Autor Thema: Umgang mit Überlastung im Job  (Read 8617 times)

Santo

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Umgang mit Überlastung im Job
« am: 19.01.2020 20:36 »
Guten Abend,

Kurzer Rückspann.
Ich habe einen neuen Job angenommen vor inzwischen ca 1 Jahr. Während es "seicht" anfing, wurde ich nach wenigen Tagen und Wochen, in denen ich dort beschäftigt war, sofort ins eiskalte Meer geschmissen und bekam ein Mammutprojekt, das nur deswegen ein Mammutprojekt war, weil meine zahlreichen Vorgänger, die alle nach kürzester Zeit den Job geschmissen haben, viel Blödsinn verzapft haben, der dann unbearbeitet auflief.

Ich dachte damals - ich schmeiße hin. Hatte mich auch im Forum hier "ausgeheult" deswegen, aber ich zog es durch, größtenteils weils mir vom beruflichen Inhalt her Spaß macht und liegt (halt eben nur nicht in diesem Team) und weil ich meinen Lebenslauf nicht versauen wollte durch schnellen Arbeitsplatzwechsel und ständiges Job Hobbing.

Nachdem ich deutlich mehr erreichen konnte in diesem Projekt als ich je gedacht hatte, bin ich äußerst zufrieden mit meiner Arbeit und mein direkter Vorgesetzter auch. Leider denkt der oberste Chef des Amtes, das war wohl doch alles ein Zuckerschlecken und packt nun Mammutprojekte gleicher Art nochmal oben drauf.

Ich laufe derzeit am absoluten Maximum und habe seit Oktober letzten Jahres mehrfach mündlich meinen Vorgesetzten angesprochen, dass das ganze nicht mehr leistbar ist. Ich merke inzwischen Erschöpfung, die sich bei mir am Wochenende und in Urlauben bemerkbar macht.

Ich habe daraufhin das Gespräch gesucht und mich vordergründig auch verstanden gefühlt. Wenige Wochen später erkrankte ein Kollege und schied erstmal für mehrere Monate aus. Trotzdem ich vorher schon per E-Mail kund getan habe, dass ich überlastet bin und deswegen verschiedene wichtige Themen liegen bleiben, bekam ich dessen Aufgaben auch noch auf den Tisch.

Nun habe ich erneut das Gespräch gesucht und als Antwort bekommen, ich könne ein Überstundenpaket erhalten, also 10 Stunden angeordnet pro Woche. Das hilft mir nichts, weil ich merke, dass ich erschöpft bin.

Was hilft, wenn Vorgesetzte einfach komplett ignorieren, dass es nicht mehr geht, dass Langzeiterkrankte nicht nachbesetzt werden  und kein Personal eingestellt wird und statt dessen 11 Stunden Arbeitstage als Dauerzustand "vorgeschlagen" werden?

Wer hat Erfahrung, an den Personalrat wenden? Überlastung anzeigen, wenn ja wie macht man das richtig?

Spid

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Antw:Umgang mit Überlastung im Job
« Antwort #1 am: 19.01.2020 20:39 »
Wo ist das Problem, einfach nach der geschuldeten Arbeitszeit nach Hause zu gehen?

Santo

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Antw:Umgang mit Überlastung im Job
« Antwort #2 am: 19.01.2020 20:44 »
Das ist leichter gesagt als getan, es werden Termine in die Abendstunden gelegt, es werden Öffnungszeiten ausgeweitet, da kannst du nicht einfach gehen, derzeit stemme ich quasi ein komplettes Amt mehr oder minder inhaltlich allein, das Publikumspräsenz hat und wenn ich gehe ist das Amt zu. Inzwischen ist der Freitag Abend und der Samstag im Gespräch als publikumsfreie Zeit, für Büroarbeiten, wogegen ich mich wehre. Das scheint nicht unüblich zu sein.

Spid

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Antw:Umgang mit Überlastung im Job
« Antwort #3 am: 19.01.2020 20:52 »
Natürlich kannst Du das. Organisationsprobleme des AG sind nicht Deine Probleme. Entweder der AG ordnet mit einer Ankündigungsfrist von 4 Tagen unter Beteiligung des PR Überstunden an oder er läßt es - und Du gehst heim, scheint dann ja auch nicht wichtig zu sein. Öffnungszeiten, in Arbeit unerledigt bleibt... alles nich Dein Problem!

Pseudonym

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Antw:Umgang mit Überlastung im Job
« Antwort #4 am: 19.01.2020 20:58 »
Eine vierwöchige Krankheit in zwei Tranchen a zwei Wochen sollte dem AG ein Schuss vor den Bug sein. Es ist absolut üblich einen Arbeitnehmer mit Erschöpfungszuständen aus dem Verkehr zu ziehen und so weiteren Schaden abzuwenden. Tritt keine Zustandsbesserung ein ist der Arzt meist auch gewillt länger krankzuschreiben.

