Autor Thema: Digitalisierung und Auswirkungen auf das Gehalt  (Read 4878 times)

Chaot

  • Newbie
  • *
  • Beiträge: 8
Hallo Schwarmintelligenz,

es wird durch Corona vermutlich bei vielen so sein, dass seit 2020 Tätigkeiten bzw. Herausforderungen in der EDV auftauchen die man mit den vorhandenen Mitteln irgendwie Lösen muss / soll.

Da bei uns einige Systeme an die Grenzen stoßen und ich bereits vorher darauf hingewiesen hatte (und niemand es glauben wollte) hat man mir jetzt angeboten ein "Digitallotse" zu werden und somit etwas mehr Mitbestimmen soll was die Digitalisierung betrifft.

Jetzt finde ich aber nirgends genau, was so ein Digitallotse macht und ob es irgendwelche Auswirkungen auf das Entgelt hat. Wenn das wieder nur so ein Titel ist wie Ersthelfer oder Brandschutzbeauftragter und wie sie alle heißen wo sich gut anhört man dennoch nichts davon hat, werde ich das wohl dankend ablehnen.

Wie seht Ihr das und wo in der IT oder sonst wo wäre ein Digitallotse wohl einzuordnen.

Vielen Dank schon mal 

EiTee

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 352
Antw:Digitalisierung und Auswirkungen auf das Gehalt
« Antwort #1 am: 17.06.2021 18:12 »
Wenn das wieder nur so ein Titel ist wie Ersthelfer oder Brandschutzbeauftragter und wie sie alle heißen wo sich gut anhört man dennoch nichts davon hat

Mit der Aussage kennst Du die Antwort leider schon.

Spid

  • Gast
Antw:Digitalisierung und Auswirkungen auf das Gehalt
« Antwort #2 am: 17.06.2021 18:19 »
Für eine nicht eingruppierungsrelevante Tätigkeitsänderung bedarf es Deiner Zustimmung nicht.

WasDennNun

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 9,710
Antw:Digitalisierung und Auswirkungen auf das Gehalt
« Antwort #3 am: 17.06.2021 19:42 »
Wenn du als Digitallotse neue auszuübenden Tätigkeiten übertragen bekommst, die dazu führen, dass du strategische IT Entscheidungen (mit)triffst, dann ist das ein EG13 Arbeitsvorgang.
Wenn du das auch noch im relevantem Umfang machst, dann ist es eingruppierungsrelevant.

clarion

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 1,855
Antw:Digitalisierung und Auswirkungen auf das Gehalt
« Antwort #4 am: 17.06.2021 23:14 »
Und selbst wenn der relevante Umgang  (noch) nicht gegeben ist, macht man sich durch kluge Hinweise  einen "Namen", was sich vielleicht mittelfristig auf den Willen auswirkt, auf deinem Aufgabenportefolio angepasste höherwertige Stellen auszuschreiben

Saggse

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 211
Antw:Digitalisierung und Auswirkungen auf das Gehalt
« Antwort #5 am: 23.06.2021 16:01 »
Wenn du das auch noch im relevantem Umfang machst, dann ist es eingruppierungsrelevant.
Ich glaube, das ist das hüpfende Komma: Wenn der Arbeitgeber die Tätigkeiten nur zu 30% überträgt, tangiert das die Eingruppierung nicht. Als Mitarbeiter müsste man dann - theoretisch - argumentieren, dass zu einem gewissen Punkt die 30% erreicht sind und man mit einer Mehrleistung vertragsbrüchig werden würde. Alternativ, wenn die Mehrleistung im Rahmen des Direktionsrechtes vorübergehend angewiesen wurde, könnte man noch auf ihrer Vergütung bestehen, die dann aber - mangels dauerhafter Übertragung - nicht eingruppierungsrelevant ist...

Kurz gesagt: Indem er Tätigkeiten bündelt oder streut, hat der Arbeitgeber relativ viele Möglichkeiten, eine gewünschte Eingruppierung zu erreichen.

