Autor Thema: Erfahrung mit Bewerber-Management im ÖD  (Read 7576 times)

Jim

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Erfahrung mit Bewerber-Management im ÖD
« am: 03.01.2020 10:18 »
Hallo zusammen,

ich wollte hier einfach mal eure Erfahrungen mit dem Bewerber-Management im ÖD erfragen. Ich selbst arbeite seit gut 7 Jahren im ÖD im Angestellten-Verhältnis (in bisher 5 unterschiedlichen Verwaltungen durch befristete Verträge). In all den Jahren habe ich mich oft bei Behörden beworben und festgestellt, dass auf das Bewerber-Management in vielen Behörden scheinbar kein allzu großer Wert gelegt wird.

Was ich damit meine, ist:

- Es erfolgt oft keine Eingangsbestätigung auf eine Bewerbung
- Es werden häufig Bewerbungen in ausgedruckter Form (postalisch) verlangt, auch wenn E-Mail-Bewerbungen gar nicht explizit ausgeschlossen waren
- Rückfragen, die per E-Mail an die in der Ausschreibung genannte Person geschickt werden, werden nicht beantwortet
- Versprechen, bis wann man nach dem VG eine Rückmeldung erhält, werden nicht eingehalten
- Absagen kommen erst, sobald die Stelle besetzt ist, wodurch es keine Möglichkeit der Konkurrentenklage mehr gibt

Ich habe im Studium selbst in einer Personalabteilung gearbeitet (im Automobilbereich), und da wurde auf die Serviceorientierung deutlich mehr Wert gelegt. Nun kann ich allein aus meiner persönlichen Erfahrung aber ja nicht generalisierend darauf schließen, dass es im ÖD immer so liefe, wie es meiner Erfahrung entspricht.

Vielleicht hatte ich einfach nur Pech. Daher meine Frage an euch: Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder ganz andere? Wenn die Erfahrungen ähnlich sind, woran kann das liegen? Hat der ÖD eine höhere Serviceorientierung in Folge hinreichender Bewerber-Zahlen einfach nicht nötig?

Doraymefayzo

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Antw:Erfahrung mit Bewerber-Management im ÖD
« Antwort #1 am: 03.01.2020 10:38 »
Hallo Jim,

einige der Punkte kann ich bestätigen.

Rückfragen wurden stellenweise nicht beantwortet.
Was die Rückmeldung betrifft, so hatte ich es, das mir gesagt wurde, dass ich in ca. 14 Tagen bescheid bekomme, die Absage kam dann aber nach 2 Tagen.

Das komischste was ich hatte war, das ich mich per Mail auf eine Stelle im ÖD beworben hatte und dann eine Absage per Post mit samt meiner ausgedruckten Bewerbung erhalten habe. Wenn ich ejtzt mal davon ausgehen das sich so 40-50 Leute da beworben haben und bei allen so vorgegangen wurde, war das Papierverschwendung par excellence.
Ich glaube das ist je nach Behörde/Amt etc. unterschiedlich. Einige sind da sehr gewissenhaft und andere ehr schlampig, unbeholfen oder was auch immer.
Was ich allerdings schlimmer finde, ist dass in einigen Ausschreibungen Voraussetzungen stehen, die dann doch nicht erforderlich sind (Beispielsweise Studium). Ebenso das anrechnen von Berufserfahrung. Bei der einnen Stelle wird es angerechnet, bei der anderen wird gesagt "nein, das ist nicht möglich" und das bei dem gleichen Tätigkeitsfeld. Da habe ich das Gefühl, dass die verantwortlichen Personaler die Paragraphen nicht so wirklich kennen oder "aktuelle" Änderungen ignorieren.


Spid

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Antw:Erfahrung mit Bewerber-Management im ÖD
« Antwort #2 am: 03.01.2020 10:55 »

- Absagen kommen erst, sobald die Stelle besetzt ist, wodurch es keine Möglichkeit der Konkurrentenklage mehr gibt


Natürlich gibt es die. Wenn der AG durch sein Verhalten effektiven Rechtsschutz vereitelt, hat der Bewerber einen Anspruch auf Wiederherstellung des Bewerbungsverfahrens, auch wenn die Stelle bereits besetzt wurde.

was_guckst_du

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Antw:Erfahrung mit Bewerber-Management im ÖD
« Antwort #3 am: 03.01.2020 11:17 »
...der öffentliche Arbeitgeber hat vielfach immer noch nicht die Zeichen der Zeit erkannt (liegt aber auch oft an den altgedienten "Platzhirschen", die Veränderungen einfach nicht mögen und in einem nach ihrer Auffassung bewährtem System festhängen)...

...auch mein Dienstherr hat das lange Zeit nicht eingesehen und brauchte auch erst ein paar gerichtliche Entscheidungen, um sein Ausschreibungs- und Einstellungssystem zu ändern..

