohengst

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Antw:Schwierige Kollegen
« Antwort #4 am: 09.11.2019 08:32 »
Dank unserer Bildungspolitik kommt da noch einiges auf uns zu. Wenn Absolventen (Auszubildende und Studenten!) es nicht mehr schaffen einen korrekten Satz zu verfassen, der einer Behörde würdig ist, sagt das einiges. Von der Generation der Millenials werden wir noch einiges hören. Herrlich. Eine Generation voller dümmlicher Tyrannen.

Davor graut es mir auch schon, wobei ich hier zumindest noch die leise Hoffnung hege, die Jüngeren noch ein Stück formen zu können. Ich war mit 20/21 auch noch nicht der Charakter, der ich heute bin.
In meinem Eingangstext geht es um Leute im Alter zwischen Mitte Dreißig und Anfang Fünfzig.

Zukunft ÖD

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Antw:Schwierige Kollegen
« Antwort #5 am: 09.11.2019 10:47 »
Oje...da wird mir ja richtig Angst! Ich habe mich aus der freien Wirtschaft heraus beim ÖD beworben (warte noch auf Antwort) und frage mich jetzt, ob ich das richtige getan habe, mich zu bewerben...
Was ich bisher an Erfahrungen gesammelt habe, ging es durchaus mal lustig und locker zu, es werden auch mal Scherze mit den "Kunden" gemacht.. je nachdem, in welcher Position / Branche man gearbeitet hat und wie lange man die Leute kennt.

Allerdings ist es auch klar, dass wenn viel Arbeit anliegt, dass man keine ausschweifenden Gespräche führt und versucht, das Pensum zu schaffen.
Ich rege mich auch über diverse "netten" Kollegen auf, die nie die Spülmaschine einräumen, kein Toilettenpapier nachfüllen, sehr laut sind, etc... das nervt mich auch und stört teilweise sehr.
Oft hilft aber einfach mal ein klärendes Gespräch, da sich oft herausgestellt hat, dass es den Personen gar nicht bewußt ist, dass ihr Verhalten störend ist.

Aber irgendwie drängt sich mir jetzt das Gefühl auf, dass die Mitarbeiter des ÖD gegen neue Kollegen sind, die aus der freien Wirtschaft kommen... da frage ich mich schon, was ich da für eine Zukunft hätte... denn freundliche Kollegen und gutes Zusammenarbeiten wäre mir schon sehr wichtig.

Man passt sich halt an die Gegebenheiten an.. natürlich ist es für Diejenigen einfacher, die das seit der Ausbildung nicht anders kennen... Neulinge machen da wahrscheinlich automatisch Fehler...denn natürlich ist eine Bürokraft, die in der Baubranche gearbeitet hat, andere Umgangstöne mit den Kollegen und Kunden gewohnt als eine Kraft, die z.B. bei einem Arzt oder Steuerberater gearbeitet hat...
Aber ich hoffe doch sehr, falls man mir eine Stelle anbietet, dass meine Kollegen auf Fehler hinweisen, damit man sich verbessern, lernen und anpassen kann...


Brownyy

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Antw:Schwierige Kollegen
« Antwort #6 am: 09.11.2019 11:31 »
Interessanterweise sind gerade solche Kollegen die ersten, die sich über ein reduziertes LOE beschweren. "Aber ich komme doch immer pünktlich...!"

Aber falls es beruhigt, dies zieht sich durch alle Bereiche. Nicht nur den ÖD, Wirtschaft, Politik, Vereinsleben usw.

Badener

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Antw:Schwierige Kollegen
« Antwort #7 am: 09.11.2019 14:25 »
Oje...da wird mir ja richtig Angst! Ich habe mich aus der freien Wirtschaft heraus beim ÖD beworben (warte noch auf Antwort) und frage mich jetzt, ob ich das richtige getan habe, mich zu bewerben...
Was ich bisher an Erfahrungen gesammelt habe, ging es durchaus mal lustig und locker zu, es werden auch mal Scherze mit den "Kunden" gemacht.. je nachdem, in welcher Position / Branche man gearbeitet hat und wie lange man die Leute kennt.

Allerdings ist es auch klar, dass wenn viel Arbeit anliegt, dass man keine ausschweifenden Gespräche führt und versucht, das Pensum zu schaffen.
Ich rege mich auch über diverse "netten" Kollegen auf, die nie die Spülmaschine einräumen, kein Toilettenpapier nachfüllen, sehr laut sind, etc... das nervt mich auch und stört teilweise sehr.
Oft hilft aber einfach mal ein klärendes Gespräch, da sich oft herausgestellt hat, dass es den Personen gar nicht bewußt ist, dass ihr Verhalten störend ist.

Aber irgendwie drängt sich mir jetzt das Gefühl auf, dass die Mitarbeiter des ÖD gegen neue Kollegen sind, die aus der freien Wirtschaft kommen... da frage ich mich schon, was ich da für eine Zukunft hätte... denn freundliche Kollegen und gutes Zusammenarbeiten wäre mir schon sehr wichtig.

