Autor Thema: Bewerbung/Auswahl: "Wertigkeit" von Abschlüssen  (Read 3523 times)

RsQ

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Mal wieder eine Frage von mir im Zusammenhang mit Bewerbungen und Besetzungsverfahren (irgendwann kommt der Tag, an dem ich alles weiß  ;D - und/oder mit einer Bewerbung erfolgreich war) ...

Kürzlich erhielt ich ja eine Absage mit der Begründung, ein anderer Bewerber sei "überdurchschnittlich qualifiziert" gewesen. In diesem Zusammenhang stolperte ich aktuell bei einer Ausschreibung über folgende Anforderung:

Zitat
Voraussetzung ist ein mit einem Bachelorgrad oder einem gleichwertigen Abschluss (FH) abgeschlossenes
Hochschulstudium

Ich habe einen M.A.-Abschluss. Gehen wir mal davon aus, dass sich alle anderen Bewerber auf Bachelor-Niveau bewegen würden - wäre dann der "höhere" Abschluss auch etwas, das in der Gesamtschau den Ausschlag hin zu "überdurchschnittlich qualifiziert" geben könnte?

inter omnes

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Antw:Bewerbung/Auswahl: "Wertigkeit" von Abschlüssen
« Antwort #1 am: 27.05.2020 00:29 »
Ja, das könnte im Einzelfall durchaus sein. Es könnte aber auch nicht sein, da der Arbeitgeber - je nach konkreter Ausgestaltung der Stellenausschreibung - einen sehr weiten Beurteilungsspielraum hat.

Feidl

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Antw:Bewerbung/Auswahl: "Wertigkeit" von Abschlüssen
« Antwort #2 am: 27.05.2020 09:11 »
Könnte auch sein, dass der AG keinen überqualifizerten möchte.

RsQ

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Antw:Bewerbung/Auswahl: "Wertigkeit" von Abschlüssen
« Antwort #3 am: 27.05.2020 10:05 »
Könnte auch sein, dass der AG keinen überqualifizerten möchte.
Ja, schon klar. Wobei ich zwischen Studienabschlüssen, die i.d.R. ja ein paar Jahre her sind, weniger "Überqualifikations-Gefahr" sehe als in der folgenden beruflichen Praxis/Erfahrung.

Mir ging es hier vor allem um die nominelle "bessere Qualifikation", die in einer "Punkteliste" vielleicht den Unterschied macht - wohl wissend, dass das wenig/nichts über die praktische Eignung eines Kandidaten aussagt.

Ich würde den Unterschied Bachelor/M.A. also nicht "überqualifiziert" nennen, sondern es im Sinne von "etwas bessere Grundqualifikation" werten.

clarion

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Antw:Bewerbung/Auswahl: "Wertigkeit" von Abschlüssen
« Antwort #4 am: 27.05.2020 19:34 »
Die formale Qualifikation entscheidet bei uns darüber wer zum Auswahlverfahren zugelassen wird. Beim Vorstellungsgespräch bzw. beim AC im Fall der hochdotierten Stellen zählen dann die gezeigt Performance. Es kommt daher gelegentlich schon vor, dass sich diejenigen mit der höchsten formalen Qualifikation nicht durchsetzen.





WasDennNun

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Antw:Bewerbung/Auswahl: "Wertigkeit" von Abschlüssen
« Antwort #5 am: 27.05.2020 20:06 »
Man kann auch durch seine Zeugnisse und Tätigkeiten aus vorherigen Arbeitsverhältnissen überdurchschnittlich qualifiziert sein, unabhängig von der Ausbildung.

RsQ

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Antw:Bewerbung/Auswahl: "Wertigkeit" von Abschlüssen
« Antwort #6 am: 27.05.2020 21:19 »
Das stimmt allerdings auch ...

Dienstbeflissen

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Antw:Bewerbung/Auswahl: "Wertigkeit" von Abschlüssen
« Antwort #7 am: 01.06.2020 12:28 »
Auch bei uns entscheiden die formalen Qualifikationen, also Abschlüsse, Zeugnise usw. nur darüber ob ein Kandidat eingeladen wird oder nicht.

Im Auswahlverfahren werden allen Kandidaten weitestgehend ähnliche Fragen gestellt - teils Fachfragen durch mich, teils Gefühlchenfragen durch die Perso - und dessen Antworten gemeinsam bepunktet. Allgemein geht es in die Richtung die Fachfragen immer weiter zu reduzieren, weil diese nich mehr den modern und aus der Zeit gefallen seien. So wird es auf div. Personalveranstaltungen kolportiert.

