Autor Thema: Umgangsformen  (Read 18077 times)

Farbenschön

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Umgangsformen
« am: 03.10.2020 16:28 »
Seit einiger Zeit bin ich im ÖD angestellt und bekomme zunehmend den Eindruck, dass in Behörden viel stärker auf die Umgangsformen geachtet wird als in Unternehmen der freien Wirtschaft. Ist mein Eindruck da ganz richtig oder täusche ich mich?

Außerdem habe ich jetzt mehrmals mitbekommen, dass irgendwelche Mitarbeiter ihre Kollegen sofort beim Vorgesetzten gemeldet haben, wenn diese einen Fehler begangen oder irgendwas gemacht haben, was ihnen nicht passte. Keiner hat das direkte Gespräch mit der jeweiligen Person gesucht. Alles lief über den Chef. Ist das typisch für Behörden?

Sozialarbeiter

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Antw:Umgangsformen
« Antwort #1 am: 03.10.2020 17:16 »
Nein, ist nicht typisch.
Pauschale Antworten sind hier auch nicht möglich. Es gibt diverse Behörden und unterschiedliche Arbeitgeber im öffentlichen Dienst und der Umgang untereinander ist überall anders.
Ich könnte dir hier meine (teils sehr positiven aber auch teils sehr negativen) Erfahrungsberichte teilen , die jedoch nur Momentaufnahmen einzelner Dienststellen sind.
Mail-Aktion zur TV-L Tarifrunde:
Solidarisch zeigen und die Verantwortlichen in Hamburg via Mail auffordern auf eine bessere Bezahlung hinzuwirken: https://wastunfuerhamburg.de/

Ich empfehle den Thread zur Hamburg Zulage unter der Rubik Allgemeines, den ich seit 1-2 Jahren stetig füttere.

ike

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Antw:Umgangsformen
« Antwort #2 am: 03.10.2020 19:16 »
Seit einiger Zeit bin ich im ÖD angestellt und bekomme zunehmend den Eindruck, dass in Behörden viel stärker auf die Umgangsformen geachtet wird als in Unternehmen der freien Wirtschaft. Ist mein Eindruck da ganz richtig oder täusche ich mich?

Außerdem habe ich jetzt mehrmals mitbekommen, dass irgendwelche Mitarbeiter ihre Kollegen sofort beim Vorgesetzten gemeldet haben, wenn diese einen Fehler begangen oder irgendwas gemacht haben, was ihnen nicht passte. Keiner hat das direkte Gespräch mit der jeweiligen Person gesucht. Alles lief über den Chef. Ist das typisch für Behörden?

Im Ö.D. befinden sich teils sehr intrigante und hinterfotzige Gestalten.
Hier kommt es noch weniger auf Leistung an, sondern auf den Nasenfaktor und die Bereitschaft, eine Schleimspur nach sich zu ziehen.

maramara

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Antw:Umgangsformen
« Antwort #3 am: 03.10.2020 20:28 »
Mal ganz generell: im ÖD arbeiten nur Personen, die es nicht in die oder der Privatwirtschaft geschafft haben. Und das sagt schon alles!

RsQ

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Antw:Umgangsformen
« Antwort #4 am: 03.10.2020 20:37 »
Mal ganz generell: im ÖD arbeiten nur Personen, die es nicht in die oder der Privatwirtschaft geschafft haben.
Wer sagt das?

Sozialarbeiter

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Antw:Umgangsformen
« Antwort #5 am: 03.10.2020 20:56 »
@ike
Eben, "teils", genauso wie es auch "teils" in privaten Unternehmen vorkommt.

@maramara
Und auch hier wieder eine sehr pauschale Antwort..
Ich bin vor wenigen Jahren als Berufseinsteiger im öD gestartet und hatte schon Angebote, um den öD zu verlassen, welche meine aktuellen Arbeitsbedingungen nicht verbessert hätten. Das mag vielleicht an meiner Branche liegen, ändert aber nichts am Sachverhalt. (Dass ich an weiteren "Projekten" in Richtung Selbstständigkeit arbeite, ist wieder was anderes...)
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ike

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Antw:Umgangsformen
« Antwort #6 am: 03.10.2020 23:14 »
@ike
Eben, "teils", genauso wie es auch "teils" in privaten Unternehmen vorkommt.