...heute klappt es wunderbar...Bewerbungsverfahren ausschließlich online über Interamt....automatische Eingangsbestätigung...schnelle Terminierung von Vorstellungsgesprächen mit telefonischer Info unter Vorbehalt an den Erstplatzierten...schriftl. Absagen an die Übrigen...schriftl. Zusage an den eEstplatzierten erst nach Ablauf der möglichen Klagefrist...
Gruß aus "Tief im Westen"

Meine Beiträge geben grundsätzlich meine persönliche Meinung zum Thema wieder und beinhalten keine Rechtsberatung. Meistens sind sie ernster Natur, manchmal aber auch nicht. Bei einer obskuren Einzelfallpersönlichkeit antworte ich auch aus therapeutischen Gründen

totoughtotame

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Antw:Erfahrung mit Bewerber-Management im ÖD
« Antwort #4 am: 03.01.2020 11:51 »
Ich habe schon mehrfach die gleichen Erfahrungen gemacht, sowohl als Bewerber, als auch jemand, der in der Fachbehörde auf die Zuarbeit des Personalamts angewiesen war. Auch hier herrscht noch die Mentalität, dass mit Bewerbern die Straßen gepflastert sind und diese überhaupt froh sein können, wenn sie Antwort erhalten, respektive eingeladen werden. Dass hier Absagen nicht rausgehen, um Konkurrentenklagen zu umgehen, ist auch hier der Fall. Wichtig zu wissen ist aber, dass dies die Konkurrentenklage nicht unbegründet macht, sondern vielmehr, dass aus der fehlenden Möglichkeit die Stelle anders zu besetzen (Ämterstabilität) Schadensersatzansprüche erwachsen können.
Der heftigste Vorfall hier ist aber, dass ausgewählten Bewerbern die tarifvertraglich garantierte Erfahrungsstufe nicht zugebilligt und alle Neueinstellungen unabhängig von der Berufserfahrung in Stufe 1 eingestellt werden. Diejenigen Kandidaten, die bereits Erfahrungen mit dem öff-rechtl- Tarifsystem hatten, lassen sich das natürlich nicht gefallen. Veräppelt werden natürlich diejenigen, die noch nicht im ÖD beschäftigt gewesen sind, oder sich sonst nicht auskennen und dann im Nachhinein über Kollegen erfahren, dass sie viel zu schlecht bezahlt werden. Dann bleibt oft nur der Gang vor das Arbeitsgericht.

was_guckst_du

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Antw:Erfahrung mit Bewerber-Management im ÖD
« Antwort #5 am: 03.01.2020 11:54 »
...wobei bei der Einstellung auch die Erfahrungsstufe der Zustimmung des PR unterliegt...wieso greift der PR dann korrigierend ein?...
Gruß aus "Tief im Westen"

Meine Beiträge geben grundsätzlich meine persönliche Meinung zum Thema wieder und beinhalten keine Rechtsberatung. Meistens sind sie ernster Natur, manchmal aber auch nicht. Bei einer obskuren Einzelfallpersönlichkeit antworte ich auch aus therapeutischen Gründen

RsQ

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Antw:Erfahrung mit Bewerber-Management im ÖD
« Antwort #6 am: 03.01.2020 12:28 »
Ich verweise mal auf mein kürzlich eröffnetes gleich gelagertes Thema:

Bewerbermanagement im öD

WasDennNun

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Antw:Erfahrung mit Bewerber-Management im ÖD
« Antwort #7 am: 03.01.2020 13:37 »
Wenn die Erfahrungen ähnlich sind, woran kann das liegen?
Am Personal die diese Dinge bearbeiten.
Meine Erfahrungen sind zwischen Top und Hop alles dabei.
Seltenst aber modern. (Email igitt)

RsQ

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Antw:Erfahrung mit Bewerber-Management im ÖD
« Antwort #8 am: 03.01.2020 16:17 »
Ich bin seit geraumer Zeit auf der Suche nach einer passenden Stelle im öD. Bislang konnte ich alle meine Bewerbungen per E-Mail einreichen (und sie wurden auch bearbeitet).

Jim

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Antw:Erfahrung mit Bewerber-Management im ÖD
« Antwort #9 am: 04.01.2020 07:37 »
Danke für die bisherigen Rückmeldungen.

Ich selbst habe mich mehrfach bei Bundesministerien (Innen-, Justiz- sowie BAMF), und Landesministerien (Kultus-) sowie bei Landesschulbehörden beworben. Dort wurden explizit Papier-Bewerbungen gefordert. Einmal (Innenministerium) war das gar nicht explizit ausgeschrieben und ich schickte wie üblich alles in einem pdf (4 MB) an die im Ausschreibungstext genannte Ansprechpartnerin. Die Rückmeldung war: Bitte reichen Sie die Unterlagen erneut postalisch ein. Das habe ich dann gelassen, weil es mir zu blöd war, in der heutigen Zeit noch sowas zu tun. So nötig hatte ich den Job da dann doch nicht.

Das Krasseste mit diversen Forderungen von beglaubigten Papierbewerbungen und normierten Vordrucken, die auszufüllen waren, erlebte ich beim Verfassungsschutz. Die Gründe für die Papierpräferenz kann ich mir da nicht wirklich erklären.

