Autor Thema: Tarifrunde TVöD 2020 - Diskussion  (Read 965012 times)

mj23

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Antw:Tarifrunde TVöD 2020 - Diskussion
« Antwort #4110 am: 27.10.2020 10:12 »


Ist in meinen Augen aber eine Milchmädchenrechnung: Ein Beispiel aus unserem Hause: Wir haben auf Anraten de Finanzministeriums 2017 auf einen externen Dienstleister zur Gebäudereinigung umgestellt. Dies wird ausgeschrieben. Der erste genommene Anbieter putzte nicht ordentlich, daraufhin wurde er gekündigt und es wurde 3 Wochen GAR NICHT gereinigt.
Dies übernahmen dann wir, wohlgemert in einem Gebäude mir mehr als 60 Diensträumen, Fluren, 12 Toiletten und 8 Konferenzräumen. Noch dazu Denkmalgeschützt mit Dielenböden ... also viel Aufwand hoch bezahlter Kräfte die derzeit was anderes hätten tun können wie Kaffee trinken oder Donuts essen)

Nr. 2 verlor den Gebäudeschlüssel nach 6 Wochen, die Schließanlage musste ausgetauscht werden (endlich das Digitale System juhu) und vom Gebäudereiniger bekamen wir nichts weil: Insolvent.

Nr. 3 reinigt jetzt durchgehend Nachts - hier wird gegen mehrere Gesetze verstoßen - wir mahnen an, aber dann kommt halt keiner mehr.

März 2020 - die Firma wurde übernommen und verlangt jetzt fast das doppelte für die gleiche Arbeit, diesmal aber mit Mindestlohn und ausschließlich polnischen Kräften damit wir mit ihnen nicht mehr sprechen können...
Dann sprach die Chefin ein Machtwort (hehehehe)

Jetzt putzen wieder die eigenen Kräfte aus dem Nachbarhaus - dafür nur alle 2 Tage.

Wo haben wir da bitte gespaart?

Das ist aber eher ein Versagen bei der Gestaltung der Ausschreibung, der Auswahl oder der Kontrolle. Wenn man  hier Mist baut oder das Personal nicht kompetent genug ist, kommt sowas wie bei Dir raus!

Gleiches gilt ja auch für die Digitalisierung.

Otto1

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Antw:Tarifrunde TVöD 2020 - Diskussion
« Antwort #4111 am: 27.10.2020 10:13 »
@SpotJ Das hängt doch nun sehr von der individuellen Merk- und Leistungsfähigkeit ab.

@Otto1 Was ist eigentlich falsch an Fachinformatiker? Wir haben 2 im Hause und ich bin durchweg zufrieden.

Nichts. Die sind wunderbar für ihren Einsatzbereich. Aber das der Fachinformatiker die notwendige Flughöhe hat um BIM in einer Baubehörde einzuführen bezweifle ich mal stark. Außerdem: Sie bekommen Fachinformatiker? Die verdienen hier in Bayern auch locker 5-6 Scheine.

AndreasG

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« Antwort #4112 am: 27.10.2020 10:16 »
Ja, ne, dafür kommt keiner... E6? Bei uns sind die FI´s E9, aber wir sind auch TV-L....

Auch für E9 macht niemand den Admin und Programmiert nebenher.

Otto1

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Antw:Tarifrunde TVöD 2020 - Diskussion
« Antwort #4113 am: 27.10.2020 10:21 »
Ich bin vor allem von den AG enttäuscht. Verdi kann und weiß es nicht besser.

Keine Sau hätte sich aufgeregt wenn der Seehofer sich hingestellt hätte und gesagt hätte: die Verwaltung braucht im technischen Bereich dringend Fachkräfte um die Digitalisierung der Verwaltung/Schulen etc. zu stemmen, damit xyz / Klimawandel / Herausforderungen der Zukunft Blub erreicht werden kann. Außerdem fehlen viele Techniker / Ingenieure etc. Deswegen gibts eine neue Tabelle für diesen technischen Bereich.

Da hätte sogar die Bildzeitung nur mit den Schultern gezuckt.

Man will es schlichtweg nicht.

Kaiser80

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Antw:Tarifrunde TVöD 2020 - Diskussion
« Antwort #4114 am: 27.10.2020 10:29 »
Ich muss ehrlich zugeben, dass auch ich in meiner Einschätzung falsch lag, hätte dem Horstl in dieser Tarifrunde mehr zugetraut...

Otto1

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Antw:Tarifrunde TVöD 2020 - Diskussion
« Antwort #4115 am: 27.10.2020 10:31 »
Die Gelder sollen sicher weiter in Form von Rahmenvereinbarungen etc. in Beraterbuden gepumpt werden. Amigo-Style.

