Autor Thema: Erste Anstellung im öffentlichen Dienst  (Read 4845 times)

Farbenschön

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Erste Anstellung im öffentlichen Dienst
« am: 20.09.2020 12:55 »
Ich habe seit dem 1. Juli meine erste Anstellung im öffentlichen Dienst und arbeite als Sekretärin in einer Behörde. Mein damaliger Chef hat uns Ende Juli verlassen und wurde durch eine Frau ersetzt, die ich zunächst auch sehr sympathisch fand. Am 1. September habe ich zur Unterstützung eine neue Kollegin im Sekretariat zur Seite gestellt bekommen. Sie arbeitet in Teilzeit, ich habe einen Vollzeit-Vertrag.

Seit die Kollegin da ist, läuft es nicht mehr so rund wie am Anfang. Das liegt daran, dass die Frau mit meiner Art Probleme hat und sich bei unserer Chefin über mich beschwert. Einerseits geht es ihr auf den Zeiger, dass ich ein sehr aktiver Mensch bin, der die Dinge selbst in die Hand nimmt und vieles eigenständig macht. Im August fand meine Chefin das noch gut und hat mich mehrmals dafür gelobt. Neulich hat sie mich aber deswegen kritisiert, weil die Kollegin sich durch meine Art "in den Hintergrund geschoben" fühlt. Andererseits bin ich ein Mensch, der offen sagt was er denkt, wie er sich gewisse Dinge vorstellt und spreche auch mal an, was ich anders machen würde. Meine Kollegin kommt damit nicht klar und hat der Chefin gesagt, dass ich sie dominieren würde, was niemals meine Absicht war. Jetzt darf ich keine Aufgabe mehr in die Hand nehmen, ohne meine Kollegin vorher zu fragen ob ihr das Recht ist, weil sie sich sonst ausgegrenzt fühlt. Das kanns doch nicht sein, oder?

Was soll ich jetzt machen? Mich belastet das wirklich sehr, weil ich für diesen Job extra aus der Pfalz nach Berlin gezogen bin und mir eine Kündigung während der Probezeit nicht leisten kann. 12 Wochen ohne Arbeitslosengeld kann ich auf keinen Fall stemmen, ich bin finanziell auf die Stelle angewiesen. Ich habe mein Kind aus seinem Umfeld herausgenommen und mit Mühe und Not einen neuen Kita-Platz gefunden. Das alles bald wieder zu verlieren, wäre fatal.

Spid

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Antw:Erste Anstellung im öffentlichen Dienst
« Antwort #1 am: 20.09.2020 13:09 »
Der AG hat durch sein Personal eine Organisationsentscheidung getroffen und ein Verfahrensweise festgelegt. Es ist nicht erkennbar, daß er dabei sein Direktionsrecht überschritten hätte. Worin liegt das Problem, der Anweisung Folge zu leisten?

Farbenschön

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Antw:Erste Anstellung im öffentlichen Dienst
« Antwort #2 am: 20.09.2020 13:30 »
Es ist natürlich kein Problem, mich regelmäßig mit der Kollegin abzustimmen. Nur bleiben dann leider mehrere wichtige Aufgaben ewig liegen. Meine Kollegin arbeitet nämlich von 12 bis 16 Uhr, während ich schon um 8 anfange. Ich kann doch nicht von 8 bis 12 lauter unwichtige Aufgaben machen oder meine Zeit totschlagen, wenn nichts anderes zu tun ist. Die Kollegin möchte aber, dass wir erst bei ihrer Ankunft besprechen, wer an diesem Tag welche dringenden Aufgaben erledigt.

Ist so ein Arbeitsstil im ÖD üblich? Ich habe mein Leben lang nur in der freien Wirtschaft gearbeitet und kenne das gar nicht. Meine früheren Arbeitgeber haben von mir erwartet, dass Aufgaben mit hoher Priorität immer so schnell wie möglich erledigt wurden. Ich hätte Riesenärger bekommen, wenn ich so etwas stundenlang liegen gelassen hätte.