WasDennNun

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 9,710
Antw:Digitalisierung und Auswirkungen auf das Gehalt
« Antwort #6 am: 24.06.2021 08:21 »
Wenn du das auch noch im relevantem Umfang machst, dann ist es eingruppierungsrelevant.
Ich glaube, das ist das hüpfende Komma: Wenn der Arbeitgeber die Tätigkeiten nur zu 30% überträgt, tangiert das die Eingruppierung nicht. Als Mitarbeiter müsste man dann - theoretisch - argumentieren, dass zu einem gewissen Punkt die 30% erreicht sind und man mit einer Mehrleistung vertragsbrüchig werden würde. Alternativ, wenn die Mehrleistung im Rahmen des Direktionsrechtes vorübergehend angewiesen wurde, könnte man noch auf ihrer Vergütung bestehen, die dann aber - mangels dauerhafter Übertragung - nicht eingruppierungsrelevant ist...

Kurz gesagt: Indem er Tätigkeiten bündelt oder streut, hat der Arbeitgeber relativ viele Möglichkeiten, eine gewünschte Eingruppierung zu erreichen.
Und der MA macht dann halt genau das, was er zu machen hat entsprechend der Zeitanteile.
Und wenn er die 30% überschreitet, dann muss er mit dem Verweis auf die übertragenden Zeitanteile darauf hinweisen, dass er leider die Bearbeitung einstellen muss, weil er sonst seine andere Arbeit nicht machen kann. Oder der AG solle ihm mehr Zeitanteile zuweisen.
Verwaltung schlägt man mit Verwaltung, so einfach ist das.

Saggse

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 211
Antw:Digitalisierung und Auswirkungen auf das Gehalt
« Antwort #7 am: 24.06.2021 10:03 »
Und wenn er die 30% überschreitet, dann muss er mit dem Verweis auf die übertragenden Zeitanteile darauf hinweisen, dass er leider die Bearbeitung einstellen muss, weil er sonst seine andere Arbeit nicht machen kann. Oder der AG solle ihm mehr Zeitanteile zuweisen.
Verwaltung schlägt man mit Verwaltung, so einfach ist das.
Japp, genauso funktioniert das. Man müsste sich die Zeit nehmen, die einzelnen Tätigkeiten minutengenau abzurechnen und ggf. zu begründen, warum sie zu einer bestimmten Kategorie gehören. Ich würde mal vermuten, dass die Zeitanteile jeweils am Monatsende wieder passen müssen, d.h., man geht also am 27. früh mit seinem Arbeitsprotokoll zum Chef und sagt: "Sorry, meine 30% Zeitanteil für höherwertige Tätigkeiten sind aufgebraucht. Ab jetzt darf ich nur noch minderwertigen Kram machen, da ich mich sonst dem Risiko einer Abmahnung aussetze. Ich bin dann im mal im Kopierraum zu finden..."

Ich gebe zu, dass ich Leute beneide, die das tatsächlich genau so gnadenlos durchziehen, denn ja, genauso müsste man es machen, und man müsste es viel, viel häufiger machen, damit die Arbeitgeberseite merkt, was für einen Sackgang sie sich mit diesem Gesamtkunstwerk namens TVÖD aufbürdet. Leider siegt am Ende - da nehme ich mich selbst nicht aus - meist die Bequemlichkeit auf der Seite der Mitarbeiter... Nun ja... So ist es halt...

Kaiser80

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 2,443
Antw:Digitalisierung und Auswirkungen auf das Gehalt
« Antwort #8 am: 24.06.2021 11:08 »

Ich gebe zu, dass ich Leute beneide, die das tatsächlich genau so gnadenlos durchziehen, denn ja, genauso müsste man es machen, und man müsste es viel, viel häufiger machen, damit die Arbeitgeberseite merkt, was für einen Sackgang sie sich mit diesem Gesamtkunstwerk namens TVÖD aufbürdet. Leider siegt am Ende - da nehme ich mich selbst nicht aus - meist die Bequemlichkeit auf der Seite der Mitarbeiter... Nun ja... So ist es halt...

