Autor Thema: Homeoffice 2021  (Read 6596 times)

Tagelöhner

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Antw:Homeoffice 2021
« Antwort #15 am: 09.07.2021 12:53 »
Zitat
Tja solche Aussagen kommen scheinbar immer nur von Leuten, die es selbst so machen würden. Ich arbeite im Homeoffice (bevor Fragen kommen, ich bin gerade weder im Homeoffice noch im Büro)

Dann vielleicht beim mobilen Arbeiten am Badesee?  ;D

Es ist ja verständlich, dass versucht wird die pandemiebedingt neu hinzugekommenen und lieb gewonnenen Freiheiten zu verteidigen...wer würde nicht gerne voll bezahlt seinen Haushalt erledigen und gleichzeitig auf Arbeit dann erzählen, wieviel stärker das Homeoffice belastet, da nebenher auch noch der Sprößling am Rockzipfel hängt.

Vor einigen Monaten erzählte mir ein ferner Bekannter, beschäftigt in einer Landesmittelbehörde, dass diese zur Hochzeit des Homeofficewahns im Intranet eine Aufforderung erlassen hat, die Beschäftigten mögen doch bitte die Nutzung privater Streamingdienste und andere datenintensive Services über die VPN-Zugänge unterlassen, weil die aktuellen (noch) begrenzten Kapazitäten nicht ausreichen würden.  ;D
« Last Edit: 09.07.2021 13:05 von Tagelöhner »

WasDennNun

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Antw:Homeoffice 2021
« Antwort #16 am: 09.07.2021 13:22 »
Führungskräfte die nicht einschätzen können, ob jemand im Büro oder im HO seine Leistung erbringt sind überflüssig.

Ob und wie man Betrug besser kaschieren kann ist irrelevant, es bleibt Betrug.

Wenn Arbeitsergebnisse im Vorfeld erzeugt werden, dann darf man auch zum Badesee, weil man dann ja seine Arbeitsergebnisse erledigt hat.

Wenn einer also von 3:00-6:00 morgens außerhalb der erlaubten Arbeitszeit seine Arbeitsergebnisse erbringt und dafür 3 Stunden nachmittags baden geht, dann finde ich es nicht verwerflich, sondern würde auf Vertrauensarbeitszeit umstellen.

Tagelöhner

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Antw:Homeoffice 2021
« Antwort #17 am: 09.07.2021 13:34 »
Zitat
Führungskräfte die nicht einschätzen können, ob jemand im Büro oder im HO seine Leistung erbringt sind überflüssig.

Prinzipiell nicht falsch, dann würde ich aber gefühlt 90% der ÖD-Führungskräfte als überflüssig einschätzen, wenn das der einzige Maßstab wäre.

Zitat
Ob und wie man Betrug besser kaschieren kann ist irrelevant, es bleibt Betrug.
Rechtlich korrekt, in der einen Ausgestaltung der Arbeit wird dem Betrug aber aktiv Vorschub geleistet, da die Hürden und Gefahren gewaltig abgesenkt werden, arbeitsrechtliche Konsequenzen tragen zu müssen. Wer soll es dem Individuum Mensch dann also verübeln, wenn dieser sich das zu Nutze macht.

Zitat
Wenn Arbeitsergebnisse im Vorfeld erzeugt werden, dann darf man auch zum Badesee, weil man dann ja seine Arbeitsergebnisse erledigt hat.
Prinzipiell wieder richtig, ich halte es jedoch eher als ein Indiz dafür, dass wie im ÖD auch nicht unüblich, überhaupt keine "Vollauslastung" existiert, sondern sowieso im Allgemeinen (mit einigen wenigen Ausnahmen) Überkapazitäten vorhanden sind. Wenn hier also mal der Rotstift an den Personalkörper angelegt wird, haben sich solche Spielwiesen gleich mit erledigt.

Zitat
Wenn einer also von 3:00-6:00 morgens außerhalb der erlaubten Arbeitszeit seine Arbeitsergebnisse erbringt und dafür 3 Stunden nachmittags baden geht, dann finde ich es nicht verwerflich, sondern würde auf Vertrauensarbeitszeit umstellen.

Wir bewegen uns hier immer noch im Bereich "normaler" Arbeitnehmer und nicht im Bereich von außertariflich bezahlten Arbeitnehmern, die nur noch anhand Ihrer Ergebnisse und Erfüllung von Zielvorgaben gemessen werden, und bei Minderleistung wieder auf die Straße gesetzt werden.

