Persönliches Vorstellungsgespräch trotz Corona

[Organisator]

Sehe ich genau anders.

Klar kann man Bewerbungsgespräche auch über Skype machen - allerdings gewinnt man dabei keinen vollständigen Eindruck der Personalie wie im persönlichen Auftreten. Man bewertet - wenn auch unbewusst - nicht nur die Aussagen und fachlichen Antworten, sowie das statische Äußere des Bewerbers sondern auch indirekt das Verhalten, die Reaktion, Nervosität usw. (zumindest achte ich darauf um mir ein umfassendes Bild machen zu können). Insbesondere gehört dazu zum Beispiel auch, wie Bewerber auf eine größere Runde reagieren. Wenn ich eine Stelle mit vielen Gesprächen, Akteuren und Öffentlichkeitsbeteiligung besetze, aber der Bewerber sogar in der Runde von 5-7 Personen völlig überfordert ist, ständig nur auf den Boden schaut und nicht in der Lage ist mit mehr als einem Gesprächspartner simultan umzugehen, ist das schon wichtig.

Bei Einhaltung der Abstände halte ich das Vorgehen für völlig akzeptabel und in keinster Weise zu beanstanden.

Klar kommt es auf die konkreten Aufgaben an. Und für dein genanntes Beispiel wäre ein Gespräch im selben Raum gegebenenfalls besser.

Zu den unbewussten Bewertungen gebe ich dir Recht, diese passieren aber auch im Gespräch im selben Raum. Für so etwas gibt es aber Beobachterschulungen um zu lernen, wie man mit solchen unbewussten Bewertungen umgeht. Sicherlich kann man dann auch Schulungen für Video-Vorstellungsgespräche besuchen, um auch hier unbewusste Vorurteile und Bewertungen abzubauen.

Um den Anforderungen der sich verändernden Gesellschaft gerecht zu werden, sollte man sich nicht überlegen, ob ein Vorstellungsgespräch auch online geführt werden kann, sondern ob es überhaupt im selben Raum geführt werden muss. Das Vorstellungsgespräch selber bietet auch nur einen sehr kurzen Eindruck über den Bewerber und ist im Vergleich zu Beurteilungen und Zeugnissen auch weniger entscheidungsrelevant.

Es geht doch darum, gute Leute schnell und mit geringem Aufwand zu gewinnen. Und dazu gilt es, auch den Aufwand für den Bewerber gering zu halten. Notfalls gibt es ja noch die Probezeit.

[WasDennNun]

Das Vorstellungsgespräch selber bietet auch nur einen sehr kurzen Eindruck über den Bewerber und ist im Vergleich zu Beurteilungen und Zeugnissen auch weniger entscheidungsrelevant.

Sehr viele aber anders.
Papier ist geduldig. Der Mensch zählt auch was.

Bei einigen Posten kann sykpen ausreichen, bei anderen eher nicht, so 1,5 h Skypen ist schon nicht spassig.

Es geht doch darum, gute Leute schnell und mit geringem Aufwand zu gewinnen. Und dazu gilt es, auch den Aufwand für den Bewerber gering zu halten. Notfalls gibt es ja noch die Probezeit.

Klar, aber einstellen und nach 1 Monat wegen - geringen Aufwand beim VG - wieder rauswerfen, ist dann doch ein höherer Aufwand.

[Organisator]

Sehr viele aber anders.
Papier ist geduldig. Der Mensch zählt auch was.

Wenn Du meinst, dass viele das anders sehen, gebe ich dir Recht. Ich sehe das auch anders. Nach der Rechtsprechung wiegen Beurteilungen aber mehr als ein Vorstellungsgespräch, da sie einen längeren Zeitraum abdecken.

Klar, aber einstellen und nach 1 Monat wegen - geringen Aufwand beim VG - wieder rauswerfen, ist dann doch ein höherer Aufwand.

Ich meinte nicht schnell einstellen im Sinne eines qualitativ schlechteren Vorstellungsgesprächs, sondern dass ein guter Bewerber eine andere Stelle per Video-Vorstellungsgespräch schon angenommen hat, während man selber ein langsameres Verfahren wählt.

Ich sehe es auch so, dass der Posten dafür geeignet sein muss. Ich sehe aber nicht, dass es nur wenig Posten sind.

[RsQ]

Ich möchte mal ein Argument pro "vor Ort" bringen:

Natürlich kann man sich einen ersten persönlichen Eindruck auch per Videokonferenz machen. Aber: Ein Vorstellungsgespräch dient ja der Vorstellung beider Seiten. Und da man ja oft eine neue Position in einem neuen Rahmen sucht, dient ja auch das "Drumherum" den eigenen Eindrücken. Sei es die Entscheidung für den modernen Glaskasten mit allem Schnickschnack oder jene gegen den 60er-Jahre-Zweckbau mit gammeligen Holzfenstern.

