Die Zahl der Beschäftigten im ÖD dürfte die nächsten Jahre deutlich abnehmen, da die Babyboomer in Rente gehen und der ÖD dank der Knauserigkeit der öffentlichen Hand zumindest für Akademiker kein attraktiver AG oder Dienstherr darstellt
Während ich hinsichtlich der Attraktivität ebenfalls Deiner Meinung bin, glaube ich andererseits nicht, dass diese Abnahme real hinnehmbar wäre. Nicht umsonst hebt die aktuelle pwc-Studie gegenüber jener aus dem Jahr 2017 noch einmal deutlich höhere Bedarfe an Fachkräften im öffentlichen Sektor hervor:
https://www.pwc.de/de/branchen-und-markte/oeffentlicher-sektor/fachkraeftemangel-im-oeffentlichen-sektor.htmlhttps://www.daserste.de/information/wirtschaft-boerse/plusminus/sendung/studie-pwc-oeffentlicher-dienst-100.pdfDabei sollte nicht unterschätzt werden, dass insbesondere hinsichtlich der allgemeinbildenden Schule ab 2026, ausgehend vom ersten Grundschuljahr, bis 2030 pro Jahrgangsstufe der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder vollzogen werden muss.
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/alle-meldungen/rechtsanspruch-auf-ganztagsbetreuung-fuer-ab-2026-beschlossen-178826 Allein hier sollte in Anbetracht der heutigen Zahlen eine recht hohe personelle Neuausstattung zu vollziehen sein (
https://www.ganztagsschulen.org/SharedDocs/Kurzmeldungen/de/m-o/neue-kmk-statistik-fuer-ganztagsschulen-2019-2020.html). Dabei ist zugleich die weiterhin deutlich wachsende Zahl an Schulkinder in Rechnung zu stellen, vgl.
https://www-genesis.destatis.de/genesis/online?operation=previous&levelindex=3&step=3&titel=Ergebnis&levelid=1676844088508&acceptscookies=false#abreadcrumb Woher die notwendigen Lehrkräfte und die weiteren Betreuer kommen sollen, bleibt - höchstwahrscheinlich: nicht nur mir - ein Rätsel. Aber insgesamt ist davon auszugehen, dass sich der seit vielen Jahren zu verzeichnende Trend zum deutlich expandieren Bedarf an Fachkräften im öffentlichen Bildungssektor noch auf viele Jahre fortsetzen wird, wie er mit dem Ausbau und der Förderung des Ganztagsschulbetriebs ab den 2000er Jahren begonnen hat. Nicht umsonst ist der allgemeinbildende Sektor mit heute rund 20 % aller Beschäftigten im Öffentlichen Dienst - wie vorhin gezeigt - ein zentraler Motor für die seit 2009 sukzessive steigenden Beschäftigungszahlen im Öffentlichen Dienst.
Auch hier zeigt sich zweierlei: erstens, dass die Dienstherrn und Arbeitgeber ein starkes Interesse an einer weiterhin keine hinreichende Attraktivität gewährenden Besoldung und Entlohnung haben werden, um nach wie vor die insgesamt hohen Personalkosten zu begrenzen, und zweitens, dass diese Politik die Probleme nur noch immer weiter verschärfen wird, da bei einem nach wie vor expansiven Bedarf an Fachkräften von deutlich geringeren Nachwuchszahlen gegenüber denen der Ausscheidenden auszugehen ist.
Sachlich betrachtet mutet die Fortsetzung der interessengeleiteten Personalpolitik - unabhängig von der rechtlichen Dimension, die noch einmal auf einem anderen Blatt steht (sozusagen die Rückseite des Blattes bildet, weshalb eine andere bundesverfassungserichtliche Rechtsprechung als die seit 2012 vollzogene nicht zu erwarten wäre; eher erwartbar ist deren noch einmal deutlich fortschreitende Konkretisierung in Anbetracht der den Dienstherrn weglaufenden Zeit) - wie der reinste Irrsinn an. Tatsächlich müsste spätestens heute mit der Debatte begonnen werden, wie die notwendigen Fachkräfte in den nächsten 15 Jahren zu generieren sind - und die in der ansonsten sachlich schlüssigen pwc-Studie gemachten Vorschläge werden allesamt nicht ausreichen, um die Problematik in den Griff zu bekommen. Denn letztlich wird sich das Problem der Nachwuchsgewinnung weit überwiegend nur marktwirtschaftlich lösen lassen (das dürfte auch die PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft wissen, ohne dass sie das den Adressaten der Studie zumuten wollte). Entsprechend dürfte auf der Hand liegen, dass ohne deutlich höhere Löhne und Gehälter die Attraktivität des Öffentlichen Diensts nicht hinreichend sein wird, um die Zahl an Nachwuchskräften generieren zu können, die notwendig werden. Dabei könnte man, wenn man verantwortungsvoll eine nachhaltige Politik zur Nachwuchsgewinnung vollziehen wollte, nicht allein darauf bauen, dass sich nicht geringe Teile der jungen Generation derzeit in einem hohen Maße noch eine Beschäftigung im Öffentlichen Dienst vorstellen können und diese für attraktiv halten. Denn ob dem so bleiben wird, da sich auch der Privatwirtschaft mehr und mehr zeigt, dass ganz andere Anstrengungen zur Nachwuchsgewinnung nötig sind und weiterhin sein werden, dürfte sich in den nächsten Jahren zeigen. Sich in Fortsetzung der Vogel Strauß-Politik darauf zu verlassen, dürfte gleichfalls wenig nachhaltig und also kaum verantwortungsbewusst sein. A 9 und In haben dieser Politik mit ihren Vorschlägen gerade offensichtlich berechtigte Namen gegeben:
Der Letzte macht hinter sich das Licht aus, schlaft gut und gute Nacht-Gesetz