Autor Thema: Bossing ?  (Read 17197 times)

Damiane

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Bossing ?
« am: 19.07.2020 10:34 »
Ich bin seit 1991 in einer Stadtverwaltung mit ca 20.000 Einwohnern angestellt. Von 1991-1997(eingruppiert E5) habe ich die Angestelltenprüfungen 1 und 2 erfolgreich absolviert und wurde in die Kämmerei versetzt, mit der Vergütung E6.
Von 1997-2015 habe ich in der E6 Mädchen für alles gemacht, habe mich regelmäßig weitergebildet. Eine adäquate Stellenbeschreibung wurde mir seitens der Vorgesetzten auch auf Bitten hin nicht erstellt. Immer wieder gab es Beschwerden über das Verhalten meiner sehr narzistisch veranlagten Vorgesetzten bei der Behördenleitung, auch haben Kolleginnen wegen ihr den Dienst quittiert/waren lange krank. Mich selber hatte sie zunächst nicht auf dem Kieker. Bis zu meinem 25 Jährigen Dienstjubiläum. Sie kam wie immer zu spät und hat sich gleich wieder wichtig gemacht. Da ich von Kolleginnen aus anderen Behörden, die ähnliche Tätigkeiten wie ich verrichteten wusste, dass diese in der E9 eingruppiert sind habe ich nach 25 Jahren im Jahr 2016 meinen Mut zusammengefasst und einen Antrag auf tarifgerechte Eingruppierung gestellt. Der wurde abgelehnt. Daraufhin habe ich einen Fachanwalt für Arbeitsrecht kontaktiert, der die Behördenleitung angeschrieben hat. Meine Vorgesetzte wies mich an, eine Stellenbeschreibung zu erstellen. Diese wurde von ihr geprüft, geändert und unterschrieben. Im Ergebnis erhielt ich die kleine E9, später dann auf Antrag die E9b, Stufe 3 !! Damit habe ich mir den Unmut meiner Vorgesetzten
zugezogen, ihr Verhalten mir gegenüber ist seitdem äußerst feindselig, ich bin mehr als einmal heulend nach Hause gegangen. Ich habe beim Personalrat um Hilfe ersucht mit dem Ergebnis, dass mir ein eigenes Büro zugewiesen wurde. Vorher saß ich im Vorzimmer der Chefin und konnte noch nicht einmal telefonieren, ohne dass sie sich reingehangen hat. Nunmehr entzieht sie mir nach und nach Aufgaben und überträgt diese an eine Kollegin, die seit ca 2 Jahren in unserer Abteilung ist und fleißig Lehrgänge besucht, die ich schon vor 10 Jahren und länger zurück absolviert habe. Der Personalrat sagt, damit müsste ich leben, die Vorgesetzte verteilt die Aufgaben. Derzeit suche ich mir im Büro irgendwelche Arbeit, weil mir kaum noch etwas zugewiesen wird. Während der Corona-Wochen war es besonders schlimm, jeden Tag ins Büro und kaum was zu tun, während ich Zu Hause/in der Familie mehr als genug zu tun gehabt hatte. Letztes JAhr ist sie soweit gegangen, dass sie mir in Sachen LOB so wenig Punkte gab, dass ich keine Prämie erhalten habe. Auch habe ich den Eindruck, dass sie den Spieß versucht umzudrehen und mich als "Problem-Mitarbeiterin" gegenüber der Behördenleitung hinstellen will. Ich bin jetzt 52, habe meine Arbeit immer gern gemacht, habe auch mit meinen Kollegen keinen Streit oder so, sondern nur mit meiner Vorgesetzten. Wie soll ich mich nun verhalten ? Jeden Tag in meinem Büro Gesetze lesen ? Und das noch fast 15 Jahre bis zur Rente ?

Spid

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« Antwort #1 am: 19.07.2020 11:07 »
Worin genau besteht das Problem?

clarion

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Antw:Bossing ?
« Antwort #2 am: 19.07.2020 11:08 »
Hallo besteht die Möglichkeit innerhalb der Verwaltung sich in eine andere Abteilung versetzen zu lassen?

