@Taigawolf:
Die Problematik kann man natürlich ansprechen. Warum sich aber die Gesamtgesellschaft von Union/FDP und der Springer-/Burda-Presse immer wieder dazu verleiten lässt, nach unten zu treten, verstehe ich nicht. Also ich verstehe es schon, denn es ist sehr einfach. Politik und Arbeitgeber/Dienstherren reiben sich jedenfalls die Hände, weil das eigentliche Problem, nämlich die Reallohnentwicklung in Deutschland entlang einer stark gestiegenen Produktivität komplett aus den Augen verloren wird.
Transferleistungen wie das ALG II oder das Bürgergeld sind dafür da, dass Menschen nicht in Armut verfallen, wenn sie ihren Job verlieren und keinen Anspruch auf ALG I (mehr) haben. Ich bin froh, dass wir keine amerikanischen Verhältnisse haben, wo ganze Familien in komplette Armut rutschen, ihre Kinder nicht zum Arzt können und diese vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen (Klassenfahrten, ...) werden.
Wieso werden die <3% der Verweigerer den anderen >97% der Transferleistungsbeziehern angelastet und hier pauschalisierend alle als "Hartzer" und "Hartzis" bezeichnet? Das sind ganz bewusst diskriminierende Bezeichnungen für diese Menschen. Wenn man selber nie in dem System steckte (Idealfall Lehrer: Schule -> Uni -> Schule (ausgesorgt), hat man zwei Optionen, um die eigene Glaubwürdigkeit nicht zu verlieren:
1. Informieren und dann mit ehrlichen Zahlen (s.o.) argumentieren.
2. Finger stillhalten.
"Der Horst, also der Bruder des Bekannten meines Arbeitskollegen, der drückt sich schon seit zehn Jahren vor den Maßnahmen der Arbeitsagentur" ist ein Annekdötchen und keine Argumentationsgrundlage. Und auch die BILD bildet nicht.
@Bastel:
Manche Menschen schaffen es, sich unter der untersten Schublade in noch mehr Schubladen selbst vorzufinden. Von der Tafel als "Zugang zu verbilligten Lebensmitteln" zu sprechen und dann so zu tun, als wäre Schwarzarbeit ein Monopol von Leistungsbeziehern (versuch dich doch selbst mal dran, wenn das so attraktiv ist) zeigt, dass Du Dich von der Realität komplett losgelöst hast. Ich weiß nicht, in welcher Besoldungsstufe Du bist, aber LehrerBW, der in BW mindestens mit A12 nach Hause geht, hat wohl wirklich keinen Grund zum Neid.
Es geht doch wie immer gar nicht um gesamtgesellschaftliche Probleme oder um Gerechtigkeit. Und wie viele A6er sind hier wirklich bei den lauten Hetzern dabei? Seien wir doch ehrlich: es geht darum, dass die Grundsicherung eine Relevanz für die Alimentation von Beamten hat und dass das Abstandsgebot das Wichtige für o.g. Menschen sicherstellt: "mehr Kohle". Ich freue mich natürlich auch über eine Besoldungserhöhung, wieso auch nicht. Woher bei mir jetzt aber der Wunsch kommen sollte, auf oben diskutierte Menschen herabzuschauen und sie herabzuwürdigen, wird mir nicht klar. Was mir klar wird, sind die emotionalen Schwierigkeiten, die dazu verleiten: die Dienstherren drücken sich erfolgreich um die amtsangemessene Alimentation und man ist trotz rechtlichem Anspruch darauf als kleiner Beamter ziemlich machtlos. Das verleitet dazu, sich an Anderen abzuarbeiten. Es bleibt aber leider billig und falsch.
Hier wird ja oft auf rechtlichen Paragraphen herumgeritten. Ich möchte insbesondere Beamtinnen und Beamte an Artikel 1 des Grundgesetzes erinnern, neben § 130 StGB.