Autor Thema: Bossing ?  (Read 17209 times)

MrRossi

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Antw:Bossing ?
« Antwort #45 am: 20.07.2020 14:24 »
Spid kann vielleicht die Gefühle zu Hause lassen, da dürfte er aber wohl eine Ausnahme sein.
Ihm könnten solche Dinge wie Gefühl nur auf dem Papier bekannt sein, bisher habe ich keine, im Umgang mit anderen, kälteren Personen erlebt.

Exekutor

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« Antwort #46 am: 20.07.2020 14:27 »
Spid kann vielleicht die Gefühle zu Hause lassen, da dürfte er aber wohl eine Ausnahme sein.

Was man(n) nicht besitzt, kann nicht zu Hause gelassen werden.

Damiane

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Antw:Bossing ?
« Antwort #47 am: 20.07.2020 14:48 »
Vielen Dank für Euer Feedback. Die Behördenleitung ist informiert, vor ca 2 Jahren fand ein nicht gerade zufrieden stellendes Gespräch statt. Entweder ist man dort überfordert oder nimmt das Problem nicht ernst. Oder vllt. hakt da eine Krähe der anderen kein Auge aus, wie man so schön sagt.  In Sachen Überstunden dürfte die Vorgesetzte  jede Menge davon haben, denn Aufgaben werden von ihr nur ungern delegiert. Ich habe mir einige aktuelle  Vorkommnisse der letzten Monate aufgeschrieben.  Demnächst stehen hier im Haus wieder Gespräche zum LOB an, diesmal werde ich ein Mitglied des Personalrates dazu nehmen. Da bereits Kollegen vor mir auch wegen des Verhaltens der Vorgesetzten beim Personalrat und sogar bei der Behördenleitung waren ist das Problem des Verhaltens der Vorgesetzten bekannt. Ansonsten versuche ich halt, mich irgendwie mit der Situation zu arrangieren.

Schmitti

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« Antwort #48 am: 20.07.2020 14:59 »
Die Frage ist doch, wie einfach, schnell, effizient, sicher eine solche Ausgangslage wie hier im Startbeitrag ersichtlich in einen vernünftigen Arbeitsalltag umgewandelt werden kann
a) mit Gefühlen und Zwischenmenschlichkeiten oder
b) mit den Werkzeugen des geltenden Arbeitsrechts.

Wenn ich mich an mein bisheriges Berufsleben erinnere, haben (gerade bei menschlichen) Problemen am Arbeitsplatz Lösungsversuche, die von a) dominiert waren, regelmäßig nur dazu geführt, dass Lösungsweg b) verzögert und am Ende dann umso heftiger eingesetzt werden musste.

Man wird es nicht hinbekommen, dass sich die Themeneröffnerin mit ihrer Vorgesetzten jede Kaffeepause zusammen Witze erzählend auf dem Schreibtisch kugelt, und die Behördenleitung dazu Kekse reicht. Auch wenn das für manche leistungssteigernd wirken mag, es ist schlicht keine realistisch zu erwartende Veränderung. Realistischer ist ein wie auch immer von wem initiierter Arbeitsplatzwechsel eines Beteiligten. Schließt man diesen aus, bleibt der kollegiale/hierarchische Umgang eben so wie er ist.

BAT

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« Antwort #49 am: 20.07.2020 15:27 »
Und deswegen gibt es Führungskräfte die mehr Leistung aus den Mitarbeitern herausholen können als andere.
Die einen weil sie das Produktionsmittel optimal einsetzten, die anderen weil sie leistungssteigernd auf des Produktionsmittels Mensch einwirken können und Leistungen aktivieren, die anderen eben nicht sehen oder ansprechen können (weil auf dem Auge blind) oder pauschal als Gefühlchen klassifizieren.

Es lebe die Vielfalt.

Ich kann zwar keine abschließenden Studien liefern, ich mache mich aber mit den Indizien gemein, welche eine längere Arbeitszeit als sechs Stunden täglich als völlig ineffizient ansehen.

WasDennNun

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« Antwort #50 am: 20.07.2020 15:52 »
Und deswegen gibt es Führungskräfte die mehr Leistung aus den Mitarbeitern herausholen können als andere.
Die einen weil sie das Produktionsmittel optimal einsetzten, die anderen weil sie leistungssteigernd auf des Produktionsmittels Mensch einwirken können und Leistungen aktivieren, die anderen eben nicht sehen oder ansprechen können (weil auf dem Auge blind) oder pauschal als Gefühlchen klassifizieren.

Es lebe die Vielfalt.

Ich kann zwar keine abschließenden Studien liefern, ich mache mich aber mit den Indizien gemein, welche eine längere Arbeitszeit als sechs Stunden täglich als völlig ineffizient ansehen.
Ich glaube, dass das ein Irrtum ist, der darauf beruht, dass der mittägliche Konzentrationmangel länger dauert als man Pause macht. Da man Mittags wesentlich mehr als 30 Min Pause bräuchte um nachmittags sein zweites Leistungshoch (zur Arbeitszeit) zu erreichen. 5,5h 1,5h 2,5h ist bei mir ideal.
Wer allerdings 8,5 h "durcharbeitet" der könnte seinen Kram auch in 6 h schaffen, da stimme ich dir zu.

