Autor Thema: Einstellung im öffentlichen Dienst mit gesundheitlichen Problemen  (Read 17346 times)

pavian

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Hi

Ich habe eine schriftliches Angebot für eine Stelle im öffentlichen Dienst erhalten. Ich habe einen Bachelor in Wiwi und würde in Gehaltsgruppe 9B eingeordnet werden.

Eigentlich hört sich alles super an. Es wäre mein Traumjob und konnte mich im Bewerbungsprozess gegen viele Konkurrenten durchsetzen. 


Aber jetzt kommt das große aber und Problem. Die Zusage setzt u.a. voraus, dass zuvor von einem Amtsarzt durchleuchtet werde. Ich bin in einer Psychotherapie (die ich bis zum Einstellungstermin beenden würde und auch ein positives Gutachten bekommen würde). An und für sich nichts wildes, bin eher hingegangen um meine Persönlichkeit zu stärken. Habe keine Depression, sondern kleinere Anpassungsschwierigkeiten und habe deswegen auch nie Probleme gehabt zu arbeiten. Zweitens habe ich einen schwachen Tinnitus , auch hier beeinträchtigt mich das Piepsen nicht im Alltag (der ist nicht psychisch entstanden sondern durch einen lauten Knall).

Habe auch in Zukunft überhaupt kein Interesse verbeamtet zu werden. Trotzdem frage ich ich, ob der Amtsarzt mir den Job verwehren könnte, obwohl der im Angestelltenverhältnis ausgeübt wird? Habt ihr Erfahrungen?


Andere Frage wäre, was würde im schlimmsten Fall passieren, wenn ich lüge?

WasDennNun

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Habe auch in Zukunft überhaupt kein Interesse verbeamtet zu werden. Trotzdem frage ich ich, ob der Amtsarzt mir den Job verwehren könnte, obwohl der im Angestelltenverhältnis ausgeübt wird? Habt ihr Erfahrungen?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass du wegen der von dir geschilderten Dinge nicht eingestellt werden wirst.
Zitat
Andere Frage wäre, was würde im schlimmsten Fall passieren, wenn ich lüge?
Das könnte eher als Bumerang dir Problem bereiten.

Skedee Wedee

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Hi

Ich habe eine schriftliches Angebot für eine Stelle im öffentlichen Dienst erhalten. Ich habe einen Bachelor in Wiwi und würde in Gehaltsgruppe 9B eingeordnet werden.

Eigentlich hört sich alles super an. Es wäre mein Traumjob und konnte mich im Bewerbungsprozess gegen viele Konkurrenten durchsetzen. 


Aber jetzt kommt das große aber und Problem. Die Zusage setzt u.a. voraus, dass zuvor von einem Amtsarzt durchleuchtet werde. Ich bin in einer Psychotherapie (die ich bis zum Einstellungstermin beenden würde und auch ein positives Gutachten bekommen würde). An und für sich nichts wildes, bin eher hingegangen um meine Persönlichkeit zu stärken. Habe keine Depression, sondern kleinere Anpassungsschwierigkeiten und habe deswegen auch nie Probleme gehabt zu arbeiten. Zweitens habe ich einen schwachen Tinnitus , auch hier beeinträchtigt mich das Piepsen nicht im Alltag (der ist nicht psychisch entstanden sondern durch einen lauten Knall).

Habe auch in Zukunft überhaupt kein Interesse verbeamtet zu werden. Trotzdem frage ich ich, ob der Amtsarzt mir den Job verwehren könnte, obwohl der im Angestelltenverhältnis ausgeübt wird? Habt ihr Erfahrungen?


Andere Frage wäre, was würde im schlimmsten Fall passieren, wenn ich lüge?

Zu Einstellungsuntersuchung entsprechende Unterlagen vom aktuell behandelnden Psychotherapeuten mitnehmen. Es kann sein, dass der Amtsarzt ein weiteres Gutachten von einem Facharzt anfordert. Gründe für einen sofortigen Ausschluss für eine Einstellung sind jedoch nicht zu erkennen.

Falschangaben in den Bewerbungsunterlagen oder bei der Einstellungsuntersuchung sowie eine unehrliche Lebenslaufkosmetik können zur fristlosen Kündigung wegen arglistiger Täuschung führen – auch noch Jahre nach der Probezeit.

Kaffeetassensucher

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Falschangaben in den Bewerbungsunterlagen oder bei der Einstellungsuntersuchung sowie eine unehrliche Lebenslaufkosmetik können zur fristlosen Kündigung wegen arglistiger Täuschung führen – auch noch Jahre nach der Probezeit.

Man ist allerdings nicht verpflichtet, in der Bewerbung Behinderungen oder Krankheiten anzugeben, die keinen negativen Einfluss auf die Arbeit haben. Sind es offensichtliche Behinderungen oder Krankheiten, sollte man sie allerdings vielleicht von Anfang an offen erwähnen, wenn nicht schon beim Vorstellungsgespräch kommt es spätestens in der Probezeit ja doch raus.

Währen der Untersuchung solltest du aber auf jeden Fall in vollem Maße ehrlich sein. Soweit ich das mitbekommen habe, bescheinigt er ohnehin nur, ob du arbeitsfähig bist und dass dies auch auf absehbare Zeit so sein wird, ohne die Details an deinen neuen AG weiterzugeben.

Mit Amtsärzten habe ich keine Erfahrung, eine Einstellungsuntersuchung gab es bei mir nicht. Allerdings habe ich von Anfang an keinen Hehl aus meiner Schwerbehinderung gemacht (man merkt und man sieht sie halt, sobald man mir gegenübersteht).

