Autor Thema: Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl  (Read 15365 times)

Sarah2

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Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« am: 13.09.2021 08:54 »
Hallo,

nach aktuellen Prognosen scheint eine politische Mehrheit für die Umsetzung der Bürgerversicherung nach der realistisch. Wie schätzt ihr das ein, wird die Bürgerversicherung mit Versicherungspflicht für Beamte kommen?

Meine Prognose: Die Bürgerversicherung wird (schrittweise) kommen und neu verbeamtete Kollegen treffen. Für die bestehenden Beamten gilt Bestandsschutz und es wird eine Wechseloption geben. Da aber in den ganzen PKV-Tarifen keine neuen Mitglieder mehr dazukommen, steigen die Policen mit der Zeit so stark an, dass der Wechseldruck sehr groß wird und das PKV Modell kollabiert.

Organisator

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #1 am: 13.09.2021 09:30 »
Wie schätzt ihr das ein, wird die Bürgerversicherung mit Versicherungspflicht für Beamte kommen?
Gering, zumindest nicht bald. Wenn eine Bürgerversicherung alle Bürger einschließen soll, wären zunächst noch die weiteren berufsständischen Altersversorgungen mit einzubeziehen bzw. Argumente für die bisher versicherungsfreien, von der Versicherungspflicht befreiten usw. Bürgergruppen zu finden.

Außerdem wäre bei einer Vereinheitlichung auch zu klären, welche versicherungsfremden Leistungen in welchem Umfang weiterhin angeboten werden sollen und dito alle Leistungen außer der Rente (z.B. medizinische Reha, berufsfördernde Leistungen, berufliche Reha usw...)

Das kann dauern, auf jeden Fall länger als eine Legislatur.

Fragmon

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #2 am: 13.09.2021 10:26 »
Ich stelle mir das schwierig vor. Aufgrund der PKV hatte man sich in vielen Bereichen nicht zusätzlich abgesichert. Mit Eintritt in eine BV ist dies aber nötig. Ob man diese Zusatzversicherungen dann noch bekommt ist fraglich (Zahnersatz).

was_guckst_du

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #3 am: 13.09.2021 10:39 »
...es gibt mehrer Untersuchungen, dass die Einführung einer Bürgerversicherung eine "Milchmädchenrechnung" darstellt..

...ich kann mir nicht vorstellen, dass die Politik dieses Thema nach der Wahl ernsthaft angeht sondern dieses im Moment eher dazu dient, den normalerweise nicht gut informierten Wähler zu ködern...
Gruß aus "Tief im Westen"

Meine Beiträge geben grundsätzlich meine persönliche Meinung zum Thema wieder und beinhalten keine Rechtsberatung. Meistens sind sie ernster Natur, manchmal aber auch nicht. Bei einer obskuren Einzelfallpersönlichkeit antworte ich auch aus therapeutischen Gründen

was_guckst_du

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #5 am: 13.09.2021 10:46 »
Wie schätzt ihr das ein, wird die Bürgerversicherung mit Versicherungspflicht für Beamte kommen?
Gering, zumindest nicht bald. Wenn eine Bürgerversicherung alle Bürger einschließen soll, wären zunächst noch die weiteren berufsständischen Altersversorgungen mit einzubeziehen bzw. Argumente für die bisher versicherungsfreien, von der Versicherungspflicht befreiten usw. Bürgergruppen zu finden.

Außerdem wäre bei einer Vereinheitlichung auch zu klären, welche versicherungsfremden Leistungen in welchem Umfang weiterhin angeboten werden sollen und dito alle Leistungen außer der Rente (z.B. medizinische Reha, berufsfördernde Leistungen, berufliche Reha usw...)

Das kann dauern, auf jeden Fall länger als eine Legislatur.

Oha, da bin ich wohl übers Ziel hinausgeschossen, die Bürgerversicherung beinhaltet wohl nur die Krankenversicherung....

Aber auch da gibt es zumindest das Problem mit den unterschiedlichen Leistungskatalogen, beitragsfrei Mitversicherten und - zumindest bei der GKV - staatlichen Zuschüssen sowie dem Risikostrukturausgleich.