Von dem her hielte ich die beschriebene Vorgehensweise fast schon für abmahnwürdig, und sie dürfte auch fast allen mir bekannten Arbeitszeitregelungen in gängigen Behörden entgegenstehen.

WasDennNun

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Antw:Homeoffice 2021
« Antwort #18 am: 09.07.2021 13:49 »
Zitat
Führungskräfte die nicht einschätzen können, ob jemand im Büro oder im HO seine Leistung erbringt sind überflüssig.

Prinzipiell nicht falsch, dann würde ich aber gefühlt 90% der ÖD-Führungskräfte als überflüssig einschätzen, wenn das der einzige Maßstab wäre.
Gut erkannt. 8)
Gute Leute sind im öD dort selten.
Zitat
Zitat
Ob und wie man Betrug besser kaschieren kann ist irrelevant, es bleibt Betrug.
Rechtlich korrekt, in der einen Ausgestaltung der Arbeit wird dem Betrug aber aktiv Vorschub geleistet, da die Hürden und Gefahren gewaltig abgesenkt werden, arbeitsrechtliche Konsequenzen tragen zu müssen. Wer soll es dem Individuum Mensch dann also verübeln, wenn dieser sich das zu Nutze macht.
Gut erkannt.
Auch im öD gibt es Böse Menschen, die unmotiviert ihrer Arbeit nachgehen.
Zitat
Zitat
Wenn Arbeitsergebnisse im Vorfeld erzeugt werden, dann darf man auch zum Badesee, weil man dann ja seine Arbeitsergebnisse erledigt hat.
Prinzipiell wieder richtig, ich halte es jedoch eher als ein Indiz dafür, dass wie im ÖD auch nicht unüblich, überhaupt keine "Vollauslastung" existiert, sondern sowieso im Allgemeinen (mit einigen wenigen Ausnahmen) Überkapazitäten vorhanden sind. Wenn hier also mal der Rotstift an den Personalkörper angelegt wird, haben sich solche Spielwiesen gleich mit erledigt.
Gut erkannt.
Zitat

Zitat
Wenn einer also von 3:00-6:00 morgens außerhalb der erlaubten Arbeitszeit seine Arbeitsergebnisse erbringt und dafür 3 Stunden nachmittags baden geht, dann finde ich es nicht verwerflich, sondern würde auf Vertrauensarbeitszeit umstellen.

Wir bewegen uns hier immer noch im Bereich "normaler" Arbeitnehmer und nicht im Bereich von außertariflich bezahlten Arbeitnehmern, die nur noch anhand Ihrer Ergebnisse und Erfüllung von Zielvorgaben gemessen werden, und bei Minderleistung wieder auf die Straße gesetzt werden.
Schlecht erkannt.
Viele MA sind allerdings mit der Vertrauensarbeitszeit überfordert. Verwaltungskräfte erst Recht.
Es ist aber auch im öD möglich nicht AT bezahlt zu sein und nicht bei Minderleistung sofort wieder auf die Straße gesetzt zu werden und trotzdem flexible Arbeitszeitenmodelle zu haben.
Zitat
Von dem her hielte ich die beschriebene Vorgehensweise fast schon für abmahnwürdig, und sie dürfte auch fast allen mir bekannten Arbeitszeitregelungen in gängigen Behörden entgegenstehen.
Es gibt halt auch moderne Behörden und flexible Arbeitszeitregelungen

Muenchner82

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Antw:Homeoffice 2021
« Antwort #19 am: 09.07.2021 15:28 »
Tja schon irgendwie blöd und nicht mehr richtig akzeptabel, wenn man Haushalt und andere Erledigungen plötzlich wieder in seiner Freizeit erledigen muss, weil einen der Arbeitgeber zur Präsenz verpflichtet ;D...aber klar, im Homeoffice wird ja soviel effizienter gearbeitet, kaum noch Ablenkung durch lästige Kollegen und so, dafür läuft halt nebenher der Fernseher oder die neueste Serie auf Netflix.  8)

Tja solche Aussagen kommen scheinbar immer nur von Leuten, die es selbst so machen würden. Ich arbeite im Homeoffice (bevor Fragen kommen, ich bin gerade weder im Homeoffice noch im Büro)

Ich würde sagen das kommt von Leuten die aufgrund ihrer Tätigkeit nicht im Homeoffice tätig sein können, aber es gerne wären um es dann so zu machen wie die "faulen" Kollegen :-)!