So sieht es aus. Als ich vor gut 15 Jahren ganz "grün" in den öD gekommen bin hab ich so Leute für absolute Spinner gehalten. Heute feier ich die ab, obwohl sie ja eigentlich nur genau das tun, was vereinbart ist.

WasDennNun

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 9,710
Antw:Digitalisierung und Auswirkungen auf das Gehalt
« Antwort #9 am: 24.06.2021 12:24 »
Und wenn er die 30% überschreitet, dann muss er mit dem Verweis auf die übertragenden Zeitanteile darauf hinweisen, dass er leider die Bearbeitung einstellen muss, weil er sonst seine andere Arbeit nicht machen kann. Oder der AG solle ihm mehr Zeitanteile zuweisen.
Verwaltung schlägt man mit Verwaltung, so einfach ist das.
Japp, genauso funktioniert das. Man müsste sich die Zeit nehmen, die einzelnen Tätigkeiten minutengenau abzurechnen und ggf. zu begründen, warum sie zu einer bestimmten Kategorie gehören. Ich würde mal vermuten, dass die Zeitanteile jeweils am Monatsende wieder passen müssen, d.h., man geht also am 27. früh mit seinem Arbeitsprotokoll zum Chef und sagt: "Sorry, meine 30% Zeitanteil für höherwertige Tätigkeiten sind aufgebraucht. Ab jetzt darf ich nur noch minderwertigen Kram machen, da ich mich sonst dem Risiko einer Abmahnung aussetze. Ich bin dann im mal im Kopierraum zu finden..."

Ich gebe zu, dass ich Leute beneide, die das tatsächlich genau so gnadenlos durchziehen, denn ja, genauso müsste man es machen, und man müsste es viel, viel häufiger machen, damit die Arbeitgeberseite merkt, was für einen Sackgang sie sich mit diesem Gesamtkunstwerk namens TVÖD aufbürdet. Leider siegt am Ende - da nehme ich mich selbst nicht aus - meist die Bequemlichkeit auf der Seite der Mitarbeiter... Nun ja... So ist es halt...
1.) Würde ich da nichts minutengenau machen, sondern Tageweise.
2.) Wirksam wird es erst, wenn man nicht am 27. zum Chef geht, sondern am Ende der zweiten Woche, weil man am Monatsanfang fast nur mit den höherwertigen Dingen beschäftigt wurde und man das damit deutlich macht.
ob man es dann auch inhaltlich durchzieht oder halt hier und da für die nächsten Monate vorarbeitet um dann nen Big Bang zu machen in der Form, dass man Anfang November die Kollegen (nach vorheriger Information an PA, die ja einfach mal nur 20% druffschlagen müssten) darauf hinweist, dass man bis Ende des Jahres nicht mehr in dem Bereich tätig sein darf, weil der AG es nicht will.
3.) Ja der öD lebt davon, dass sich die TB verarschen lassen und der AG merkt nicht, dass diese Menschen sich einfach in Ihrer Leistungsfähigkeit nach unten bewegen.

Es gibt ja auch noch einen dritten Weg: Dem AG unmissverständlich klar machen, welches Entgelt man erwartet für die Tätigkeiten und sich im Zweifel halt wegbewegen.

Ich habe in meiner Karriere durchaus hier und da mehr verdient als der Linienvorgesetzte, weil ich mich nicht verarschen lassen wollte. Habe mich aber auch mit weniger Einkommen zufrieden gegeben, weil ich Bock auf den Job hatte. (und ich bin zwischen öD und pW gependelt)

Deswegen
4.) Wenn man wegen Bequemlichkeit sich nicht für ein besseres Einkommen einsetzt, dann ist es doch eine freie und vernünftige Entscheidung, zu der man dann aber auch professionell und mit vollem Herzen stehen sollte.

Also mein Rat: Necke deinen Cheffe und die PA mit so einem Vorgehen und sehe es als spaßiges Spielchen an.