Damiane

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Antw:Bossing ?
« Antwort #3 am: 19.07.2020 11:23 »
@Spid, das Problem ist, dass ich Geld fürs Lange Weile schieben bekomme. Da sind 40 Stunden sehr lang.@Clarion, wenn, dann nur E5 oder 6. Die per Stellen hier sind rar. Bei gleicher Eingruppierung, vllt. auch eine Gruppe runter würde ich wechseln, wenn etwas frei wäre.

Spid

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Antw:Bossing ?
« Antwort #4 am: 19.07.2020 11:35 »
Sofern auftragsmäßig derzeit weniger Arbeit anfällt, ist Leerlauf in gewissem Umfang hinzunehmen. So Du glaubst, der AG erfülle seine Beschäftigungspflicht nicht, ließe sich ein solcher ggü. dem AG durchsetzen. Mir erschließt sich der Zusammenhang zum Vorgesetzten nicht.

Damiane

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Antw:Bossing ?
« Antwort #5 am: 19.07.2020 11:48 »
@Spid, Arbeit ist genug da, nur wird sie an andere Kollegen verteilt oder von der Vorgesetzten selbst erledigt, die oft bis spätabends im Büro sitzt. Vllt. kommt es nicht so richtig rüber, aber nach all den Jahren in denen ich gut zu tun hatte werde ich ausgegrenzt. Mitunter sehe ich die Vorgesetzte Wochen lang nicht, sie geht nicht ans Telefon, obwohl sie im Büro ist, hat dann keine Zeit, wimmelt mich ab usw. Schreiben von mir die sie unterschreibt liegen schon mal 5 Wochen und länger,bis sie zurück kommen. Im letzten LOB Gespräch sagte sie, ich solle kündigen, sie schreibt mir auch die beste Beurteilung. Sieht so die neue Motivation der Mitarbeiter aus ?

Spid

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Antw:Bossing ?
« Antwort #6 am: 19.07.2020 12:02 »
Sieht für mich eher so aus, als seien der AG und Du Opfer der rigiden Kündigungsschutzregelungen in Deutschland. Aus Sicht des AG bist Du überflüssig und ungewollt, eine betriebsbedingte Kündigung erfolgt nur deshalb nicht, weil die präferierte Kollegin bei der Sozialauswahl den Kürzeren zöge. Außer einer möglichen Verletzung der Beschäftigungspflicht sehe ich aber kein Problem.

Damiane

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Antw:Bossing ?
« Antwort #7 am: 19.07.2020 12:12 »
@Spid, genau der Kündigungsschutz scheint es zu sein, dass man Mitarbeiter, die Jahrzehnte nachweislich gute Arbeit gemacht haben und es weiter tun wollen, nicht einfach feuern kann. Wieviele  Dienstjahre hast Du denn schon absolviert ? Woher kommt Deine Weisheit ? 

Spid

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Antw:Bossing ?
« Antwort #8 am: 19.07.2020 12:18 »
Ich sammle keine Dienstjahre. Meine weisen Einsichten speisen sich aus meinem überlegenen Intellekt gepaart mit den Erfahrungen, mich im genannten Rechtsrahmen des ganzen toten Holzes, das mein Vorgänger hinterlassen hat, entledigen zu müssen.

WasDennNun

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Antw:Bossing ?
« Antwort #9 am: 19.07.2020 12:21 »
@ Damiane
Nicht wundern das Spid deine Probleme nicht sieht, dazu ist er leider nicht befähigt aufgrund seiner eingeschränkten Wahrnehmungsfähigkeit.

