Autor Thema: [Allg] Erzwingen von Homeoffice durch Dienstherren  (Read 13107 times)

Verwaltungsgedöns

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Hallo ins Forum,

aufgrund der Pandemielage geht der Trend derzeit auch in Behörden zum Homeoffice.
Die Hintergründe hierzu sind für mich alle nachvollziehbar. Ich gehöre keiner Risikogruppe an und bin auch kein „Corona-Leugner“. Ich habe auch kein Problem damit, außerhalb meiner Dienststelle zu arbeiten.

Für mich stellt sich dennoch die Frage, ob der Dienstherr einseitig anordnen und durchsetzen kann, dass ich ins Homeoffice gehe UND in meiner Wohnung dienstlich gelieferte Hardware aufbauen muss. Homeoffice wäre für mich kein Problem. Es geht darum, dass in der Wohnung kein Platz ist. Arbeitszimmer, Schreibtisch und Bürostuhl sind nicht vorhanden. Die Wohnung ist schlicht zu klein und mehrere Kinder teilen sich bereits das einzige Kinderzimmer. Mehr ist aufgrund der hohen Mietpreise nicht möglich. Meine persönlichen Wohnumstände stellen sich eher bescheiden dar. Ich habe in der Wohnung keinen Platz für einen Schreibtisch oder Bürostuhl. Es ist faktisch nicht möglich, einen Arbeitsplatz aufzubauen.

Meine Ehefrau ist aufgrund der teilweise fragwürdigen Arbeitsbedingungen in meiner Behörde äußerst schlecht auf den Dienstherrn zu sprechen und meine Tätigkeit stellt bereits eine grundlegende Belastung für mein Familiengefüge dar. Meine Frau würde es nicht dulden, wenn ich  in der Wohnung nun auch noch Gerätschaften aufbaue, Kabel verlege oder Akten ausbreite.

Aufgrund der nunmehr verschärften Pandemielage gehe ich jedoch davon aus, dass man mich zukünftig auch in das Homeoffice schicken wird. Ich müsste dann jedoch ablehnen und würde es als übergriffig empfinden, wenn der Dienstherr nun auch noch Macht darüber hätte, dass ich Zuhause einen Arbeitsplatz für ihn schaffen und bezahlte Mietfläche für ihn aufgeben müsste. Ich glaube, dass dies nicht nur gefühlt zu weit gehen würde.
Ich sehe hier eindeutig die Unverletzlichkeit der Wohnung berührt. Außerdem würde es in einer bereits belasteten Situation hierdurch zu einem nicht unerheblichen Konflikt mit meiner Ehefrau kommen. Interessant wäre es auch wenn meine Frau, die nicht dem Beamtenrecht unterliegt, die Hardware einfach abbaut und vor die Tür stellt.

Hatte hier jemand schon ein ähnliches Problem? Fällt euch eine realistische Lösung ein?

Könnte der Dienstherr nicht einfach ein billiges und pandemiebedingt leerstehendes Hotelzimmer für mich anmieten und mir dort die Hardware aufbauen? Dass die Pandemie-Bekämpfung Geld kostet, dürfte der Dienstherr ja inzwischen auch verstanden haben.

Vielen Dank für die Antworten und bleibt gesund!

Viele Grüße.

2strong

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Antw:[Allg] Erzwingen von Homeoffice durch Dienstherren
« Antwort #1 am: 15.01.2021 19:37 »
Die Einrichtung eines Arbeitsplatzes ist grundsätzlich Pflicht des Dienstherrn. Mir ist kein Dienstrecht (Bund und Länder) bekannt, dass die Inanspruchnahme der eigenen Wohnung für dienstliche Zwecke gebietet. Lehn das Homeoffice-Angebot einfach ab und Ende.


2strong

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Antw:[Allg] Erzwingen von Homeoffice durch Dienstherren
« Antwort #3 am: 15.01.2021 23:20 »
Der Klageantrag wirkt auf mich verunfallt. Im Kern befasst sich das Urteil daher mit dem Anspruch auf amtsangemessene Beschäftigung. Zu einer Pflicht, die private Wohnung für dienstliche Zwecke zu nutzen, ist im Grunde nichts ausgesagt.

WasDennNun

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Antw:[Allg] Erzwingen von Homeoffice durch Dienstherren
« Antwort #4 am: 16.01.2021 11:16 »
Unabhängig davon, was passiert denn, wenn du so einen Rechnerkram da hingestellt bekommst, du sollst es alleine aufbauen?
Ok, dass kann ja schon mal bis Oktober dauern, da irgendwie immer ein Kabel verschwunden ist, und irgendwann im Kinderzimmer gefunden wurde.
Des weiteren sollte dein Dienstherr dir betätigen, dass du für Beschädigungen an dem Gerätschaften nicht haftbar zu machen bist, da du nicht verhindern kannst, dass deine Kinder in die nähe derselben kommen und dort OSaft einschütten könnten.
Und bis dass alles bestätigt ist es Sommer 2022

Alexandra112

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Antw:[Allg] Erzwingen von Homeoffice durch Dienstherren
« Antwort #5 am: 16.01.2021 13:55 »
Läuft das HomeOffice nicht per Laptop statt? Ich kenne keinen der ein ganzes Arbeitszimmer geliefert bekommen hat.