BAT

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« Antwort #51 am: 20.07.2020 16:00 »
Ich denke halt, das größte Potential liegt in der Struktur und nicht beim Personal, egal ob es führt oder folgt.

Wir haben regelmäßig mehr als acht Stunden Arbeitszeit täglich. Also mehr als der Gesetzgeber vom Prinzip erlaubt. Das ist nicht ohne Grund so. Man stelle sich vor, der Mindestlohn würde für 12 Monate unter den gesetzlichen Bestimmungen gezahlt, durch eine einmalige JSZ aber noch mit Ach und Krach auf das vorgeschriebene Niveau gebracht. Falsche Analogie? Nein, ich glaube, da ist etwas dran.

Ich halte die Arbeitswelt insofern für altbacken. Und wenn es auch nur der mangelnde Mut ist, hier neue Wege zu gehen. Aber dann hat man "die Alte" ja jeden Tag zwei Stunden länger am Hals ;) ;D

Feidl

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« Antwort #52 am: 20.07.2020 17:02 »
Ansonsten versuche ich halt, mich irgendwie mit der Situation zu arrangieren.
Und mit einem Einzelbüro und eher zu wenig Arbeit hast du damit nun wahrlich keine so schlechte Ausgangslage.

Für die Kolleginnen, die zuviel Arbeit haben, sieht es da schon schlechter aus. Von deren Seite aus sollte gehandelt werden. Vielleicht löst es dann auch deine (gefühlten) Probleme.

Schokobon

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« Antwort #53 am: 20.07.2020 17:11 »
Für EG 9b im Einzelbüro zu sitzen und nichts zu tun zu haben ist für so manchen Tarifbeschäftigten erklärtes Ziel. Für so manchen Mitarbeiter im öffentlichen Dienst dürfte dein Erfahrungsbericht hier als Anleitung dienen.

Kenne deinen Arbeitgeber nicht; hört sich aber nach der klischeehaft verkrusteten Vorkriegsbeamtenstube an, die man am besten schnell verlässt.

clarion

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« Antwort #54 am: 20.07.2020 20:17 »
Mit zu wenig Arbeit können die Tage ziemlich lang werden.

Anscheinend sind die Vorgesetzten deiner Vorgesetzten konfliktscheu. Wenn Du es schaffst es die Kollegen zu motivieren mit Dir gemeinsam zur Hausspitze zu gehen, könnte diese sich genötigt fühlen doch etwas zu unternehmen. Sonst kann man Dir nur zum Abflug raten.

RsQ

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« Antwort #55 am: 20.07.2020 21:23 »
Mit zu wenig Arbeit können die Tage ziemlich lang werden.

In der Tat. Bore-out klingt erstmal lustig, ist aber gesundheitlich ebenso ernst wie Burn-out.

CmdrMichael

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« Antwort #56 am: 20.07.2020 22:02 »
Wenn man Mitarbeiter möchte, die professionell ihre Arbeit erledigen, ohne daß sie ihre Gefühlchen mitbringen oder diese gar gestreichelt haben möchten, sollte tunlichst genau derlei aus der Führungskultur verbannen und sein Augenmerk lediglich auf Arbeitserledigung, Effizienz, Professionalität und Leistung legen.
Und dies ist der beste Weg im ÖD nur solche Leute zu bekommen, die du in einem früheren Posting "unbrauchbarer Ausschuss" genannt hast. Zumindest bei uns in der Behörde. Denn wer kein Problem mit buckeln hat und von seinem Chef nur als menschliches Produktionsmittel ausgebeutet werden will, geht in meinem Bereich zu den Big Four. Da kann man das auch haben, bekommt aber nach 3-5 Jahren mindestens das doppelte Gehalt eines A13ers (dann aber auch bei weit über 50+ Wochenstunden). Oder man wechselt zu einem der vielen Großkonzerne in unserer Stadt. Die besten Mitarbeiter bei uns, leisten sehr gute Arbeit, wollen aber Familienfreundlichkeit, Job-Sicherheit, eine interessante Arbeit und eine gute Arbeitsatmosphäre. Dafür nehmen die dann auch nur die eher unterdurchschnittliche Bezahlung von IT-Fachkräften im ÖD in Kauf. Wenn ich die nur als menschliches Produktionsmittel sehen würde, würden 80%, und zwar zuerst die sehr guten, sofort den Job wechseln. Angebote haben die alle genug. Und gerade bei den jungen Mitarbeitern herrscht eine ganz andere Mentalität. Die bekommen in der Behörde oftmals einen Kulturschock. Die wollen eher gecoacht als geführt werden. Natürlich geht in der Behörde nicht nur letzteres, als gute Führungskraft kann ich mich aber auch auf meine Mitarbeiter einlassen. Dafür werde ich am Ende immerhin bezahlt, dass beste aus meinem Team herauszuholen.

