Autor Thema: Ablehnung interner Bewerber trotz Erfüllung aller formellen Anforderungen  (Read 8839 times)

Nuwanda

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Hallo,
in meiner Stadt gibt es eine Art "Nachwuchsführungskräftepool" für gD und hD.
In den letzten drei Jahren habe ich nebenberuflich ein Masterstudium erfolgreich absolviert, das die Stadt gemeinsam mit der Uni eingerichtet hat und zwar (offiziell auch, in der Realität nur) zum Zwecke der Weiterqualifizierung von MA, um in den hD aufsteigen und dort Führungsrollen übernehmen zu können, also sich auf genau dieses Programm zu bewerben. Für dieses Studium habe ich zudem ein Stipendium der Stadt über die Studiengebühren und eine anteilige Stundenfreistellung erhalten. Ich war im ersten Durchgang des damals neu eingerichteten Studienganges und habe den MA mit einer eins vorm Komma geschafft.
Nun war endlich wieder dieses Programm ausgeschrieben, ich habe mich beworben und bin schon nach Aktenlage abgelehnt worden. Begründung: "Die anderen Bewerber seien alle viel qualifizierter als ich.." Auf meine schriftliche Nachfrage und die Bitte, mir dann mal die Bewertungskriterien offen zulegen, damit ich verstehe, wieso ich als interner Bewerber nicht einmal bis in die nächste Stufe des Verfahrens (insgesamt wohl vier Stufen) gekommen bin, obwohl ich die formellen Anforderungen erfülle und aus meinem bisherigen Lebenslauf auch ersichtlich ist, das ich alle weiteren Anforderungen erfülle, kam jetzt die Antwort. "Es bleibt bei der Entscheidung, akzeptieren Sie einfach, dass wir nicht alle formell geeigneten Bewerber einladen können." Das verstehe ich, aber warum gerade mich nicht? Losverfahren, Nasenfaktor, Alter...?
Kleiner Funfact: Die Sachbearbeiterin des Bewerbungsverfahrens ist auch die Sachbearbeiterin für den Studiengang und (aber da bin ich sicher paranoid..) eine gute Freundin einer ehemaligen Kollegin. Diese Kollegin hat sich hauptsächlich dadurch ausgezeichnet, gerne mal kleinste Fehler ihrer Kollegen (alle wesentlich länger dabei als sie) bei der RL zu verpetzen. Ich habe mich häufiger mit ihr angelegt und habe einen seltenen Nachnamen.
Ist jemanden schon mal etwas ähnliches passiert? Lohnt es sich, Ärger zu machen? Eigentlich will ich nur eine tragfähige Begründung meiner Ablehnung. Wenn ich die bekäme, würde ich sie ja akzeptieren, aber ich befürchte, es gibt keine und meine Ablehnung ist im besten Fall Zufall. Eigentlich habe ich derzeit überhaupt keine Zeit und keine Nerven, Ärger zu machen, will das aber auch nicht einfach hinnehmen. Ich bin auch schon ü40 und dieses Programm wird unregelmäßig alle paar Jahre ausgeschrieben. Es könnte also meine letzte Chance als "Nachwuchsführungskraft" sein. Meine aktuelle Stelle ist ok, bietet aber nur einmal eine einzige Aufstiegsmöglichkeit, die für mich nicht sicher ist und einmalig in drei Jahren stattfinden wird. Es hängt nicht mit meiner Qualifikation zusammen, sondern mit einer Art Wahl. Wenn ich es nicht schaffe, muss ich mir mit Mitte vierzig was anderes suchen und das wird schwer, da meine jetzige Tätigkeit nicht fachspezifisch und schwer zu definieren ist und außer den direkten Kollegen keiner etwas damit anfangen kann.
Wie kann man vorgehen, um sich nicht alles gefallen zu lassen, mit der Personalstelle aber bei späteren Bewerbungen noch vernünftig arbeiten zu können? Ich bin unentschlossen und brauche ein paar Denkanstöße.  Danke für Eure Ideen und Erfahrungen.
« Last Edit: 14.02.2020 11:27 von Nuwanda »

lowsounder

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gD und hD sind Beamtenlaufbahnen. Du bist hier im TV-L Forum. Wurdest du vielleicht abgelehnt weil du kein Beamter bist?

Nuwanda

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@ lowsounder: Nein, das kann ich kann ich ausschließen. Ich benutze die Bezeichnungen gD und hD auch nur weiterhin, weil ich mir die neuen Bezeichnungen nicht merken kann und mit gD und hD jeder weiß, was gemeint ist.
In der ausgeschriebenen Stelle wäre eine Verbeamtung (A13) wohl möglich und üblich, eine bestehende Verbeamtung ist aber nicht Voraussetzung.

Organisator

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(...)da meine jetzige Tätigkeit nicht fachspezifisch und schwer zu definieren ist und außer den direkten Kollegen keiner etwas damit anfangen kann.

Vielleicht ist deine Tätigkeit so speziell, dass Du für Führungsaufgaben in anderen Bereichen daher nicht geeignet bist? Gerade ein Pool benötigt ja Generalisten, die universell einsetzbar sind.