Dein Dilemma hast du ja gut erkannt und du kannst da nur drei Dinge tun:
* Dein AG verklagen, dass du Arbeit zugeteilt bekommst, weil er seiner Beschäftigungspflicht nicht nachkommt.
* Dir ein dickes Fell zulegen und grinsend Guten Morgen und Guten Abend deiner Cheffin wünschen, und dich zynisch zu bedanken, dass sie dir so wenig Arbeit zuteilt und ihr noch einen schönen Abend im Büro wünschen. Und auch an anderen Stellen diese Situation transparent und objektiv kommunizieren, so dass sich die Cheffin ggfls. den Unmut anderer zuzieht.
* Wechseln (Das ist ja das, was deine Cheffin will)

Damiane

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Antw:Bossing ?
« Antwort #10 am: 19.07.2020 12:39 »
@WasDennNun, Danke. Ich habe den Thread eröffnet, um es mir ein wenig von der Seele zu schreiben. Und vllt.gibt es ja den einen oder anderen, der ähnliches erlebt hat.  Den Personalrat habe ich teilweise mit im Boot, das nächste LOB -Gespräch mache ich nur im Beisein eines Mitglieds vom Personalrat. Und dann schaue ich halt, was in den nächsten Jahren frei wird hier. Vllt. passiert ja auch ein Wunder und bei der nächsten Bürgermeisterwahl /dem Wechsel an der Behördenspitze ändert sich das Klima hier wieder.
@Spid, woher hast Du Deine  (theoretischen)   Erfahrungen ?

RsQ

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Antw:Bossing ?
« Antwort #11 am: 19.07.2020 12:45 »
Wäre die Situation nicht ideal, um sich extern wegzubewerben? Wenn dich die Vorgesetzte loswerden will, dürfte doch auch einer schnellen Wechselmöglichkeit nichts im Wege stehen. Und auch Vorstellungsgespräche sollten flexibel machbar sein?

Auch wenn man im Recht sein mag: Bevor man sich diesen emotionalen Stress antut, wäre es vielleicht auch eine Chance, woanders nochmal was Neues zu machen. 17 Jahre bis zur Rente sind ja noch ausreichend Zeit ...

Spid

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Antw:Bossing ?
« Antwort #12 am: 19.07.2020 13:00 »
Meine Wahrnehmungsfähigkeit ist nicht eingeschränkt, sie ist fokussiert und ignoriert deshalb eingebildete Probleme. Ein Dilemma ist nicht zu erkennen. Wäre es auch nicht, wenn man eingebildete Probleme berücksichtigte.

Erfahrungen können nicht theoretischer Natur sein. Meine hier relevanten Erfahrungen entstammen meiner beruflichen Tätigkeit.

Was ist „emotionaler Stress“?

Tagelöhner

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Antw:Bossing ?
« Antwort #13 am: 19.07.2020 13:04 »
Da ggf. empfundener Stress durch derartiges Vorgesetztenverhalten vor allem auch etwas hoch individuelles ist, würde ich zunächst einmal daran arbeiten.

Erledige die Dir übertragenen Aufgaben ordentlich und freue Dich über die übrige eigentlich stressfreie Zeit. Falls Du tatsächlich mehr Aufgaben übernehmen kannst, weise Deine Vorgesetzte schriftlich daraufhin und frage doch mal freundlich bei den Kolleginnen und Kollegen ob Du unterstützen kannst, sofern die Vorgesetzte Dich lässt. In der Regel hat man dann zügig Unterstützer im Kollegenkreis.

Alternativ würde ich mich im Büro dann privaten Erledigungen widmen oder selber fortbilden, sofern das ohne weiteres möglich ist.

Viele Grüße und behalte den längeren Atem.
« Last Edit: 19.07.2020 13:11 von Tagelöhner »

WasDennNun

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Antw:Bossing ?
« Antwort #14 am: 19.07.2020 13:10 »
Meine Wahrnehmungsfähigkeit ist nicht eingeschränkt,
[...]
Was ist „emotionaler Stress“?
;D ;D ;D süß.

@Damiane

Wie Tagelöhne schreibt, versuche das Beste in der Situation zusehen. Am Ende ist es "selbst"gemachter Stress dem man da unterliegt.
Ansonsten kannst u.a. während der Bürozeit dich mit Online Weiterbildungskursen beschäftigen, aber so, dass dir die Cheffin nicht an den Karren fahren kann.
Und kommunizieren überall offen, dass du mehr leisten kannst und willst, aber die Cheffin dich nicht lässt.

Parallel hast du ja alle Zeit der Welt einen anderen Job deiner Wahl zu suchen.