RsQ

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Mal ganz allgemein: Wie viel "Macht" hat denn die Entscheidung des Amtsarztes? D.h. wie sehr kann einem ein vgl.weise kleiner gesundheitlicher Faktor (nehmen wir als Beispiel leichten Bluthochdruck) noch den (Traum-)Job verhageln?

Welchen Spielraum hat der AA? Kann er auch etwas a la "Sie haben dieses und jenes. Sie sind tauglich, aber bekommen die Auflage, das mal behandeln zu lassen" feststellen? Oder gibt es nur eine "ja/nein"-Entscheidung?

etugruber

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War jetzt das zweite mal beim Amtsarzt.
Der AG sendet ein Formular mit den Tätigkeiten des Arbeitsprofil an den Amtsarzt.
Der/Die AA sendet nur zum Schluss ein Schreiben an den AG, dass du für diese Tätigkeit geeignet bist.
Ich habe das Original gleich mitbekommen....

Gruß
Seit 1988 im öffentlichem Dienst

pavian

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erstmal danke für die vielen guten Antworten. Ich werde dann zunächst erstmal meinen Therapeuten um ein Gutachten bitten.

Mal ganz doof gefragt, ich habe vor 5 Jahren meinen Hausarzt gewechselt, die Diagnose des Tinnitus wurde vor 12 Jahren oder so gestellt. Muss ich dann von allen Ärzten Unterlagen anfordern? Oder kann/muss man das irgendwie über die Krankenkasse machen?


@etugruber darf man mal fragen, wie bei dir die Untersuchung aussah?
 

clarion

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Hallo ich habe einige Befunde in Kopie zum Termin beim Amtsarzt mitgebracht. Das war ausreichend. Mich hat der Amtsarzt noch zum HA geschickt, da der Blutdruck auffällig war. Ich musste dann die Ergebnisse eines 24h Blutdruckmessung noch nachreichen, aber auch da durfte ich aussuchen, zu welchem Arzt ich gehe.

clarion

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Bei mir wurde einige Details zu meiner Behinderung erfragt, hierzu hatte ich Befunde mitgebracht. Dann Seh- und Hörvermögen getestet, dieses aber nicht so intensiv und genau wie beim Augen bzw. Ohren Arzt. Es wurde ein großes Blutbild gemacht, der Rücken beschaut. Ich hatte vergessen anzugeben, dass mir vor vielen Jahren ein großes Muttermal entfernt wurde, da wurde relativ scharf nachgefragt, als die Narbe bei der Fleischbeschau offenbar wurde.

Lars73

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@clarion
Sind es Erfahrungen als Tarigbeschäftigter oder als Beamter?
Bei der Verbeamtung muss man deutlich mehr Informationen liefern. Bei der Einstellung als Tarifbeschäftigter spricht nicht viel dafür irgendwelche Details und ärztlichen Unterlagen vorzulegen.

RsQ

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da der Blutdruck auffällig war.

Was heißt hier "auffällig"? Bzw. war der Blutdruck ein K.o.-Kriterium?

(Ich war jahrelang ein Musterbeispiel für guten Blutdruck, aber inzwischen geht es wohl in Richtung leichten Bluthochdrucks. Insofern bin ich etwas besorgt bzgl. einer möglichen Einstellungsuntersuchung. Würde mich aber v.a. mit Fokus Tarifbeschäftigte interessieren ...)

Lars73

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Bei Tarifbeschäftigten und Bürojob kann hoher Blutdruck m.E. kaum eine zur Ablehnung führen.

Apek

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Mal eher eine Kontextfrage: Weshalb ist der Amtsarztbesuch überhaupt nötig bzw. weshalb sehen das manche Behörden als notwendig an?
Bin jetzt bei der dritten Behörde in meinem Arbeitsleben beschäftigt und keine davon erachtete es als nötig mich vorher beim Amtsarzt vorbzuschicken.

RsQ

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Mal eher eine Kontextfrage: Weshalb ist der Amtsarztbesuch überhaupt nötig bzw. weshalb sehen das manche Behörden als notwendig an?

Na ja, bei Beamten ist das ja irgendwie nachvollziehbar. Da geht es ja um eine lange Bindung und die Vermeidung möglicher Risiken. Bei Tarifbeschäftigten finde ich das aber auch erstaunlich - und hier im Forum las man ja schon, dass eine solche Untersuchung doch recht üblich ist. Auch in Bereichen, die man dafür nicht unbedingt im Fokus hat, also auch Bürojobs usw.

Saggse

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Bei Angestellten prüft der Arzt eigentlich lediglich die gesundheitliche Eignung für die auszuübenden Tätigkeiten und stellt keinerlei "Prognose" über den gesundheitlichen Verlauf in der Zukunft an. Neben der grundsätzlichen Befähigung (Als Rollstuhlfahrer bist du als Dachdecker vermutlich ungeeignet...) geht es da vor allem um Sicherheitsaspekte (Ein Epileptiker kann kein Busfahrer werden.) sowie um das Gesundheitsrisiko des Angestellten (kaputter Rücken und Möbelpacker).

Daher einfach zum Arzt gehen, jegliche Fragen offen und ehrlich beantworten, nichts verschweigen und nicht zustimmen, falls die Frage auftaucht, ob Befunde an den Arbeitgeber weitergegeben werden dürfen. Sollte der Arzt noch was wollen, wird er das schon sagen.

Wenn du trotz vorhandener Befähigung übermäßig viel krank bist und es hier keine positive Prognose gibt, so steht dem Arbeitgeber das Mittel der personenbedingten Kündigung zur Verfügung.

Bei Beamten sieht das freilich anders aus.