Kaffeetassensucher

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Auf meine schriftliche Nachfrage und die Bitte, mir dann mal die Bewertungskriterien offen zulegen, damit ich verstehe, wieso ich als interner Bewerber nicht einmal bis in die nächste Stufe des Verfahrens (insgesamt wohl vier Stufen) gekommen bin, obwohl ich die formellen Anforderungen erfülle und aus meinem bisherigen Lebenslauf auch ersichtlich ist, das ich alle weiteren Anforderungen erfülle, kam jetzt die Antwort. "Es bleibt bei der Entscheidung, akzeptieren Sie einfach, dass wir nicht alle formell geeigneten Bewerber einladen können."

Wurde das tatsächlich so geschrieben/gesagt?
Das klingt ja ziemlich rüde und aggressiv und lässt die gebührende Höflichkeit im kollegialen Umgang miteinander missen (allerdings weiß ich auch nicht, wie deine Anfrage formuliert war). Das gäbe zumindest hier Gemecker von meiner RL an die RL des/derjenigen, von dem dieser Satz stammt ...

@ lowsounder: Nein, das kann ich kann ich ausschließen. Ich benutze die Bezeichnungen gD und hD auch nur weiterhin, weil ich mir die neuen Bezeichnungen nicht merken kann und mit gD und hD jeder weiß, was gemeint ist.

Was für neue Bezeichnungen?
Entgeltgruppen? Lässt sich eigentlich ganz gut merken.  ;D

Mit "gD" und "hD" weiß tatsächlich jeder was gemeint ist: Bezeichnungen für Beamtenlaufbahnen.

Ich für meinen Teil möchte jedenfalls nicht jedesmal von Neuem herumrätseln, ob nicht vielleicht doch bestimmte Entgeltgruppen der für Tarifbeschäftigte gemeint sein könnten.

was_guckst_du

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..wie und wo (Dienstvereinbarung?) ist denn dieses interne Auswahlverfahren geregelt?...und wer ist daran denn alles zu beteiligen (Personalrat?)?...
Gruß aus "Tief im Westen"

Meine Beiträge geben grundsätzlich meine persönliche Meinung zum Thema wieder und beinhalten keine Rechtsberatung. Meistens sind sie ernster Natur, manchmal aber auch nicht. Bei einer obskuren Einzelfallpersönlichkeit antworte ich auch aus therapeutischen Gründen

Nuwanda

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@Kaffeetassensucher: Es hiess "Bitte akzeptieren Sie..." Das macht es meiner Ansicht nach nicht wesentlich besser. Meine Anfrage war höflich, aber deutlich. Auffordernd, aber nicht einfach nur fordernd. Darauf achte ich immer sehr.
Ich meine: Laufbahngruppe x, Einstiegsamt y... Das bekomme ich immer durcheinander. Aber wir haben ja jetzt festgestellt, was ich hier meine. Im Moment E9-12, dann E 13- 16.

Nuwanda

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@wasguckstDu: Es ist intern und extern ausgeschrieben. Ich bin nur ein interner Bewerber.
Ich gehe daher davon aus, dass die Interessenvertretungen ganz normal zu beteiligen sind.
Leider läuft dieses sehr umfangreiche Verfahren bereits und je länger ich warte, desto geringer schätze ich meine Chance ein, noch wieder einzusteigen, da mittlerweile die ersten ein oder zwei Stufen schon gelaufen sein dürften. Die Bewerbung habe ich Ende November geschrieben, Frist war glaube ich der 01.12., die Ablehnung kam in der letzten Woche.

BStromberg

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@Kaffeetassensucher: Es hiess "Bitte akzeptieren Sie..." Das macht es meiner Ansicht nach nicht wesentlich besser. Meine Anfrage war höflich, aber deutlich. Auffordernd, aber nicht einfach nur fordernd. Darauf achte ich immer sehr.
Ich meine: Laufbahngruppe x, Einstiegsamt y... Das bekomme ich immer durcheinander. Aber wir haben ja jetzt festgestellt, was ich hier meine. Im Moment E9-12, dann E 13- 16.

Nichts für Ungut... aber bei derart spezifischen Einzelfallfragen müssten Sie schon etwas "Futter" liefern.

Ausschreibungstexte zum Förderprogramm bzw. der zu besetzenden Stelle?

Interne Verfügungen bzw. Eckpunktepapier zum vermeintlichen Stellenbesetzungsverfahren?

Welche Professionen werden primär angesprochen bei der Auswahlentscheidung?

Vor welchem Hintergrund und mit welcher Intention hat man Ihnen das Studium seinerzeit gefördert?

