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[NW] Wechsel vom Beamten zum Angestellten
BeamterausNDS:
Hallo Slave123,
ich lese bereits seit längerem in diesem Forum mit, habe mich nun aber extra angemeldet, um dir zu antworten und dich, aus meiner Sicht, vor einem Fehler zu bewahren.
Ich bin Beamter im ghD (A11) aus Niedersachsen, U30 und dank der Öffnungsaktion der PKV mit 30 % Risikozuschlag behaftet.
Zahlen tu ich (bei der Barmenia) ab dem 01.01.21 ca. 360 €, immer noch ein Glücksgriff im Vergleich zur freiwilligen Versicherung in der GKV, bei der ich bei über 600 € im Monat gelegen habe.
Ich habe (in Zeiten der Mitgliedschaft in der freiwilligen Versicherung) auch überlegt, als Beamter entlassen zu werden und mein Glück als TB zu versuchen (selbe Argumentation bei dir, ich hätte ja mehr Netto bei weniger Arbeitszeit).
Meine Erfahrung? Nach einem ehrlichen Durchrechnen und Abwägen des Ganzen habe ich jedoch wieder Abstand davon genommen. Warum? Nun ja, die Gründe wurden schon Mehrfach genannt, ich wiederhole sie aber noch mal gerne:
1. als TB hat man die ein oder andere Zusatzversicherung, die man wirklich abschließen sollte(!), diese müsstest du bei deiner Rechnung berücksichtigen.
2. Die GKV wird ständig teurer, zum einen durch die jährliche Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze/Jahresarbeitsentgeltsgrenze (in die man als TB durchaus schnell mal landen kann), zum anderen greift die GKV jede(!) Gehaltserhöhung (sei es als TB durch eine höhere Erfahrungsstufe oder durch einen neuen Tarifabschluss) ab.
Nicht zuletzt kann die GKV durch Zusatzbeiträge ständig Erhöhungen vornehmen und gleichzeitig Leistungen kürzen (dies kann dir bei der PKV nicht passieren, denn dort sind die Leistungen vertraglich vereinbart). Gerade als Risikopatient, wie du so schön schreibst weiß man nie was mal passieren kann, ist es kein schönes Gefühl wenn man dieses oder jene Medikament nicht bekommen kann oder 6 Monate auf einen Termin beim Spezialisten warten muss (beides so regelmäßig bei mir gewesen).
3. Natürlich sollte es immer eine Rolle spielen, wie das Ganze im Alter ausschaut! Ja, man lebt im hier und jetzt, aber tatsächlich ist der Ruhestand nicht zu vernachlässigen und um dasselbe Niveau wie ein Beamter zu erreichen (insb. bei Teilzeitbeschäftigung), muss man eben doch Zuzahlungen leisten. Und (zugegeben deutlich übertrieben) gesagt: Wenn du meinst, der Ruhestand ist unbeachtlich weil du ja nicht weißt, ob du dann noch lebst, wieso kriegst du dann ein Kind, wenn du nicht weißt, ob du morgen noch lebst?
4. Krankengeld! du sagst es selber und meinst es sei nicht entscheidend? Ein Kollege von mir, knapp U50, hatte die Diagnose Krebs bekommen --> Über 12 Monate ausgefallen, letztendlich ist er nun bereits seit längerem Erwerbsunfähig und kriegt dafür einen Obolus...Glaub mir, gerade die Zeit, in der er sich von Krankschreibung zu Krankschreibung geangelt hat, waren die Hölle!
5. Familienzuschläge, auch mit einem Kind immer noch besser als gar keine.
6. Die Perspektiven. Glaubst du wirklich, du wirst den Rest deines Lebens A9 bleiben? Falls ja, dann entschuldige das ich das so direkt sage, scheinst du nicht wirklich gut in dem zu sein, was du tust. Wenn du gut bist, ist eine mehrmalige Beförderung im ghD ohne weiteres möglich, auch in Teilzeit! Will das der Dienstherr nicht oder behandelt dich ungerecht? Kein Problem, es gibt genug andere Dienstherren in Deutschland, die sich freuen, einen engagierten und leistungsfähigen Beamten bei sich aufzunehmen. Man muss sich nur einmal die aktuellen Stellenausschreibungen auf den üblichen Portalen ansehen und man wird sehr schnell fündig. Spätestens mit den entsprechenden Beförderungen egalisiert sich der ursprüngliche Vorteil sehr schnell.
