Autor Thema: Würdet Ihr nochmal im ÖD anfangen?  (Read 44333 times)

clarion

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Antw:Würdet Ihr nochmal im ÖD anfangen?
« Antwort #15 am: 23.02.2021 18:27 »
Hallo,

ich kann den ÖD auch empfehlen, zumindest dann, wenn man eine unbefristete Stelle hat.

Wie weiter oben aufgeführt, bin ich dankbar, dass Cororna mir Null, Nada, Nichts anhaben kann. Mein Geld kommt jeden Monat pünktlich und ungekürzt.

Es gibt zwar einige Kommilitonen, die in der PW mehr verdienen als ich, die haben aber sehr viel mehr Stress und Druck. Es gibt außerdem viele Kommilitonen und auch Freunde mit Studium, die weniger verdienen bzw. den Launen der Konjunktur mehr ausgeliefert sind.

Mich nervt manchmal, dass manche Leute im ÖD sich nur noch oben vergleichen und auf hohen Niveau jammern. Seit Corona haben einige, die früher gejammert haben, aber etwas Demut gelernt und halten lieber die Klappe.

Elur

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Antw:Würdet Ihr nochmal im ÖD anfangen?
« Antwort #16 am: 23.02.2021 22:42 »
Ich bin seit 31 Jahren im öffentlichen Dienst, die ersten 21 Jahre als Angestellte und die letzten 10 Jahre als Beamtin. Nach einer Ausbildung bei einer Landesbehörde bin ich sehr schnell in Bundesbehörden gewechselt und habe in mehreren Bundesbehörden gearbeitet. Habe danach den Aufstieg mit einem bezahlten und geförderten Studium machen dürfen, bin Diplom-Verwaltungswirtin im gehobenen Dienst und habe jetzt eine anspruchsvolle und sinnvolle Aufgabe, die mir sehr viel Spaß macht. Ich würde immer wieder in den öffentlichen Dienst gehen.

Yvonne

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Antw:Würdet Ihr nochmal im ÖD anfangen?
« Antwort #17 am: 23.02.2021 22:49 »
Mich nervt manchmal, dass manche Leute im ÖD sich nur noch oben vergleichen und auf hohen Niveau jammern.
Fairerweise sollte man den öD aber auch nur mit großen Unternehmen vergleichen. Der Handwerksbetrieb mit fünf Arbeitsplätzen kann hier nicht der Maßstab sein.

Gruenhorn

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Antw:Würdet Ihr nochmal im ÖD anfangen?
« Antwort #18 am: 24.02.2021 00:26 »
Ich kann dem Vorredner zustimmen. Der Vergleich Bürokaufmann mit Friseuse mag gut für den ÖD ausgehen. Konkret sehe ich bei mir als promoviertes Maschinenbauingenieurderivat im Vergleich zu meinen promovieren Kommilitonen, dass ich dank der Familienzuschläge und der fehlenden Sozialversicherungspflicht netto einigermaßen mithalten kann. Wenn die vielen Kinder nicht wären, würde ich zu denen (beide Automobilindustrie) aber einen Abstand von 30.000 bzw 40.000 Euro brutto haben. Da kann man schon mal anmerken, dass die Bezahlung im höheren Dienst besser sein könnte. Klar gibt's andere Benefits, aber zu groß sollte der Abstand eben auch nicht sein.

LeonL

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Antw:Würdet Ihr nochmal im ÖD anfangen?
« Antwort #19 am: 24.02.2021 08:26 »
Ich kann zwei Positionen aus den Vorreden unterstützen. Ich würde nicht mehr etwas studieren was ziemlich zwangsläufig auf den öD und die Laufbahn "Tarifbeschäftigter" hinaus läuft, sondern sowohl in der PW als auch im öD zu gebrauchen ist UND natürlich gibt es nicht "den" öD. Vielmehr hilft schon früh: "Augen auf bei der Berufswahl!"
Allerdings denke ich auch, dass man als Bürokaufmann mit dem öD eher weniger etwas falsch machen kann als zB in Ingenieursberufen. Aber vielleicht erklimme ich ja noch mit weiterem Stufenaufstieg irgendwann den Gipfel der Zufriedenheit. Aktuell bereue ich jedoch etwas studiert zu haben was fast nur im öD gebraucht wird und wenn, dann in der PW größtenteils nur "versubt" wird. ;)

Schokobon

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Antw:Würdet Ihr nochmal im ÖD anfangen?
« Antwort #20 am: 24.02.2021 08:59 »
Eigentlich ist die reine Verwaltung - sprich die Anwendung von Rechtsnormen und Vorschriften auf Sachverhalte - totaler Unsinn, den ich niemandem empfehlen würde.
Man arbeitet nach Regeln, die für die Betroffenen geschrieben wurden. Und jeder Betroffene, der des Lesens mächtig ist, kann ein Wörtchen mitreden. Im Grunde erfordert die Arbeit daher keinerlei Kenntnisse, die man nicht durch Lebenserfahrung erlernen könnte. Man ist kein Spezialist.

