Autor Thema: Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl  (Read 15104 times)

yamato

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #15 am: 15.09.2021 11:19 »
Die Frage müsste man wohl den Linksparteien stellen, die sie wollen.
Aber nach meinem Verständnis von linker Politik müsste es eine Versicherung für alle sein, bei der alle die gleichen Leistungen bekommen aber unterschiedlich dafür bezahlen müssen.
Wobei wohl zumindest bei der Beitragsbemessungsgrenze noch unterschiedliche Vorstellungen unter den drei kommunistischen Parteien herrschen.
Ich vermute, das selbst bei RRG diese nicht in der Lage sein werden diesen Systemumschwung verfassungskonform umzusetzen

was_guckst_du

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #16 am: 15.09.2021 11:24 »
...Ideologien passen nie in eine demokratische Verfassung...dass vergessen Politiker in ihren "Eifer" schlicht oder wissen es oft noch nicht einmal... 8)
Gruß aus "Tief im Westen"

Meine Beiträge geben grundsätzlich meine persönliche Meinung zum Thema wieder und beinhalten keine Rechtsberatung. Meistens sind sie ernster Natur, manchmal aber auch nicht. Bei einer obskuren Einzelfallpersönlichkeit antworte ich auch aus therapeutischen Gründen

Spid

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #17 am: 15.09.2021 11:27 »
Ich sehe überhaupt keinen Bürgerbezug. Bürgerlich sind Zwangsversicherungssysteme sicherlich nicht - und die Versicherung wird ja wohl kaum ausschließlich für Bürger gedacht sein, man wird ja wohl auch Einwohner damit beglücken wollen.

was_guckst_du

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #18 am: 15.09.2021 11:36 »
und die Versicherung wird ja wohl kaum ausschließlich für Bürger gedacht sein, man wird ja wohl auch Einwohner damit beglücken wollen.
...du kannst doch von einem Politiker nicht verlangen, dass er die Unterschiede dieser Begrifflichkeiten kennt... ;D
Gruß aus "Tief im Westen"

Meine Beiträge geben grundsätzlich meine persönliche Meinung zum Thema wieder und beinhalten keine Rechtsberatung. Meistens sind sie ernster Natur, manchmal aber auch nicht. Bei einer obskuren Einzelfallpersönlichkeit antworte ich auch aus therapeutischen Gründen

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #19 am: 15.09.2021 11:43 »
Ich wäre eher für "jeder trägt seine Versicherungskosten nach versicherungsmathematischer Berechnung und entsprechenden höchstselbst geführten Verhandlungen selbst, der Beitrag mindert die Steuerschuld bei der Einkommenssteuer entsprechend".

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #20 am: 15.09.2021 11:50 »
Ich wäre eher für "jeder trägt seine Versicherungskosten nach versicherungsmathematischer Berechnung und entsprechenden höchstselbst geführten Verhandlungen selbst, der Beitrag mindert die Steuerschuld bei der Einkommenssteuer entsprechend".

Nun würde das dem Sozialstaatsprinzip widersprechen, weil die Zugänglichkeit zu einkommensunabhängigen Sozialversicherungen verwehrt bliebe.

Spid

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #21 am: 15.09.2021 11:54 »
Weder widerspräche der liberale Durchführungspfad des Sozialstaatsprinzips diesem noch wäre diesem ein Zugang zu einkommensunabhängigen Sozialversicherungen inhärent - schließlich sind die derzeitigen Zwangssysteme eben gerade einkommensabhängig ausgestaltet.

Ytsejam

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #22 am: 15.09.2021 11:55 »
Zitat
- Der erhebliche Beitrag der PKV zur Finanzierung des medizinischen Fortschritts wird dem Gesundheitssystem entzogen.
Wüsste nicht, auf welcher weise die PKV etwas zur Finanzierung des medizinischen Fortschritts beitrgen.
Kennt da jemand für diese Behauptung belege?