Britta2

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Antw:Homeoffice 2021
« Antwort #20 am: 15.07.2021 13:27 »
Wir haben Vorgesetzte höherer Ränge, die bereits lange vor Corona (ich erinnere mich an Gespräche kurz nach der Jahrhundertwende) mit Laptops im Garten bzw gar im eigenen Ferienhaus in der Toscana bzw auf der Yacht "ganz schwer schuftend und nicht urlaubend" im "Homeoffice" waren. Stolz "ich kann und Ihr alle nicht".
Aber das sind halt Dinge, über die es nicht mal lohnt neidisch zu sein oder sich aufzuregen. ICH  frage lediglich nach der Steuerpauschale bei befohlenem (seitens Regierung angewiesenem!) Homeoffice. Momentan läuft der Wahlkampf und sind solche "Überlegungen" eh nichts Wert. Leider.

Spid

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« Antwort #21 am: 15.07.2021 13:57 »
Da derlei - wie bereits ausgeführt - lediglich Deiner Fantasie entspringt, sehe ich ohnehin einen gewissen Unwert der angestellten Überlegungen.

honoiboy

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Antw:Homeoffice 2021
« Antwort #22 am: 15.07.2021 14:29 »
Bei wird wohl im September wohl eine neue Verordnung in Bezug auf Home Office erwartet. Was man so ließt wird es wohl kein Zurück zum vorher geben sondern Home Office fest verankert werden. In welchem Maße keine Ahnung.

Bis auf weiteres ist Home Office die gewünschte Arbeitsart. Wüsste auch nicht warum sich da so schnell nun etwas ändern sollte.

Schokobon

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Antw:Homeoffice 2021
« Antwort #23 am: 15.07.2021 16:06 »
Wir kombinieren HO mit dem in Amtstuben allseits beliebten Desk-Sharing.
Erstaunlich wie viele der zuvor noch lauthals propagierten Forderungen nach HO leiser wurden als bekannt wurde, dass die Schreibtische derjenigen dann bei genehmigtem HO für andere Kollegen zur Verfügung gestellt werden müssen.

Wdd3

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Antw:Homeoffice 2021
« Antwort #24 am: 15.07.2021 16:09 »
Tja schon irgendwie blöd und nicht mehr richtig akzeptabel, wenn man Haushalt und andere Erledigungen plötzlich wieder in seiner Freizeit erledigen muss, weil einen der Arbeitgeber zur Präsenz verpflichtet ;D...aber klar, im Homeoffice wird ja soviel effizienter gearbeitet, kaum noch Ablenkung durch lästige Kollegen und so, dafür läuft halt nebenher der Fernseher oder die neueste Serie auf Netflix.  8)
Arbeitszeitbetrug findet also deiner Meinung nach nur im HomeOffice und nicht nicht im Büro statt.

Arbeitszeitbetrug findet vor allen dort statt wo es möglich ist und wo Führungskräfte, wie an anderer Stelle schon richtig angemerkt wurde, zum abzeichnen von Urlaubsanträgen eingesetzt werden.
In meinem Umfeld kenne ich eine Finanzbeamtin die eine Architektin (beide im HO) immer wieder zu Spaziergängen eingeladen hat und nie verstanden hat warum die Architektin (pW) keine Zeit hatte. 

Jockel

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Antw:Homeoffice 2021
« Antwort #25 am: 20.07.2021 13:22 »
Wir haben nicht zu wenig Arbeit oder zu viel Personal im ÖD (von wegen Leerlauf). Vieles davon erzeugt aber zwingend eine anlassbezogene Interaktion mit anderen Menschen.

Homeoffice geht da eher schlecht. Mobiles Arbeiten aber schon.

deutsche Beschäftigungsquote öD (wie viele Beschäftigte von allen Beschäftigten sind im ÖD): ca. 11 %.
USA: 16
Dänemark: 31
Frankreich: 23

nur Japan, Chile und Südkorea haben prozentual weniger Beschäftigte im ÖD.