Man passt sich halt an die Gegebenheiten an.. natürlich ist es für Diejenigen einfacher, die das seit der Ausbildung nicht anders kennen... Neulinge machen da wahrscheinlich automatisch Fehler...denn natürlich ist eine Bürokraft, die in der Baubranche gearbeitet hat, andere Umgangstöne mit den Kollegen und Kunden gewohnt als eine Kraft, die z.B. bei einem Arzt oder Steuerberater gearbeitet hat...
Aber ich hoffe doch sehr, falls man mir eine Stelle anbietet, dass meine Kollegen auf Fehler hinweisen, damit man sich verbessern, lernen und anpassen kann...

Keine Angst es gibt im öD auch Kollegen, die weniger verkrampft bzw. spießig sind.

Bei uns darf man sogar husten.

Wenn ich mit solchen Ärmelschonern, wie Bürohengst, zusammenarbeiten müsste, würde ich aber die Krise bekommen.

Squix

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Antw:Schwierige Kollegen
« Antwort #8 am: 09.11.2019 14:27 »
Ja damals hätte es das nicht gegeben... der elitäre Kreis im öD der nunmehr Angst hat, dass sich das Bild vom faulen und überbezahlten Beamten bzw. Verwaltungsangestellten bewahrheitet. Besonders dann, wenn neue Kollegen echt schon richtig arbeiten mussten und sich über das Pensum freuen.

Im öD macht sich keiner kaputt ... die Bezahlung nach EG 13 ist schnell mit dem Amtsleiter, den man schon ewig kennt, abgekaspert - der PR macht ja auch mit . Da kann man neue Kollegen nicht gebrauchen. Insbesondere dann nicht, wenn die auch für ne EG 9b arbeiten und beweisen, dass Aufgaben bereits mit einer einfachen Hochschulbildung zu packen sind oder gar weniger und dann hier im Forum jammern.

Sprecht die Kollegen an ... Kommunikation soll helfen.

Brownyy

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Antw:Schwierige Kollegen
« Antwort #9 am: 09.11.2019 16:03 »
Das regelt sich ohnehin irgendwann von alleine.

Spätestens wenn ihnen die Arbeit zu viel wird suchen sie das Weite. Oder wenn sie zu Recht bei Beförderungen übergangen werden.

SunshineR

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Antw:Schwierige Kollegen
« Antwort #10 am: 09.11.2019 20:35 »
Das regelt sich ohnehin irgendwann von alleine.

Spätestens wenn ihnen die Arbeit zu viel wird suchen sie das Weite. Oder wenn sie zu Recht bei Beförderungen übergangen werden.


Hallo zusammen,

diese Aussage verstehe ich nicht so recht.
Warum sollten die neuen Kollegen bei Beförderungen übergangen werden?
Weil sie aus der Privatwirtschaft kommen oder wegen ihres nervigen Verhaltens?

Beste Grüße in die Runde! :-)

Brownyy

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Antw:Schwierige Kollegen
« Antwort #11 am: 10.11.2019 12:42 »
Würdest du als Vorgesetzter einen nervigen Low-Performer auch noch mit einer Beförderung belohnen?

SunshineR

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Antw:Schwierige Kollegen
« Antwort #12 am: 10.11.2019 14:33 »
Vielleicht habe ich es schlecht formuliert.
Also keine Beförderung, weil nerviges Verhalten.
Beförderung, weil die Person vorher in der Privatwirtschaft tätig war, ist nicht ausgeschlossen!


clarion

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Antw:Schwierige Kollegen
« Antwort #13 am: 10.11.2019 21:05 »
Nun ja bei uns gibt es unter den Altgedienten mehr Lowperformer als unter denen, die die letzten Jahre eingestellt wurden! Besonders auf dem Keks geht die ewige Meckerei der Alten, bei denen das Glas grundsätzlich halb leer ist.

Wasserkopp

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Antw:Schwierige Kollegen
« Antwort #14 am: 11.11.2019 06:33 »
Nun ja bei uns gibt es unter den Altgedienten mehr Lowperformer als unter denen, die die letzten Jahre eingestellt wurden! Besonders auf dem Keks geht die ewige Meckerei der Alten, bei denen das Glas grundsätzlich halb leer ist.

Also das ist auch eher mein Eindruck. Der öffentliche Dienst hat in den letzten Jahren  -gerade auf den Führungsebenen- einen anderen Anspruch. Das schmeckt vielen "Altgedienten" (sowohl mit als auch ohne Führungsverantwortung) überhaupt nicht.

Von "früher war alles besser", bis "dafür sind wir halt im öffentlichen Dienst" bekommt man alle gruseligen Ausreden und Gejammer zu hören.

Also ja - es ist teilweise ab- und erschreckend, aber nicht nur von den Neuen. Trotzdem verstehe ich, wenn man bei Behörden Nachwuchsprobleme hat. Aber vermutlich schließt sich hier der Kreis. Zweitklassige Führungskräfte stellen halt keine erstklassigen Mitarbeiter ein ;)
Wobei natürlich viele Punkte im System "öffentlicher Dienst" da eine große Rolle spielen.