Beschäftigte nach TVöD / TV-L / TV-H > TVöD Kommunen
Was tun, wenn keiner auf Überlastung reagiert
Martinar:
Guten Tag,
seit Januar 2020 wurde bei uns umstrukturiert, das ganze servicefreundlicher gestaltet. Wir haben also nun auch Samstags Dienstzeiten. Seit dem mal wieder die große Umstrukturierung stattfand, habe ich einen Job am Empfang und Sachbearbeitung bekommen.
Ich arbeite Vollzeit, TVÖD für Kommunen, 39 Wochenstunden. Seit der Corona Pandemie haben wir nicht mehr offen, sondern nur noch Entgegennahme von Unterlagen, allerdings auch weiterhin samstags. Bei uns sind nahezu alle Entscheider, Führungskräfte dauerhaft im Home Office oder krank geschrieben, ich habe jedenfalls zu kaum jemandem mehr Kontakt, wir erhalten fast nur noch per Telefon und Mail Anweisungen, wenn mal jemand während der Dienstzeit kurz vorbeischaut um Post zu holen, gibts keine Entscheidungen, nur Rausrederei.
Seit März 2020 arbeite ich 6 Tage die Woche, ohne Freizeitausgleich. Die ersten Wochen habe ich das zähneknirschend mitgemacht, da sich sämtliches Personal krank gemeldet hat oder im Home Office ist, bin quasi nur noch ich für diesen Job da.
Nachdem ich 150 Überstunden hatte, die übrigens nicht mit Zulage vergütet sind, habe ich die Reißleine gezogen und ein Gespräch gebeten mit meinem Chef, der allerdings nur mit tröstenden Worten reagiert hat, inhaltlich keine konstruktiven Vorschläge, er habe halt nur mich, was solle er machen, bald werde ausgeschrieben, das war letztes Jahr.
Meine Überstunden steigen und steigen, ich bin ziemlich fertig, da ich zu hause einfach zu nichts mehr komme, mein Privatleben quasi komplett über den Haufen geschmissen ist, es interessiert niemanden. Kaum gibt es Diskussionen mit den Vorgesetzten darüber am Telefon, wird aufgelegt, es wird mit Kündigung gedroht und einfach nicht reagiert.
Nun habe ich meine Zulagen eingefordert, auch hierauf ist niemand eingegangen. Ich habe mich jetzt weiterbeworben, fürchte aber das ganze dauert noch ein wenig, bis ich weg komme, ich habe auch Kündigungsfristen, da ich recht lange schon dort arbeite.
Frage - was kann ich tun, kann ich überhaupt etwas tun, gegen diese extreme Dauerbelastung, ich habe seit 1 Jahr mit Ausnahmen der Feiertage keine 5 Tage Woche mehr gehabt, privat hängt auch der Haussegen schief und ich fühle mich komplett allein gelassen.
Der Personalrat reagiert auch nicht.
Spid:
Entweder sind die Arbeitsstunden angeordnet, dann werden sie - sofern sie nicht fristgerecht ausgeglichen werden - zu Überstunden und sind entsprechend zu entgelten, was sich im Wege einer Lohnklage durchsetzen läßt, oder sie sind nicht angeordnet und man geht nach der geschuldeten Arbeitszeit nach Hause. So einfach ist das.
Martinar:
Danke. Also das Einfordern der Zulage hat nur auf große Fragezeichen gestoßen. Das hieße allerdings, ich komme einfach Samstags nicht mehr zum Dienst. Das hab ich sogar mal angekündigt, woraufhin mir gesagt wurde, dann bräuchte ich halt garnicht mehr kommen, Kündigung. So geht das seit November. Einfach nicht mehr kommen, ist irgendwie für mich halt auch keine Lösung.
Spid:
Also sind die Arbeitsstunden angeordnet und entsprechend zu entgelten. Lohnklage erheben und somit die Anordnung sauer machen. Wenn man schon beim ArbG den Antrag einreicht, kann man auch gleich einen Feststellungsantrag einreichen, der auf die Unrechtmäßigkeit der Anordnung gerichtet ist, da zu vermuten steht, daß der PR/BR bei der Anordnung nicht oder nicht ordnungsgemäß beteiligt worden ist. Wenn man lustig drauf ist, kann man noch im Wege des einstweiligen Rechtsschutzes beantragen, dem AG bis zur Entscheidung die Anordnung zu untersagen.
Sozialarbeiter:
Na wenn du die einzige Person bist, die dein Chef noch hat, kann er dich ja nicht so einfach gehen lassen^^
Such dir die Unterstützung von einem Anwalt für Arbeitsrecht.
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