WasDennNun

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Antw:Tarifrunde TVöD 2020 - Diskussion
« Antwort #4116 am: 27.10.2020 10:36 »
@Otto1 Was ist eigentlich falsch an Fachinformatikern? Wir haben 2 im Hause und ich bin durchweg zufrieden.
Nichts, sofern sie nicht strategische oder Design Entscheidungen treffen müssen, sondern ihre zugewiesene IT Arbeit machen.
Nach meiner persönlichen Erfahrung, sind aber leider 70-80% mit der eigenständigen Entwicklung von kreativen, zukunftsorientierten Problemlösungen überfordert.
Aber dafür hat man ja eben die BSC oder Master Informatiker

Schokobon

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« Antwort #4117 am: 27.10.2020 10:36 »
[...]
Jetzt putzen wieder die eigenen Kräfte aus dem Nachbarhaus - dafür nur alle 2 Tage.
Wo haben wir da bitte gespart?

Bei uns putzt seit vielen Jahren ein externer Dienstleister und bis auf den einen schönen Freitag-Nachmittag, an dem das SEK das Gebäude umstellte und lautlos stürmte und dabei den Geschäftsführer unter Androhung von Waffengewalt aus dem Gebäude abführte war auch alles in bester Ordnung.
Die Putzfrau hat beim Tastatur reinigen versehentlich den AMOK Alarm ausgelöst  ;D

Speziell diese Putzfrau war nie wieder gesehen...aber der Rest der Truppe macht einen guten Job. Alle sind zufrieden.  :)

Grape Soda

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Antw:Tarifrunde TVöD 2020 - Diskussion
« Antwort #4118 am: 27.10.2020 10:40 »
Zu meiner Studienzeit zur Jahrtausendwende waren in Bauing Durchfallquoten von studienbegleitenden Klausuren von 70-90% obligatorisch. Dazu 30h SWS Vorlesungen, d.h. 5 Scheine und Tutorien nochmal 10h. Also ein Vollzeitjob, wollte man das Diplom in 9 Semestern haben.
Keine Ahnung, was 5 Jahre nach den Krieg so gefordert wurde. Da sind Sie mir einen Schritt voraus.

Tatsache ist auch: Wenn Bauings Mist bauen, entsteht nicht nur hoher Sachschaden, im schlimmsten Fall sterben Menschen. Und zwar Big Time. Das unterscheidet sie in keinster Weise von Menschen in sozialen Berufen.

Wenn Sie Bauingenieure so abwerten, vielleicht möchten Sie den Studiengang nebenbei absolvieren? Evenutell gibt es noch alte Bänder vom Telekolleg oder so.

Ich möchte niemanden abwerten, aber die Regelstudienzeit für Bauingenieure FH liegt bei 6-7 Semestern. Und da sind auch die Meisten. 70-80% fallen nicht durch, sondern wechseln den Studiengang bzw. brechen ab, zumindest hier in BW. Laut meiner Statistik fallen 20% durch, meist in Mathematik - was glaube ich mehr an den miserablen Gymnasien liegt, weniger am Studienfach selbst.

Mich stört die Aufrechnung: Ingenieur>*.*

Wer einem Magiser/Master Abschluss von der Uni erarbeitet hat - keine Frage, aber ein "einfacher" Bachelorabschluss ist kein Hexenwerk - egal welcher Art (ok Ufologie nehm ich aus)

Ich habe von "Diplom" gesprochen, dass hätte Ihnen auffallen können. Wie schon angemerkt fehlt mir die unmittelbare Nachkriegserfahrung.
Dipl.-Ings sind auch heute noch unterwegs. Älter als Mitte, Ende 40 sollten die Letzten dieser Zunft nicht sein. Und grob diese Alterklasse sollte aufgrund ihrer Berufserfahrung auch noch gefragt sein, wenn es teuer wird, nur bezahlen kann man die im öD nicht. Deshalb einstürzende Altbauten über U-Bahnschächten und Flughafen-Pannen bei Großprojekten der öffentlichen Hand. Um das zu sehen, braucht es weder ein Diplom noch einen Bachelor.

Ich weiß auch nicht, wie Sie den Knoten hinbekommen, einerseits die hohe Abbrecherquote anzumerken, aber auch das ein Bachelor kein Hexenwerk ist. Offenkundig ist es für überdurchschnittlich viele auch heute noch genau das. Ob das an den Schulen liegt oder nicht ist irrelevant. Bauings haben im Vergleich zu Informatikern größtenteils Angewandte Mathematik. Die müssen keine Beweise führen. Es ist genau das, was in der Schule gelehrt wird, "nur" auf hohen Niveau. Das muss sitzen, wie das kleine 1x1. Erst wenn man in die Wahlpflicht-Region Finite Elemente o.ä. kommt, wird es spezieller. Sofern sich an den Studienplänen nicht signifikant etwas geändert hat.

