Autor Thema: Verbeamtung  (Read 15857 times)

Organisator

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Antw:Verbeamtung
« Antwort #15 am: 19.11.2019 14:38 »
Ich weiß immer nicht so richtig, was ich mit dem Argument "ich bekomme aber viel weniger und komme auch zurecht" anfangen soll. Ist natürlich richtig, aber es bringt das Thema in dem Moment dann ja doch nicht weiter.

Vielleicht auf Dich bezogen etwas überspitzt: Sei glücklich mit dem, was Du hast (Job-Umfeld und Einkommen) oder ändere was ;)

monoplay

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Antw:Verbeamtung
« Antwort #16 am: 19.11.2019 14:44 »
Ich befinde mich in einer ähnlichen Situation bzgl. einer möglichen Verbeamtung (E11 Kommune ~ E12/13 TVöD-L). Jedoch sehe ich die finanziellen Vorteile nur in Verbindung mit den Familienzuschlägen. In meinem Fall würde es bis zum Renteneintritt 70.000€ Netto ausmachen, wenn die familiären Gegebenheiten gleich bleiben würden.

In Deinem Fall können das niemals mehrere hundert € monatlich sein. Hast Du die Jahressonderzahlung berücksichtigt? Die höhere regelmäßige Wochenarbeitszeit? Die Anpassungen der Krankenkasse? Das max. Einstiegsamt (~A10) & Wartezeiten?

Kaffeetassensucher

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Antw:Verbeamtung
« Antwort #17 am: 19.11.2019 14:48 »
Das soll nicht so klingen, als ob ich mit meinem Gehalt nicht zurechtkäme oder exorbitante Summen fordere, nur ist es bei Vergleich mit verbeamteten Kollegen in gleichen Positionen durchaus mal ein Gehaltsunterschied von 300 € netto und mehr, je nach Krankenkasse. Und ich will hier wirklich niemanden vor den Kopf stoßen, aber ich bekomme netto 2400€, abzgl. Jobticket usw. sind es etwas über 2200€. Das ist für sieben Jahre Ausbildung wirklich nur so mittel.

Vor den Kopf gestoßen habe ich mich auch nicht gefühlt, alles gut.

Ich kann sogar verstehen, dass man als ausgebildeter Jurist dann auch ein bisschen mehr erwartet. Das ist in der Tat ja nicht wirklich viel mehr, als ich z. B. erhalte. Da würde ich es vielleicht auch anstreben, mehr zu erhalten.

Ich sehe das "Ziel Verbeamtung" aber halt auch nicht so als "DAS Nonplusultra" an, das man unbedingt erreichen muss, sondern immer als eine Frage, was am vorteilhaftesten für einen ist.

Wenn du auf deiner jetzigen Stelle nicht verbeamtet werden kannst, bleibt halt nur entweder in die PW zu gehen oder woanders verbeamtet zu werden. Und seh's mal so: Auch wenn du dich da, wo du gerade bist, wohlfühlst … wer sagt, dass du es dich woanders nicht könntest?


Feidl

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Antw:Verbeamtung
« Antwort #18 am: 19.11.2019 14:49 »
Das soll nicht so klingen, als ob ich mit meinem Gehalt nicht zurechtkäme oder exorbitante Summen fordere, nur ist es bei Vergleich mit verbeamteten Kollegen in gleichen Positionen durchaus mal ein Gehaltsunterschied von 300 € netto und mehr, je nach Krankenkasse. Und ich will hier wirklich niemanden vor den Kopf stoßen, aber ich bekomme netto 2400€, abzgl. Jobticket usw. sind es etwas über 2200€. Das ist für sieben Jahre Ausbildung wirklich nur so mittel.
Berücksichtige bitte aber auch die Sonderzahlung. Die wird bei dem Vergleich gerne vergessen.

Bislang war ich immer der Meinung, dass sich der öffentliche Dienst finanziell nur lohnt, wenn man die Vorteile des Berufsbeamtentums „mitnehmen“ kann.
Pauschal darf man das aber nicht sehen. Gibt durchaus auch den Unterschied in andere Richtung, dann wenn z.B. A10 vs. E12 TvÖD (bei gleicher Tätigkeit und Erfahrung). Da sind es dann auch mal 300-500€ netto mehr (inkl. der Berücksichtigung von Sonderzahlung und PKV) für den TB.

