Autor Thema: Arbeitgeberwechsel WissZeitVG  (Read 8345 times)

stefan89

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Arbeitgeberwechsel WissZeitVG
« am: 31.03.2020 12:46 »
Guten Tag,

ich arbeite an einem Fraunhofer-Institut seit 5 Jahren mit einem befristeten Vertrag. Laut dem WissZeitVG ist eine Befristungsdauer von 6 Jahren ist möglich für die WissMA, die nicht promoviert sind (s. unten).

"§ 2 Befristungsdauer; Befristung wegen Drittmittelfinanzierung
(1) Die Befristung von Arbeitsverträgen des in § 1 Absatz 1 Satz 1 genannten Personals, das nicht promoviert ist, ist bis zu einer Dauer von sechs Jahren zulässig, wenn die befristete Beschäftigung zur Förderung der eigenen wissenschaftlichen oder künstlerischen Qualifizierung erfolgt. "

Obwohl ich seit 5 Jahren am Fraunhofer bin, konnte ich bis jetzt leider mit meiner Promotion nicht gut vorankommen und daher überlege mich, ob es doch besser wäre jetzt zur Uni zu wechseln und dort zu promovieren.
Meine Frage ist: Wird die Befristungsdauer neugestartet, wenn ich jetzt zu einer Uni wechseln würde, oder darf ich dann auch einen Vertrag nur für ein Jahr bekommen (da das die restliche Zeit von der Befristungsdauer ist).

Vielen Dank für Ihre Antwort!

WasDennNun

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Antw:Arbeitgeberwechsel WissZeitVG
« Antwort #1 am: 31.03.2020 12:58 »
MWn gilt es für dich als Person und nicht pro Arbeitgeber, Es bleibt also nur noch ein Jahr.
Dir steht dann nur noch der Weg außerhalb des WissZeitVG offen.
Also Projektstellen, die entsprechend mit Sachgrund befristet sind (entsprechend §1 Absatz 2 WissZeitVG).



2strong

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Antw:Arbeitgeberwechsel WissZeitVG
« Antwort #2 am: 31.03.2020 13:16 »
Korrekt, die Fristen gelten pro Person. Der Wechsel an eine Universität bringt insofern also keinen Vorteil.

clarion

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Antw:Arbeitgeberwechsel WissZeitVG
« Antwort #3 am: 31.03.2020 17:17 »
Ich habe an einer Uni gearbeitet. Zeit zur Promotion war da aber auch nicht! Das habe ich nach Feierabend und am Wochenende und während einiger Monate Arbeitslosigkeit erledigt, das war mehr als ein Jahr eine sehr harte Zeit. Ich war erst das letzte halbe Jahr an der Uni von Lehrverpflichtungen ausgenommen. Ich würde nicht noch mal promovieren und fand das System ziemlich ausbeuterisch.

Ich habe immer gedacht, bei Fraunhofer, Max Planck etc. hätte man mehr Freiräume für die Diss.

WasDennNun

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Antw:Arbeitgeberwechsel WissZeitVG
« Antwort #4 am: 31.03.2020 19:22 »
Haha. Guter Joke.

Also beim promovieren kann man es geschickt machen und Projekte generieren die Teil der Diss sind und Diplomarbeiten betreuen, die Ergebnisse produzieren für die Diss.
Das eine geht besser an der Uni, das andere an Instituten.  An entsprechenden Uni Stellen hat man theoretisch 25% für die Diss. Tja, die muss man sich dann halt nehmen, ok auch ein guter Joke.....

So war das zumindest damals als ich promovierte. Am Ende sind es dann doch WE Schichten um alles zusammen zu schreiben.


Außer bei den Dr. med. latürlich.

clarion

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Antw:Arbeitgeberwechsel WissZeitVG
« Antwort #5 am: 31.03.2020 19:48 »
Nun ja man kann in etlichen Fächern auch kumulativ promovieren. Wenn man in der Wissenschaft bleiben will, kann man sich dadurch auch schon in der Fachwelt bekannt machen, aber bei den renommierten Zeitschriften muss erst einmal landen können. Da reicht ein Jahr Restlaufzeit wohl auch nicht mehr.

Es gibt im Übrigen auch Möglichkeiten länger als sechs Jahre vor der Promotion beschäftigt zu sein, z.B. als Schwangerschaftsvertretung. Ich durfte (oder musste) nicht ganz sieben Jahre bei insgesamt sieben Verträge (!) bleiben. Danach bin ich regelrecht ins Referendariat geflüchtet, meine Diss habe ich zwei Tage vorher abgeben, und nun bekomme nun nach meiner Verbeamtung für weniger Arbeit wesentlich mehr Geld.

clarion

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Antw:Arbeitgeberwechsel WissZeitVG
« Antwort #6 am: 31.03.2020 19:59 »
PS Es gab vor Ca. 10 Jahren ein Buch, die Promotionskrise oder so ähnlich war der Titel. Ich fand das Buch aufschlussreich, um mich selbst einzuordnen und meinen Standpunkt zu bestimmen. Den Dr. Titel kriegst Du nur, wenn Du  ein bis zwei Jahre bereit bist, viel Arbeit an den WE und im Urlaub zu investieren. Wenn das nicht kannst oder willst, würde ich das letzte Dir verbleibende Jahr nutzen, um Dich auf dem Arbeitsmarkt zu orientieren. Viele meiner damaligen Kollegen haben doch nicht promoviert. Für einige war es zwar ein Schlag gegen das Ego, aber die sind genauso erfolgreich im Beruf wie wir Promovierten.

