@ Reisinger und Bastel
Ohne hier in eine tiefere politische Diskussion eintreten zu wollen, da es gut und richtig ist, dass wir hier auch und gerade auf Grundlage unterschiedlicher politischer Grundansichten haben und sachlich miteinander diskutieren, komme ich auf Grundlage eines doch schon längeren Lehrerlebens in einem ehemaligen Arbeiterviertel mit heute weiterhin vielen armen Menschen pädagogisch zu anderen Ergebnissen. Denn zwar gibt es wiederkehrend auch Kinder von Leistungsempfängern, die Markenklamotten oder -Schuhe tragen und auch findet man heute kaum noch ein Kind und Jugendlichen, die nicht mit den Glückseligkeiten der schönen neuen Medienwelt ausgestattet wären - aber das kann man zunächst einmal weder Kindern noch minderjährigen Jugendlichen vorwerfen, da sie ob ihres Entwicklungsstands Eigenrechte beanspruchen dürfen und eben von ihrem kindlichen und jugendlichen Empfinden her generell und also vielfach unter einem deutlich stärker empfundenen Vergleichsdruck stehen als wir Erwachsene. Darüber hinaus schafft Armut vielfache und vielfältige Stigmatisierungen mit allen negativen Folgen, die man täglich beobachten kann, wenn man das möchte - und für die Armut seiner Familien trägt kein Kind eine Verantwortung, weder ein Kind von Leistungsbeziehern noch das Kind eines Beamten des einfachen oder mittleren Diensts, der weiterhin unterhalb des Grundsicherungsniveaus alimentiert wird.
Insofern kann jede auch nur einigermaßen mit Intelligenz gesegnete Maßnahme zur Minderung und Linderung von Kinderarmut individuell und gesellschaftlich nur begrüßt werden, denke ich. Darüber hinaus kann ich nicht erkennen, dass ausgerechnet die Parteien in Deutschland, die sich gerne den Leistungsgedanken auf ihre Fahnen schreiben, in den letzten 25 Jahren schulisch irgendetwas wirklich Grundlegenders auf die Reihe bekommen hätten, was diesen allemal notwendigen Leistungsgedanken an Schulen irgendwie hätte fördern können, unabhängig davon, dass gerade diese Parteien schulisch zumeist keinen Leistungsgedanken entwickeln, sondern von ihrem Personal her weit überwiegend vor allem auf die Förderung der Lebenschancen ihres potenziellen Wählerklientels hin ausgerichtet sind. Außer öffentlich vorgetragenen Worthülsen ist entsprechend auch ihnen nicht viel mehr eingefallen, als die Institution Schule zum Reparaturbetrieb der Gesellschaft verkommen zu lassen, indem auch sie hinsichtlich grundlegend neuer gesellschaftlicher Probleme, die Kinder und Jugendlich betreffen, zumeist nur auf den bequemen Lösungsansatz zurückgefallen sind, dass das die Schule lösen sollte, ohne dass die Schulen gleichzeitig von ihren Ressourcen so in Kraft gesetzt worden wären, um das tatsächlich erreichen oder es zumindest hinreichend angehen zu können; vielmehr haben die vielen sog. (Bildungs-)Aufträge an die Schule, die vielfach wahllos auf diese delegiert worden sind, diese am Ende mit in den Überforderungscharakter hineingetrieben, den wir nun vor uns sehen (das unterscheidet die Bildungspolitik der letzten Jahrzehnte aller Parteien mit Regierungsverantwortung von jener der 1960er und 1970er Jahre, als also noch ein tatsächlicher Anspruch gegeben war, Bildungspolitik betreiben zu wollen).
Das von allen genannten politischen Parteien in den letzten Jahrzehnten angerichtete Chaos an den Schulen, das uns nun und in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zunehmend vor die Füße fällt, ist Ausdruck einer Leistungsfeindlichkeit und gedanklichen Bequemlichkeit in Bildungsfragen, die sie allesamt zu verantworten haben - und das Ergebnis trifft insbesondere die Kinder von armen Eltern zumeist nur umso härter, da hier familiär vielfach deutlich weniger Ressourcen vorhanden sind, um Defizite ausgleichen zu können. Genau das muss man den Parteien vorwerfen, die den Anspruch haben, Politik auch für arme Menschen zu machen, und den Vorwurf kann man auch den restlichen der genannten Parteien nicht vorenthalten, auch wenn man ihnen gegenüber berechtigt davon ausgehen kann, dass man hier weniger vorwurfsvoll richten sollte, da sie ja eher mit ihren Flugzeugen und Hochzeiten auf Sylt beschäftigt sind, was es schwierig macht, sich noch mit Lebenswelten armer Menschen und ihrer Kinder beschäftigen zu können. Auch die Ressourcen jener Parteien sind begrenzt, worin sich ihre Armut zeigt.
@ Soldat
Doch, das Anliegen wurde eingearbeitet, wie Du es ja zwischenzeitlich selbst feststellst, nämlich indem man nun die familienbezogenen Besoldungskomponenten in Teilen der unteren Segmenten der Besoldungsordnung erheblich ausweitet, womit man das Ziel verfolgt, weiterhin keine verfassungskonforme Besoldung zu gewähren. Da man nun keine verfassungskonforme Besoldung erreichen will, der barunterhaltspflichtige Petent aber eine Verbesserung seiner Lage fordert, verbessert man nun seine Lage durch die massive Erhöhung der familienbezogenen Besoldungskomponenten. Das muss so sein, auch wenn der Petent ggf. von den geplanten verfassungswidrigen Regelungen gar nicht betroffen sein wird. Denn ansonsten würde man ja nicht zu einem positiven Ergebnis auch in diesem Einzelfall kommen, was bedeuten könnte, dass eins plus eins womöglich nicht mehr drei ergeben würde. Da das aber die strenge Logik der geplanten gesetzlichen Regelung untergraben könnte, indem es unumstößliche Setzungen der ausschussamtlichen Mathematik verletzen würde, ist nun dem Petent Genüge getan worden, was man im Punkt 2.4.8 zum Ausdruck bringen wollte. Auch dieses Problem darf man nun also ausschussseitig als erledigt begreifen können. Und insofern die Ausschussmitglieder ggf. Schuhe mit zu großer Nummer tragen würden, wird auch das Problem durch den geplanten Gesetzentwurf, und zwar ebenfalls sachgerecht im Sinne der genannten Logik gelöst, womit auch dieses Problem als erledigt betrachtet werden kann.