Ich stelle die ordnungsgemäße Ausübung der Fürsorgepflicht des AGs einfach mal infrage.

Santo

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Antw:Umgang mit Überlastung im Job
« Antwort #5 am: 19.01.2020 21:02 »
Danke euch, also erstens die Sache hinsichtlich des PR....bei uns wird das immer alles schön "unterm Teppich" organisiert, also schön alles auf Zuruf, bloß keine schriftliche Anordnung....bloß nix mit PR.

So richtig habe ich die Erschöpfung während meines Urlaubs gemerkt, ich wurde sofort krank, aber so richtig, im Spätsommer, dann nochmal an den Feiertagen, schwupps, Feierabend und Urlaub und krank.

Offenbar interessiert es so lange keinen, wie es (man) "funktioniert".

Pseudonym

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Antw:Umgang mit Überlastung im Job
« Antwort #6 am: 19.01.2020 21:06 »
Bei Krankheit im Erholungsurlaub ist dem AG am ersten Tag der Krankheit eine Arbeitsungfähigkeitsbescheinigung vorzulegen. Die führt zu einer Gutschrift der Erholungsurlaubstage.

Du kannst dem AG problemlos Schmerzen bereiten, die ihn an seine Fürsorgepflicht erinnern.



Spid

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Antw:Umgang mit Überlastung im Job
« Antwort #7 am: 19.01.2020 21:09 »
Die Anordnung von Überstunden unterliegt der Mitbestimmung. Ohne Anordnung unter Einhaltung der Ankündigungsfrist geht man heim, wenn man die geschuldete Arbeitsleistung erbracht hat. So einfach ist das. Dann ist man auch nicht erschöpft.

Santo

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Antw:Umgang mit Überlastung im Job
« Antwort #8 am: 19.01.2020 21:12 »
Danke euch allen!  8)
Man hofft regelrecht, dass die Leute über die 6 Wochen krank bleiben und schön in den Krankengeldbezug rutschen, dann spart man schön Geld und kann sich mit dem tollen Haushalt rühmen, auf Kosten der übrig gebliebenen Belegschaft.

Ich denke, sobald der Stellenmarkt im öff. Dienst wieder los zieht dieses Jahr, etwas passendes dabei ist, werde ich nach 2 Jahren den Dienst dort quittieren, wenn das so bleibt.

RsQ

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Antw:Umgang mit Überlastung im Job
« Antwort #9 am: 19.01.2020 21:18 »
es werden Termine in die Abendstunden gelegt, es werden Öffnungszeiten ausgeweitet,

Ist es nicht Aufgabe des Arbeitgebers, sicherzustellen, dass/wie diese Maßnahmen abzudecken sind? Wenn das rein rational mit dem vorhandenen Personalbestand nicht machbar ist, sollte es entsprechende Maßnahmen geben.

Egon12

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Antw:Umgang mit Überlastung im Job
« Antwort #10 am: 20.01.2020 10:39 »
Manche AN sind einfach zu gut für diese Welt, Regelarbeitszeit ableisten und ab nach Hause.

WasDennNun

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Antw:Umgang mit Überlastung im Job
« Antwort #11 am: 20.01.2020 11:36 »
Danke euch, also erstens die Sache hinsichtlich des PR....bei uns wird das immer alles schön "unterm Teppich" organisiert, also schön alles auf Zuruf, bloß keine schriftliche Anordnung....bloß nix mit PR.
Ohne schriftliche Anordnung muss ich auch nicht zu irgendeinen mündlich zugeworfenen Termin nach meiner regulären Arbeitszeit erscheinen.

Kryne

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Antw:Umgang mit Überlastung im Job
« Antwort #12 am: 21.01.2020 07:43 »
Danke euch allen!  8)
Man hofft regelrecht, dass die Leute über die 6 Wochen krank bleiben und schön in den Krankengeldbezug rutschen, dann spart man schön Geld und kann sich mit dem tollen Haushalt rühmen, auf Kosten der übrig gebliebenen Belegschaft.

Ich denke, sobald der Stellenmarkt im öff. Dienst wieder los zieht dieses Jahr, etwas passendes dabei ist, werde ich nach 2 Jahren den Dienst dort quittieren, wenn das so bleibt.

Versteh das jetzt bitte nicht falsch, aber du scheinst der AN zu sein, den sich jeder AG wünscht. Leider zu deinen Ungunsten.

Was hat ein AG denn lieber, als einen AN der brav alles macht was ihm vorgesetzt wird, seine eigenen Rechte nicht wahrnimmt und dabei sogar noch die Arbeit über die eigenen Gesundheit stellt ? Vermutlich hast du für deine "Überstunden" nicht mal die entsprechenden Zuschläge bekommen.