Was ich kann sicher weiß, ist das sich an den Gesetzmäßigkeiten der Statik und Bemessung in den letzten Jahrzehnten nichts geändert hat. Mutter Natur ist der Tarifabschluss egal.

Grape Soda

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« Antwort #4119 am: 27.10.2020 10:45 »
Ich muss ehrlich zugeben, dass auch ich in meiner Einschätzung falsch lag, hätte dem Horstl in dieser Tarifrunde mehr zugetraut...

Der Horstl ist beschäftigt sich schützend wie Aufschnitt aufs Brot über die Polizei zu werfen. Der kann sich mit solchen Nickeligkeiten wie Techniker-Mangel im öD nicht kümmern. Das sind doch Peanuts.

Kaiser80

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Antw:Tarifrunde TVöD 2020 - Diskussion
« Antwort #4120 am: 27.10.2020 10:54 »
Ich muss ehrlich zugeben, dass auch ich in meiner Einschätzung falsch lag, hätte dem Horstl in dieser Tarifrunde mehr zugetraut...

Der Horstl ist beschäftigt sich schützend wie Aufschnitt aufs Brot über die Polizei zu werfen. Der kann sich mit solchen Nickeligkeiten wie Techniker-Mangel im öD nicht kümmern. Das sind doch Peanuts.
Nun ja, die Verbesserungen in der vergangenen Tarifrunde in den oberen EG waren zumindest mal nicht Ver.di oder Bsirske Anliegen sonden Horstls...

Philipp

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Antw:Tarifrunde TVöD 2020 - Diskussion
« Antwort #4121 am: 27.10.2020 10:58 »
Muss das Ergebnis jetzt eigentlich noch durch eine Abstimmung der Mitglieder, oder ist alles in Stein gemeißelt?

SpotJ

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Antw:Tarifrunde TVöD 2020 - Diskussion
« Antwort #4122 am: 27.10.2020 11:34 »
Auch die Begründung, dass es absolut richtig sei wenig prozentuale Erhöhung für alle Gruppen zu erreichen damit die Schere nicht weiter auseinander geht kann ich nicht ganz nachvollziehen. Absolut gesehen stimmt das, aber die Lebenskosten steigen prozentual und da wir den ganzen Spaß mindestens zur Anpassung an Inflation machen sollte es auch über alle Gruppen hinweg prozentuale Steigerung geben.

Aber ich sehe hier auch gar nicht Verdi in der Schuld, anscheinend kommt deren Geld ja hauptsächlich von Mitgliedern geringer und mittlerer Einkommen, wieso sollten die sich also drum scheren. Der AG sollte den Fachkräftemangel erkennen und was tun.

Und wenn man sich zB auf Facebook interessehalber mal anschaut wie die Stimmung ist, sieht man häufig wie Leute schreiben, dass sie aus Verdi austreten wollen --> Antworten sind dann meist "..Und somit die AG Seite stärken?!" oder "Wer soll sich dann für dich einsetzen??"  oder "Aber trotzdem dann von den Tariferhöhungen profiteren oder was?!?" 
Mir ist das völlig fremd. Die Antwort lautet dass man dann SELBST für sein Glück verantwortlich sein darf. Vielleicht hätte ich mein Leben lang im öD arbeiten müssen um diese seltsame Denkweise zu entwickeln
« Last Edit: 27.10.2020 11:43 von SpotJ »

MalZu

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« Antwort #4123 am: 27.10.2020 11:38 »
Zitat
Sie erhalten das Einstiegsgehalt eines Bauingenieurs im öffentlichen Dienst. Haltens sie das für gerechtfertigt? Zur Erinnerung: der Bauingenieur hat mindestens 12 Jahre die Schulbank gedrückt und ein schweres naturwissenschaftliches Studium hinter sich. Sollte der Bauingenieur nicht ein bisschen mehr in der Tasche haben?

Der Bauingenieur soll sich erstmal 13 Jahre bewähren und dann reden wir weiter. 3500 für einen Berufsanfänger ist ok. Wieviel hat er denn nach 13 Dienstjahren.

Inwiefern wäre Seniorität ein Leistungsmerkmal? Davon ab, ich wäre nach meinem Studium für den Gegenwert von 3500€ nicht einmal morgens aufgestanden, geschweige denn hätte ich dafür gearbeitet.

3500 Brutto! Ich kenne bildungsferne Familien mit vier Kindern, welche über 3000 Netto H4 erhalten und zusätzlich ....

WasDennNun

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« Antwort #4124 am: 27.10.2020 11:40 »
Der AG sollte den Fachkräftemangel erkennen und was tun.
Absolut richtig!