Aber es stimmt natürlich TV-L E13 gegen A13 ist natürlich ein Witz.

JC83

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Antw:Verbeamtung
« Antwort #19 am: 19.11.2019 15:36 »

Gibt durchaus auch den Unterschied in andere Richtung, dann wenn z.B. A10 vs. E12 TvÖD (bei gleicher Tätigkeit und Erfahrung). Da sind es dann auch mal 300-500€ netto mehr (inkl. der Berücksichtigung von Sonderzahlung und PKV) für den TB.

Mit dem kleinen Unterschied, dass diese Konstellation wenig bis überhaupt nicht in der Realität vorkommen dürfte. Auf jeden Fall dann nicht, wenn die besagte Stelle auf A10 "begrenzt" ist.

WasDennNun

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Antw:Verbeamtung
« Antwort #20 am: 19.11.2019 19:35 »
ich finde aber genauso es irgendwie sinnlos, eine Diskussion über den Vergleich E13/ A13 anzustellen.
Naja, wenn man E 13 ist und die Laufbahnbefähigung für die A 13 hat (was z.B. im Bund bei Stufe 3 ein Gehaltsplus von 600 € netto ausmacht) kann man schon ins Grübeln kommen.
Ja, wenn man das Geld als aktuelle wichtigste Prämisse ansieht.
Hätte ich mich seinerzeit für die Beamtenlaufbahn entschieden, dann wäre ich sehr wahrscheinlich nicht so zufrieden, wie jetzt (auch mit A15 nicht).
Ich bin jetzt wieder von Beamten umgeben und kenne deren Lebensläufe: Nö, so viel Seele möchte ich nicht verkaufen um Karriere zu machen, die sind größtenteils erst wieder sie selbst, wenn sie am Beförderungsende angekommen sind und sonst doch arg BeförderungsWegGesteuert.
Da hatte ich mehr selbstbestimmtes Handeln. (sowohl im öD als auch pW)
Für nen Juristen kann ich es eher verstehen.

Zitat
Wer mit E13 kein bekömmmliches Leben finanzieren kann, weil er andere sieht die mehr haben, der sollte in sich gehen und darüber sinnieren, was ihm am wichtigsten ist.

Daher auch mein Hinweis zu prüfen, was wichtiger ist. Bekanntes und angenehmes Umfeld und weniger Geld, oder unbekanntes Umfeld und mehr Geld.
Eben! Wo bekanntes nicht entscheidend ist, wechseln sollte man ja auch mal um was zu erleben. Aber nicht so wie die armen Beamten: Wechseln um der Beförderung wegen.

Tagelöhner

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Antw:Verbeamtung
« Antwort #21 am: 19.11.2019 19:51 »
Die Ausführungen von WasDennNun bzgl. des Beamtentums kann ich bestätigen.

Das System dahinter (periodische Regelbeurteilungen, Stellenknappheiten inkl. Beförderungsfrust, fragwürdige Dienstpostenbewertungen usw.) führt in der Praxis mitunter in aller Regel zu einem gewaltigen Duckmäusertum und einer kilometerlangen Schleimspur.

Auf Dauer muss man charakterlich schon dazu geboren sein, das auszuhalten und einfach mitspielen. Die Meisten gehen daran im Laufe des Berufslebens innerlich aber spürbar zu Grunde, was man gut dadurch sehen kann, dass den für das eigene berufliche Fortkommen verantwortlichen Entscheidungsträgern (auch Chefs genannt) vordergründig Engagement, Sympathie und Linientreue geheuchelt wird, hinter vorgehaltener Hand wird dann aber ordentlich gelästert.