Das mag oft nur eine Rolle am Rande spielen, aber bekanntlich "isst das Auge mit". Genauso bekommt man oft schon einen ersten Eindruck der "Stimmung" im Haus. Sind die Mitarbeiter, die über die Gänge laufen, nett und guter Dinge? Oder griesgrämig und geduckt? Das sind stille Botschaften, die man in einer frontalen Videokonferenz nicht mitbekommt.

[Organisator]

Ich möchte mal ein Argument pro "vor Ort" bringen:

Natürlich kann man sich einen ersten persönlichen Eindruck auch per Videokonferenz machen. Aber: Ein Vorstellungsgespräch dient ja der Vorstellung beider Seiten. Und da man ja oft eine neue Position in einem neuen Rahmen sucht, dient ja auch das "Drumherum" den eigenen Eindrücken. Sei es die Entscheidung für den modernen Glaskasten mit allem Schnickschnack oder jene gegen den 60er-Jahre-Zweckbau mit gammeligen Holzfenstern.

Das mag oft nur eine Rolle am Rande spielen, aber bekanntlich "isst das Auge mit". Genauso bekommt man oft schon einen ersten Eindruck der "Stimmung" im Haus. Sind die Mitarbeiter, die über die Gänge laufen, nett und guter Dinge? Oder griesgrämig und geduckt? Das sind stille Botschaften, die man in einer frontalen Videokonferenz nicht mitbekommt.

Es steht ja dem Bewerber frei, sich jederzeit das Dienstgebäude anzuschauen. Er kann es aber auch lassen, es sei denn, er wird zum Gespräch vor Ort gezwungen. Insofern entsteht dem Bewerber kein Nachteil, im Gegenteil, er hat die Wahl. Ansonsten kann man sich das Dienstgebäude auch im Internet anschauen.

Die Stimmung der anderen Teams finde ich nicht besonders wichtig. Wichtig wäre, wie sich der neue potentielle Chef gibt. Ansonsten - siehe oben, die Stimmung im Haus kann man auch so einfangen.

[clarion]

Naja, ich habe mich auch schon mal vor der Vorstellungsgespräch auf einer völlig veralteten Toilette frisch machen müssen und wäre am liebsten gleich wieder umgedreht, zumal außen der Putz auch schon abfiel. Es ist doch erstaunlich, wie manche Kollegen sitzen müssen.

[Feidl]

Wäre man denn dann auch gezwungen, dass Gespräch online zu führen (was eigene private Vorrausetzungen benötigt) oder hätte der Bewerber die Wahl? Wenn die Wahl, würde dann nicht die Bewerber, die vor Ort kommen, einen besseren Eindruck hinterlassen können?

[Organisator]

Niemand kann zu einem Vorstellungsgespräch gezwungen werden.

Für eine gute Vergleichbarkeit wäre es zweckmäßig, nur eine Form des Vorstellungsgesprächs zu verwenden, also dem Bewerber keine Wahl zu lassen.

Die privaten Voraussetzungen (Skype über das Smartphone) halte ich für so gering, dass Sie jeder im Jahr 2020 erfüllen kann.

[jessi89]

Hallo zusammen,

ich wollte nur eben Bescheid geben, dass mein Vorstellungsgespräch stattgefunden hat.
Es war eigentlich alles ganz "normal". Wir hatten Sicherheitsabstand und es wurde auf den Handschlag verzichtet.

Jedoch waren die Anwesenden total desinteressiert. Es wurden so gut wie keine Fragen zur fachlichen Eignung gestellt. Lediglich ein einziges Mal innerhalb der dreiviertel Stunde wurde ich gefragt, ob ich diese und jene Zusammenhänge im Berufsalltag nachvollziehen könnte. Als ich dann sagte, dass ich diesen Schwerpunktbereich als Leistungskurs im Abi hatte, wurde mit einem sehr erstaunten "Achsoooo" geantwortet.

Man wolle sich nun Mitte kommender Woche melden. Zwingender Eintrittstermin wäre der 1.6.
Wie das allerdings mit Kündigungsfristen bei überhaupt irgendwem noch funktionieren soll dann ist mir schleierhaft.

[Lars73]

Bei schwerbehinderten Bewerbern mit bestimmten Einschränkungen könnte die Frage Barrierefreiheit eine Rolle spielen. Da sind dann im Einzelfall Lösungen zu suchen.  Sonst stimme ich Organisator zu. Ich würde da auch grundsätzlich keine Wahl lassen. Bzw. dann den Bewerber alleine in einen Raum bei uns setzen und dad Gespräch ebenfalls elektronisch durchführen.

[Feidl]

Niemand kann zu einem Vorstellungsgespräch gezwungen werden.

Für eine gute Vergleichbarkeit wäre es zweckmäßig, nur eine Form des Vorstellungsgesprächs zu verwenden, also dem Bewerber keine Wahl zu lassen.