So berichten es mir zumindest auch meine Ärztekollegen. Innovative Behandlungsmehoden, aber auch Medikamente kommen oft zunächst den PKVlern zu Gute, einfach weil die Gesetzliche nicht zahlt und somit ohne PKV gar kein Markt dafür vorhanden wäre. Stellt sich dann ein positiver Effekt ein und die Produkte werden massentauglich, kommt dies auch den Gesetzlichen zu Gute.

Unabhängig davon gibt es sicherlich Verbesserungspotential, aber grundsätzlich ein System anzupassen, was weltweit führend (und fair) ist, ist geisteskrank. Never change a running system...

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #23 am: 15.09.2021 11:58 »


Weder widerspräche der liberale Durchführungspfad des Sozialstaatsprinzips diesem noch wäre diesem ein Zugang zu einkommensunabhängigen Sozialversicherungen inhärent - schließlich sind die derzeitigen Zwangssysteme eben gerade einkommensabhängig ausgestaltet.

Theoretisch richtig, nur ist der libertale Durchführungspfad eben nicht derjenige, der dem BVerfG und dem Gesetzgeber zur Ausgestaltung des Sozialstaatsprinzip vorschwebt.

Einkommensunabhängig meint wohl eher, dass die gleichen Leistungen grundsätzlich unabhängig von der Einkommenshöhe gewährt werden. Wie z.B. bei der Krankenversicherung hinsichtlich der Behandlungskosten.

Spid

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #24 am: 15.09.2021 12:05 »
Das BVerfG hat doch sogar explizit die Freiheit des Gesetzgebers betont, das Sozialstaatsprinzip näher auszugestalten. Die konservativen, liberalen und sozialistischen Durchführungspfade sind allesamt geeignet, das Sozialstaatsprinzip zu realisieren.

Während nahezu sämtliche privatrechtlichen Versicherungen die gleichen Leistungen unabhängig vom Einkommen gewähren, sind sie in den staatlichen Zwangsversicherungssystemen eben gerade einkommensabhängig.

mj23

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #25 am: 15.09.2021 12:26 »
Zitat
- Der erhebliche Beitrag der PKV zur Finanzierung des medizinischen Fortschritts wird dem Gesundheitssystem entzogen.
Wüsste nicht, auf welcher weise die PKV etwas zur Finanzierung des medizinischen Fortschritts beitrgen.
Kennt da jemand für diese Behauptung belege?

[...]Innovative Behandlungsmehoden, aber auch Medikamente kommen oft zunächst den PKVlern zu Gute, einfach weil die Gesetzliche nicht zahlt und somit ohne PKV gar kein Markt dafür vorhanden wäre. [...]

Allgemein frage ich mich bei den ganzen Ideen einer "Bürgerversicherung", wie mit dem einfachen Problem der fehlenden Finanzierung des Gesundheitssystems über die private KV umgegangen werden soll.

Wenn auf einmal jeder auf dem Niveau der GKV versichert wird, gelten für die bisher privat Versicherten auf einmal auch Fallpauschalen und Vergütungen auf GKV-Basis.
Die ganzen Ärzte, die zum Monatsende die GKV-Patienten über die Einnahmen der Privatversicherten querfinanziert haben, können auf einmal nicht mehr den 2,7/3,5-fachen Satz abrechnen.
Das ganze Gesundheitssystem erhält aus den privaten KV Milliarden.

Wie soll das System weiter funktionieren, wenn auf einmal diese Milliarden "herausgenommen werden". Klar kann man sagen, dass die bösen Konzerne sich ohnehin nur bereichern. Aber es betrifft ja auch die Krankenpfleger oder die Hausärzte auf dem Dorf.
Wie soll die bestehende Behandlungsdichte und Qualität aufrechterhalten werden, wenn auf einmal Milliarden an Umsatz fehlen?

was_guckst_du

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #26 am: 15.09.2021 13:09 »
Politik nach Ideologien auszugestalten heisst auch immer, auf einem Auge blind zu spielen und Umstände, die sich positiv auswirken aber nicht in die jeweilige Ideologie passen, einfach zu ignorieren. ::)
Gruß aus "Tief im Westen"