Je nach Konkurrenzdruck und Stellensituation gibt es auch innerhalb der Belegschaft gerne ein "Hauen und Stechen" um die Gunst der nächsten Beförderung. Wer diesen Leidensdruck dann einige Jahrzehnte ausgehalten und Gewissheit darüber hat, dass er am Ende der beruflichen Fahnenstange angelangt ist, lebt es dann gerne mal in aller Dreistigkeit aus und erfüllt viele beamtentypische Klischees.  :)

Man verkauft in gewisser Weise tatsächlich seine Seele, und wer wird schon gerne ein Leben lang alimentiert anstatt einen ordentlichen Lohn zu erhalten  ;D
« Last Edit: 19.11.2019 20:01 von Tagelöhner »

WasDennNun

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Antw:Verbeamtung
« Antwort #22 am: 19.11.2019 20:02 »
Bislang war ich immer der Meinung, dass sich der öffentliche Dienst finanziell nur lohnt, wenn man die Vorteile des Berufsbeamtentums „mitnehmen“ kann.
Ich weiß immer nicht so richtig, was ich mit dem Argument "ich bekomme aber viel weniger und komme auch zurecht" anfangen soll. Ist natürlich richtig, aber es bringt das Thema in dem Moment dann ja doch nicht weiter.
Dann mal anders Formuliert:
Wer nur des Geldes wegen Beamter werden will (so ja deine Argumentation), der muss sich auch im klaren sein, was man alles damit aufgibt und welche Wege er gehen muss.
Und von daher kann ich dir nur anraten: Gehe Weg aus dem öD solange du noch kannst.
Wg. vermittelbar: Ja sicher, es gibt sicher genug Firmen, die dein Know How aus dem öD zu schätzen wissen.

Bastel

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Antw:Verbeamtung
« Antwort #23 am: 19.11.2019 20:30 »

In Deinem Fall können das niemals mehrere hundert € monatlich sein. Hast Du die Jahressonderzahlung berücksichtigt? Die höhere regelmäßige Wochenarbeitszeit? Die Anpassungen der Krankenkasse? Das max. Einstiegsamt (~A10) & Wartezeiten?

Wusste garnicht, dass Juristen mit A10 anfangen ;D

MaxMustermann90

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Antw:Verbeamtung
« Antwort #24 am: 20.11.2019 07:34 »
Nimm es mir nicht krumm, aber was reizt einen als Volljurist bitte am öD? Vielleicht habe ich auch vollkommen falsche Vorstellungen, was die Verdienstmöglichkeiten anbelangt als angestellter Jurist in der pW oder gar als selbstständiger Anwalt in einer eigenen Kanzlei, aber eine E13 sollte da eigentlich keine Option sein.

was_guckst_du

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Antw:Verbeamtung
« Antwort #25 am: 20.11.2019 08:44 »
..die Juristerei in der fW ist heute schon längst kein Garant mehr für ein gutes finanzielles Auskommen (ausser man hat einen Prädikatsabschluss oder kann in Papas kanzlei einsteigen)...viele fristen ein Angestelltendasein, in dem die aufzuwendenden Arbeitsstunden in keinem guten Verhältnis zum Verdienst liegen...oder befinden sich (zumeist aus der Not heraus geboren) in keiner gut laufenden Selbständigkeit...

...allein im zu meiner Behörde gehörenden Jobcenter sind von 350 Mitarbeitern ca. 50 Juristen (zum Teil mit Doktortitel), die zum überwiegenden Teil auf nach EG 9c bewertete Stellen sitzen (weil sie mit ihren Dreierexamen - oder schlechter - nirgendwo unterkommen)...
Gruß aus "Tief im Westen"

Meine Beiträge geben grundsätzlich meine persönliche Meinung zum Thema wieder und beinhalten keine Rechtsberatung. Meistens sind sie ernster Natur, manchmal aber auch nicht. Bei einer obskuren Einzelfallpersönlichkeit antworte ich auch aus therapeutischen Gründen

WasDennNun

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Antw:Verbeamtung
« Antwort #26 am: 20.11.2019 08:54 »
Nimm es mir nicht krumm, aber was reizt einen als Volljurist bitte am öD? Vielleicht habe ich auch vollkommen falsche Vorstellungen, was die Verdienstmöglichkeiten anbelangt als angestellter Jurist in der pW oder gar als selbstständiger Anwalt in einer eigenen Kanzlei, aber eine E13 sollte da eigentlich keine Option sein.
Da die Mehrheit der Führungsstellen im öD mit Juristen besetzt werden, erübrigt sich die Frage.
Korrekt meinst du wohl eher, was reizt einen Volljuristen nicht im hD seine Karriere zu starten!