Tagelöhner

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« Antwort #26 am: 20.07.2021 16:55 »
Da kann ich aus meiner Berufspraxis innerhalb des ÖD definitiv anderes berichten...Leerzeiten sind mehr vorhanden als man denkt, die werden dann halt großzügig mit zusätzlichen Pausen (die im Zweifel als dienstliche Besprechungen deklariert werden), sonstigem Gewäsch (auch gerne als Flurfunk bezeichnet) oder Privatkram gefüllt.

Über die Arbeitsauslastung wird außerdem von vielen Kollegen fortwährend gejammert, um weitaus höhere Auslastung zu suggerieren als sie tatsächlich existiert.

Auch nicht unter den Tisch fallen darf, dass sich viele Behörden umso stärker mit sich selber beschäftigen, je größer sie werden. Der Hang zur Selbstverwaltung nimmt ab einer bestimmten Größe des unproduktiven Wasserkopfes definitiv zu und es werden gerne sog. Bullshitjobs geschaffen, um übeschüssiges Personal aufzuräumen, welches dann in überflüssigem Verwaltungshandeln unnötigen Tätigkeiten nachjagt.

Und ja, diese Phänomene gibt es auch in der freien Wirtschaft, nur wird dem Ganzen dort durch die Wettbewerbsfähigkeit und Gewinnerzielungszwänge eine Grenze aufgezeigt.

Finanzer

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Antw:Homeoffice 2021
« Antwort #27 am: 21.07.2021 08:42 »
Da kann ich aus meiner Berufspraxis innerhalb des ÖD definitiv anderes berichten...Leerzeiten sind mehr vorhanden als man denkt, die werden dann halt großzügig mit zusätzlichen Pausen (die im Zweifel als dienstliche Besprechungen deklariert werden), sonstigem Gewäsch (auch gerne als Flurfunk bezeichnet) oder Privatkram gefüllt.

Ein weiteres Beispiel dafür, das "Den" öffentlichen Dienst so nicht gibt.
Selbst innerhalb eines Hauses (Finanzamt als Beispiel) gibt es genügend Stellen, an welchen man eine ruhige Kugel schieben kann, während an anderen Positionen die Hölle losbricht, sobald man nicht 100% bringt.

Die angesprochenen Bullshitjobs kenne ich primär von den Mittelbehörden, da ist definitiv Optimierungsbedarf.

Librarian

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Antw:Homeoffice 2021
« Antwort #28 am: 26.07.2021 14:16 »
Etwas aus dem Kontext gerissen aber betrifft Homeoffice ebenfalls...

Seit dem 1.7.2021 gilt in Niedersachsen die überarbeitete "Vereinbarung gem. § 81 NPersVG über Telearbeit und mobile Arbeit in der nds. Landesverwaltung" (https://www.nbb.dbb.de/aktuelles/news/neue-vereinbarung-zu-homeoffice-in-der-landesverwaltung-seit-dem-1-juli-2021-in-kraft/). Nachdem das vorgeschobene Eckpunktepapier (https://www.mi.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/presseinformationen/zukunftsfahiges-digitales-arbeiten-in-den-behorden-neue-vereinbarung-zu-homeoffice-in-der-landesverwaltung-tritt-zum-1-juli-in-kraft-202049.html) beim mobilen Arbeiten generell von "30% der wöchentlichen Arbeitszeit" spricht, wurde dem entgültigen NPersVG noch eine nette Zeitangabe in der Definition verpasst: "Unter mobile Arbeit fällt die dienstliche Tätigkeit, die Beschäftigte bis zu 30% ihrer individuellen wöchentlichen Arbeitszeit im Kalenderhalbjahr[...] erbringen. Die mobile Arbeit erfolgt an einem Ort außerhalb der Dienststelle [...].".

Interpretiere ich diesen Zusatz nun richtig, dass bei einer 40h-Woche (nur) 12h pro Halbjahr in mobiler Arbeit verbracht werden dürfen?

...in der Präambel war noch die Rede von "ökologischer Effekt durch Reduzierung des Berufsverkehrs und ein damit verbundener Beitrag zum Klimaschutz"...
« Last Edit: 26.07.2021 14:27 von Librarian »

WasDennNun

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Antw:Homeoffice 2021
« Antwort #29 am: 26.07.2021 15:00 »
Interpretiere ich diesen Zusatz nun richtig, dass bei einer 40h-Woche (nur) 12h pro Halbjahr in mobiler Arbeit verbracht werden dürfen?
Nein, das interpretierst du falsch.