Autor Thema: Verbeamtung mit Bachelorabschluss - Fragen  (Read 4174 times)

Kaiden86

  • Newbie
  • *
  • Beiträge: 1
Verbeamtung mit Bachelorabschluss - Fragen
« am: 09.11.2020 23:40 »
Hallo zusammen,

ich bin seit dem 01.09.2019 als "IT-Administrator - Schwerpunkt: IT-Sicherheit" im öffentlichen Dienst bei einer Bundesbehörde
im gehobenen Dienst beschäftigt. Aktuell bin ich der Gehaltsstufe TVöD-E11-Stufe 2 zugeordnet und hätte nach 2 Jahren Zugehörigkeit die
Aussicht in die E12 befördert zu werden. Ich habe einen Bachelor-Abschluss Richtung Ingenieur-Informatik (FH).

Seit meinem ersten Kooperationsgespräch (6 Monate nach Dienstantritt) mit meinem Referatsleiter + Teamleiter, bei denen ich mich nach der Möglichkeit der Verbeamtung allgemein erkundigt
hatte, scheinen beide äußerst interessiert daran zu sein, dass ich diese unbedingt durchziehen sollte. Ich habe von vielen Bekannten schon erfahren,
dass das eigentlich fast nur Vorteile bringen soll, aber auch Nachteile, wie etwa im Alter einen hohe monatlichen Kranken + Pflegeversicherungsbeitrag.
Mein verstorbener Großvater war Lehrer auf Länderebene. Durch meine Mutter weiß ich, dass meine Großmutter sehr viel an Krankenversicherung zu zahlen hat!

Ich habe aktuell keine Frau oder Kinder und bin vor kurzem aus der Kirche ausgetreten um Kirchensteuern zu sparen.

Nun hätte ich ein paar Fragen in Punkto Verbeamtung:

0) Rufbereitschaft und Weihnachtsgeld: Aktuell bekomme ich zusätzlich zu meinem Monatsgehalt noch passives bzw. aktives Rufbereitschaftsgeld mit dem ich derzeit schon sehr zufrieden bin.
   Durch die Verbeamtung würde sich das laut meiner Vorgesetzten ändern, aber wie genau?
   Das Weinachtsgeld wird anders ausgezahlt, nicht mehr als 13tes Monatsgehalt sondern verteilt auf die Monatsgehälter im Jahr? Muss ich dann ein Monatsgehalt durch 12 rechnen oder wie?

1) Ich komme auf ungefähr 3 Jahre Berufserfahrung (nach dem Bachelor-Abschluss). Würde ich dann in die Besoldungs-Tabelle A10-Stufe-2 bzw. 3 eingestuft werden oder gar A9 Stufe 3 oder sogar 1?
   Wenn ich von der A10-Stufe-2 ausgehen würde, hätte ich ungefähr ein Nettolohn von ca. 2612.86 € Euro. Mit wieviel Krankenkassen-Abzügen müsste ich mir dann ungefähr davon abziehen?
   Würde ich da auch 50 Prozent vom Staat an Beihilfe hinzu bekommen oder wird nur 50 % bei z.B. Arztabrechnungen vom Staat erstattet?

2) Weshalb sind meine Vorgesetzten so brennend dran interessiert, dass ich die Verbeamtung durchziehe? Nur damit ich persönlich vorwärts komme oder auch derer persönlicher Interessen wegen?
   Was für Vorteile öffnen sich diesen damit, die sich für mich evtl. Negativ auswirken könnten?

3) Wie ist das später im hohen Alter mit dem Pflegeheim geregelt, wenn ich mich nicht mehr selber versorgen könnte (keine Kinder usw.) habe oder die Arztrechnungen nicht mehr selber bearbeiten kann?

4) Was für eine PKV und Tarif würdet ihr mir empfehlen? Den mit dem höchsten Beitrag bzw. Zusatzleistungen oder eher Medium oder den Niedrigsten?

5) Würde sich nach einer Einstufung 2021 in die E12 eine Verbeamtung noch für mich lohnen, wenn ich dann in die A10 abfalle?

Entschuldigt die vllt. auch in euren Augen komischen Fragen, aber ich blicke selber nach eingen Recherchen da immer noch nicht genau durch. Ich konnte
immer schon nur etwas mit z.B. Zahlenbeispielen anfangen und nie etwas mit allgemeinen Erklärungen bzw. Definitionen.

Für Eure Erläuterungen hier würden bestimmt auch viele andere Leute profitieren

Vielen Dank für eure Hilfe!

Peter

Isie

  • Gast
Antw:Verbeamtung mit Bachelorabschluss - Fragen
« Antwort #1 am: 10.11.2020 06:20 »
Du hast deinen Beitrag im falschen Unterforum gepostet. Hier geht es um tarifliche Fragen.

Bastel

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 4,308
Antw:Verbeamtung mit Bachelorabschluss - Fragen
« Antwort #2 am: 10.11.2020 06:45 »
Hier findest du alle möglichen Rechner und kannst es für dich selbst ausrechnen:

https://oeffentlicher-dienst.info/

IT Leute sind begehrt und kann man mit einer Verbeamtung recht gut binden. Zumindest leichter als Angestellte, weshalb auch deine Vorgesetzten ein Interesse daran haben könnten. Niemand weiß, wann du in die A11 oder A12 kommst. Ich würde vielleicht lieber die E12 nehmen...

