Autor Thema: [Allg] Einladung Verwaltungswirt - Erfahrungen bei strukturiertem Interview  (Read 3294 times)

UnwissendBY

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hi,
ich habe im Rahmen des Beamtentestes eine Einladung einer Kommune erhalten. Es geht um die Ausbildung zum Verwaltungswirt. In dieser heißt es, dass auf mich ein strukturiertes Interview handelt, welches eine Dauer von einer Stunde haben wird.
Im Internet steht ja einiges dazu, jedoch möchte ich gerne wissen, wie es im Falle einer Behörde aussieht.

1. Was wollen die alles an Fragen wissen? (in Bezug auf eine Behörde)
2. Soll ich bei den Fragen kurz und prägnant antworten oder eher sehr detailliert vorgehen?
3. Gibt es Dinge bzw. bestimmte Antworten auf Fragen, die eine Behörde gerne hört?
...
..
.


Mir ist es vor allem wichtig, dass er der Bezug zur Kommune bzw. zum öffentlichen Dienst vorliegt, deswegen wäre es optimal, wenn ihr (eigene) Erfahrungsberichte darlegen könntet. Allgemeines dazu steht ja im Internet.

mfg
« Last Edit: 19.09.2021 00:41 von Admin2 »

Garfield73

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Ich kann Dir nur sagen, wie es in Bayern bei der Finanzverwaltung aussieht.

Dort wird in der 3. QE ein strukturiertes Auswahlgespräch und in der 2. QE eine etwas abgespecktere Variante, genannt systematisiertes Auswahlgespräch, durchgeführt.

Bei beiden Varianten geht es nicht um die fachliche Qualifikation, die wurde bereits durch bestandenen "Beamtentest" nachgewiesen.

Es geht hier rein um die charakterliche Eignung.

Normalerweise soll sich der Delinquent, äh, der Bewerber kurz vorstellen.
Dann gibt's ein paar Fragen zum Lebenslauf.
Darauf folgt meist ein fiktives Beispiel, bei dem man auf bestimmte Fragen sagen soll, wie man reagieren würde.

Es gibt dabei keine richtigen oder falschen Antworten. Sei ganz Du selbst, dann klappt das schon.

Solange bei mir keiner mir Springerstiefeln rein marschiert und zur Begrüßung den rechten Arm in die Luft reißt, lasse ich z.B. im Normalfall keinen "durchfallen".
Ausnahmen bestätigen zwar die Regel, sind aber eher selten, z. B. bei Bewerbern, die in der kurzen Zeit bereits erkennbare Defizite im zwischenmenschlichen Verhalten zeigen, um es mal nett auszudrücken.

Fragmon

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Ergänzend dazu mache dir vorher Gedanken um deine berufliche Motivation. Auch diese wird bei vielen mit bewertet. Was bringt einem der bestgeeignetste Kandidat, wenn er nach zwei Jahren wieder weg ist. Du solltest auf die Frage, warum haben Sie sich beworben / was macht für Sie die Tätigkeit im öffentlichen Dienst, im Vergleich zur freien Wirtschaft aus, eine nachvollziehbare und natürlich der Wahrheit entsprechende Aussage geben können.

yamato

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Solange bei mir keiner mir Springerstiefeln rein marschiert und zur Begrüßung den rechten Arm in die Luft reißt, lasse ich z.B. im Normalfall keinen "durchfallen".
Ausnahmen bestätigen zwar die Regel, sind aber eher selten, z. B. bei Bewerbern, die in der kurzen Zeit bereits erkennbare Defizite im zwischenmenschlichen Verhalten zeigen, um es mal nett auszudrücken.
Ich hoffe Du bist dann bei allen politischen und religiösen Extremisten so konsequent.

Der Obelix

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Bei uns kann ich aus folgender Verfahrensweise berichten:

- Bewerber / Bewerberin sollte sich über den Arbeitgeber / Dienstherren / Aufgaben / Zuständigkeiten / Organisation sehr gut informiert haben. Gerade in der heutigen Zeit ist das doch sehr einfach, mal auf den Internetseiten zu schauen und sich das gut einzuprägen (man kann auch sagen lernen)

- ebenso wichtig: Vernünftiges Auftreten, Freundlichkeit, präzise Antworten und Blickkontakt.

Bewerber , die ausführlichst den Lebenslauf mit 10 Minuten Monolog über die Kindergartenzeit und Grundschule beginnen, und dann noch 10 min über das Hobby Motocross fahren berichten, haben nicht ganz so gute Chancen......Also auch hier, zielgerichtete und präzise Antworten mit der richtigen Schwerpunktsetzung.

UnwissendBY

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Darauf folgt meist ein fiktives Beispiel, bei dem man auf bestimmte Fragen sagen soll, wie man reagieren würde.

ok, und was war dieses fiktive Beispiel?
(Mir geht es einfach darum, ob ich rein aus dem Stehgreif, etwas zu diesem fiktivem Beispiel hätte sagen können. Das jedes Jahr immer mal ein neues Beispiel vorkommt, ist nachvollziehbar.)

-----------
Eine grundsätzliche Frage dazu habe ich noch:
Im Rahmen des Interviews wird ja auch eine Selbstpräsentation verlangt. Beginne ich hier mit der Geburt mit Wohnort usw. oder erst miti der Einschulung?





Bei uns kann ich aus folgender Verfahrensweise berichten:
Bei uns? In welcher Richtung bist du?


Bei uns kann ich aus folgender Verfahrensweise berichten:
Handelte es sich bei dir auch um eine Dauer von etwa einer Stunde?
Falls nein, wie lang dann?