Im Übrigen wird bei meiner Kommune im Regelfall kein Tarifangestellter auf Führungspositionen gesetzt, es sind nahezu ausschließlich Beamte (zumindest im nichttechnischen Bereich). Zumindest bei uns wäre deine Perspektive als Angestellter bei E9c/E10 auch das Maximum.
Edit: 7. Ich habe natürlich die ständigen Erhöhungen und Unwägbarkeiten in der Arbeitslosenversicherung, Rentenversicherung, etc. vergessen *shameonme*
Bei mir übrigens hätte der Wechsel (als ich noch A9 erhalten habe und freiwillig versichert war) einen Nettomehrgewinn (ohne die Zusatzkosten durch andere Versicherungen etc.) von über 3.000 € im Jahr ausgemacht, ich habe also die von dir beschriebenen 15.000 € "verloren". Wenn man jedoch nicht nur das Ergebnis des Rechners hier vergleicht und ehrlich die Kosten entgegenrechnet (und nicht alles schönrechnet und sagt was man sowieso nicht bräuchte und was einem egal ist) ist der Verlust gar nicht mehr so recht vorhanden und spätestens mit den entsprechenden Beförderungen wendet sich das Blatt schnell.
Man könnte die Liste sicherlich noch fortführen, letztendlich musst du entscheiden, was für dich überwiegt. Aber diese pauschalen Aussagen wie viel besser das Leben als TB doch wäre, die kann und will ich so nicht stehen lassen, denn sie sind alles andere als ehrlich und reflektiert.
Slave123:
Danke "BeamterausNDS" :) Das ist tatsächlich mal etwas was hilft.
Seit wann bist du schon A11 und wie lange musstest du darauf warten? Bist du in einer leitenden Position?
Ja, du hast Recht, wenn die Gesundheit streikt, ist man als Beamter besser dran. Sehe ich ja an meinem Kollegen, der seit 15 Jahren regelmäßig 4-6 Monate jährlich fehlt- wieso der nicht zwangspensioniert wird, ist mir aber ein großes Rästel.
Es hat ALLES Vor- und Nachteile. Ob nun das eine oder andere besser ist, kann man sicherlich erst am Ende sagen, wenn man weiß,ob man fit geblieben ist oder nicht. Mich nervt einfach, dass eine Verkäuferin bei Primark fast dasselbe verdient wie ich mit einem Bachelor. Das gebe ich ehrlich zu. Ich bin vom öffentlichen Dienst allgemein genervt und wenn ich KÖNNTE, würde ich mich da bewerben, wo ich bessere Stellen bekomme.
Ich sitze auf einer A10 Stelle und habe erst vor kurzem eine sehr gute Beurteilung bekommen sowie eine Empfehlung für ein Programm zur Förderung. Außerdem sagte ich ja bereits- ich schaffe meine Arbeit in der halben Zeit. ABER A11/A12 Stellen gibt es wenige und ich will ja auch nicht auf eine Stelle auf die ich keine Lust habe, nur weil es dann 200€ mehr gibt. Ich bin aber örtlich gebunden durch den Partner, sonst wäre ich schon weg aus NRW. Ich habe einfach einen recht kleinen Radius, da es mir auch nichts bringt, für 200€ mehr jeden Tag 1,5 Stunden zu pendeln und noch weniger Freizeit zu haben.
2 Std wöchentlich mehr Freizeit halte ich schon für nice. Und wenn die Debeka so weiter erhöht, dann werde ich nie mehr verdienen als jetzt :D habe ja zum 01.01. schon weniger über aufgrund der dicken Erhöung.
Und ich bin kein Risikopatient- auch wenn die PKV das leider anders sieht. Die Diagnosen, die bei mir den Risikozuschlag von 20% ausmachen, haben noch nie dazu geführt, dass ich krank war oder zum Arzt musste und werden das (auch laut Prognose des Amtsarztes) auch absehbar nicht.