Spid

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Antw:Erste Anstellung im öffentlichen Dienst
« Antwort #3 am: 20.09.2020 13:34 »
Es gibt mehr als 10000 AG im öD - unterschiedlichster Art, Größe und Struktur. Sie alle organisieren sich selbständig und sind eigenständig. Es wird sicher welche geben, bei denen das üblich ist. Das ist jedoch unbeachtlich. Dein AG hat sich dazu entschlossen, seine Arläufe so zu organisieren. Ob dabei Arbeit liegen bleibt, ist nicht Dein Problem.

Farbenschön

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Antw:Erste Anstellung im öffentlichen Dienst
« Antwort #4 am: 20.09.2020 13:39 »
Im Laufe meines Berufslebens habe ich gelernt, dass in erster Linie die Qualität zählt und dann natürlich noch die Einhaltung von Terminen und Fristen sowie die Zuverlässigkeit. Kann das sein, dass das im ÖD anders ist und es wichtiger sein könnte, mit den Chefs und direkten Kollegen ein gutes Verhältnis aufzubauen als mit guten Leistungen zu überzeugen?

Spid

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Antw:Erste Anstellung im öffentlichen Dienst
« Antwort #5 am: 20.09.2020 13:45 »
Es gibt mehr als 10000 AG im öD - unterschiedlichster Art, Größe und Struktur. Sie alle organisieren sich selbständig und sind eigenständig. Es wird sicher welche geben, bei denen das üblich ist.

Pseudonym

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Antw:Erste Anstellung im öffentlichen Dienst
« Antwort #6 am: 20.09.2020 13:47 »
Die Kollegin möchte aber, dass wir erst bei ihrer Ankunft besprechen, wer an diesem Tag welche dringenden Aufgaben erledigt.

Ist so ein Arbeitsstil im ÖD üblich? Ich habe mein Leben lang nur in der freien Wirtschaft gearbeitet und kenne das gar nicht. Meine früheren Arbeitgeber haben von mir erwartet, dass Aufgaben mit hoher Priorität immer so schnell wie möglich erledigt wurden. Ich hätte Riesenärger bekommen, wenn ich so etwas stundenlang liegen gelassen hätte.
Interessant, was die Kollegin so möchte. Den Ärger solltest Du in der Probezeit unbedingt vermeiden, wenn Du finanziell schlecht aufgestellt bist. Im Übrigen: wer zieht freiwillig nach Berlin? Ein Land, das einzig durch den Länderfinanzausgleich und dem Umstand geschuldet, Regierungssitz zu sein, künstlich am Leben gehalten wird. Man überlege mal die Gründe dafür. Du bist jedenfalls keiner.

Davon ab: wenn die Arbeitsgergebnisse schlechter werden und das auffällt, da Du ja zuvor einen guten Job gemacht hast, wird das Thema beim Chef werden. Falls nicht, wäre das ein Thema für ein Personalgespräch. Deshalb: Füße bis zum Ende der Probezeit still halten und penibel notieren, was Du ohne die Kollegin gestemmt bekommen hättest. Unfähige Leute muss man nicht tatenlos ertragen. Lass Dir den Eifer und Leistungswillen nicht verderben. Dämpfe ihn aktuell nur aus taktischen Gründen etwas.

Farbenschön

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Antw:Erste Anstellung im öffentlichen Dienst
« Antwort #7 am: 20.09.2020 13:57 »
Ich bin wegen diesem Job weggezogen. Habe mich deutschlandweit beworben und war in Sachen Wohnort sehr flexibel. Für einen Job wäre ich ebenso nach Bayern, in den Ruhrpott oder nach Hamburg gezogen. Es hat sehr lange gedauert, bis ich endlich mal eine Zusage hatte. In meinem Alter bekommt man nicht mehr so viele Einladungen zu Gesprächen (bin Anfang 40). Leider hat sich der Vater meines Kindes ins Ausland abgesetzt und zahlt keinen Unterhalt  :'(.

