Es wird hier immer über das Gehalt diskutiert aber ein mMn viel größeres Kriterium warum so wenige junge Leute nach kommen ist die Arbeitszeit
Wo arbeiten gut ausgebildete Kräfte, für den Lohn, noch 41 Stunden?
Ich denke, die "jungen Leute" würden auch 41 akzeptieren, sofern das Gehalt bzw. die Besoldung stimmt. Am Ende ist es nur eine Zahl, die zusammen mit der Kohle am Monatsende das Verhältnis zwischen Leistung/Auftrag und Lohn darstellt, dieses kann aber jeder eigeninitiativ durch Teilzeit individuell gewichten. Insofern ist hier die immer entscheidende Frage: wie viel bekomm ich, für wie viel Aufwand? Wenn man den Gesprächsbogen weiter spannt, landen wir im Off-Topic bei der Bürgergeld-Diskussion. Aber das ist leider die Wahrheit.
Genau das ist die Wahrheit. Um diese Sichtweise zu unterstreichen möchte ich kurz meine eigene Situation schildern.
Endlich Beamter in A10 gewesen nach jahrelangem Warten auf A9. Dann kam Corona, das Ahrtal etc. und die ganzen anderen Krisen. Ich war alleine für einen ganzen Landkreis der zuständige und Verantwortliche für den Katastrophenschutz. Während der Krisenzeiten hatte ich oft locker 80-100 Stunden-Wochen. Ich war keinen einzigen Tag krank und habe wirklich alles gegeben. Impfzentren in zwei Wochen aufgebaut und diese ganzen Späße. Meine Familie hat enorm darunter gelitten. Freizeit war ein Fremdwort. Ich war auch nachts, an Feiertagen und Wochenenden im Einsatz. Als Verwaltungsbeamter. Die angestellten Kollegen im Gesundheitsamt erhielten 1,5 fache Zeitzuschläge für solche Dienste, ich als Beamter nur die reguläre Arbeitszeit und ein paar Cent extra nach langem Kampf, weil das laut Personalamt "für Beamte nicht vorgesehen sei".
Am Ende war der Dank für mich, dass ich (saß von Anfang an auf A11 Dienstposten) trotzdem bitte noch ein Jahr auf die Beförderung in A11 warten soll, weil das unabhängig von der Leistung so Usus im Haus wäre. Dann kam on top die Anpassung des Besoldungsgesetzes BaWü, durch die plötzlich A10 das Eingangsamt im gD war und leider war ich mit einem Kind auch nicht zeugungswild genug, um mir enorme Nachzahlungen zu sichern. Dazu auch nur ein Kind. Meine Nachzahlung war lächerlich. Sprich alle Jahre warten und der enorme Einsatz waren am Ende umsonst. Flankiert wurde das dann durch die tollen neuen Rahmenbedingungen des neuen Besoldungsgesetzes. Natürlich durfte ich auch die abgesenkte Eingangsbesoldung und die Verschlechterungen bei der Behilfe für mich und meine Familie mitnehmen. Man war zu der Zeit einfach zu naiv, um das alles zu durchblicken und ständig Widerspruch einzulegen.
Das war für mich der Punkt, an dem meine Leistung schlagartig auf Dienst nach Vorschrift zurückging und ich dieses Haus verlassen habe.
Der springende Punkt ist, dass ich leistungshungrig und absolut motiviert gestartet bin, um nach ein paar Jahren harten Einsatzes bereits zum viehernden Amtsschimmel zu mutieren, der nur noch das Nötigste tut. Ich habe weder vom Dienstherr, noch vom Besoldungsgesetzgeber irgendeine Anerkennung erfahren, die sich monetär ausgewirkt hätte. Ganz im Gegenteil.
Da draußen dürfte es tausende Geschichten wie meine geben. Deshalb halte ich das insgesamt für dem Topic relevant. Es sind am Ende die vielen kleinen Stiche, die Leistungsbereitschaft bereits früh abwürgen.
Die 41 Stunden sind wie beschrieben nicht der zentrale Punkt. Es ist die fehlende Anerkennung der Leistungen, die sich auch im Geldbeutel widerspiegeln. Am Ende ist es eine Kumulation von vielen kleinen Punkten zusammengenommen, die es unattraktiv machen.
Es muss hier insgesamt ein Umdenken stattfinden, wenn man erstens noch junge Leute zu diesen Bedingungen finden will und diese zweitens auch noch motiviert sein sollen.