Erst dann wird das Gesamtbild halbwegs rund...
"Ich brauche Informationen.
Meine Meinung bilde ich mir selber."
(Charles Dickens)

was_guckst_du

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...dann frag doch einfach mal bei der Interessenvertretung nach...die müssen doch die Entscheidungsgründe kennen, wenn sie beteiligt waren...ansonsten wird die Zeit knapp für die (gerichtliche) Geltendmachung eines Verfahrensanspruches...
Gruß aus "Tief im Westen"

Meine Beiträge geben grundsätzlich meine persönliche Meinung zum Thema wieder und beinhalten keine Rechtsberatung. Meistens sind sie ernster Natur, manchmal aber auch nicht. Bei einer obskuren Einzelfallpersönlichkeit antworte ich auch aus therapeutischen Gründen

BStromberg

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@wasguckstDu: Es ist intern und extern ausgeschrieben. Ich bin nur ein interner Bewerber.
Ich gehe daher davon aus, dass die Interessenvertretungen ganz normal zu beteiligen sind.
Leider läuft dieses sehr umfangreiche Verfahren bereits und je länger ich warte, desto geringer schätze ich meine Chance ein, noch wieder einzusteigen, da mittlerweile die ersten ein oder zwei Stufen schon gelaufen sein dürften. Die Bewerbung habe ich Ende November geschrieben, Frist war glaube ich der 01.12., die Ablehnung kam in der letzten Woche.

Detailbetrachtung der von Ihnen erwähnten "Auswahlstufen" ???
Sagt mir so globalgalaktisch GAR NICHTS!


Vom Bauchgefühl ist die Messe aber gelesen, man hat Sie für das weitere Verfahren halt nicht mehr vorgesehen. Und wenn Ihnen (so sagen Sie) etwas am Miteinander liegt, dann bleibt wohl nur, das zu akzeptieren; ansonsten halt einstweiligen Rechtsschutz auf Nichtbesetzung der Stelle... aber das ist weder eine Besetzungsgarantie für Sie, noch wirklich "klimafreundlich"  ;)
"Ich brauche Informationen.
Meine Meinung bilde ich mir selber."
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Kaffeetassensucher

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@Kaffeetassensucher: Es hiess "Bitte akzeptieren Sie..." Das macht es meiner Ansicht nach nicht wesentlich besser. Meine Anfrage war höflich, aber deutlich. Auffordernd, aber nicht einfach nur fordernd. Darauf achte ich immer sehr.
Ich meine: Laufbahngruppe x, Einstiegsamt y... Das bekomme ich immer durcheinander. Aber wir haben ja jetzt festgestellt, was ich hier meine. Im Moment E9-12, dann E 13- 16.

Laufbahngruppe und Einstiegsamt sind halt auch Beamten-Bezeichnungen. Es kommt halt manchmal zu unnötigen Nachfragen, wenn nicht ganz klar ist, was eigentlich gemeint ist.

"Bitte akzeptieren Sie …" klingt jetzt nicht mehr ganz so unhöflich wie "akzeptieren Sie einfach", wirkt aber dennoch ziemlich frostig und es hat den Unterton, dass sie dir von vorn herein unterstellen, dass du das Ergebnis nicht akzeptieren würdest, würdest du eine Begründung erhalten.



Nuwanda

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@BStromberg:
Den Ausschreibungstext kann ich hier nicht posten. Dann kann ich hier auch direkt meinen Namen und meine Adresse schreiben.
Interne Verfügungen sind mir eben nicht bekannt. Die Mitteilung von Informationen zu Auswahl und Stellenbesetzung wurde ja abgelehnt.
Mein gefördertes Studienfach stand an erster Stelle der möglichen Studienfächer in den formellen Voraussetzungen. Auch die übrigen Anforderungen erfülle ich. 
Das Studium wurde den 15 Bewerbern gefördert, die in einem Zulassungstest am besten abgeschnitten hatten. Aus den Informationen zum Studium geht die Intention "Weiterqualifizierung von MAInnen im gD bzw. dem Äquivalent für Angestellte E9 - E 12, um sich höher bewerben zu können" meiner Einschätzung nach deutlich hervor. Wir haben dieses Studium alle einzig zu diesem Zweck absolviert.
« Last Edit: 14.02.2020 12:12 von Nuwanda »

BStromberg

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Dann bin ich raus

Schönes WE
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Nuwanda

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Mein Dilemma kann man ja auch kürzer zusammenfassen: diese Personalstelle wird langfristig wahrscheinlich alle Bewerbungsverfahren der Stadt betreuen und ich möchte mir da nicht alles zerstören, indem ich jetzt zu unangenehm auffalle. Andererseits dürfte es meine letzte/ einzige Chance sein, in dieses Programm zu kommen, das mir die Möglichkeit zum Aufstieg und die Gelegenheit bietet, wieder in einer bestimmten Fachrichtung zu arbeiten.
Dass die Sache aber im Prinzip gelaufen ist, wenn ich die Stadt nicht verklagen will, ist mir auch klar. Eigentlich will ich nur eine faire Chance und eine vernünftige Begründung, warum ich jetzt schon raus sein soll. Eine gute Begründung würde ich akzeptieren. Vielleicht kann ich daraus Informationen ziehen, falls in den nächsten Jahren das Programm doch nochmal ausgeschrieben wird und ich es dann nochmal probieren möchte.
Vielleicht hat ja jemand eine ganz konkrete Idee, wie ich genau das erreichen kann.