Wer hingegen Maschinen für Produktionsstraßen entwirft und auf dem Weltmarkt verkauft ist Spezialist und kann was. Wer Programmierungen vornimmt um Vorgänge in der IT sinnvoll zu automatisieren kann was. Wer einen Baum fällt und daraus ansprechende Möbel baut kann was. Wer aus Haaren schöne Frisuren zaubert kann was.
Aber was kann der Verwaltungsmensch? Eigentlich nichts.
Und das merkt man dann halt a) am Entgelt und b) am Ansehen in der Gesellschaft usw.

Aber wer keine Ambitionen hat oder nicht so recht weiß was er machen will ist insoweit gut aufgehoben im Verwaltungsbereich des ÖD
Und wer Ambitionen hat und auch tatsächlich was kann bleibt lieber weg vom ÖD

Kommunalgenie

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Antw:Würdet Ihr nochmal im ÖD anfangen?
« Antwort #21 am: 24.02.2021 09:28 »
Eigentlich ist die reine Verwaltung - sprich die Anwendung von Rechtsnormen und Vorschriften auf Sachverhalte - totaler Unsinn, den ich niemandem empfehlen würde.
Man arbeitet nach Regeln, die für die Betroffenen geschrieben wurden. Und jeder Betroffene, der des Lesens mächtig ist, kann ein Wörtchen mitreden. Im Grunde erfordert die Arbeit daher keinerlei Kenntnisse, die man nicht durch Lebenserfahrung erlernen könnte. Man ist kein Spezialist.

Wer hingegen Maschinen für Produktionsstraßen entwirft und auf dem Weltmarkt verkauft ist Spezialist und kann was. Wer Programmierungen vornimmt um Vorgänge in der IT sinnvoll zu automatisieren kann was. Wer einen Baum fällt und daraus ansprechende Möbel baut kann was. Wer aus Haaren schöne Frisuren zaubert kann was.
Aber was kann der Verwaltungsmensch? Eigentlich nichts.
Und das merkt man dann halt a) am Entgelt und b) am Ansehen in der Gesellschaft usw.

Aber wer keine Ambitionen hat oder nicht so recht weiß was er machen will ist insoweit gut aufgehoben im Verwaltungsbereich des ÖD
Und wer Ambitionen hat und auch tatsächlich was kann bleibt lieber weg vom ÖD

Seh ich etwas anders. Als Beispiel in unserer Kommune. Der ausgebildete/ studierte VAler kann eben Sachbearbeiter Brandschutz/ EMA/ Bürgerservice/ Ordnungsamt/ Steuern/ Geschäftsbuchhalter/ Kämmerer/ Gebäudemanager blabla usw. sein. Während der studierte BWLer eben bei uns nur die Möglichkeit hätte in der Kämmerei zu arbeiten, da hat er natürlich ein paar Vorteile gegenüber den VAlern, aber Ihm fehlen höchstwahrscheinlich auch umfassende Kenntnisse im Haushaltsrecht.

Schokobon

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Antw:Würdet Ihr nochmal im ÖD anfangen?
« Antwort #22 am: 24.02.2021 09:33 »
Mein Onkel kannte sich unfassbar gut aus im kommunalen Haushaltsrecht. War auch immer engagiert was seinen "Flecken" (schwäbsich: Wohnort) angeht. Beruflich war er als Schlosser tätig mit eigenem Betrieb.
Hätte nach kurzer Einlernzeit (wie funktionieren die Programme und wo gibts den Kaffee) ohne Probleme in der Kämmerei anfangen können. Ich aber im Gegensatz dazu nicht als Schlosser ;)

lumer

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Antw:Würdet Ihr nochmal im ÖD anfangen?
« Antwort #23 am: 24.02.2021 10:00 »
Eigentlich ist die reine Verwaltung - sprich die Anwendung von Rechtsnormen und Vorschriften auf Sachverhalte - totaler Unsinn, den ich niemandem empfehlen würde.
Man arbeitet nach Regeln, die für die Betroffenen geschrieben wurden. Und jeder Betroffene, der des Lesens mächtig ist, kann ein Wörtchen mitreden. Im Grunde erfordert die Arbeit daher keinerlei Kenntnisse, die man nicht durch Lebenserfahrung erlernen könnte. Man ist kein Spezialist.
Genau aus diesem Grund gibt es die ganzen schlechten und superschlechten Verwaltungsakte und Widerspruchsbescheide. Jeder denkt, er das könne das bisschen reden/schreiben. Dabei fällt es am Ende sogar dafür ausgebildeten Verwaltungsmitarbeitern schwer, einen korrekten Tenor hinzubekommen. Von der Begründung mal ganz zu schweigen. Ich habe beispielsweise noch nie eine durch einen dafür ausgebildeten Verwaltungsmitarbeiter im ersten Anlauf korrekt begründete Anordnung der sofortigen Vollziehung gesehen. Wie soll das dann ein Quereinsteiger hinbekommen? Weil er des Lesens mächtig ist und deshalb ein Wörtchen mitreden kann? Nur weil jemand rechnen kann, ist er nicht gleich Anwärter auf die Fields-Medaille.

