Autor Thema: Rückzieher nach Umsetzung nach Bewerbung- Erprobungszeit  (Read 4141 times)

catty80

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Hallo,

ich habe mich im Oktober letzten Jahres auf eine Stelle als Grundsatz SBin beworben. Die Aufgaben und Inhalte in der Ausschreibung sowie die Gespräche mit der Teamleitung vorab haben mich sehr interessiert. Anfang des Jahres fand das Bewerbungsverfahren statt und ich habe die Stelle auch bekommen. Da die Stelle mit einer Höhergruppierung verbunden ist, wurde eine 6 monatige Erprobungszeit vereinbart (Ich bin Tarifangestellte).
Ich bin seit 2 Monaten in dem Team und stelle nun fest, dass sich die Aufgaben in der Zeit nach der Ausschreibung etwas verändert haben, im Großen und Ganzen sind die Hauptthemen aber noch vorhanden.
Ich stelle nun leider so nach nach fest, dass die Erwartungen dort an meine Aufgaben doch sehr anspruchsvoll sind und zum Teil in anderen Gebieten großes Wissen erfordern. Wären diese Kompetenzen in der Ausschreibung erwähnt, hätte ich vorab genauer nachgefragt oder mich nicht beworben, doch das war nie Thema.

Ich fühle mich sehr überfordert. Es wurde mir gesagt, dass ich gut eingearbeitet werde, doch in der Realität laufen Hilfen nur auf Nachfrage von mir . Die Abläufe sind mir daher immer noch nicht klar. Auch ist schnell aufgefallen, dass die anderen SB in meiner Position (noch zwei andere) immer sehr sehr lange arbeiten. Teils kommen da Emails sogar nachts um 3 oder Sonntags, auch von der TL. Alle kommen immer erst gegen 10 Uhr, ich bin aber eher ein früher Mensch und arbeite von 7 bis 16/17 Uhr. Es wurde schon gesagt, dass dann gerne Gespräche gelegt werden, weil es da ruhig ist. Unsere Arbeitszeit ist flexibel von 6-20 Uhr, da ich aber auch eine pflegebedürftige Mutter habe, ist ein ständig langes Arbeiten nicht möglich. Andere Arbeitszeiten waren auch nie Thema.

Ich fühle mich sehr allein gelassen und überfordert, die anderen SB in mittlerer Position haben natürlich schon Erwartungen. Mein TL will dass ich im Grunde alle SB "bepuschele" und ihnen alles vor die Nase trage, ein neues Projekt sofort anschiebe und organisiere und die Kollegen schule, obwohl ich ja selber noch keine Kenntnisse in dem Gebiet habe. Fairerweise stehen mir zwar alle mit offenen Ohren zur Seite, doch das hilft mir bei der Bewältigung der Aufgaben nicht so weiter. Ich fange früh an, bin selten vor 19 Uhr zu Hause und muss vor Erschöpfung meist sofort ins Bett.

Ich bin momenten kreuz unglücklich. In einigen Wochen habe ich mein Halbzeitgespräch und meine TL hat auch schon gesagt, dass es meiner Kollegin auch so erging. Sie sagte, dass ich mir bis dahin auch Gedanken machen soll, wie es mir mit der Aufgabe so ergeht und eine Einschätzung in welche Richtung meine Leistung geht. (Wir sprachen, nachdem ich das erste Mal eine Arbeitsgruppe leiten sollte, was ich zuvor nie gemacht habe).

Die 4 Sachgebiete sind auch recht schwer. Ich habe mich immer gut in alles einarbeiten können bisher und war immer zufrieden, solange ich Sachbearbeiter war. Ich wollte auch niemals Führungsaufgaben wahrnehmen. Doch hier wird jetzt auch Mitarbeitermotivation, Teamgespräche etc von mir erwartet.  Meine Erwartungen an die Stelle war eine Sachbearbeiterstelle, die komplexe Fälle ausarbeitet und Hilfestellungen gibt etc.

Gibt es Möglichkeiten, diese Erprobungszeit auch von meiner Seite aus zu beenden, wenn ich damit nicht glücklich werde? Und wenn ja, wie sehen die Konsequenzen aus (außer natürlich der wegfallenden Höhergruppierung). Die Bezahlung ist mir nicht wichtig, ich suche nur nach Aufgaben und einem Team, das mir Spaß macht und in dem ich mich wohlfühle. Sorry dass es so lang ist, ich bin sehr durcheinander und es geht mir schrecklich. Ich habe das Gefühl, dass ich auf Dauer damit krank werden könnte.

Schönen Sonntag

Lars73

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Wie sieht denn die Vereinbarung aus? Gab es eine Vertragsänderung? Wurdest du höhergruppiert oder erfolgt bisher eine Zulage für die vorrübergehende Übertragung höherwertiger Tätigkeiten?

Spid

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Was soll eine "Erprobungszeit" sein? Was wurde dazu vereinbart?

Davon ab schuldest Du grundsätzlich nur Leistung mittlerer Art und Güte im vereinbarten zeitlichen Umfang. Du kannst also einfach nach Hause gehen, wenn Du die geschuldete Arbeitszeit erbracht hast. Wenn der AG der Auffassung ist, daß mehr Zeit erforderlich ist, kann er - unter Einhaltung der Vorgaben - Arbeitsstunden anordnen und muß diese dann ggfs. als Überstunden vergüten.

catty80

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Ich habe nur eine Umsetzungsverfügung erhalten mit dem Hinweis, dass für die Zeit der Erprobung die Zulage zu der höherwertigen Tätigkeit gezahlt wird.