Feidl

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Antw:Verbeamtung
« Antwort #27 am: 20.11.2019 09:34 »

Gibt durchaus auch den Unterschied in andere Richtung, dann wenn z.B. A10 vs. E12 TvÖD (bei gleicher Tätigkeit und Erfahrung). Da sind es dann auch mal 300-500€ netto mehr (inkl. der Berücksichtigung von Sonderzahlung und PKV) für den TB.

Mit dem kleinen Unterschied, dass diese Konstellation wenig bis überhaupt nicht in der Realität vorkommen dürfte. Auf jeden Fall dann nicht, wenn die besagte Stelle auf A10 "begrenzt" ist.
Ich hab das Beispiel nicht gewählt, weil es reine Theorie ist, sondern weil ich es gut kenne. Ja, der Dienstposten ist nicht A10 begrenzt, bringt einem nur nicht wirklich viel, außer der Hoffnung irgendwann befördert zu werden, während man in der ganzen Zeit schon als E12er gutes Sümmchen angehäuft haben könnte.


Das System dahinter (periodische Regelbeurteilungen, Stellenknappheiten inkl. Beförderungsfrust, fragwürdige Dienstpostenbewertungen usw.) führt in der Praxis mitunter in aller Regel zu einem gewaltigen Duckmäusertum und einer kilometerlangen Schleimspur.

Auf Dauer muss man charakterlich schon dazu geboren sein, das auszuhalten und einfach mitspielen. Die Meisten gehen daran im Laufe des Berufslebens innerlich aber spürbar zu Grunde, was man gut dadurch sehen kann, dass den für das eigene berufliche Fortkommen verantwortlichen Entscheidungsträgern (auch Chefs genannt) vordergründig Engagement, Sympathie und Linientreue geheuchelt wird, hinter vorgehaltener Hand wird dann aber ordentlich gelästert.

Je nach Konkurrenzdruck und Stellensituation gibt es auch innerhalb der Belegschaft gerne ein "Hauen und Stechen" um die Gunst der nächsten Beförderung. Wer diesen Leidensdruck dann einige Jahrzehnte ausgehalten und Gewissheit darüber hat, dass er am Ende der beruflichen Fahnenstange angelangt ist, lebt es dann gerne mal in aller Dreistigkeit aus und erfüllt viele beamtentypische Klischees.  :)

Man verkauft in gewisser Weise tatsächlich seine Seele, und wer wird schon gerne ein Leben lang alimentiert anstatt einen ordentlichen Lohn zu erhalten  ;D
Hab davon noch nicht soviel mitbekommen (außer die Beamtenklischees  ;D). Bin wohl noch nicht lang genug dabei oder es gibt es hier in der Form nicht  ???

Bastel

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Antw:Verbeamtung
« Antwort #28 am: 20.11.2019 09:38 »
Ich glaube sehr viele kennen eher die Konstellation E10 / A10-A11.

Wenn man dann das E10 Gehalt mit A11 rein monetär vergleicht, sinkt die Motivation gewaltig. Von E12 auf A9/A10 zu gehen, ist meiner Meinung nach schon mutig.

Kryne

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Antw:Verbeamtung
« Antwort #29 am: 20.11.2019 09:54 »
Also bei uns (Kommune, ca. 30k Einwohner) gibt's einen Hauptamtsleiter (Jurist) mit A15. Der kam sogar ohne vorherige Erfahrung im ÖD hierher, meines Wissens nach sogar fast ziemlich frisch nach dem Studium.

Dann gibt's noch Leitung der Personalabteilung, ebenfalls ein Jurist mit A14.

Mehr Juristen haben wir nicht.

Aber das in einer doch recht kleinen Kommune. Da solltest du eigentlich kaum ein Problem haben in einer anderen Behörde irgendwo als Beamter mit A13-A15 unterzukommen.