@maramara
Und auch hier wieder eine sehr pauschale Antwort..
Ich bin vor wenigen Jahren als Berufseinsteiger im öD gestartet und hatte schon Angebote, um den öD zu verlassen, welche meine aktuellen Arbeitsbedingungen nicht verbessert hätten. Das mag vielleicht an meiner Branche liegen, ändert aber nichts am Sachverhalt. (Dass ich an weiteren "Projekten" in Richtung Selbstständigkeit arbeite, ist wieder was anderes...)

"Edith": "größtenteils"!

WasDennNun

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Antw:Umgangsformen
« Antwort #7 am: 04.10.2020 09:02 »
Mal ganz generell: im ÖD arbeiten nur Personen, die es nicht in die oder der Privatwirtschaft geschafft haben. Und das sagt schon alles!
Belege?
ich habe nur Gegenbelege:
in meinem Bereich habe ich NULL Kollegen, die nicht vorher in der pW waren und teils aus ungekündigter Stellung zu uns gewechselt sind.

Farbenschön

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Antw:Umgangsformen
« Antwort #8 am: 04.10.2020 10:17 »
Ich kann die Menschen bei uns im Haus einfach nicht verstehen. Neulich war ich in einer Besprechung und sollte das Protokoll führen. Wegen der Pandemie finden Besprechungen momentan nur im größten Sitzungsraum statt, und die Teilnehmer halten natürlich Abstand. Als die erste Teilnehmerin ihre Themen zur Sprache brachte, verstand ich fast kein Wort. Sie saß sehr weit weg von mir und redete sowohl sehr leise, als auch schnell. Ich war von der Situation ein wenig überrumpelt und sagte: "Hallo Frau X, geht das bitte ein wenig lauter? Ich verstehe Sie von hier aus akustisch ganz schlecht." Die Frau schaute mich kurz an und redete dann lauter. Dann lief die Besprechung ganz normal weiter.

Einige Tage später bestellte mich meine Chefin zu sich ins Büro und erzählte mir, dass sich diverse Teilnehmer nach der Besprechung bei ihr über meinen Umgangston beschwert hätten. Sie bat mich, in Zukunft "Könnten Sie bitte etwas lauter sprechen?" statt "Geht das bitte ein wenig lauter?" zu sagen. Ich sehe ein, dass die Formulierung Könnten Sie höflicher klingt als die von mir verwendete Formulierung. Aber ich wollte doch niemanden verletzen, ich war in der Situation einfach nur überrumpelt und panisch.

Ich hätte niemals gedacht, dass die Leute wegen so etwas ein Riesenfass aufmachen. Meine Chefin weiß, dass ich kein unhöflicher Mensch bin. Wir sitzen nebeneinander, sie bekommt mich jeden Tag live in Farbe mit. Aber es darf halt nicht sein, dass sich immer wieder Leute über mich beschweren  :(.

Tagelöhner

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Antw:Umgangsformen
« Antwort #9 am: 04.10.2020 10:26 »
Wenn Du in unbefristeter Beschäftigung und außerhalb der Probezeit bist, sollten dich solche verletzten "Gefühlchen" der Kollegen nicht wirklich interessieren. Zumal wie Du ja beschreibst, deine Äußerung noch absolut im Rahmen üblicher Umgangsformen ist.

Dass der öD ganz verallgemeinert als ein kleines Sammelbecken für Arbeitnehmer gilt, die es in der Privatwirtschaft zu nichts bringen bzw. es dort nicht lange aushalten, dürfte klar sein. Gleiches gilt im Übrigen auch für die Bundeswehr...

Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass die zudem vorhandene Arbeitsplatzsicherheit nicht immer unbedingt die besten Charaktereigenschaften dieser Arbeitnehmer hervorbringt, sondern ganz im Gegenteil viele schlechte Angewohnheiten und Verhaltensweisen scham- und annähernd konsequenzlos ausgelebt werden.

