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Sich besser in das Team integrieren
Badener:
@AndreasG Ja, ich habe noch untertrieben. 8)
Aber der Personalrat wäre vielleicht wirklich was für Farbenschön. Bei uns sind da fast ausnahmslos Personen drin, die gerne reden, alles wissen wollen und ihre Position überschätzen. Ach ja, Studierte sind das in der Regel auch nicht. Das könnte passen.
MalZu:
--- Zitat von: Farbenschön am 19.10.2020 05:08 ---Kurz vor dem erneuten Anstieg der Corona-Zahlen hatten wir in der Behörde ein Fest für das ganze Haus. Wegen der Pandemie wurden uns die Sitzplätze fest zugeteilt, alle Mitarbeiter saßen mit ihren eigenen Teams zusammen. Auch bei dieser Feier waren wir Sekretärinnen irgendwie außen vor. Ich habe zwar versucht, mit den anderen ins Gespräch zu kommen, aber irgendwie hat sich nichts daraus ergeben. Sie wirkten schon überrascht, dass eine Sekretärin die Initiative ergriff und machten nicht den Eindruck, als ob es sie interessierte, was ich zu sagen hatte.
Ich bin hyperaktiv. Gespräche mit anderen Menschen sind das, was mich glücklich macht. Leider muss ich mich während der Arbeitszeit stark einschränken, weil die Leute bei uns recht empfindlich sind und sich schnell in der Konzentration gestört fühlen. Bei uns kommt es nicht selten vor, dass es auf der gesamten Etage stundenlang so still wie auf einem Friedhof zugeht. Das ist für eine hyperaktive Person die Hölle. Also bleiben mir nur die Pausen. Und wenn keiner diese Zeit mit mir verbringen will, komme ich nicht auf meine Kosten.
Wegen meiner Hyperaktivität rede ich ziemlich viel und habe dazu noch eine kräftige Stimme. Das hemmt mich bei der Kontaktsuche noch mehr.
--- End quote ---
Anscheinend vertauschen Sie "persönliche Motive" mit "dienstlichen Erledigungsstandarts"!
MalZu:
--- Zitat von: Farbenschön am 19.10.2020 18:33 ---@AndreasG: Ich kann mich damit arrangieren, mich am Arbeitsplatz still zu verhalten, wenn meine Kollegen in Ruhe arbeiten wollen. Es ist zwar nicht das, was ich gerne hätte, aber man kann halt nicht alles haben und muss sich sporadisch auch anpassen.
Aber in den Pausen hätte ich schon gerne jemanden zum Reden. Wenn ich mittags in der Stadt unterwegs bin, sehe ich manchmal einige Kolleginnen/Kollegen, wie sie zu zweit oder zu dritt durch die Fußgängerzone schlendern oder in einem Café sitzen. Die unterhalten sich dann selbstverständlich und schweigen sich nicht gegenseitig an.
@heike2106: Einen Pausenraum oder eine Kantine haben wir nicht. Die Kollegen, die gemeinsam zum Essen gehen, laufen in durch die Stadt, setzen sich in ein Café oder kaufen sich was beim Bäcker und essen dann, während sie durch die City laufen.
Was du über deine Mittagspausen schreibst, scheint sehr typisch für den ÖD zu sein. Auch bei uns gibt es viele Leute, die ihre Pausen immer mit den gleichen 1-2 Personen verbringen. Das kenne ich aus der freien Wirtschaft ganz anders. Meistens war es so, dass ich mit den Leuten aus meiner Abteilung gegangen bin, manchmal aber auch mit dem Chef oder mit einzelnen Personen aus anderen Abteilungen, mit denen ich mich gut verstand und sporadisch verabredete.
@Max: Es ist nicht so, dass ich auf meinem Arbeitsplatz generell wenig reden muss. Als Sekretärin muss ich z. B. auch die Telefonate für meine Chefin annehmen.
Mir fehlen die privaten Gespräche über Hobbys, Interessen, vergangene Urlaube, Wochenenden, usw. Kommunikation mit Bezug zum Job ist für mich etwas ganz anderes als ein privates Gespräch.
Im Büro nebenan sitzt eine Frau, die ich sehr nett finde. Mit ihr unterhalte ich mich hier und da mal ein bisschen, aber nie zu lange (sie kommt immer recht schnell zum Ende und behauptet, sehr viel zu tun zu haben - das ist ein Standardspruch von Leuten, die keinen Bock auf lange Gespräche haben). Manchmal ergreift auch sie die Initiative, aber so richtig lange will sie nie reden und für die Mittagspause hat sie andere Leute, mit denen sie sich trifft. Sie gehört halt auch zu den Führungskräften (obwohl sie noch sehr jung ist, unter 30) und trifft sich mittags immer mit anderen Führungskräften.
Im Vorstellungsgespräch habe ich übrigens mit offenen Karten gespielt und den Leuten ehrlich gesagt, was für ein Typ Mensch ich bin: aufgeschlossen, kommunikativ und nicht nur an der Arbeit, sondern auch an den Menschen interessiert. Sie haben sich bewusst für mich entschieden und wussten, worauf sie sich einließen.