Bewerber , die ausführlichst den Lebenslauf mit 10 Minuten Monolog über die Kindergartenzeit und Grundschule beginnen, und dann noch 10 min über das Hobby Motocross fahren berichten, haben nicht ganz so gute Chancen......Also auch hier, zielgerichtete und präzise Antworten mit der richtigen Schwerpunktsetzung.
Das ist verständlich.
- Aber wie hast es durch bei der Schwerpunktlegung gemacht?
- In dem strukturierten Interview geht es doch überwiegend um die Begründung warum ich mich für den öD entschieden habe, oder?

Garfield73

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ok, und was war dieses fiktive Beispiel?

Da gibt es Dutzende aus denen sich der Prüfer einen aussuchen kann.

Es könnte z.B. lauten: Sie beginnen nach Ihrer Ausbildung Ihre Tätigkeit im neuen Amt. Ihre deutlich ältere Kollegin hört den ganzen Tag laut Radio. Sie fühlen sich dadurch gestört.
Wie reagieren Sie?
Und dann gibt es halt noch Folge- und Rückfragen.

Nur so als Tipp: Antworten wie "ich reiße das Kabel aus der Wand und werfe das Radio aus dem Fenster" führen in der Regel nicht zu einer Einstellung ;D

UnwissendBY

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Völlig klar :D
Arbeiten Sie in einem FA oder sind das alles Erfahrungen anderer?

mfg

Garfield73

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Ich bin der, der im FA die dummen Fragen stellt.

Keine Angst vor diesem Gespräch. Früher war das einfach eine zwanglose Unterhaltung, inzwischen wird das halt in einer "systematisierten" Form geführt.
Hintergrund ist, dass eine etwaige Ablehnung auch vor Gericht Stand halten muss.

Ich mache das jetzt schon seit der Einführung dieser Gespräche mit und habe tatsächlich erst zweimal einen Bewerber abgelehnt. Da war aber schon nach drei Minuten klar, dass die jeweils, nennen wir es einmal sozial inkompatibel waren.

Der Obelix

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Bei uns kann ich aus folgender Verfahrensweise berichten:
Bei uns? In welcher Richtung bist du?

Allgemeine Innere Verwaltung in einer großen Behörde.


Bei uns kann ich aus folgender Verfahrensweise berichten:
Handelte es sich bei dir auch um eine Dauer von etwa einer Stunde?
Falls nein, wie lang dann?

Bedingt durch die zahlreichen Bewerbungen lassen sich maximal 30min bewerkstelligen.

Bewerber , die ausführlichst den Lebenslauf mit 10 Minuten Monolog über die Kindergartenzeit und Grundschule beginnen, und dann noch 10 min über das Hobby Motocross fahren berichten, haben nicht ganz so gute Chancen......Also auch hier, zielgerichtete und präzise Antworten mit der richtigen Schwerpunktsetzung.
Das ist verständlich.
- Aber wie hast es durch bei der Schwerpunktlegung gemacht?
- In dem strukturierten Interview geht es doch überwiegend um die Begründung warum ich mich für den öD entschieden habe, oder?
[/quote]

Ja, das ist richtig. Ebenfalls solltest du bei der Schwerpunktlegung dann auch auf den jeweiligen Zweig die passende Antwort haben. Wenn du zum Beispiel sagst "Finanzen haben mich schon immer interessiert", dann bringt dir ja die Bewerbung für den allg. gehobenen Verwaltungsdienst nichts. Ebenso wird in der Umweltverwaltung ja erwartet, dass man dort eine entsprechende Schwerpunktsetzung schlüssig und vor allem authentisch begründen kann.

UnwissendBY

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Ja, das ist richtig. Ebenfalls solltest du bei der Schwerpunktlegung dann auch auf den jeweiligen Zweig die passende Antwort haben. Wenn du zum Beispiel sagst "Finanzen haben mich schon immer interessiert", dann bringt dir ja die Bewerbung für den allg. gehobenen Verwaltungsdienst nichts. Ebenso wird in der Umweltverwaltung ja erwartet, dass man dort eine entsprechende Schwerpunktsetzung schlüssig und vor allem authentisch begründen kann.

Völlig nachvollziehbar!




Mal grundsätzliche Fragen:
1. Kann man irgendwo einsehen, wann die einzelnen Richtungen ihre Leute spätestens haben müssen? Ich stelle mir das so vor, dass es eine Liste mit allen Platzziffern gibt und dann nehmen sich die einzelnen Behörde ihre Leute heraus; beginnend mit den staatlichen Behörden, danach die nichtstaatlichen Behörden.
Gibt es in diesem Zusammenhang irgendwann sowas wie eine Deadline, wann die Behörde sich für '22 festgelegt haben?


2. Gibt es eigentlich auch die Möglichkeit nachzurücken? Zum Beispiel, eine Person, die die Zusage erhalten hat, entscheidet sich nun zu studieren, da diese einen Studienplatz bekommen hat?


3. Wenn es zusätzliche diese Interviews gibt, dann besteht doch auch die Möglichkeit, dass eine Behörde jemanden nimmt, der eine etwas schlechtere Platzziffer hat, aber charakterlich besser passt, oder? Ist sowas realistisch?

4. Bei einem Bekannten, der vor drei Jahren auch auf Verwaltungswirt (innere Verwaltung) gemacht hat, musst in Bezug auf die Berufsschule während der Ausbildung zur BVS. Diese verlangte für Lehrjahr 1, Lehrjahr 2 sowie Prüfungsgebühren knapp 8000€. Dies ist auch bei entsprechender Homepage ersichtlich.
Wie ist es aber bei den anderen Richtungen? (Finanzamt, Verwaltungswirt/Sozialverwaltung etc.) Hierzu hab ich zumindest nichts gefunden...


mfg