Kommunalgenie

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Antw:Würdet Ihr nochmal im ÖD anfangen?
« Antwort #24 am: 24.02.2021 10:13 »
Mein Onkel kannte sich unfassbar gut aus im kommunalen Haushaltsrecht. War auch immer engagiert was seinen "Flecken" (schwäbsich: Wohnort) angeht. Beruflich war er als Schlosser tätig mit eigenem Betrieb.
Hätte nach kurzer Einlernzeit (wie funktionieren die Programme und wo gibts den Kaffee) ohne Probleme in der Kämmerei anfangen können. Ich aber im Gegensatz dazu nicht als Schlosser ;)

Kommunales Haushaltsrecht ist doch etwas mehr als §63 KVerf.
Ich wage daher, deine These anzuzweifeln.

Organisator

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Antw:Würdet Ihr nochmal im ÖD anfangen?
« Antwort #25 am: 24.02.2021 10:14 »
Das kann ich nur so bestätigen. So erhielt ich einmal ein Schreiben einer Behörde:
"Wie Ihnen sicher aufgefallen ist, wurde eine Betrag von XXX,--€ zu viel an Sie ausgezahlt. Bitte überweisen Sie diesen Betrag zurück. MfG".

Auf den Hinweis, dass so wohl kein Verwaltungsakt aussieht erhielt ich das selbe Schreiben, jedoch mit Rechtsbehelfsbelehrung :)

Waren dann wohl schon zwei Leute, die wussten, wie die Programme funktionieren und wos den Kaffee gibt, aber keine Ahnung von Verwaltungshandeln haben. Erst im Widerspruchsverfahren hat mich sich zu einer Begründung hinreißen lassen.

Schokobon

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Antw:Würdet Ihr nochmal im ÖD anfangen?
« Antwort #26 am: 24.02.2021 10:18 »
Auf "Spezialisten" trifft man dann mutmaßlich erst vor Gericht.
Aber nicht in den Verwaltungen.
Ist ja auch okay.

Wohingegen jede Schreinerei/Friseur/Werkstatt/IT-Konzern fähige Leute beschäftigen muss - die was können - um am Markt überhaupt bestehen zu können. Gestümpere wie in den Behörden kann man sich da nicht leisten.




Yvonne

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Antw:Würdet Ihr nochmal im ÖD anfangen?
« Antwort #27 am: 24.02.2021 10:21 »
Auch wenn die Aussage sehr zugespitzt ist, muss ich @Schokobon hier Recht geben. Eine Ärztin kann ebenso wie eine Juristin ein Krankenhaus oder eine Krankenversicherung leiten, aber keine Juristin kann als Ärztin praktizieren (rechtlich ohnehin nicht, aber auch nicht tatsächlich). Ebenso sind Ingenieure oft als Verwaltungsleiter einsetzbar, aber kein Diplom-Verwaltungswirt als Ingenieur.
Ich behaupte sogar, dass ein guter Ingenieur, der etwas Interesse und Flexibilität mitbringt, in einem Crash-Kurs zu einem brauchbaren Juristen werden könnte. Umgekehrt no way.  8)

Organisator

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Antw:Würdet Ihr nochmal im ÖD anfangen?
« Antwort #28 am: 24.02.2021 10:33 »
Auf "Spezialisten" trifft man dann mutmaßlich erst vor Gericht.
Aber nicht in den Verwaltungen.
Ist ja auch okay.

Gestümpere wie in den Behörden kann man sich da nicht leisten.

Das ist so nicht zutreffend. Behörden können sich auch keine Stümperei leisten, daher bedarf es spzialisierter Mitarbeiter, damit es überhaupt nicht zu Gerichtsverfahren kommt.

Was wäre das überhaupt für ein Arbeitsethos? Rumpfuschen ohne Ahnung zu haben, ein Richter wirds schon richten? Trauriges Bild vom öD und der eigenen Arbeit.

Schokobon

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Antw:Würdet Ihr nochmal im ÖD anfangen?
« Antwort #29 am: 24.02.2021 10:36 »
Die Tatsache, dass der Rechtsweg überhaupt gegeben ist, spricht doch schon dafür, dass es eben keiner Spezialisten in der Verwaltungen bedarf.