--- End quote ---
"sporadisch anzupassen "
Möglicherweise mögen die "anderen" auch während der Pausen nicht "Schnattern" . Farbenschön, Sie sind dort eingestellt um zählbare Leistung abzuliefern, nicht um Ihr Grundbedürfnis nach Plauderei zu befriedigen.
Farbenschön:
Also mir geht es sicher nicht darum, auf der Arbeit Freundschaften zu schließen. Das ist völlig nebensächlich. Aber zu einem angenehmen Miteinander im Beruf gehört für mich ein Umgang auf Augenhöhe. Gerade in unserer Behörde, in der ständig und überall von Gleichbehandlung aller Mitarbeiter gesprochen wird, hätte ich das nicht erwartet.
Mit der Anrede Sie hätte ich sicher kein Problem, wenn sich alle in dem Laden siezen würden. Aber es macht mir was aus, weil sich wirklich alle bei uns duzen und nur wir Sekretärinnen zu den Leuten Sie sagen müssen. Es stört mich, dass mich die Leute immer wieder spüren lassen, dass ich das kleinste Glied in der Kette bin – ein sehr unschöner Charakterzug. Dasselbe gilt für die Mittagspausen. Wenn alle Leute lieber alleine in die Pause gehen wollten, würde mir das gar nichts ausmachen. Aber die Studierten gehen gemeinsam in kleinen Grüppchen, nur wir Sekretärinnen sind unerwünscht.
Es liegt mit Sicherheit nicht daran, dass ich gerne und viel rede. Meine Kollegin ist deutlich ruhiger als ich, aber zu ihr sind die Leute genauso kühl und distanziert wie zu mir.
Dass ich gerne und viel rede, bedeutet übrigens nicht, dass ich nichts für mich behalten kann. Als Sekretärin war ich jahrelang die rechte Hand meiner Chefs und habe sämtliche vertraulichen Infos natürlich diskret behandelt und niemandem davon erzählt. Diese rechte-Hand-Stellung ist das, was ich seit Jahren kenne und was in meiner jetzigen Position gar nicht der Fall ist, weil meine Chefin ganz anders arbeitet (ich bin ihre persönliche Vorzimmerkraft).
Das mit der Geheimniskrämerei ist sehr gewöhnungsbedürftig für mich, weil ich viele Jahre in einem Großraumbüro tätig war und dort niemand den Anspruch auf Privatsphäre hatte.
Gerade chatte ich mit einer Bekannten, die seit Jahren im ÖD arbeitet. Sie kennt das alles nicht, was ich gerade erlebe. Bei ihr auf der Arbeit geht es viel entspannter zu. Ich warte jetzt einfach mal die nächsten Monate ab. Wenn sich nichts ändert, muss ich eines Tages wieder wechseln. Ich habe es nicht nötig, dass andere Menschen mich von oben herab behandeln.
Farbenschön:
Eine Sache muss ich aber noch loswerden. Es geht um einen unserer Führungskräfte. Die meiste Zeit verstehe ich mich wunderbar mit ihm. Ein sehr höflicher junger Mann, charmant und mit guten Manieren ausgestattet. Wenn ich jedoch alle paar Wochen einen Fehler mache, zeigt er sich von einer anderen sehr unangenehmen Seite. Er wird ausfällig und faltet mich zusammen wie ein dummes Kleinkind. Finde ich unmöglich, weil doch bei uns im Haus viel Wert auf einen guten Umgangston gelegt wird.
Bei uns hat kein Fehler irgendwelche negativen Auswirkungen auf die Arbeit. Sämtliche Fehler lassen sich schnell korrigieren. Mir wurde am Anfang von mehreren Personen gesagt, dass es absolut nicht schlimm sei, wenn ich einen Fehler mache. Das sei schließlich menschlich und passiere jedem von uns ab und zu mal. Tja, und nun werde ich jedes Mal von dem Mann angepampt, wenn ich was falsch mache (was wirklich selten geschieht). Privat würde ich ihm schnell meine Grenzen setzen und offen sagen, dass das bei mir nicht zieht. Auf der Arbeit trau ich mich das aber noch nicht. Ich weiß genau, dass er sich sofort bei meiner Chefin und mehreren anderen Personen über mich beschweren würde. Und die würden alle nicht hinter mir stehen, weil ich das kleinste Glied in der Kette bin. Bei uns sollte man es generell lieber für sich behalten, wenn einen etwas belastet. Wenn man sich einer Person anvertraut, wird es schnell an die ganze Abteilung weitergetragen und alle wissen es am Ende.
Die Leute bei uns messen mit zweierlei Maß. Wir Sekretärinnen müssen immer funktionieren, unsere Arbeit ordentlich erledigen und schön brav sein, auch wenn andere nicht gerade nett zu uns sind. Um ehrlich zu sein weiß ich nicht, ob ich das auf ewig durchhalte, zu anderen Personen immer freundlich zu sein, auch wenn sie mich schlecht behandeln. Nur weil jemand ein abgeschlossenes Studium vorweisen kann, ist er deswegen noch lange kein wertvollerer Mensch als ich.
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