Sobald ein potentiell neuer AG rausfindet, dass er mit dir "einen (sorry) Deppen" gefunden hat, der alles schön brav macht ohne zu murren, wird man dich dort auch mit Arbeit zuhauen.


Die Erfahrung habe ich auch mal gemacht. Wenn man immer schön schnell alles brav und leise macht was einem vorgesetzt wird und dafür quasi in seiner Freizeit einfach länger macht, ohne das es Überstunden wären, dann wird einem immer mehr und mehr vorgesetzt.

Ich habe dann zum Glück relativ schnell angefangen ordentlich was liegen zu lassen, bis überall angekommen ist, dass sie mit mir keinen Deppen für Alles gefunden haben.

Arno-Nühm

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Antw:Umgang mit Überlastung im Job
« Antwort #13 am: 21.01.2020 08:34 »
Danke euch allen!  8)
Man hofft regelrecht, dass die Leute über die 6 Wochen krank bleiben und schön in den Krankengeldbezug rutschen, dann spart man schön Geld und kann sich mit dem tollen Haushalt rühmen, auf Kosten der übrig gebliebenen Belegschaft.

Ich denke, sobald der Stellenmarkt im öff. Dienst wieder los zieht dieses Jahr, etwas passendes dabei ist, werde ich nach 2 Jahren den Dienst dort quittieren, wenn das so bleibt.

Versteh das jetzt bitte nicht falsch, aber du scheinst der AN zu sein, den sich jeder AG wünscht. Leider zu deinen Ungunsten.

Was hat ein AG denn lieber, als einen AN der brav alles macht was ihm vorgesetzt wird, seine eigenen Rechte nicht wahrnimmt und dabei sogar noch die Arbeit über die eigenen Gesundheit stellt ? Vermutlich hast du für deine "Überstunden" nicht mal die entsprechenden Zuschläge bekommen.

Sobald ein potentiell neuer AG rausfindet, dass er mit dir "einen (sorry) Deppen" gefunden hat, der alles schön brav macht ohne zu murren, wird man dich dort auch mit Arbeit zuhauen.


Die Erfahrung habe ich auch mal gemacht. Wenn man immer schön schnell alles brav und leise macht was einem vorgesetzt wird und dafür quasi in seiner Freizeit einfach länger macht, ohne das es Überstunden wären, dann wird einem immer mehr und mehr vorgesetzt.

Ich habe dann zum Glück relativ schnell angefangen ordentlich was liegen zu lassen, bis überall angekommen ist, dass sie mit mir keinen Deppen für Alles gefunden haben.


Dem ist nichts hinzuzufügen!  :)

Santo

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Antw:Umgang mit Überlastung im Job
« Antwort #14 am: 24.01.2020 22:07 »
Danke euch allen nochmal für die Worte und die vielen Tipps und Hinweise.

Die Woche hat nochmal einiges mit sich gebracht. Ich habe am Montag per E-Mail an Vorgesetzte und Stellvertreter geschrieben, dass die Arbeit nicht mehr zu leisten ist. Tags darauf hat sich eine andere Mitarbeiterin mit meinem Chef in die Wolle bekommen, da ging es ums Telefon, an das sie nicht geht, daraufhin hat sie sich noch am Arbeitsplatz krank gemeldet und ist heim. Gestern kam mein Chef zu mir und meinte "Auf Sie kann ich mich verlassen, Sie übernehmen das jetzt erstmal mit". Dass ich Montag geschrieben habe, es ist nicht mehr zu leisten, interessierte niemanden mehr.

So...es hilft bei uns offenbar alles nichts, ich werde komplett allein gelassen. Leider muss ich zustimmen, die "Idioten-Krone" hat man sehr schnell auf.

2 Kollegen aus anderer Abteilung haben das mit bekommen und sagten zu mir, ich solle doch einfach eine Überlastungsanzeige machen.

Vordruck habe ich, das Ding liegt ausformuliert da, die Mühe hab ich mir dann mal gemacht - natürlich nach Feierabend.

Was haltet ihr davon? An wen geht die Überlastungsanzeige und wozu führt das ganze? Ich fürchte sachlich führt sie zu Garnichts außer dass plötzlich die Floskel laut wird "Wie, was, das kann nicht sein, wieso haben Sie denn nicht erst einmal das Gespräch gesucht?"

Seit Mittwoch übrigens bilde ich nur noch einen Stapel, ich arbeite ihn ab, er wird aber überproportional größer. Wenn ich die Pausen an allen Tagen nicht durchmache und nicht täglich eine Stunde dran hänge, … ach was, selbst dann ist es nicht zu schaffen. Der Stapel wird jetzt seither immer größer. Interessiert keinen, aber ich zeige immer drauf.