Meine Kollegin empfinde ich nicht als unfähig. Sie ist frustriert, weil sie sich als Single ohne Partner und Kinder mit einer 20-Stunden-Woche zufrieden geben muss, während ich als alleinerziehende Mutter eine 39-Stunden-Woche habe. Ich hätte mich an ihrer Stelle gar nicht auf eine Teilzeitstelle beworben. Sie hat es getan und ist jetzt unglücklich, dass die Behörde ihr keinen Vollzeitvertrag geben möchte. Sie hat den 20-Stunden-Vertrag unterschrieben, obwohl sie eine Vollzeitstelle gesucht hat. Aber dafür kann ich doch nichts.

Wie wahrscheinlich ist es, dass man im ÖD während der Probezeit gekündigt wird? Kommt das bei zwischenmenschlichen Problemen öfters vor?

Pseudonym

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Antw:Erste Anstellung im öffentlichen Dienst
« Antwort #8 am: 20.09.2020 14:03 »
Wie wahrscheinlich ist es, dass man im ÖD während der Probezeit gekündigt wird? Kommt das bei zwischenmenschlichen Problemen öfters vor?

Wie auch bei Deinen bisherigen Fragen: DEN ÖD gibt es pauschal nicht. In unserem Haus wäre die Kündigung äußerst wahrscheinlich. Besonders dann, wenn  man dem Chef auf die Nerven geht.

Unfähig ist: von anderen ohne Unterstellungsverältnis zu verlangen, alles abzustimmen, was das Gegenüber arbeiten möchte.

Farbenschön

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Antw:Erste Anstellung im öffentlichen Dienst
« Antwort #9 am: 20.09.2020 14:43 »
Wie kann man hier einzelne Beiträge oder ein ganzes Thema löschen?

Spid

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Antw:Erste Anstellung im öffentlichen Dienst
« Antwort #10 am: 20.09.2020 14:49 »
Nach Ablauf der Zeitspanne, in der ein Beitrag editiert werden kann, überhaupt nicht - und das ist auch gut so!

Farbenschön

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Antw:Erste Anstellung im öffentlichen Dienst
« Antwort #11 am: 20.09.2020 14:55 »
Deine Schadenfreude kannst du für dich behalten. Und ich hoffe mal, dass die Mitarbeiter einer ganz bestimmten Behörde aus der bundesdeutschen Hauptstadt nicht hier reinschauen.

Spid

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Antw:Erste Anstellung im öffentlichen Dienst
« Antwort #12 am: 20.09.2020 15:11 »
Ich empfinde keine Schadenfreude. Das Forum dient ausweislich derErklärungen der Hausherren auch als Wissensspeicher. Eine Anfrage zu löschen, nachdem diese beantwortet wurde, läuft diesem Ziel zuwider.  Eine solche Handlung kann aber ungeachtet ihres asozialen Charakters individuell nutzenmaximierend sein, weshalb es begrüßenswert ist, daß einem solchen devianten Akt eine technische Vermeidungsmöglichkeit entgegengesetzt ist.

Phil

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Antw:Erste Anstellung im öffentlichen Dienst
« Antwort #13 am: 20.09.2020 18:05 »
Was soll ich jetzt machen? Mich belastet das wirklich sehr, weil ich für diesen Job extra aus der Pfalz nach Berlin gezogen bin und mir eine Kündigung während der Probezeit nicht leisten kann. 12 Wochen ohne Arbeitslosengeld kann ich auf keinen Fall stemmen, ich bin finanziell auf die Stelle angewiesen.
"12 Wochen ohne Arbeitslosengeld" blühen dir doch nur, wenn du selber kündigst.

Farbenschön

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Antw:Erste Anstellung im öffentlichen Dienst
« Antwort #14 am: 20.09.2020 21:19 »
Wenn ich kein ganzes Jahr am Stück beim letzten Arbeitgeber beschäftigt war, müsste diese Sperre auch gelten. Sollte mich die Behörde in der Probezeit kündigen, wäre ich nur maximal 6 Monate dort gewesen.