BeamterausNDS:
Hallo Slave123,
ich probiere auch nur zu helfen, weil ich sehr lange darüber nachgedacht habe.
A11 bin ich nicht in einer leitenden Position, ich bin in der Organisation tätig und verantwortlich für Digitalisierungsprojekte und Geschäftsprozessoptimierungen. Warten musste ich überhaupt nicht, ich bin zu jedem frühestmöglichen Zeitpunkt (also jeweils mit der Einjahressperre) befördert worden.
Eben wie du schon sagst, kann man nicht wissen, ob man fit bleibt. Und wenn man nicht ganz große Probleme bekommen will, ist die BU als TB Pflicht. Alles andere wäre wirklich ein großes finanzielles Risiko...
Dann solltest du doch aber zeitnah die Beförderung nach A10 erhalten?
Also wenn ein Dienstherrenwechsel für dich eigentlich nicht in Frage kommt, könnte es natürlich schon kritischer werden mit den Beförderungschancen, zumindest wenn absehbar wäre, dass sämtliche für dich bei deinem jetzigen Dienstherrn interessanten Stellen auf lange Zeit vergeben sind.
Aber dann ist trotz allem die Frage, wo ist das Ende der Fahnenstange als TB? Ich würde daher nicht nur die erste Erfahrungsstufe vergleichen sondern die erste, eine mittlere und die letzte (und das sowohl in Voll- als auch Teilzeit). Dann vergleich bitte auch A10 mit E9c, schließlich sitzt du ja auf einer A10-Stelle und unter den von dir beschriebenen Umständen sollte die Beförderung eigentlich nur noch eine Formalie sein.
Rechne doch als Beamter mal ein paar Teilzeitmodelle durch. Ich habe das auch mal für mich durchgerechnet (da ich ähnlich wie du der Ansicht bin, dass 40h+ eigentlich zu viel sind) und die Besoldung sieht auch mit 36,35 oder 34h noch ziemlich gut aus.
Die Einschätzungen hinsichtlich der PKV zu Risikopatient oder nicht kann man wirklich nur selten nachvollziehen, zumindest wird gerne mal ein Zuschlag drauf gegeben, aber das kann man leider nicht ändern.
Letzte Option für dich (sofern du die Vorteile des Beamten halten, aber aus der PKV raus willst): Freiwillige Versicherung. Gerade mit Teilzeitbeschäftigung sollte das ähnliche Kosten wie die PKV verursachen und wenn sich wirklich die Pauschale Beihilfe durchsetzt (ziehen ja immer mehr Länder mit, in Nds ist es bereits seit 1 1/2 Jahren in Beratung), wäre das meiner Ansicht nach der beste Weg für dich (sofern man meint, dass die PKV keine sonstigen Vorteile bietet).
Slave123:
Das finde ich auch sehr nett, vor allem wenn du dich deshalb extra angemeldet hast =)
Ich weiß nicht, ob ich dann zeitnah A10 bekomme... kenne auch einige die ne Weile drauf warten mussten.
Und hier sitzen auch viele A9er auf A11 Stellen. Aus meinem Studium sitzen sogar etliche auf A12 Stellen mit A9, und die werden auch lange warten (bei einer anderen Behörde). Ich bin nach dem Studium "geflüchtet".
Dientsherrenwechsel kommt in Frage, es gibt nur nicht viele Möglichkeiten sich da zu verbessern in dem Radius von etwa 30km. Partner arbeitet in der anderen Richtung und wir wohnen im Moment quasi in der "Mitte". Könnte mich natürlich in seiner Nähe bewerben, aber dann haben wir ein Problem mit dem Wohnen, da es dort sauteuer und die Wohnungen rar sind :-\ Vom Haus ganz zu Schweigen, das wäre dann unmöglich.
Teilzeit als Beamter lohnt sich leider gar nicht, das kann ich mir schlichtweg nicht leisten :( und wir dürfen Teilzeit auch nur noch für mindestens 2 Jahre beantragen und können danach ja nicht automatisch wieder in die Vollzeit. Wenn die merken, dass ich hier alles in 35 Std schaffe, dann belassen die es sicher dabei ;)
Aus der PKV kommt man nicht raus , bzw nicht in die GKV rein als Beamter. Das kann man nur einmalig am Anfang entscheiden!!! Die Möglichkeit habe ich also schon lange nicht mehr.