Organisator

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 5,749
Antw:Verbeamtung mit Bachelorabschluss - Fragen
« Antwort #3 am: 10.11.2020 10:55 »
0)
Beamte erhalten für Rufbereitschaft grundsätzlich Zeitguthaben, kein Geld.
Weihnachtsgeld gibt es keins, nur 12 x die monatliche Besoldung

1)
Eingangsbesoldung im gehobenen technischen Dienst ist die A 10. Eine Einstellung im Beförderungsamt ist nur möglich, wenn du anhand deiner beruflichen Laufbahn bei früherer Verbeamtung dieses Beförderungsamt hättest erreichen können.
Ganz allgemein wäre zunächst zu prüfen, ob bzw. ab wann du die laufbahnrechtlichen Voraussetzungen erfüllt hast. Dies hängt von deinem Studienabschluss und der anschließenden beruflichen Tätigkeit ab. Die Bundeslaufbahnverordnung gibt dir da mehr Infos.

Die Krankenkasse kostet je nach Alter / Vorerkrankungen / Leistungen so um die 200 - 350€.
Die Arztrechnungen reichst Du bei der Beihilfe und der Krankenkasse ein und bekommst sie anteilig erstattet

2)
Glaskugel :) Mir sind keine Vorteile bekannt, die dein direkter Vorgesetzter davon hätte. Außer, dass Du 2 Stunden pro Woche länger da bist.

3)
Wie auch als Nicht-Beamter. Leistung der Pflegeversicherung und dein Einkommen / Vermögen stehen für deinen Lebensunterhalt im Heim zur Verfügung.

5)
schau in den von Bastel genannten Rechner, der ist sehr zuverlässig.

Bonus)
bei der monetären Betrachtung vergiss bitte nicht, dass die Tarifbeschäftigten eine Betriebsrente (VBL) bekommen.

Bastel

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 4,308
Antw:Verbeamtung mit Bachelorabschluss - Fragen
« Antwort #4 am: 10.11.2020 11:23 »
Bonus)
bei der monetären Betrachtung vergiss bitte nicht, dass die Tarifbeschäftigten eine Betriebsrente (VBL) bekommen.

Wenn Heirat und viele Kinder geplant sind, kann eine Verbeamtung lohnenswert sein.

Tagelöhner

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 874
Antw:Verbeamtung mit Bachelorabschluss - Fragen
« Antwort #5 am: 10.11.2020 18:17 »
Zu 2)

Deine Vorgesetzen können daran aus folgenden Gründen Interesse haben:

a) Einsparung von Personalkosten in den nächsten Jahrzehnten, da für Mitarbeiter im Beamtenverhältnis keine Lohnnebenkosten durch die Sozialversicherungen anfallen.

b) Vorhandener Stellenplan übt Stellenbesetzungsdruck im Beamtenbereich aus, wohingegen die vielleicht wenigen besseren Tarifbeschäftigtenstellen vorrangig dafür genutzt werden sollen, neues Personal zu akquirieren, bzw. verbeamtungsunwilliges-/unfähiges Personal zu binden.

c) Hoffentlich mehr zu erwartende "stumpfe Loyalität" gegenüber den Vorgesetzten, da man sich dann im Beförderungs-/Beurteilungshamsterrad wiederfindet und auf deren Wohlwollen angewiesen ist.

Ich würde diese Entscheidung ebenfalls massiv vom erwartbaren Einkommen und der Familienplanung abhängig machen. Ein Leben lang soziale Ächtung von großen Teilen der Gesellschaft als stigmatisierter überprivilegierter, fauler und überbezahlter Staatsdiener zu erfahren, ist auch nicht jedermanns Sache  ;D.

Bastel

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 4,308
Antw:Verbeamtung mit Bachelorabschluss - Fragen
« Antwort #6 am: 11.11.2020 06:24 »
Ein Leben lang soziale Ächtung von großen Teilen der Gesellschaft als stigmatisierter überprivilegierter, fauler und überbezahlter Staatsdiener zu erfahren, ist auch nicht jedermanns Sache  ;D.

Diese "Ächtung" kann einem auch als Angestellter widerfahren. Aber was juckt es die Eiche, wenn die Sau sich an Ihr kratzt?

Organisator

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 5,749
Antw:Verbeamtung mit Bachelorabschluss - Fragen
« Antwort #7 am: 11.11.2020 08:19 »
Diese "Ächtung" kann einem auch als Angestellter widerfahren. Aber was juckt es die Eiche, wenn die Sau sich an Ihr kratzt?

hä? Angestellte? Ihr im öffentlichen Dienst seid so eh alles Beamte.

Feidl

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 425
Antw:Verbeamtung mit Bachelorabschluss - Fragen
« Antwort #8 am: 12.11.2020 11:45 »
1) A10 Stufe 1. Von den 3 Jahren Berufserfahrung musst du nämlich noch 1-2 Jahre Zeit für fiktiven Vorbereitungsdienst wegrechnen.

2) Bindung. Einsparung der Lohnnebenkosten interessiert vielleicht dein Arbeitgeber/zukünftiger Dienstherr, aber weniger die direkten Vorgesetzten. Die freuen sich eher, dass du als IT und Beamter eher nicht auf die "dumme" Idee kommen würdest, in besser bezahlte Jobs in der freien Wirtschaft zu wechseln. Auch im öD sind viele IT Stellen nicht als Beamtenstellen ausgeschrieben, somit ein Wechseln dahin auch unattraktiv erscheint.

4) Vergleichen kannst du HIER. Höchsten Beitrag zu nehmen, wäre das dümmste. Die Leistungen sind da nicht unbedingt besser. Welche Zusatzleistungen du willst, was sie dir wert sind oder ob du sie im Zweifelsfall auch mal so bezahlst, musst du selbst wissen. Ich persönlich spar da lieber.

5) Finanziell nicht, zumindest nicht anfangs. Könnte sich aber trotzdem lohnen, wenn du schnell befördert wirst.