WasDennNun

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Antw:Arbeitgeberwechsel WissZeitVG
« Antwort #7 am: 01.04.2020 08:13 »
Den Dr. Titel kriegst Du nur, wenn Du  ein bis zwei Jahre bereit bist, viel Arbeit an den WE und im Urlaub zu investieren.
Richtig, und genau das ist idR das wichtigste, was man mit der Promotion nachweist. (außer Dr. med.)

Zitat
Wenn das nicht kannst oder willst, würde ich das letzte Dir verbleibende Jahr nutzen, um Dich auf dem Arbeitsmarkt zu orientieren. Viele meiner damaligen Kollegen haben doch nicht promoviert. Für einige war es zwar ein Schlag gegen das Ego, aber die sind genauso erfolgreich im Beruf wie wir Promovierten.
Genau, ich habe unstudiert Freunde, die derzeit mehr verdienen als ich, ist aber kein Schlag ins Gesicht für die oder mich. Man sollte schon selber wissen, warum man das ganz macht.

Es gibt im Übrigen auch Möglichkeiten länger als sechs Jahre vor der Promotion beschäftigt zu sein
Richtig, ich habe über 20 Jahre Zeitvertragshopping gemacht, vor und nach Promotion.
Und ich glaube 2 -3 Jahre mit WissZeitVG als Begründung, weil ich erst die Projekte neu aufbauen musste.

Man muss halt nur AGs haben, die da nicht mit dem Schi* in der Hose sitzen und Angst haben man könnte sich in die Festanstellung klagen, das ist da immer die größte Hürde.

stefan89

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Antw:Arbeitgeberwechsel WissZeitVG
« Antwort #8 am: 01.04.2020 10:27 »
Vielen Dank für die hilfreichen Infos und Ratschläge!

Ich hatte (und habe immer noch) die Absicht, in der Forschung zu bleiben und eine wissenschaftliche Karriere anzustreben und ich weiß, dass man für eine erfolgreiche Karriereentwicklung in der Wissenschaft i.d.R. einen Doktortitel braucht.

Ich hatte bei Fraunhofer bis jetzt eher das Problem, dass ich zu viel Projektmanagement machen und unterschiedliche Themenbereiche bearbeiten musste und dass die Forschungsarbeiten, die ich im Rahmen dieser Projekte veröffentlicht habe, keine einheitliche Gesamtheit darstellen.

Ich habe neulich erfahren, dass ich nun eine Verlängerung von 2 Jahren bekomme (Sachgrund: Leitung eines Projekts, das von Drittmittel finanziert wird) deswegen habe ich noch Hoffnung, dass ich in dieser Zeit noch ein paar einheitliche Publikationen machen und dadurch die Basis für meine Doktorarbeit erstellen kann. Das Schreiben der Doktorarbeit ist eher die kleinste Sorge, die ich habe. Ich denke, dass ich dafür maximal 2-3 Monate brauchen würde, wenn ich die unterliegenden wissenschaftliche Ergebnisse bereits erhalten und veröffentlicht habe.

WasDennNun

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Antw:Arbeitgeberwechsel WissZeitVG
« Antwort #9 am: 01.04.2020 11:11 »
Das Schreiben der Doktorarbeit ist eher die kleinste Sorge, die ich habe. Ich denke, dass ich dafür maximal 2-3 Monate brauchen würde, wenn ich die unterliegenden wissenschaftliche Ergebnisse bereits erhalten und veröffentlicht habe.
;D Vollzeit, oder?

Ich habe durchaus schon Promotionen begleitet, die das auch dachten, aber dann beim schreiben merkten, wo sie doch noch mal wissenschaftlich ran mussten.

clarion

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Antw:Arbeitgeberwechsel WissZeitVG
« Antwort #10 am: 01.04.2020 17:53 »
Das Schreiben der Doktorarbeit ist eher die kleinste Sorge, die ich habe. Ich denke, dass ich dafür maximal 2-3 Monate brauchen würde, wenn ich die unterliegenden wissenschaftliche Ergebnisse bereits erhalten und veröffentlicht habe.

Oh ha, gerade das Schreiben war die intensivste Arbeit. Da merkt dann erst, an welchen Enden man noch wissenschaftlich nachsteuern muss. Allein der Aufwand, gewissenhaft zu zitieren, frisst Zeit ohne Ende. Ich würde empfehlen, gleich morgen mit dem Schreiben anzufangen. Wegen Corona ist es vielleicht auch bei Euch gerade ruhiger.