Also mir geht es sicher nicht darum, auf der Arbeit Freundschaften zu schließen. Das ist völlig nebensächlich. Aber zu einem angenehmen Miteinander im Beruf gehört für mich ein Umgang auf Augenhöhe. Gerade in unserer Behörde, in der ständig und überall von Gleichbehandlung aller Mitarbeiter gesprochen wird, hätte ich das nicht erwartet.
Mit der Anrede Sie hätte ich sicher kein Problem, wenn sich alle in dem Laden siezen würden. Aber es macht mir was aus, weil sich wirklich alle bei uns duzen und nur wir Sekretärinnen zu den Leuten Sie sagen müssen. Es stört mich, dass mich die Leute immer wieder spüren lassen, dass ich das kleinste Glied in der Kette bin – ein sehr unschöner Charakterzug. Dasselbe gilt für die Mittagspausen. Wenn alle Leute lieber alleine in die Pause gehen wollten, würde mir das gar nichts ausmachen. Aber die Studierten gehen gemeinsam in kleinen Grüppchen, nur wir Sekretärinnen sind unerwünscht.
Es liegt mit Sicherheit nicht daran, dass ich gerne und viel rede. Meine Kollegin ist deutlich ruhiger als ich, aber zu ihr sind die Leute genauso kühl und distanziert wie zu mir.
Dass ich gerne und viel rede, bedeutet übrigens nicht, dass ich nichts für mich behalten kann. Als Sekretärin war ich jahrelang die rechte Hand meiner Chefs und habe sämtliche vertraulichen Infos natürlich diskret behandelt und niemandem davon erzählt. Diese rechte-Hand-Stellung ist das, was ich seit Jahren kenne und was in meiner jetzigen Position gar nicht der Fall ist, weil meine Chefin ganz anders arbeitet (ich bin ihre persönliche Vorzimmerkraft).
Das mit der Geheimniskrämerei ist sehr gewöhnungsbedürftig für mich, weil ich viele Jahre in einem Großraumbüro tätig war und dort niemand den Anspruch auf Privatsphäre hatte.
Gerade chatte ich mit einer Bekannten, die seit Jahren im ÖD arbeitet. Sie kennt das alles nicht, was ich gerade erlebe. Bei ihr auf der Arbeit geht es viel entspannter zu. Ich warte jetzt einfach mal die nächsten Monate ab. Wenn sich nichts ändert, muss ich eines Tages wieder wechseln. Ich habe es nicht nötig, dass andere Menschen mich von oben herab behandeln.