Mehr ist nicht geregelt. Ich werde die Zeit bis zu dem Gespräch noch alles versuchen, aber ich habe jetzt schon Bauchschmerzen zur Arbeit zur gehen.  Kann man das alles rückgängig machen?

Spid

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Der AG hat also eine höherwertige Tätigkeit vorübergehend übertragen. Das kann er Kraft seines Direktionsrechts, sofern die Übertragung einer doppelten Billigkeitsprüfung standhält. Ansonsten ist nichts geschehen, was das Arbeitsverhältnis berührt. Endet die vorübergehende Übertragung, ist wieder die alte Tätigkeit aufzunehmen.

catty80

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Also die Umsetzung ist aufgrund einer Bewerbung getätigt worden. Es sollte schon auf Dauer sein. Um allerdings zu prüfen, ob ich als Bewerber der Sache gewachsen bin, wurde nicht sofort die Höhergruppierung umgesetzt, sondern diese mit einer Erprobungszeit versehen, in der Zeit die Zulage gezahlt wird.

Meine alte Stelle ist bereits nachbesetzt.

Spid

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Mach doch die Probleme Deines AG nicht zu Deinen.

catty80

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Nein, nur meine Frage ist, ob ich die Möglichkeit habe zu sagen, dass ich das nicht möchte und dass es rückgängig gemacht wird. Es sind erst 8 Wochen, 4 weitere möchte ich mir noch die Chance geben und daher nicht schon bei meinem AG nachfragen. Ich würde gerne die Möglichkeiten ausloten. Ich kann einfach nicht abschalten weil mich das so belastet und mache mir selber solche Vorwürfe. Ich hatte mich so genau erkundigt, aber hier kommen nun ständig Überraschungen, die mich im Vorfeld von einer Bewerbung abgehalten hätten.

Ich habe selber totale Selbstzweifel aber möchte nicht vorschnell Entscheidungen treffen, die mich dort auf Dauer verbrennen. Ich bin auch noch nicht so lange bei dem AG, sodass ich auch keine Kollegen fragen kann, die in einer solchen Position sind. Alles etwas verzwickt.


Spid

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Ich habe doch die rechtlichen Rahmenbedingungen in aller Deutlichkeit ausgeführt. Was ist denn nun noch unklar?

catty80

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Mmh vielleicht habe ich das falsch verstanden. Die vorübergehende Übertragung bezieht sich auf die Vergütung oder die Umsetzung (die ja eigentlich auf Dauer beabsichtigt ist).

Aus AG Sicht versteh ich das, aber habe ich auch die Möglichkeit zu sagen, ich möchte es zurückziehen? Das ist mir noch nicht ganz klar

catty80

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Im Grunde würde ich daraus nun lesen, dass wenn ich die "Probezeit" mit der höherwertigen Tätigkeit nicht packe, dass ich auf die alte oder vergleichbare Stelle zurückkehre. Korrekt?

Aber das tröstet mich schon etwas .... ganz lieben Dank!

Spid

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Was denn zurückziehen? Dir ist lediglich eine höherwertige Tätigkeit vorübergehend übertragen worden. Wenn die vorübergehende Übertragung endet, ist wieder die vorherige Tätigkeit auszuüben. Tariflich gibt es weder "Umsetzung" noch Stellen. Wenn sich die Arbeitsvertragsparteien auf eine eingruppierungsrelevante Tätigkeitsänderung einigen, ist das so - wenn nicht, dann eben nicht. So einfach ist das.

catty80

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Jetzt hab ich es verstanden :D Vielen Dank! Das nimmt mir schon enorm den Druck. VIelen Dank für die hilfreichen Antworten und die Zeit!

Kat

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Was heißt denn Erprobung genau? Erprobung nur von Seiten des Arbeitgebers oder auch des Arbeitnehmers? Wir haben zum Beispiel eine Probezeit, wenn wir ins Jobcenter gehen und können innerhalb von drei Monaten sagen, nee ist nichts für mich, ich will zurück. Wenn es sowas ist, ist das doch kein Problem für Dich, dann kannst Du ja zurück auf eine niedrigere Stelle.

catty80

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Hallo :) in meiner Umsetzungsverfügung steht dass ich probeweise auf die Stelle gesetzt werde und in der Zeit die Zulage erhalte und diese Frist 6 Monate gilt . Wenn der Fachbereich dort zu dem Ergebnis kommt dass ich es schaffe , wird es auf Dauer übertragen . Ob ich das auch sagen kann ist nicht genannt , aber da dafür wohl auch Beurteilungen nötig sind werden die mich wohl kaum an sich binden , wenn ich sage ich fühle mich in der Position nicht wohl .
Mich hat das schon sehr beruhigt und ich versuche die Zeit zu nutzen mir darüber klar zu werden , was genau mich hier so stört . Thematisch ist es genau meins , aber ich mag diese Sandwichposition nicht. Das war mir bisher nicht so klar . Ich versuche das herauszufinden ob es mir den Stress wert ist mich darin einzufinden . Ansonsten werde ich nach Ende der Zeit auf eine Position wie vorher kommen .
Ich hatte es bisher noch nicht dass ich mich aufgrund einer Position so u wohl fühlte und kam immer überall klar . Was hier so richtig mein problem ist verstehe ich selber nicht . Alles verwirrend