Saggse

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 211
Antw:Digitalisierung und Auswirkungen auf das Gehalt
« Antwort #10 am: 24.06.2021 15:08 »
Zitat
1.) Würde ich da nichts minutengenau machen, sondern Tageweise.
Es ist die absolut rühmliche Ausnahme, dass ich mich einen vollen Tag nur einer einzigen Tätigkeit widme. Manchmal mache ich sogar mehrere Sachen parallel, denn ansonsten müsste ich in Summe jeden Tag eine Stunde lang auf irgendwelche Fortschrittsbalken starren. Kann man natürlich zum Zwecke der sauberen Abgrenzung von Tätigkeiten tun, klar...

Zitat
2.) Wirksam wird es erst, wenn man nicht am 27. zum Chef geht, sondern am Ende der zweiten Woche, weil man am Monatsanfang fast nur mit den höherwertigen Dingen beschäftigt wurde und man das damit deutlich macht.
ob man es dann auch inhaltlich durchzieht oder halt hier und da für die nächsten Monate vorarbeitet um dann nen Big Bang zu machen in der Form, dass man Anfang November die Kollegen (nach vorheriger Information an PA, die ja einfach mal nur 20% druffschlagen müssten) darauf hinweist, dass man bis Ende des Jahres nicht mehr in dem Bereich tätig sein darf, weil der AG es nicht will.
Das mag funktionieren, wenn man komplett mit höherwertigen Tätigkeiten "zugeballert" wird - nicht aber, wenn aus 30% lediglich 40% oder meinetwegen 50% werden.

Zitat
3.) Ja der öD lebt davon, dass sich die TB verarschen lassen und der AG merkt nicht, dass diese Menschen sich einfach in Ihrer Leistungsfähigkeit nach unten bewegen.
Japp, deswegen gibt es im ÖD auch so viele Schlechtleister, Sicherheitsfanatiker und ein paar wenige Idealisten. Die Schlechtleister bleiben, weil sie woanders keine Chance hätten und man sie nicht los wird - so schlecht sind sie auch wieder nicht; die Sicherheitsfanatiker bleiben, weil sie geil auf eine de facto Unkündbarkeit sind und die Idealisten wenden sich häufig früher oder später einer der anderen Gruppen zu...

Zitat
Es gibt ja auch noch einen dritten Weg: Dem AG unmissverständlich klar machen, welches Entgelt man erwartet für die Tätigkeiten und sich im Zweifel halt wegbewegen.
Ja, den gibt es, aber wer so drauf ist, hat entweder das unerwartete Glück, einen Arbeitgeber zu haben, der seine Leistung zu würdigen weiß oder er ist schon längst gegangen... :)

Zitat
Ich habe in meiner Karriere durchaus hier und da mehr verdient als der Linienvorgesetzte, weil ich mich nicht verarschen lassen wollte. Habe mich aber auch mit weniger Einkommen zufrieden gegeben, weil ich Bock auf den Job hatte. (und ich bin zwischen öD und pW gependelt)
Ich für meinen Teil gehöre zu den Sicherheitsfanatikern und "Mäßigleistern" - ganz sicher nicht schlecht, aber eben auch keine Koryphäe auf meinem Gebiet, um den sich die Arbeitgeber reißen würden und der Gehalt und Bedingungen diktieren könnte. Von daher ist das "Gesamtpaket" für mich sehr passend.

Zitat
4.) Wenn man wegen Bequemlichkeit sich nicht für ein besseres Einkommen einsetzt, dann ist es doch eine freie und vernünftige Entscheidung, zu der man dann aber auch professionell und mit vollem Herzen stehen sollte.
Absolut korrekt. :)

Zitat
Also mein Rat: Necke deinen Cheffe und die PA mit so einem Vorgehen und sehe es als spaßiges Spielchen an.
Genau! Und vielleicht kommt ja am Ende sogar was bei rüber! Der einzige Weg, mit Sicherheit nichts zu kriegen, ist, nichts zu machen. :)