WasDennNun

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Antw:Bewerbung/Auswahl: "Wertigkeit" von Abschlüssen
« Antwort #8 am: 01.06.2020 13:42 »
Allgemein geht es in die Richtung die Fachfragen immer weiter zu reduzieren, weil diese nich mehr den modern und aus der Zeit gefallen seien. So wird es auf div. Personalveranstaltungen kolportiert.
Allgemein vielleicht,
bei höherwertigen Stellen, sind bei uns direkte Kollegen dabei, die dem zukünftigen Kollegen auf den Zahn fühlen und zwar mit speziellen Fachfragen, auf die die Bewerber sich vorbereiten können (sie bekommen entsprechend vor dem Gespräch einen entsprechenden Fragenkatalog, damit sie sich da Notizen zu machen können.)
Hat sich bei uns durchaus bewährt.

Dienstbeflissen

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Antw:Bewerbung/Auswahl: "Wertigkeit" von Abschlüssen
« Antwort #9 am: 01.06.2020 14:32 »
Allgemein geht es in die Richtung die Fachfragen immer weiter zu reduzieren, weil diese nich mehr den modern und aus der Zeit gefallen seien. So wird es auf div. Personalveranstaltungen kolportiert
Allgemein vielleicht,
bei höherwertigen Stellen, sind bei uns direkte Kollegen dabei, die dem zukünftigen Kollegen auf den Zahn fühlen und zwar mit speziellen Fachfragen, auf die die Bewerber sich vorbereiten können (sie bekommen entsprechend vor dem Gespräch einen entsprechenden Fragenkatalog, damit sie sich da Notizen zu machen können.)
Hat sich bei uns durchaus bewährt.
Dies wird bei uns auch so gehandhabt. Oft bekommt der Kandidat vorher einen Fragenkatalog oder eine Aufgabe und berichtet dann dazu im Gespräch. Dies gehört dann zum fachlichen Teil, der leider immer geringeren Anteil einnimmt. Die Perso verdreht schon die Augen, wenn wir darauf beharren, dass der Fachanteil insgesamt einen höheren Punktanteil aufweist als der Rest, weil ich darauf Hinweise, dass wir schon Leute benötigen die fachlich was drauf haben.

Fragen zur Selbstreflexion, Teamfähigkeit, Konfliktverhalten usw. nehmen aber immer weiter zu.
« Last Edit: 01.06.2020 14:39 von Dienstbeflissen »

WasDennNun

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Antw:Bewerbung/Auswahl: "Wertigkeit" von Abschlüssen
« Antwort #10 am: 01.06.2020 17:43 »
Dies wird bei uns auch so gehandhabt. Oft bekommt der Kandidat vorher einen Fragenkatalog oder eine Aufgabe und berichtet dann dazu im Gespräch. Dies gehört dann zum fachlichen Teil, der leider immer geringeren Anteil einnimmt. Die Perso verdreht schon die Augen, wenn wir darauf beharren, dass der Fachanteil insgesamt einen höheren Punktanteil aufweist als der Rest, weil ich darauf Hinweise, dass wir schon Leute benötigen die fachlich was drauf haben.

Fragen zur Selbstreflexion, Teamfähigkeit, Konfliktverhalten usw. nehmen aber immer weiter zu.
Na, dann habt ihr wohl son nen Perso, der darauf steht auswendig gelernte Antworten zu hören  ;D
Weil man dann ja ganz toll einen fähigen menschen ins Team holt (der aber leider keine Ahnung hat).

Weil es aber nicht abwerten, diese Fragen werden bei uns auch runtergeleiert und man bekommt ja durchaus einen Eindruck von der Person und ein Gespür ob er ins Team passt und eine Ergänzung ist.

Aber das echte Fachlichkeit geprüft wird, habe wir erst seit ein paar Jahren bei uns durchgesetzt (eben inkl. direkte Kollegen beim VG)

Wastelandwarrior

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Antw:Bewerbung/Auswahl: "Wertigkeit" von Abschlüssen
« Antwort #11 am: 02.06.2020 08:24 »
Mal wieder eine Frage von mir im Zusammenhang mit Bewerbungen und Besetzungsverfahren (irgendwann kommt der Tag, an dem ich alles weiß  ;D - und/oder mit einer Bewerbung erfolgreich war) ...

Die Prämisse ist falsch. Das ist keine Gleichung, bei der a + b * (d +g) den Erfolg bringt. Dafür ist Zuviel Glück und Zufall dabei. Man kann seine Chancen aber steigern, indem man keine Fehler macht, die einen gar nicht erst ins Vorstellungsgespräch kommen lassen. Aber auch hier gilt: von außen nicht alle Informationen erhältlich.

Ich hatte über mehrere Jahre bestimmt 10 Vorstellungsgespräche und ca. 30 Absagen. 2 x gewechselt und immer näher an den Wunschjob herangerobbt. Bei den Absagen hatte ich irgendwann mal nachgefragt (nur eine einzige Institution bot von sich aus Feedbackgespräche an - das war super und wir waren uns einig, dass der Job nichts gewesen wäre.) … Bei der Nachfrage kam raus, dass trotz mäßiger bis schlechter Bewerberlage und außergewöhnlicher Erfahrungs-Qualifikation... meine Note aus dem Erststudium ein formaler Ablehnungsgrund war. Kannste nix machen.