Das es auch anders geht (über interamt und über die eigene Homepage) habe ich bei dutzenden Kommunen indes ebenfalls erlebt. Aber auch hier war in fast allen Fällen die Dauer, bis ich eine Rückmeldung bekam, absolut suboptimal. Positiv hervorheben muss ich aber das Bewerber-Management bei der Bundesagenturt für Arbeit. Das war gut.

Nur mal ein aktuelles Negativ-Beispiel: Im August 2019 habe ich mich bei einer Landesbehörde beworben. Es gab keine Eingangsbestätigung, wohl aber eine Einladung zum Vorstellungsgespräch: Die kam Anfang November für Mitte November. Dann hieß es im Gespräch, man werde direkt am Tag nach den VGs entscheiden, wen man nimmt und sich bis Anfang Dezember melden! Jetzt, einen Monat später, erfolgte noch immer keinerlei Meldung...und sowas habe ich in den letzten 7 Jahren wirklich mehrfach erlebt.

Jim

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Antw:Erfahrung mit Bewerber-Management im ÖD
« Antwort #10 am: 04.01.2020 07:40 »
Ich verweise mal auf mein kürzlich eröffnetes gleich gelagertes Thema:

Bewerbermanagement im öD

Danke für den Link. Das lese ich mir auch mal durch :-)

CmdrMichael

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Antw:Erfahrung mit Bewerber-Management im ÖD
« Antwort #11 am: 05.01.2020 13:45 »
Ich selbst habe mich mehrfach bei Bundesministerien (Innen-, Justiz- sowie BAMF), und Landesministerien (Kultus-) sowie bei Landesschulbehörden beworben. Dort wurden explizit Papier-Bewerbungen gefordert. Einmal (Innenministerium) war das gar nicht explizit ausgeschrieben und ich schickte wie üblich alles in einem pdf (4 MB) an die im Ausschreibungstext genannte Ansprechpartnerin. Die Rückmeldung war: Bitte reichen Sie die Unterlagen erneut postalisch ein. Das habe ich dann gelassen, weil es mir zu blöd war, in der heutigen Zeit noch sowas zu tun. So nötig hatte ich den Job da dann doch nicht.
Ist das beim Bund schon was länger her? Soweit ich weiß werden (zumindest bei uns) alles Bewerbungsverfahren zentral über das Service-Portal des BVA durchgeführt. -> https://www.service.bund.de/
Man kann sich nur noch online bewerben, unsere Stellenausschreibungen haben auch nur noch einen Link auf das Portal und keine Postanschrift mehr.

Tyto

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Antw:Erfahrung mit Bewerber-Management im ÖD
« Antwort #12 am: 05.01.2020 15:48 »
Momentan läuft bei einer Kommune eine wiederholte Stellenausschreibung bei der die Bewerbungsfrist einfach so nach hinten geschoben wurde.

originale Ausschreibung:
Datum der Ausschreibung (lt. eingescanntem Dokument) 29.11.2019
Bewerbungsfrist bis zum 06.01.2020 (auf Seite 2 vermerkt)

neue Ausschreibung
Datum der Ausschreibung (lt. eingescanntem Dokument) 29.11.2019 (also unverändert, nur Seite 2 ausgetauscht vermute ich)
Bewerbungsfrist bis zum 16.01.2020

Habe über Möglichkeiten der Anpassung des Stellenausschreibungsverfahrens nichts gefunden.
Nach der ersten Ausschreibung im Oktober/November wurde nach dem Vorstellungsgespräch einen Tag später per E-Mail abgesagt "man hätte sich nicht für den Bewerber entschieden".

Kann eine Kommune ohne Begründung die Bewerbungsfrist hinausschieben? Auch ohne die Dokumente korrekt anzupassen?

Vielen Dank für Eure Hilfe :)

Lars73

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Antw:Erfahrung mit Bewerber-Management im ÖD
« Antwort #13 am: 05.01.2020 16:28 »
@Tyto
Warum sollte es verboten sein?
Ein öffentlicher Arbeitgeber kann (unter bestimmten Umständen muss) ja auch verspätete Bewerbungen berücksichtigen.

Eine Verlängerung um 10 Tage wird nicht zu beanstanden sein.

Was spricht gegen die vorgenommende Änderung ohne Änderung des Datums des Dokuments?

Tyto

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Antw:Erfahrung mit Bewerber-Management im ÖD
« Antwort #14 am: 05.01.2020 22:57 »
Deswegen habe ich mich ja ans Forum gewandt, ich habe nichts gefunden, dass es gegen tarifliche oder andere Vorschriften verstößt.

Zwecks des Datums finde ich es nur bedenklich, demnach könnten auch andere Formalien (Voraussetzungen etc.) einfach geändert werden im Nachhinein um die Bedingungen zu ändern. Dies nicht kenntlich zu machen empfinde ich zumindest als fragwürdig  :)