Mich treibt nichts in Polemische, Nelson, sondern ich suche schon noch selbst aus - so wie Du auch -, wann ich polemisch werde und wann nicht. Insofern sei Dir auch die Polemik hinsichtlich dessen, was Deiner Meinung nach ein Moderator zu tun oder zu lassen hat, gegönnt. Aber zu Deiner Frage: Von Qualitätsjournalismus erwarte ich Aufklärung über Sachverhalte, vom Journalismus allgemein - der also kein Qualitätsjournalismus sein muss -, dass er die Sache wahrheitsgemäß betrachtet. Zur Wahrheit gehört hier auch Art. 33 Abs. 5 GG, dem man nicht in Detail kennen muss, wenn man über ihn schreiben will, aber ggf. sollte man, wenn man schon über's Thema schreiben will, zumindest wissen, was ein Beamter ist. Ein Sportjournalist, der Boxen zum Thema hat und sich am Ende nicht wundert, wieso auf dem Nürburgring keine Ringseile gespannt sind, obgleich Axel Schulz dort regelmäßig Boxenstopp macht, würde man am Ende ja auch eher empfehlen, Politikjournalist beim Springerkonzern zu werden, aber nicht bei 11 Freunde zu schreiben.
Man kann also keine Ahnung vom Thema haben und dann irgendwelche Grütze zusammenfabulieren wie jener Spiegelartikel hier, aber ich erwarte dann schon noch, dass irgendwo in der Redaktion des Spiegels irgendwer sitzt, der entfernt was mit Verantwortung zu tun hat - früher hat man solche Leute Redakteure genannt und dann gab's sogar noch Chefredakteure - und der also solche Grütze zur Überarbeitung zurückweist, da ja der Spiegel weiterhin davon ausgeht - so vermute ich zumindest -, nicht Dr. Oetker zu sein und also vor allem Pudding oder Rote Grütze herzustellen. Und wenn man schon in Rhabarberkuchen macht, dann sollte man doch zumindest in Ansätzen als Hilfskoch verstehen, dass man nicht die Rezepte derer unbesehen nachkocht, die als politisch Mächtige nur ihre Interessen ins Volk gestreut sehen möchten. Denn ansonsten bleibt man, wenn man Pech hat, alsbald kein Hilfskoch mehr, sondern wird Vorkoster am Hofe. Und der Job ist nicht der Schönste, da kann man Gift drauf nehmen.
Darüber hinaus: Mir ist Beamten-Bashing reichlich egal. Egal ist mir allerdings nicht, wenn man das Bashing nur noch auf Grütze fundiert. Denn dann muss man sich - wenn's in anderen Themen auch so ist - nicht wundern, wenn heuer von überall her kein Lichtlein mehr kommt, sondern der Anwurf "Lügenpresse", "Fake News" u. dgl. mehr. Wer nur seine Meinung schreiben will und dafür auch nicht viel mehr benötigt als einen Internetzugang, der soll wie wir hier in den sozialen Medien sein Glück versuchen. Aber von einem seriösen Journalismus sollte noch immer etwas mehr verlangt werden können. Ansonsten ist man nicht Vierte Gewalt, sondern Heldentenor in Maggis Kochstudio.