Stefan35347

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #6 am: 13.09.2021 10:52 »
Eventuell könnte es ja so sein, dass die PKV sich ein bisschen mehr um ihre Mitglieder bemühen. Dies unter dem Aspekt, dass diese vor offizieller Einführung der Bürgerversicherung die Wahl zwischen GKV und PKV haben könnten. Beiträge sollten stabil bleiben, die Leistungen könnten verbessert werden. Schließlich sollte die PKV für die Versicherten da sein und nicht umgekehrt.

yamato

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #7 am: 14.09.2021 08:08 »
Ein erster Schritt könnte sein, das PKVs  in den Risikostrukturausgleich der GKV einzahlen.
Allerdings müssten dann die PKVs auch Gelder daraus erhalten können, zumindest die die viele Ältere und Kranke versichert haben.
Das würde in der Folge natürlich auch zu Beitragserhöhungen führen und die PKVs müssten Daten von ihren Versicherten erheben, die sie bisher nicht brauchten.

Wäre eine Bürgerversicherung light aber vermutlich am einfachsten durchzusetzen ohne die PKVs komplett zu zerstören

was_guckst_du

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #8 am: 14.09.2021 15:36 »
dbb Bundeshauptvorstand verabschiedet Resolution
Klare Absage an Einheitsversicherung


Der dbb hat seine klare Absage an eine wie auch immer modellierte Einheitsversicherung im Gesundheitssystem bekräftigt und warnt vor ideologischen Neiddebatten.

„Die Idee der so genannten ‚Bürgerversicherung‘ wird nicht besser – auch wenn man sie wie SPD, Grüne und Linke seit Jahren und derzeit natürlich auch im Bundestagswahlkampf in Leierkasten-Manier wieder und wieder aufs Tapet bringt“, stellte dbb Chef Ulrich Silberbach vor dem dbb Bundeshauptvorstand am 14. September 2021 in Dortmund klar. „Das Letzte, was dieses Land jetzt braucht, sind eine ideologische Neiddebatte zwischen gesetzlich und privat Versicherten und ein neues monströses Sicherungssystem, das nichts besser, sondern vieles schlechter macht“, so der dbb Bundesvorsitzende. Einer Zwangseinheitsversicherung stelle sich der dbb daher auch weiterhin ganz entschieden entgegen.

Friedhelm Schäfer, Zweiter dbb Vorsitzender und Fachvorstand Beamtenpolitik, ergänzte: „Blinde Gleichmacherei verkennt die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit eigenständiger Sicherungssysteme insbesondere für die Beamtinnen und Beamten in Deutschland. Beihilfe und Heilfürsorge gehören mit Besoldung und Versorgung zum Gesamtpaket der Alimentation durch den Dienstherrn. Dieses mit dem Status zwingend und aus guten Gründen verbundene attraktive Modell allein ist es, was die Konkurrenzfähigkeit des öffentlichen Dienstes mit der Wirtschaft im Wettbewerb um beruflichen Nachwuchs gewährleistet und das unabdingbare besondere Dienst- und Treueverhältnis, in dem die Beamtinnen und Beamten stehen, nachhaltig festigt.“ Wer hieran Hand anlege, gefährde Stabilität und Funktionsfähigkeit des Staatsdienstes, warnte Schäfer. 

Der Bundeshauptvorstand, nach dem alle fünf Jahre stattfindenden dbb Gewerkschaftstag das höchste Beschlussgremium des Dachverbands, verabschiedete eine entsprechende Resolution. Darin heißt es wörtlich: „Deutschland hat eines der umfassendsten Gesundheitssysteme weltweit. Egal ob fachärztliche Versorgung, neueste medizinische und technische Verfahren oder sofortige und lückenlose Notfallversorgung auch in der Fläche: In Deutschland haben alle Bürgerinnen und Bürger – unabhängig von ihren ökonomischen Mitteln – einen gleichberechtigten Zugang zu einem gemeinsamen Versorgungssystem von Krankenhäusern und Ärzten. Die vermeintliche Gerechtigkeitsfrage, die mit der Diskussion um die Einführung einer so genannten Bürgerversicherung aufgeworfen wird, stellt sich dem Grunde nach gar nicht bzw. bleibt auch im System einer so genannten Bürgerversicherung ungelöst:

- Einheitssysteme fördern die Rationierung von Leistungen, und der Zugang zu Spitzenmedizin organisiert sich außerhalb des Einheitssystems.
- Preis- und Leistungsentwicklung werden nicht mehr durch Wettbewerb positiv beeinflusst.
- Der erhebliche Beitrag der PKV zur Finanzierung des medizinischen Fortschritts wird dem Gesundheitssystem entzogen.
- Um das Versorgungsniveau halten zu können, werden Beitragssteigerungen unumgänglich sein.
- Die Einführung eines Einheitssystems führt zu hohen Arbeitsplatzverlusten.“
Gruß aus "Tief im Westen"

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clarion

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #9 am: 14.09.2021 22:03 »
Ich finde es bedauerlich, dass der dbb bei der Bürgerversicherung fundamentalen Widerstand leisten. Das System der GKVen ist leistungsfähig und im großen und ganzen werden die Versicherten gut versorgt,  in manchen medizinischen Bereichen, z.B. bei maßangefertigten Hilfsmittel sind GKV Versicherten sogar im Vorteil. Ich war 40 Jahre in einer GKV und wäre gerne geblieben,  wenn es nicht so unverhältnismäßig teuer gewesen wäre.

Mal abgesehen davon, dass ich wegen einer seit Geburt bestehenden Behinderung mehr Geld für schlechtere Leistung zahlen muss, wie eine nicht behinderte gleichaltrige Person  macht mich auch einfach wütend. Auch um dieses Gebaren abzustellen  bin ich für eine Bürgerversicherung für alle.

Spid

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #10 am: 14.09.2021 22:11 »
Bei der PKV zahlt man für den versicherungsnathematischen Schadenseintritt und bestimmt, welches Leistungsangebot man haben möchte. Was hat das Einkommen mit 96% der Leistungen GKV zu tun? Allein um dieses widerwärtige Umverteilungsgebaren abzustellen, bin ich nicht nur gegen eine sog. „Bürgerversicherung“, die den Menschen mal wieder zum willenlosen Objekt staatlichen Zwangs macht, sondern gegen Zwangsversicherungssysteme überhaupt.

WasDennNun

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #11 am: 15.09.2021 09:12 »
- Preis- und Leistungsentwicklung werden nicht mehr durch Wettbewerb positiv beeinflusst.
Wäre ja mal ein Anfang, wenn sich dei PKV einem Wettbewerb stellen würden.
Derzeit gibt es ja nur bei der Anwerbung ein WEttbewerb, ein Wechsel zwischen den PKVen ist ja aus dem Wettbewerb rausgenommen..
Zitat
- Der erhebliche Beitrag der PKV zur Finanzierung des medizinischen Fortschritts wird dem Gesundheitssystem entzogen.
Wüsste nicht, auf welcher weise die PKV etwas zur Finanzierung des medizinischen Fortschritts beitrgen.
Kennt da jemand für diese Behauptung belege?
Zitat
- Um das Versorgungsniveau halten zu können, werden Beitragssteigerungen unumgänglich sein.
Hüben wie drüben (egal ob PKV oder GKV also egal).
Zitat
- Die Einführung eines Einheitssystems führt zu hohen Arbeitsplatzverlusten.“
Warum denn das?

yamato

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #12 am: 15.09.2021 11:10 »
Auch bei den PKVs sind ja etliche menschen beschäftigt und nur für die paar Zusatzversicherungen werden die wohl nicht mehr gebraucht werden dann.

Eine echte Bürgerversicherung bräuchte ja auch keine verschiedenen GKVs mehr, macht ja keinen Sinn wenn alle das gleiche Angebot haben. Auch hierbei dürften Arbeitsplätze verloren gehen.

Spid

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #13 am: 15.09.2021 11:14 »
Was ist denn eine "echte Bürgerversicherung"? Und heißt die so, weil sie bürgerlich ist? Oder nur Bürgern offensteht?

was_guckst_du

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #14 am: 15.09.2021 11:17 »
...ich denke, yamato wollte damit ausdrücken, dass es dann nur eine KV für alle Bürger geben soll...
Gruß aus "Tief im Westen"

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