Verwaltungsgedöns

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Antw:[Allg] Erzwingen von Homeoffice durch Dienstherren
« Antwort #6 am: 16.01.2021 14:20 »
Wir schleppen an unserer Dienststelle unsere Desktop PC mit Monitoren nach Hause. Drucken müssen wir mit privaten Druckern. Druckerpatronen werden nicht erstattet. Aber selbst mit Notebook habe ich keinen Schreibtisch oder Bürostuhl. Ich bearbeite auch keine digitalen Akten sondern ganz analog ganze Ordner.

WasDennNun

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Antw:[Allg] Erzwingen von Homeoffice durch Dienstherren
« Antwort #7 am: 16.01.2021 15:31 »
Und?
Wo ist das Problem?
Entweder man macht so etwas freiwillig, weil man zuhause arbeiten möchte.
Oder man lässt es und geht ins Büro und arbeitet dort.
Und wenn man nicht hineingelassen wird, rüttelt mal Schröder like am Zaun und verschriftlich das ganze und legt sich zuhause aufs Sofa.

Verwaltungsgedöns

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Antw:[Allg] Erzwingen von Homeoffice durch Dienstherren
« Antwort #8 am: 16.01.2021 16:07 »
Ich nehme an, dass ein derartiges Verhalten für eine gewisse Eskalation sorgen würde, die niemanden helfen würde.

Was ich benötige sind Erfahrungen oder Ideen, mit denen ich argumentativ für eine Einsicht beim Dienstherrn sorgen könnte.

2strong

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Antw:[Allg] Erzwingen von Homeoffice durch Dienstherren
« Antwort #9 am: 16.01.2021 17:56 »
Du verweigerst schlicht die Bereitstellung Deiner Privatwohnung für die Belange Deines Dienstherrn. Es sind schließlich Deine Räume und eine Überlassung ist nicht vereinbart worden. Ein besseres Argument kann es ja gar nicht geben.

Eukalyptus

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Antw:[Allg] Erzwingen von Homeoffice durch Dienstherren
« Antwort #10 am: 16.01.2021 18:01 »
..Es geht darum, dass in der Wohnung kein Platz ist. Arbeitszimmer, Schreibtisch und Bürostuhl sind nicht vorhanden. Die Wohnung ist schlicht zu klein und mehrere Kinder teilen sich bereits das einzige Kinderzimmer. Mehr ist aufgrund der hohen Mietpreise nicht möglich. Meine persönlichen Wohnumstände stellen sich eher bescheiden dar. Ich habe in der Wohnung keinen Platz für einen Schreibtisch oder Bürostuhl. Es ist faktisch nicht möglich, einen Arbeitsplatz aufzubauen.
..

Die Argumentationslinie gegenüber deiner Behörde hast du bereits selber im Ansatz formuliert. Noch etwas ausarbeiten und deiner Behörde zukommen lassen (das ist schon eine Freundlichkeit die zum Erwecken von Verständnis deiner Lage dient - eigentlich musst du bloss nein sagen). Zum sonstigen, damit in Verbindung stehenden Vorgehen (Arbeit anbieten, und dann abwarten) haben andere bereits genügend geschrieben.

Alles was du darüber hinaus offenbar erhoffst und welches deine Probleme mit dem Dienstherren ohne Reibungen lösen wird ist - Magie. Die gibts in dieser Welt nicht.

Wenn deine Arbeit bei dieser Behörde auch ohne Corona schon "..eine grundlegende Belastung für das Familiengefüge.." darstellt, wäre ohnehin ein Wechsel der Behörde oder des Wohnortes angebracht. In diesen Zeiten des Mangels an geeigneten Arbeitskräften und gerade in Ballungsräumen gibt es in der Regel genügend Angebote.


RARB

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Antw:[Allg] Erzwingen von Homeoffice durch Dienstherren
« Antwort #11 am: 16.01.2021 20:10 »
..Es geht darum, dass in der Wohnung kein Platz ist. Arbeitszimmer, Schreibtisch und Bürostuhl sind nicht vorhanden. Die Wohnung ist schlicht zu klein und mehrere Kinder teilen sich bereits das einzige Kinderzimmer. Mehr ist aufgrund der hohen Mietpreise nicht möglich. Meine persönlichen Wohnumstände stellen sich eher bescheiden dar. Ich habe in der Wohnung keinen Platz für einen Schreibtisch oder Bürostuhl. Es ist faktisch nicht möglich, einen Arbeitsplatz aufzubauen.
..