Nur mal als (abschreckendes?) Beispiel für neue Führungskultur, die auch ich selbst ich zu krass finde, aber nach Erzählungen eines Beteiligten funktionieren soll und wo in der Zukunft vermutlich der Zug in der Privatwirtschaft hinfahren wird: Ein Tochterunternehmen eines ehemaligen Staatskonzerns (nicht die Telekom ;), hat komplett auf agile Teams umgestellt. Pro Thema (oder Projekt) wird ein Team zusammengestellt und das Team wählt sich dann unter den Teammitgliedern seinen Chef selbst.

Spid

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« Antwort #57 am: 20.07.2020 22:38 »
Und hier - wobei hier mehr als 100 Standorte bundesweit sind - bekomme ich genau das Personal, das ich möchte und brauche. Teilweise haben wir ähnliche Nachwuchsprobleme wie die Gesamtwirtschaft, das ist aber punktuell und keine eben keine Besonderheit. Weder von Buckeln noch von Ausbeutung habe ich etwas geschrieben - noch würde bei den Big Four derlei praktiziert. Ich schrieb über unser Personal bereits an anderer Stelle:
Zitat
Oh, sie erwarten so einiges. Straffe Führung, Aufstiegsmöglichkeiten, Leistungskultur... bekommen sie hier alles. Ich führte es andernorts bereits aus:
Zitat von: Spid am 05.11.2019 04:00
Es gibt genügend AN, die die Schnauze davon voll haben, daß ihr Arbeitsleben den gesamtgesellschaftlichen Mißstand widerspiegelt, daß Ressourcen dafür verschwendet werden, daß die Versager gepampert werden, anstatt die Elite zu fördern. Die keinen Bock darauf haben, für andere mitzuarbeiten, die irgendein Gefühlchen quersitzen haben. Die keinen Bedarf an der fortschreitenden Feminisierung und Infantilisierung von Arbeitsbeziehungen haben, bei denen Gefühlchen gestreichelt werden sollen, sondern die Leistung erbringen wollen, sich in Konkurrenz zu anderen sehen und die bei Versagen kein „immerhin hast Du Dich ganz doll angestrengt“ hören wollen, sondern es ertragen, wenn man ihnen ihr Versagen vor Augen führt, ohne sich in Tränen aufgelöst selbst in die nächste Nervenklinik einzuweisen. Die das ganze weichgespülte, vorgeblich wertschätzende, aber einfach nur leistungsfeindliche und konkurrenzdiffundierende Getue nicht ertragen. Kurz diejenigen, die die 80er dem Alt-68er-Gedriss vorziehen. Führung spiegelt sich in dem Personal wider, das man damit anzieht - und da bin ich hinsichtlich Leistung und Einstellung sehr zufrieden, insbesondere seitdem das tote Holz weg ist, das ich vom Vorgänger geerbt hatte.

Das nennt man Unternehmenskultur. Mit der zieht man - wenn man es richtig macht - die Arbeitnehmer an, die man sucht. Die wechseln übrigens ausgesprochen gern vom Zuwendungsgeber zu uns - sogar in eine niedrigere Entgeltgruppe, mithin also auch, wenn sie weniger wertgeschätzt werden.

Die Mitarbeiter sind hier, weil sie das wollen. Weil das genau die Arbeitsatmosphäre ist, die sie wollen. Weil sie kein Interesse an weichgespülter Einhornkacke haben - auch nicht die jungen Mitarbeiter, denn sonst hätte ich sie nicht ausgewählt. Zudem lege ich mir bei Personalauswahl keine unsinnigen Selbstbeschränkungen an, wie sie häufig im öD irgendwelchen Beamtenkalkrieselhirnen entspringen. Mein IT-Leiter macht ohne Schulabschluss und Berufsausbildung einen großartigen Job - in E13.

Novus

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« Antwort #58 am: 20.07.2020 23:28 »
Ich glaube kein Wort :)

Britta2

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« Antwort #59 am: 21.07.2020 03:14 »
Noch 15 Jahre für den Themenstarter ist heftig lang. Seit der Aussprache mit Beschwerde vor nunmehr 2 Jahren gilt er auch noch offiziell als Querulant in seinem Unternehmen. Schlechte Ausgangslage für Forderungen heute.
Den Luxus von Sterbezimmern leistet sich nur der Öffentliche Dienst. Für ein erfolgreiches Rausekeln unbequemer Mitarbeiter schulen sich die im Netzwerk vereinten Unternehmen gegenseitig seit Jahrzehnten. Dass es sowas gibt wird leider immer erst dann geglaubt, wenn man selbst betroffen ist.
Solche Ratschläge wie "Dein Arbeitgeber will Dich loswerden, also kündige selber" lehne ich ab.
Gegenvorschlag (wobei die 15 Jahren heftig sind ... 5 wären besser zwecks Überbrückung):
1. Homeoffice beantragen mit Vollzeitjob.
2. Sich ein Ehrenamt suchen und dort Erfolge haben.
3. Oder Dinge tun, für die bisher keine Zeit war.  Oder ein Fernstudium starten, Sprachen lernen ...

Der Arbeitnehmer ist verpflichtet, seinem Dienstherren seine Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen. Nur wenn der Arbeitgeber zuviel Geld hat, dann zahlt er ohne Arbeitsaufträge zu geben.