WasDennNun

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Antw:Umgangsformen
« Antwort #10 am: 04.10.2020 10:39 »
Ich hätte niemals gedacht, dass die Leute wegen so etwas ein Riesenfass aufmachen. Meine Chefin weiß, dass ich kein unhöflicher Mensch bin. Wir sitzen nebeneinander, sie bekommt mich jeden Tag live in Farbe mit. Aber es darf halt nicht sein, dass sich immer wieder Leute über mich beschweren  :(.
Hat deine Cheffin diese Selbstwahrnehmung von dir bestätigt. Falls ja würde ich eine Email an alle in dem Raum Anwesenden schicken.

1.) Mit einer leicht ironischen blumigen Entschuldigung darüber, dass du möglicherweise falsch mit der Bitte um mehr Lautstärke angekommen bin und dass du an deinen formalen Formulierungen arbeiten wirst.

2.) Das du die Kollegen, die dieses über deine Cheffin an dich herangetragen haben, sich doch zukünftig direkt an Dich wenden sollten, da sie durch Ihr Verhalten unnötigerweise die Zeit deiner vielbeschäftigten Cheffin belastet haben.

3.) Das sie ebenso doch auch Zukünftig sich gerne direkt an dich wenden können, wenn sie weitere Verbesserungsvorschläge deines Nichtwissens bzgl. der Umgangsformen, Normen, Verhaltensweisen und andere Gepflogenheiten des Hauses haben, da du für jede Hilfe dich hier zu verbessern dankbar bist.


Spid

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Antw:Umgangsformen
« Antwort #11 am: 04.10.2020 10:46 »
Das gäbe von mir eine Abmahnung, weil sie sich anmaßt, in höchst unangebrachter Art und Weise in Berichtslinien einzugreifen und ihrerseits Kommunikationswege, Berichtslinien und die Linienorganisation mißachtet.

Farbenschön

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Antw:Umgangsformen
« Antwort #12 am: 04.10.2020 10:56 »
Meine Chefin hält mich überhaupt nicht für unhöflich. Sie sitzt neben mir und bekommt alles mit, was ich sage und mache. Ihr wäre es auch lieber gewesen, wenn die Leute mich direkt angesprochen hätten, anstatt gleich zu ihr zu gehen.

Das Problem ist, dass meine Chefin und ich beide noch mitten in der Probezeit stecken. Aus ihrer Sicht war der Vorfall kein Grund für eine Abmahnung, für eine Kündigung erst Recht nicht. Aber sie hat mich gebeten, verstärkt auf meine Wortwahl und meinen Tonfall zu achten, weil wir es uns nicht erlauben können, dass sich öfters jemand über uns beschwert.

WasDennNun

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Antw:Umgangsformen
« Antwort #13 am: 04.10.2020 11:29 »
Das gäbe von mir eine Abmahnung, weil sie sich anmaßt, in höchst unangebrachter Art und Weise in Berichtslinien einzugreifen und ihrerseits Kommunikationswege, Berichtslinien und die Linienorganisation mißachtet.
Und?
Dann folgt nach der Abmahnung meine Kündigung, oder aber ich gehe mit der Abmahnung auf die Toilette.

Ich würde allerdings natürlich nicht in einem Laden arbeiten, der für die Kommunikation zwischen Mitarbeitern bzgl. deren Gefühlchen bei der Art der Nachfrage nach mehr Lautstärke schon eine Linienorganisation benötigt, höchst ineffizient.
Ich dachte bei dir arbeiten nur Profis. Das wirft ja ein ganz neuen Blick auf eure interne Organisation.


Spid

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Antw:Umgangsformen
« Antwort #14 am: 04.10.2020 11:38 »
Mitarbeiter, die vorgegebene Kommunikationswege und die Linienorganisation - die es nicht für Nachfragen wegen Gefühlchen gibt, sondern grundsätzlicher Natur ist - mißachtet sowie der Auffassung sind, sie könnten einfach so Berichtslinien festlegen, sind keine Profis, sondern Ausschuß - und Ausschuß gehört entsorgt. Super, wenn er das dann auch noch selbst in die Hand nimmt.