Der Unterschied zwischen Tagelöhner und Kimonbonbon ist einfach, das Letzterer zumindest eine kreative Leistung erbringt die einen hier und da mal lächeln lässt. Ersterer sondert sein Stammtischgedöns hier ab, ohne auch nur auf einen präsentierten Fakt einzugehen. Ich erkenne da außer Neid nicht wirklich Inhalt.
Und warum braucht es Familenzuschläge? Naja, ganz einfach, weil ich ohne Familenzuschläge einfach unglaublich unterbezahlt wäre und mich schon lange Richtung freie Wirtschaft bewegt hätte. Die Angebote die ich hier und da präsentiert bekomme starten alle deutlich im sechstelligen Bereich. Ich bin Wirtschaftswissenschaftler und seit 20 Jahren im Staatsdienst. Mein Bruttogehalt inkl. aller Zuschläge liegt bei nicht einmal 60.000€ in Jahr. Wenn ich nun im Freundeskreis Vergleiche anstelle oder mal wieder über das Beamtenturm gelächelt und betont wird wie krank gut es mir ja gehen müsse, dann ist es mir null unangenehm die Zahlen mal auf den Tisch zu legen.
Dies führt dann dazu, dass jene die "lediglich" Facharbeiter sind, mich verdutzt angucken und mich fragen warum ich mir das überhaupt antue. Und nein, die tollen Benefits als Beamter reißen gar nichts raus. Spätestens wenn mir erzählt wird, dass der private Arbeitgeber 30 Tage Urlaub, 8 Tage Bildungsurlaub, 4 Familientage, Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Gewinnbeteilgung, Boni, privat nutzbaren Dienstwagen, Wahlrecht bei der Abgeltung von Überstunden, Verpflegungsgutscheine und was weiß ich noch alles bietet. Und dabei ein Nettogehalt in der Region des eineinhalbfachen des meinen gezahlt wird. Nur dass bei mir für mich und Kinder noch die PKV davon gezahlt werden muss. Und warum bekommt nun dieser Facharbeiter keinen Familienzuschlag? Weil er ihn einfach nicht braucht! Würde ich den Zuschlag nicht bekommen, dann wäre das Gehalt des Facharbeiters (in dem Fall in einem mittelständischen Unternehmen der Chemiebranche tätig) mindestens doppelt so hoch wie meines. Plus Boni!
Von einem Vergleich zu Akademikern mit Blick auf meine Berufserfahrung und meine sehr spezifische und gefragte Ausbildung, sehe ich mal ab. Nur soviel: ich wurde auch schonmal in den Arm genommen und getröstet, nachdem ich offenbart habe was ich am ersten des Monats überwiesen bekomme.
Insofern ist es mir zwar irgendwie zuwider was Tagelöhner von sich gibt. Andererseits ist es mir aber auch völlig egal, weil es einfach von Unkenntnis, Geltungsdrang und Neid zeugt. Neid auf etwas das sich besser anhört als es tatsächlich ist.
Abschließend: ich denke ich bin nicht der Einzige der anfängt darüber nachzudenken, ob die nicht monetären Aspekte des Beamtenverhältnisses die monetären Nachteile noch aufwiegen. Und wenn die Tarifverhandlungen und auch die Anpassung der Alimentation an sich keine merkliche positive Veränderung bringen, dann wird der ÖD massenweise hochqualifiziertes Personal verlieren. Von Personal gewinnen brauchen wir dann nicht mehr reden. In meiner Behörde ist z.B. trotz massenafter Ausschreibungen schon jetzt ein Netto-Rückgang der Belegschaft zu beobachten.
Und ich gehe jede Wette ein, dass Kandidaten wie Tagelöhner dann die ersten sind die Untätigkeitsklage erheben oder Dienstaufsichtsbeschwerden verfassen, weil einfach kein Dummer mehr da ist der für die Gesellschaft die Drecksarbeit macht.
Das Maß ist einfach voll. Genauso voll wie mein Zeitkonto, dass am maximalen Limit der Überstunden angelangt ist und darauf wartet in knapp fünf Monaten ohne Ausgleich 160 Stunden zu streichen. Wie jedes verdammte Jahr seit einiger Zeit, weil ich die Arbeit für drei Vollzeitäquivalente übernehmen muss. Und ja: lieber so als Tagelöhner bewirbt sich. Lücke und Krücke und so.