Die privaten Voraussetzungen (Skype über das Smartphone) halte ich für so gering, dass Sie jeder im Jahr 2020 erfüllen kann.

Und dann fällt Internet aus oder WLAN macht gerade Probleme, .. Ich vermute stark, mein Chef würde es nicht hinbekommen (da er auch kein Smartphone hat).
Und mir würde die Arbeit da zu sehr ins Private gehen und es käme mir für einen Arbeitgeber des öffentlichen Dienstes auch wenig seriös vor, wenn dieser sagt, ich soll mal skypen als Vorstellungsgespräch.
Das geht vielleicht in der pW für einen Internetsender wie Rocket Beans, aber selbst die machen nach dem Skypegespräch noch ein persöhnliches Gespräch.

dann den Bewerber alleine in einen Raum bei uns setzen und dad Gespräch ebenfalls elektronisch durchführen.

Das ist was anderes. Und hatte ich in einen vorherigen Kommentar schon angesprochen. Quasi ein normales Vorstellungsgespräch, nur das die Leute in ihren Büros oder zu hause sitzen und zugeschalten sind. Das find ich in Ordnung.

[Organisator]

Und dann fällt Internet aus oder WLAN macht gerade Probleme, .. Ich vermute stark, mein Chef würde es nicht hinbekommen (da er auch kein Smartphone hat).
Und mir würde die Arbeit da zu sehr ins Private gehen und es käme mir für einen Arbeitgeber des öffentlichen Dienstes auch wenig seriös vor, wenn dieser sagt, ich soll mal skypen als Vorstellungsgespräch.
Das geht vielleicht in der pW für einen Internetsender wie Rocket Beans, aber selbst die machen nach dem Skypegespräch noch ein persöhnliches Gespräch.

- Wenn jemand wie dein Chef nicht mit Skype umgehen kann, sollte er sich vielleicht auch nicht auf entsprechende Stellen bewerben.

- Inwiefern würde ein Skype-Interview ins Private gehen?

Ansonsten frage ich mich auch, warum ein Interview mit Skype unseriös ist. Es ist - wie du schon sagst - quasi ein normales Vorstellungsgespräch, nur dass die Leute sich nicht gegenüber sitzen.

[BAT]

Ich habe mich auf Medien immer schon unvorteilhafter gefunden, sei es im Positiv aus den 80er oder auch bei Zoom 2020

Wobei mir jetzt nicht bewusst ist, ob diese umkehrende Erkennung wie im Spiegelbild die Ursache sein könnte. Autisten mit ihrem fotografischen Gedächtnis haben hiermit extremste Probleme.

Und erwiesen ist auch, daß das Gefühl einer solchen Situation bereits zur Abwertung des beworbenen Produkts führt. Tatsachen sind insofern unerheblich.

[Feidl]

- Wenn jemand wie dein Chef nicht mit Skype umgehen kann, sollte er sich vielleicht auch nicht auf entsprechende Stellen bewerben.

Also hinnehmen, dass sich für die Stelle qualifizierte Leute nicht bewerben, nur weil diese nicht fürs VS skypen (wollen)?

- Inwiefern würde ein Skype-Interview ins Private gehen?

Weil das Vorstellungsgespräch zu hause stattfindet. Und hier kommen ich noch zu einem weiteren Punkt:

Ich habe mich auf Medien immer schon unvorteilhafter gefunden, sei es im Positiv aus den 80er oder auch bei Zoom 2020

Kommt ja darauf an, wie man aussieht. Der Bewerber, mit besserer Kamera, besserer Ausleuchtung, extra präparierten Hintergrund sieht über Skype vielleicht besser aus und kommt besser rüber, als jemand, der nur skypt mit seinem billig Smartphone in einem schlecht ausgeleutetem Raum.

[Organisator]

Also hinnehmen, dass sich für die Stelle qualifizierte Leute nicht bewerben, nur weil diese nicht fürs VS skypen (wollen)?

Wer kein Vorstellungsgespräch per Videokonferenz machen will ist nicht für das Jahr 2020 qualifiziert.

Weil das Vorstellungsgespräch zu hause stattfindet.

Ja, aber wo ist da das Problem?

Kommt ja darauf an, wie man aussieht. Der Bewerber, mit besserer Kamera, besserer Ausleuchtung, extra präparierten Hintergrund sieht über Skype vielleicht besser aus und kommt besser rüber, als jemand, der nur skypt mit seinem billig Smartphone in einem schlecht ausgeleutetem Raum.

Und? Geschulte Recruiter erkennen den Unterschied zwischen Blendern und geeigneten Kandidaten. Ansonsten müsste man auch die Bewerber vor Ort in eine Uniform zwängen, um solche Beurteilungsfehler zu vermeiden.