WasDennNun:
--- Zitat von: Slave123 am 30.11.2020 15:09 ---Meine Stelle ist eine 9c / A10 (die ich aber nicht bekomme), daher bin ich einfach fiktiv davon ausgegangen, dass ich die 9c auch bekäme, wenn der AG denn mitspielt und mich anstellt.
--- End quote ---
Das ist dann ja erfreulich, aber dann wird es auch für immer diese Stelle bleiben?
Insofern würde ich an deiner Stelle in der Tat versuchen diese Stelle zu bekommen oder ernsthaft nach einem anderen Angestelltenjob umsehen und woanders hingehen und dort mehr Geld verdienen.
Denn du scheinst ja motiviert und Agil zu sein.
Auf A) kleben zu bleiben als Beamter ist schrott und dafür hat man sich nicht ausbilden lassen, in der Tat.
--- Zitat ---Was muss beim GKV Satz denn noch angepasst werden
--- End quote ---
Ist abhängig von der KV zwischen0,5 und 2 % on the Top
--- Zitat --- und wieso muss ich Zusatzversicherungen haben?
--- End quote ---
Müssen nicht, aber wenn die Kosten dann kommen, dann müsstest du sie auch von deinem Gehalt abziehen. Nur um einen echten Vergleich zu haben, welcher Lebensweg wieviel Netto nachhaltig in den Geldbeutel spült.
Irgendwann kommt der Zahnersatz / Krone die du dann mit 2000€ selber zahlen musst, oder halt 5 € monatlich eingezahlt hast.
Bei meiner PKV ist mein Beitrag zwischen 80€ und 300€
80€ wenn ich keine Ausgaben habe und 300€ wenn ich es von der PKV bezahlen lasse. Dazwischen halt was ich ausgegeben habe, und das war in den letzten 20 Jahren ~180€ pro Monate
--- Zitat ---Die KANN ich haben, aber muss es nicht. Eine BU würde ich z.B. nicht abschließen. Aber auch das ist jedem selbst überlassen.
--- End quote ---
Richtig, aber als Beamter hast du diesen Gegenwert dabei im Lohn.
Genauso wie volle Lohnfortzahlung im Krankheitsfall etc.
Brauch ich nicht heißt: Egal, wird schon gut gehen.
Ich habe so was auch nicht, aber ich habe von meinem Nettolohn etwas beiseite gepackt, was mir nicht zur Verfügung stand, damit ich solche Situationen abfedern kann.
Kannst du natürlich alles als "brauche ich nicht ansehen" und deswegen ist es rausgeschmissenes Geld.
Aber wenn du dann doch 6 Wochen Krank bist und wesentlich weniger Netto hast, dann kann ein finanzielles Karten haus zusammenbrechen, wenn man eben nicht "vorgesorgt" hat.
(Erst Recht wenn ihr irgendwann ein Häusle abzahlen wollt)
Mein Rat: Unterschätze solche Szenarien nicht.
Ob du als Angestellter, der plötzlich H4 beantragen muss es genauso ansehen wirst kann man dann nur hoffen.
--- Zitat ---Wenn es keine passenden Stellen gibt, die ich dann ja auch noch bekommen muss, werde ich wohl A10 werden und bleiben. Das weiß ich ja vorher nicht. Stellen nach A11 sind hier Teamleiter und A12Sachgebietsleiter. Solche Stellen sind rar und heiß begehrt, und die Stelleninhaber bleiben dort oft bis zur Rente/Pension ;) Außerdem kann ich mich als Beamter mit A10 ja nicht einmal auf A12 bewerben.
--- End quote ---
Die Masse der Beamten gD die ich in meinem Umfeld habe sind mit 40-45 bei A12
A13 ist natürlich dann erst bei 55 erreichbar, sofern man entsprechend flexibel ist.
Ist aber Land und nicht Kommune, insofern ist es für dich natürlich doof, wenn du nicht diese örtliche Flexibilität hast.
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