Die Argumentationslinie gegenüber deiner Behörde hast du bereits selber im Ansatz formuliert. Noch etwas ausarbeiten und deiner Behörde zukommen lassen (das ist schon eine Freundlichkeit die zum Erwecken von Verständnis deiner Lage dient - eigentlich musst du bloss nein sagen). Zum sonstigen, damit in Verbindung stehenden Vorgehen (Arbeit anbieten, und dann abwarten) haben andere bereits genügend geschrieben.

Alles was du darüber hinaus offenbar erhoffst und welches deine Probleme mit dem Dienstherren ohne Reibungen lösen wird ist - Magie. Die gibts in dieser Welt nicht.

Wenn deine Arbeit bei dieser Behörde auch ohne Corona schon "..eine grundlegende Belastung für das Familiengefüge.." darstellt, wäre ohnehin ein Wechsel der Behörde oder des Wohnortes angebracht. In diesen Zeiten des Mangels an geeigneten Arbeitskräften und gerade in Ballungsräumen gibt es in der Regel genügend Angebote.

"... Wechsel angebracht ..." oder seiner Frau ... ;-)

2strong

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Antw:[Allg] Erzwingen von Homeoffice durch Dienstherren
« Antwort #12 am: 16.01.2021 21:20 »
Die Argumentationslinie gegenüber deiner Behörde hast du bereits selber im Ansatz formuliert. Noch etwas ausarbeiten und deiner Behörde zukommen lassen...
So verständniserweckend der Ansatz auch sein mag: Bist Du wirklich der Auffassung, dass der Kollege hier seine privaten Lebens- und Wohnverhältnisse auswälzen sollte, um auf Mitleid einer Personalsachbearbeiterin zu hoffen? Das sollte der Kollege aus Prinzip nicht offenlegen müssen.

Alexandra112

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Antw:[Allg] Erzwingen von Homeoffice durch Dienstherren
« Antwort #13 am: 17.01.2021 07:31 »
aufgrund der Pandemielage
Die Hintergründe hierzu sind für mich alle nachvollziehbar.
Homeoffice wäre für mich kein Problem.
Meine Frau würde es nicht dulden, wenn
Außerdem würde es in einer bereits belasteten Situation hierdurch zu einem nicht unerheblichen Konflikt mit meiner Ehefrau kommen. Interessant wäre es auch wenn meine Frau, die nicht dem Beamtenrecht unterliegt, die Hardware einfach abbaut und vor die Tür stellt.
Vielleicht mal über Grundlegendes nachdenken, wenn Deine Frau es nicht duldet, dass Du vorübergehend mal im HomeOffice bist? Ist guten und in schlechten Zeiten?




WasDennNun

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Antw:[Allg] Erzwingen von Homeoffice durch Dienstherren
« Antwort #14 am: 17.01.2021 09:03 »
Du verweigerst schlicht die Bereitstellung Deiner Privatwohnung für die Belange Deines Dienstherrn. Es sind schließlich Deine Räume und eine Überlassung ist nicht vereinbart worden. Ein besseres Argument kann es ja gar nicht geben.
Auch wenn der Dienstherr einen Beamten zu HomeOffice zwingen könnte (was für mich nicht 100% klar ist, bei Arbeitnehmern schon, da geht es nicht).  Dann brauchst würde ich es klipp und klar kommunizieren, dass man gewisse Dinge nicht sicherstellen kannst und lässt sich dieses vom Cheffe bestätigen, dass er trotzdem HomeOffice anweist. Cheffe also die Verantwortung für die Gefahren übernimmt und er sie in Kauf nimmt.
a) Dienstgeheimnis: Während du schön in der Küche, Wohnzimmer arbeitest, ist natürlich die Frau und Freundin im Raume. Alle Telefonate sind somit verboten. Alle Aktendeckel sind zu und deine Performance gleich 0 -> Sofa
b) keine Marmelade auf den Akten, da wird die erste Weisermappe die zum Cheffe geht ziemlich kleprig ausgeliefert.
c) Ausdrucken geht nicht, hast kein Drucker.

Und natürlich weißt du deinen Dh darauf hin, dass du bereit bist anderen Orten, wo das alles sicherbestellt ist, arbeiten würdest.

Sprich du verweigerst nicht das HomeOffice, sondern du verweist darauf hin, dass deine örtlichen Gegebenheiten nicht gesetzeskonform für HomeOffice geeignet sind und du deswegen HomeOffice in deiner Wohnung nicht verantworten kannst.