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WasDennNun

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #27 am: 15.09.2021 13:29 »
So berichten es mir zumindest auch meine Ärztekollegen. Innovative Behandlungsmehoden, aber auch Medikamente kommen oft zunächst den PKVlern zu Gute, einfach weil die Gesetzliche nicht zahlt und somit ohne PKV gar kein Markt dafür vorhanden wäre. Stellt sich dann ein positiver Effekt ein und die Produkte werden massentauglich, kommt dies auch den Gesetzlichen zu Gute.
Blödsinn, jeder GKVler kann in entsprechenden Studien ebenfalls mitmachen.
Und das PKVler die Versuchskanickel sind für den Nachweis, dass ein Medikament "Massentauglich " ist, ist ja auch Humbug.

PKVler sind halt für die Ärzte attraktiver weil es Cash auf Kralle gibt und man einfach mehr abgreifen kann, da der Kunde sich mehr anschwatzen lässt und unnötiges einfach mitbezahlt.
Die meisten PKVler reichen es einfach durch und sagen scheiss egal. Bei den GKVler, muss man mehr Aufwand betreiben(zb IGE Leistungen), um von denen zusätzliche Kohle reinzubekommen.

BTW: Wie sorgen die PKVen denn für eine flächendeckende Versorgung?
Überhaupt nicht!
Allerdings versagen da die KÄVen ebenfalls grandios.

Zitat
Unabhängig davon gibt es sicherlich Verbesserungspotential, aber grundsätzlich ein System anzupassen, was weltweit führend (und fair) ist, ist geisteskrank. Never change a running system...
Nun, es wird seit Jahren in Salamitaktik den PKVen das lukrative Geschäft abgegegraben.
Früher konnte sie ja im letzten Lebensviertel die unangenehmen teuren Kunden loswerden, jetzt ist das nicht mehr so leicht.

Spid

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #28 am: 15.09.2021 13:34 »
Es geht nicht um Studien, sondern um Leistungen. Wer den richtigen Vertrag abgeschlossen hat, bekommt eine entsprechende Leistung eben - und der gesetzlich Versicherte erst dann, wenn sie in die Leistungskataloge der Kassen aufgenommen worden ist. Die privat Versicherten sorgen dafür, daß sich der Arztberuf überhaupt lohnt - oder wie sollte der niedergelassene Arzt es sich leisten, die letzten 10 Tage im Monat aufzumachen, wenn er die Deckelung für die Kassenpatienten bereits erreicht hat? Da stellte sich schnell das DDR-Phänomen "Wegen Krankheit geschlossen" ein.

WasDennNun

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Antw:Bürgerversicherung nach der Bundestagswahl
« Antwort #29 am: 15.09.2021 13:37 »
Die ganzen Ärzte, die zum Monatsende die GKV-Patienten über die Einnahmen der Privatversicherten querfinanziert haben, können auf einmal nicht mehr den 2,7/3,5-fachen Satz abrechnen.
Das ganze Gesundheitssystem erhält aus den privaten KV Milliarden.
Blödsinn, reine PKV Propaganda.
Die Millarden kommen aus dem Steuersäckel (in dem wir PKVler auch einzahlen)
Die PKVen sind natürlich für die Ärzte nice, weil besser abzockbar mit unnötigen Zusatz gedöns und Cash auf Kralle.
Deswegen kann man es verstehen, dass sie dies weiter haben wollen.
Und die Erhöhten Sätze die man dort veranschlagt, sind ja auch eine Kompensation für Zahlungen die GKVen unabhängig von der Behandlung in das Gesundheitssystem pumpen.

Es ist ein Irrglaube, das der Arzt soviel mehr durch die PKV pro Untersuchung verdient, wenn man alle Kosten und Einnahmen umlegt.
PKV: Pay per Untersuchung -> kein Kunde kein Geld
GKV: Prepaid: Geld schon da, vor der Untersuchung und auch ohne Untersuchung, nur für das "Da sein", wird nur noch umverteilt. kein Kunde-> trotzdem Geld